Notizbuch C8Theodor Fontane118534262SchreiberFriedrich Fontane116647701Gabriele Radecke123987385Editorische AssistenzJudith MichaelisRahel RamiTranskriptionGabriele Radecke123987385CodierungGabriele Radecke123987385Judith MichaelisRahel RamiKommentierungGabriele Radecke123987385MetadatenMartin de la Iglesia1017477760IT, Visualisierung und PortalentwicklungMathias Göbel
Druckgeschichte einzelner Notizbuchaufzeichnungen
E:
Fontane#x2013;Romfahrer: Blatt 52v-56v.
E: NFA, Bd. 23/2, S. 5-127, hier S. 7-38.
D: HFA III, Bd. 3/2, S. 945-1094, hier S. 947-982.
D (TD): GBA–Tagebücher, Bd. 3, S. 297-397, hier S. 299-336. (Nur Blatt 1r-
56v.)
Notizbuch-Gesamtpublikationen
Fontane-Notizbuch-Portal
Theodor Fontane: Notizbücher. Digitale genetisch-kritische und kommentierte Edition. Hrsg. von Gabriele Radecke. https://fontane-nb.dariah.eu/index.html. 2015-2017, abgerufen am: [Datum des Abrufs]Alle im Rahmen des Projektes erarbeiteten Inhalte der Edition sind unter der Lizenz „CC-BY-ND-NC-4.0 international“ zugänglich. Die Digitalisate der Notizbücher Theodor Fontanes stehen unter der Lizenz „CC0-1.0“ zur Verfügung.
Digitale Edition im TextGrid-Repositorium als Langzeitarchivierung
Theodor Fontane: Notizbücher. Digitale genetisch-kritische und kommentierte Edition. Hrsg. von Gabriele Radecke. https://textgridrep.de/browse.html?id=textgrid:129mw.0, abgerufen am: [Datum des Abrufs]
Publikationen im Verlag Walter de Gruyter
Print-Edition
Theodor Fontane: Notizbücher. Historisch-kritische und kommentierte Edition. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin [in Vorbereitung]
E-Book-Edition
Theodor Fontane: Notizbücher. Historisch-kritische und kommentierte Edition. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin [in Vorbereitung]textgrid:16bsnNotizbücher. Digitale genetisch-kritische und kommentierte Hybrid-EditionAutorTheodor Fontane118534262HerausgeberinDr. Gabriele Radecke123987385Gesamtleitung, Idee und Konzeption sowie editions- und literaturwissenschaftliche LeitungDr. Gabriele Radecke123987385Informationswissenschaftliche und -technologische Leitung sowie Koordination in der SUBDr. Mirjam Blümm (seit April 2015)1042174490Prof. Dr. Heike Neuroth (Juni 2011–März 2015)118022547Editorische AssistenzJudith Michaelis (Juni 2011–Dezember 2015; Codierung)Rahel Rami (Juni 2012–Juni 2017; Codierung und Register)Hartmut Hombrecher (August 2015–Juni 2017; Codierung)Adrian Bruhns (Februar 2016–Januar 2018; Codierung und Register)Juljana Battenberg (Juli 2016–September 2019; Register)Lisa Kunze (Februar 2018–September 2019; Register)Simon Sendler (Oktober 2018–September 2019; Codierung und IT)Jan Stieglitz (2018; Register)Anne Karzel (2019; Codierung)MetadatenMartin de la Iglesia1017477760Dr. Susanne Al-Eryani105346181XIT, Visualisierung und PortalentwicklungMathias GöbelMichelle Weidling (Edierter Text und Buchausgabe)Ubbo Veentjer (Suche)GNDStephan HeupstBeratungChristoph KudellaBeratung (Metadaten)Alexander JahnkeUwe Sikora1155094360Christiane Fritze1018377743Beratung (TextGrid)Stefan FunkFelix Lohmeier1059568683Beratung (Visualisierung)Sibylle Söring174452152Thorsten VittInstitutionenTheodor Fontane-Arbeitsstelle, Georg-August-Universität Göttingen, Seminar für Deutsche Philologie (Leitung: Dr. Gabriele Radecke)1072779560Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen2020450-4DE-7Abteilung Forschung & Entwicklung (Leitung: Dr. Jan Brase)1024250601Gruppe Metadaten und Datenkonversion (Leitung: Alexander Jahnke)Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities (DARIAH-DE)TextGrid – Virtuelle Forschungsumgebung für die Geisteswissenschaften (TextGrid)Deutsche Forschungsgemeinschaft2007744-0Assoziierte PartnerinStaatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung2118116-0DE-1Eigentümerin der HandschriftenStaatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung2118116-0DE-1VerlagWalter de Gruyter10095502-2Herstellung der Scans: LeitungDr. Gabriele Radecke123987385Dr. Jutta Weber110479378Herstellung der ScansFirma MIK-Center Berlin-BlankenburgHerstellung der Scans: FinanzierungDeutsche Forschungsgemeinschaft2007744-0Walter de Gruyter-Verlag10095502-2Projektförderung (2011–2017)Deutsche Forschungsgemeinschaft2007744-0NE 1434/1-2 610728RA 2100/1-2 610729BerlinStaatsbibliothek zu Berlin, Preußischer KulturbesitzHandschriftenabteilungNachl._Theodor_Fontane,Notizbücher_C08DE-611-HS-17793971874. Ueber Leipzig, Eger und Regensburg nach München. Von München über Innsbruck nach Verona. Verona. Venedig. Florenz. Von Florenz nach Rom.Fontanes unvollständige Inhaltsübersicht, die er teils auf Notizbuchhersteller-Etiketten, teils auf an- bzw. aufgeklebten Blättern der vorderen äußeren Einbanddecken oder auf vorderen äußeren Einbanddecken notierte. Die Inhaltsübersicht zu Notizbuch C08 schrieb Fontane auf einem aufgeklebten Blatt der vorderen äußeren Einbanddecke.1874. Ueber Leipzig, Eger und Regensburg nach München. Von München über Innsbruck nach Verona. Verona. Venedig. Florenz. Von Florenz nach Rom.Friedrich Fontanes unvollständige Inhaltsübersicht, die er auf den Rückseiten von an- bzw. aufgeklebten Kalenderblättern der vorderen inneren Einbanddecken oder in Ausnahmefällen auf Notizbuchhersteller-Etiketten oder aufgeklebten Blättern der vorderen äußeren Einbanddecken festhielt. Die Inhaltsübersichten entstanden zwischen dem 2. März 1923 (vgl. Notizbuch E01; eigenhändige Datierung) und dem 9. Dezember 1927 (vgl. Notizbuch A15; Datum auf dem Kalenderblatt). Nur in wenigen Fällen hat Friedrich Fontane die Übersichten datiert.Die in den „Fontane Blättern“ 1976 veröffentlichte Inhaltsübersicht, die lediglich Theodor und Friedrich Fontanes Inhaltsübersichten zusammenführt. Mit vielen Entzifferungsfehlern; vgl. Fontane Blätter 1976, S. 64–66.1874. Über Leipzig, Eger und Regensburg nach München. Von München über Hunsrück nach Verona. Verona, Venedig, Florenz u. Rom.Gabriele Radeckes autopsiertes Inhaltsverzeichnis, das im Rahmen der Notizbuch-Edition von 2017 ermittelt wurde.[Briefempfängerliste] (vor Mitte November 1874), Blatt 76v[Italien, Exzerpt aus Reiseführern: Reiseplanungen zu Rom, Neapel, Pompeji, Verona, Venedig] (XXX), Blatt 74v, 75r, 75v und 76r[Italien – Florenz, Palazzo Pitti, Reiseaufzeichnungen] (XXX), Blatt 66v, 66r, 65v, 65r, 64v, 64r, 63v und 63r[Italien – Florenz, Stadtplan und Straßenliste] (XXX), Blatt 67r und 67v[Tagebuchaufzeichnungen: Leipzig, Eger, Regensburg, München, Verona Florenz bis nach Rom] (30.09.–15.10.1874), Blatt 1r, 1v, 2r, 2v, 3r, 3v, 4r, 4v, 6r, 6v, 7r, 7v, 8r, 8v, 9r, 9v, 10r, 10v, 11r, 11v, 12r, 12v, 13r, 13v, 14r, 14v, 15r, 15v, 16r, 16v, 17r, 17v, 18r, 18v, 19r, 19v, 20r, 20v, 21r, 21v, 22r, 22v, 23r, 23v, 24r, 24v, 25r, 25v, 26r, 26v, 27r, 27v, 28r, 28v, 29r, 29v, 30r, 30v, 31r, 31v, 32r, 32v, 33r, 33v, 34r, 34v, 35r, 35v, 36r, 36v, 37r, 37v, 38r, 38v, 39r, 39v, 40r, 40v, 41r, 41v, 42r, 42v, 43r, 43v, 44v, 45r, 45v, 46r, 46v, 47r, 47v, 48r, 48v, 49r, 49v, 50r, 50v, 51r, 51v, 52r, 52v, 53r, 53v, 54r, 54v, 55r, 55v, 56r und 56v[To-do-Liste: Reise] (XXX), Blatt 74r[Vokabelliste: Italienische Redewendungen] (Oktober 1874), Blatt 5rZeitungsausschnitt: Paris, 9. Oct. (nach dem 9.10.1874), Blatt 76var[Nicht ermittelt:] (XXX), Blatt 62vBlattfragmente: Keine Reste von herausgerissenen BlätternBlattfragmente: 2; Reste von herausgeschnittenen Blättern, beschriftet. Blatt 68r-69vBlattfragmente: Keine Reste von herausgerissenen und -geschnittenen BlätternVakat-Seiten: 12. Blatt 5v und 57r-62rZeitungsausschnitt: 1; angeklebt (unfoliiert). Blatt 76var und 76vavDie erste Blattzählung erfolgte durch Friedrich Fontane in den 1920er Jahren mit schwarzer Tinte (vgl. Blatt 1r): „Dieses Buch hat 74 Blatt.“ Die erste Foliierung der Einzelblätter in arabischen Ziffern hat Archivar 1 vermutlich in den 1960er Jahren mit Bleistift auf den Blattvorderseiten (recto-Seiten) vorgenommen. Die zweite Foliierung der Einzelblätter wurde im Rahmen der Notizbuch-Edition von Archivar 2 im November 2011 mit Bleistift auf den Blattvorderseiten (recto-Seiten) in arabischen Ziffern durchgeführt. Dabei wurde die alte Zählung mit eckigen Klammern markiert. Der auf Blatt 1r geschriebenen Auktionsnummer von 1933, „509-8“, ging keine Foliierung voraus.BlancoBesonderheiten: KeineBesonderheiten: Neuklebung der Einbanddecke. Die brüchige Einbanddecke wurde mit einem weißen Klebestreifen auf der vorderen und hinteren inneren Einbanddecke, mit zwei braunen Klebestreifen auf der äußeren Einbanddecke repariert. Auf dem braunen Klebestreifen am Buchrücken wurde ein weißes Signaturenklebchen mit neuer Signaturenbeschriftung (C8; fremde Hand 4) befestigt.Druckschriften: Unspezifizierte Druckschrift. 1 Firmenklebchen: vordere Einbanddecke innen und 1 Zeitungsausschnitt: Blatt 76var und 76vavSkizzen: 10. Blatt 9v, 10v, 15r, 16r, 20r, 24v, 28r, 55r, 67v und 70rStempel: 6. 1. Friedrich Fontane: Blatt 1r; 2. Staatsbibliothek zu Berlin: Blatt 1r, Blatt 1v, Blatt 56v, Blatt 62r, Blatt 76r,Braun-schwarz melierter Pappeinband ohne Vorsatzblätter vorne und hinten; Fadenheftung; Einbanddecke ohne Stifthalterung, ohne Papieretikett, mit aufgeklebtem Blatt; kein Lesebändchen, keine Notizbuchtaschen. Vordere äußere Einbanddecke: vakat. Mit braunem Klebeband geklebt. Vermutlich von Fontane aufgeklebtes Blatt von Fontane mit schwarzer Tinte, breiter Feder beschriftet: „1874. Ueber Leipzig, Eger und Regensburg nach München. Von München über Innsbruck nach Verona. Verona. Venedig. Florenz. Von Florenz nach Rom.“ Signaturenklebchen neu (vakat). Vordere innere Einbanddecke: vakat. Mit weißem Klebeband angeklebt. Von fremder Hand 2 mit Bleistift beschriftet: „509-6“. Firmen-Klebchenfragment (Fr. Wolffhardt). Von Fontane angefertigte und angeklebte blaue Tasche (leer; darauf Foliierung durch Archivar 2: „I“). Hintere innere Einbanddecke: vakat. Mit weißem Klebeband geklebt. Von Fontane angefertigte und angeklebte blaue Tasche (leer; darauf Foliierung durch Archivar 2: „II“). Hintere äußere Einbanddecke: vakat. Mit braunem Klebeband geklebt. Signaturenklebchen neu (vakat). Buchrücken: Signaturenklebchen neu (von fremder Hand 4 mit schwarzer Tinte, dünner Feder beschriftet: „C8“).Alle Abkürzungen in den Notizbüchern sind im Verzeichnis der Abkürzungen dokumentiert.Alle editorischen Abkürzungen sind im Verzeichnis editorischer Abkürzungen dokumentiert.Alle editorischen Zeichen sind im Verzeichnis editorischer Zeichen dokumentiert.Arabische ZiffernFrakturAntiquaSchreibschriftenKapitälchenhorizontaler (Bruch-)Strichm mit Geminationsstrichn mit GeminationsstrichZeichen für Reichstalervertikaler doppelter TrennstrichEreignisregisterLiteratur- und SiglenverzeichnisRegister der Körperschaften und InstitutionenRegister der Orte, Sehenswürdigkeiten und BauwerkePersonenregisterRegister der musikalischen Werke, literarischen und anderen Texte, der Werke von Bildenden Künstlern und Werke Fontanes sowie der Periodika18741874DeutschFranzösischItalienischLateinTheodor FontaneFriedrich FontaneArchivar 1: Unbekannter Archivar, in den 1960er JahrenArchivar 2: Gabriele Radecke, im November 2011Fremde Hand 2: Auktionsnummer, 1933Fremde Hand 4: Bibliothekssignatur auf den Signaturen-Klebchen (neu) der Einbanddecken/des BuchrückensFriedrich Fontane (FONTANE.), von Friedrich Fontanes HandStaatsbibliothek zu Berlin, von unbekannter HandZeitgenössischer DruckTinte (Schwarz)Tinte (Blau)Tinte (Sepia)BleistiftFeder mit mittlerer BreiteFeder mit breiter BreiteFeder mit feiner BreiteReinschriftliche Notizbuchaufzeichnungen mit sehr gleichmäßigen Schriftzügen, Unterstreichungen, Gliederungen und Einrückungen. Die meisten Reinschriften sind Abschriften früherer Aufzeichnungen oder belegen, dass konzeptionelle Überlegungen vorausgegangen waren.Sehr schwer zu entziffernde, mit Bleistift geschriebene Notizbuchaufzeichungen mit einem äußerst unruhigen Duktus und verzerrten Buchstaben. Sie sind darauf zurückzuführen, dass die Notizbuchaufzeichnungen ohne eine feste Schreibunterlage zumeist unterwegs entstanden sind.Notizbuchaufzeichnungen mit regelmäßigem und nur vereinzelt vorkommendem unregelmäßigen DuktusVersion 0.1 vom 5.07.2019 Notizbuch C8: Digitalisate, Transkription, TEI/XML-Ansicht (Ausschnitt und Gesamtansicht), Inhaltsverzeichnis, Überblickskommentar, Stellenkommentar, Register.1874.Ueber Leipzig, Eger undRegensburg nach München.Von Münchenüber Innsbrucknach Verona.Verona. Venedig. Florenz.Von Florenz nach Rom.lfflerhanr-SI509-8Dieses Buch hat 74 Blatt. 1Mittwoch
d.
dender30. Sept.Abreiſe 8 1/2 früh vomAnhaltiner-Bahnhof. Ankunftgegen 12 in Leipzig.Meſſe. Flanirt durch dieStadt und um die Stadt.Die alten Plätze beſucht.Dieſe die alten geblie-ben; ſonſt alles ſehrverändert; ein ungeheu-rer Aufſchwung überallſichtbar. – Gegeſſen imReſtaurant Stephan.Nach Gohlis; im Schiller-ſchlößchen Kaffe getrunken.Durch das RoſenthalUva or OvaSi vorpiaceFONTANE.STAATSBIBLIOTHEK •BERLIN•bei Kinschi und Bono-rand vorbei, in dieStadt. Nach Schoenfeldzu Lazarus hinaus-gefahren. Vier ſehr an-genehme Stunden daſelbſtzugebracht. OberſtlieutenantReese zugegen. Um11 auf den bairiſchen Bahn-hof zur Abreiſe.Donnerstag
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dender1. OktoberIn der Nacht auf Egerzu. Gegen 7 in Eger.In der Ferne, im erſtenSonnenlicht, Schloß Eger(ſo weit ich es nach einerPhotographie controllirenkann) deutlich geſehn.STAATSBIBLIOTHEK •BERLIN•il train ove lo train2Von Eger bis Regens-burg. Die Landſchaft triſt;nur dann und wann, einfeines Landſchaftsbild, aberimmer klein, lokal be-grenzt. Erſt der Blickvon der Eiſenbahnbrücke,die kurz vor Regensburgüber die Donau führt,iſt ſchön und groß. Nachrechts hin die Stadt mitdem prächtigen Dom,nach links ſchönge-formte Ufer und ineiniger Entfernung, ſehrgut erkennbar, diehoch auf einem vor-ſpringenden Berge gelegeneWalhalla. MächtigeTreppengänge führenhinauf. – Bald nach 4Uhr Nachmittags in Mün-chen. Quartir genommenim Hôtel Marienbad.Gut. Verſuch Paul Heyſezu finden. Erſt geſcheitert.Dann bei v. Schack eserfahren.
P. H.
Paul Heyse wohnt inder Louiſenſtraße 49 inunmmittelbarer Nähe derPropyläen. AnderthalbStunden angenehm mitihm geplaudert. Müdenach den Strapatzen vonLeipzig und Nachtfahrt zuBett.3Freitag
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dender2. Oktober.München zu Fuß und zuWagen durchſtreift. Baſi-lika, Ludwigskirche, Treppen-haus der Bibliothek, alteund neue Reſidenz, Arkaden,Ruhmeshalle, Wachtparade,Poſt, Bahnhof (Billets fürRom) Frauenkirche, in ihrdas wunderſchöne Grab-denkmal, über dasWeiteres nachzuleſen iſt.Bei Dell’Armi, dichtan der Frauenkirche, gutund preiswürdig gegeſſen.Auf den Marienplatz.Dieſer Platz wirklichhöchſt intreſſant, ſowohldurch ſeine ganze Anlage,wie durch ſeine Einzeln-heiten: Der benachbarte(mitwirkende) gothiſche Thor-thurm mit den charakteriſtiſchenBildern und Inſchriften, neuesgothiſches Rathhaus, Rath-hausbrunnen (modern; rei⸗zend), die Marienſäuleſelbſt etc. Sonderbariſt es, daß ſich – unmittelbaraußerhalb – des Thoresin einem ehemaligenHeiligen Geiſt-Hospital,das noch Fresken ausder Zeit her an der Wandträgt, jetzt die Fleiſchhalleiſt. Man ſieht alſo über4den Ladenthüren krankeGreiſe, die in wenigdelikatem Zuſtande heran-geſchleppt werden und darunterFleiſchmaſſen von Rindund Kalb, die dochwo möglich mit Appetitverzehrt werden ſollen.Die Stadt iſt reich anRenaiſſancebauten allerArten; über ein beinah kirchlich ausſehendes Gebäude,das neben dem ehemaligengroßen Kloſtergebäude(jetzt Magazin) ſteht,bin ich in Zweifel geblieben.Es hat eine lateiniſche Inſchrift,nach der ein Herzog Wilhelmvon Rheinpfalz und Baiern, dieſenBau gegründet hat (fun⸗davit.) – Um 4 beiPaul Heyse zum Kaffeen famille; das Geplaudervom Tage vorher fortgeſetzt.Um 6 fort. Noch ’malv. Schacks Haus gemuſtert;dann ins Hôtel; gepackt,geſchrieben. Um 10 UhrAbend Abfahrt nach Inns⸗bruck.Sonnabend
d.
dender3. OktoberDer Zug ging nicht Abendsam 2. Oktober. So dennAbfahrt am 3. um 9 Uhr10 Minuten. Anfänglichhöchſtens Gegend à laLuckenwalde; erſt beiVon Münchennach Verona.51. Che ora parte iltrain per Venezia?2. Che ora arrivail train nellaVenezia?3. (Fiacre) Quantocosta un ora?4. La ferróvia.5. Un Billeto, dueBilleti per Venezia.Quanto costa?6Rosenheim wird es ſchöner, –plötzlich hat man die bairi-ſchen Alpen vor ſich und imnächſten Moment iſt mandrin und fährt, Bergelinks und rechts, das Inn-thal hinauf. Die Berg-parthien bleiben anGrandioſität hinter denSchweizer-Bergen weitzurück, doch tretenſie, der Zahl nach, maſſen⸗hafter an einen heran.Das Einzelne wirkt nichtbewältigend, aber dasGanze macht einen be-deutenden Eindruck. Kuff-stein, Grenzfeſtung, liegtähnlich impoſant wieBellegarde, das denJurapaß zwiſchen Schweizund Frankreich ſchließt. NachKuffstein kommen die StädteSchwaz und Hall, hübſchgelegen; dann Inns-bruck, das einen emi-nent langweiligen Eindruckmacht. Einen deſto beßrenmachte ſeine die Bouillonmit Leberknödel ſeinesBahnhofs. Hinter Inns-bruck beginnen dieTunnel und die Bahnklettert, über den Iſel-berg hinweg, bis zumBrenner⸗Paß hinauf. Hier7ſcheidetn ſich Deutſchland undItalien, wenigſtens geogra-phiſch wenn auch nicht poli-tiſch; Südtirol beginnt.Man kommt nach Sterzing,dem Geburtsort Speckbachers(auch Paſſeier [Hofer] inder Nähe) und fährt nunim Etſch-Thal hinab, wieman vorher das Inn⸗Thal hinauffuhr. Erſt Brixen,weiß mit Schindel oderSchieferdächern, dann Franzens-feſte, wo eine Bahn nachTrieſt abzweigt, dannBotzen. Franzensfeſte iſtein ziemlich bedeutenderBau, modern, Gaſometer⸗?Am linken Blattrand von „Thal“ bis „ist“ über sechs Zeilen hinweg ein Fragezeichen als metatextuelle Anmerkung Fontanes. Offensichtlich war Fontane bei der Niederschrift etwas unsicher wegen der Reihenfolge der Reiseorte, die der Zug passierte. Korrekt ist, dass der Zug zunächst in Franzensfeste, dann erst in Brixen hält.artige Rundthürme mitGeſchützöffnungen. Botzenlag da, wie ichDoverzu ſehen pflegte: einpaar Schattenſtreifen amBerge hin und die Schatten-ſtreifen durch hundertLichter belebt. DasBotzener Obſt wurde amBahnhof durch eine harteBirne repräſentirt, dieich für 6 Kreuzer acqui-rirte. Dann Trient,dann Rovoredo. Unmetwa 11 Uhr Ankunftin Verona. Unterkunftgefunden in Colombad’oro. Zimmer 36 machte8anfangs einen ſo bedenklichenEindruck, daß ich es mitdem Licht in der Handabſuchte und einiges Klein-zeug (Spinnen, Spinnweb,Ohrwürmer, Gnitzen) ver-brannte. Die gefürchteteStörerin meiner Nächte,das kaſtanienbraune Platt-thier blieb aber aus.Ich gebrauchte die Vorſichtin die Klinſe der wenig geöffnetenThür ein brennendes Lichtzu ſtellen. Dies retteteuns vor Gnitzen undgab mir die Befriedigungein Licht verſchwindenzu ſehn, das ich dochbezahlen mußte.Sonntag den 4. OktoberIn Verona.Frühſtück im Hôtel.Auf die PiazzaBrà (Brà) mitdem römiſchenAmphitheater.Großartig und vollen-det; Triumph ge-ſchmackvoller Technik;von Kunſt, die vomHimmel ſtammt, keineRede.Porta Borsari;auch altrömiſch.9Dann auf die PiazzaErbe oder d’Erbe.Gemüſemarkt. Höchſtintreſſantes, italieniſchesTreiben, heiter, lachend,laut, bunt, policinell⸗haft.Dicht dabei diePiazza dei Signorider Hauptplatz der Stadt.Hier ſind einzelne Gebäudevon Bedeutung, dazudie neuerdings reſtau-rirte „VeroneſiſcheRuhmeshalle“, Sta-tuen von Danteauf in Mitte desPlatzes und dahinter,höher angebracht, einezweite, von einerandren italieniſchenoder veroneſiſchen Cele-brität, ein Arrange-ment was höchſtglücklich wirkt.Etwa ſo:caba und b ſind zweiHälften ein und derſelben10Straße, die durch denPlatz ſo zu ſagenunterbrochen wird.C iſt die DanteStatue in Mittendes Platzes; bei aiſt die Höhe von 30Fuß oder mehr dieStraße durch einen Bogenüberſpannt und aufdieſem Bogen ſtehtum die zweiteStatue, die über demKopf Dantes hinweg-blickt.Dicht an dieſemPlatz eine kleineStraße mit Kirche undKirchhof; letztre beidenumgittert. Aufdieſem kleinen um-gitterten Kirchhofſtehen die beidenGrabdenkmäler zweierMitglieder Scaliger.Höchſt intereſſant. Etwaſo11Ebenfalls in unmittelbarerNähe der Piazza deiSignori iſt ein andrerKirchplatz, mit einergroßen alten Kirche, inder „Indulgenza ple-naria“ auf einerEintrittstafel ange-kündigt war. DieKirche drückend voll.Ein Geiſtlicher predigte.Das Ganze wie eineParade⸗Cour; mankam und ging.Flanirt in der Stadt.Dies und das geſehn.Alte Brücke, Kirchen,Plätze, römiſche Ueber-reſte. An der PiazzaBrà erbärmlich ge-geſſen. Dann ineinen Wagen nachGiardino Giusti;drei hundert Jahr alteCypreſſen; 120 Fußhoch, koſtbare Trauer-weide. Anblick vonder Höhe des Gartens.
A.
AdolpheThiersu. Böck⸗lin im Fremdenbuch.12Dann in den PalazzoCapulet (jetzt eineArt Ausſparung) vorbeinach einem Vorſtadts-Garten in dem ſichTomba di Giuliabefindet. Sackgaſſe,Thorweg, langer Feſtungs-gang, langer Gartengang,dann rechtswinkligabbiegen, danneine Art Gartenhausmit gelbrothemZimmeranſtrich, Ver-kaufstiſch von Kinker-litzchen, und aufeiner oder zweiTreppenſtufen dietomba ſelbſtin halber Höhe.Unten etwas ausge-höhlt. An der Wandein koſtbarer Immortellenkranzmit engliſcher Viſi-tenkarte. Im Zurückgehen
A.
AdolpheThiers, Frau undSchwägerin.Gegen 6 Uhrnach Venedig. Fahrtüber Vicenza,13Padua, Mantua unddie coloſſale Lagu-nen Brücke. Ankunftgegen 10. In einerGondel denCanal Grande hin-unter, unterm Rialtofort, bis zumHôtel Bauer.Montag den 5.
Oktob.
OktoberIn Venedig (1. Tag)Hôtel Bauer iſt eingroßes Etabliſſement:Hôtel, Penſion, Chambregarni, Reſtaurant, alleszuſammen, aber in drei,vier Häuſern vertheilt,die alle an einem Seiten-kanal des Canal grandein unmittelbarer Nähe derKirche San Moisé und inziemlicher Nähe (300Schritt) des Marcusplatzesliegen. Beſonders ausge-zeichnet iſt das Reſtau-rant. Hier iſtherrſcht vonfrüh 9 Uhr an das reg-ſte Leben in einemetwas ruſtrigem, abergeräumigem Lokal, ſorecht ein gutes deutſchesKneipenlokal. Bedienungprompt und freundlich, alleswas man genießt ſehrgut, das Bier ausge-zeichnet. Wir haben14ſehr angenehme Stundenan dieſer Stelle zugebracht.Gleich am Sonntag Abend, un-mittelbar nach unſrer An-kunft, nahmen wir hiereine gute Abendmahlzeit.Alle Deutſche finden ſich hierzuſammen.Am Montag früh, nacheinem Frühſtück im Hôtelſelbſt, an San Moisé vor-bei auf den Marcus-platz und die Piazzetta.Der Anblick Beider iſtbewältigend. Welcherder ſchönre von beiden,iſt ſchwer zu ſagen.Man ſollte, ſo weit manLandſchaft und ArchitekturdenAusſchlag gäben,in Betracht kommen,geneigt ſein der Piazettaden Vorzug zu geben. Siehat den überaus maleriſchenDogenpalaſt, hat eineFlanke der Marcuskirche,nimmt an dem Campanile(der an der Ecke beiderPlätze ſteht) Theil undhat zu dem allem diewundervolle Ausſichtauf die Lagune unddie Inſeln San Giorgiomaggiore und La Giudecca.Dennoch iſt der Marcus-platz, der außer derFront der Marcuskirchenur mächtige, aber einförmige Colonnadenzu beiden Seiten hat, derbevorzugtere Aufenthaltund wie mir ſcheinen willmit Recht. W Ob daswas ihn anziehender Machtmacht die Schönheit und Größe15ſeiner Verhältniſſe, odereine günſtigere Beleuchtung,oder die Marcus-Façadeoder die lachende Heiterkeitſeiner Läden und ſeinesLebens und Treibens iſt, ſtehedahin; aber es iſt eine That-ſache, er gefällt mehr undabſorbirt alles Fremden-Leben.MarcusKircheDogen-PalastUhr⸗ThurmCam⸗pa⸗nileDie drei Flaggen-stangenPiazettaMarkusLöweHeiligeTheodor.Die alten ProcuratienMarcus⸗PlatzDie neuen ProcuratienPalazzo reale, derdas Hinterstück derGarten mit GitternBibliothekQuaiQuaiQuaiMauer, durchNapoleon I.hinzugefügter Flügel der Palazzoreale, den das Hinterſtückder neuen Procuratien bildet.Die Piazetta mündetauf einen Quai, an deſſenkleinen Landungsbrücken zahl-loſe Gondeln liegen; nachlinks hin läuft dieſer Quai erſtan der einen Flanke desDogenpalaſtes hin, über-ſchreitetbrückt dann einen Canal(Ponte didella Paglia) und nimmtnun weiterhin den NamenRiva delli Schiavoni an.Nach rechts hin läuft derQuai nur noch einekurze Strecke b an Gartenund Gitter des Palazzo realehin; hier hat der Quaiebenfalls einen eigenenNamen, den ich jedoch ver⸗geſſen habe. – An der Rivaliegen die Dampf⸗ Schiffe, die nachTrieſt, Chioggia und demLido fahren. Hier ſingen Abendsdie Schiffer volksthümliche Weiſen,hier iſt noch ächtes venetia⸗16Cafeorien-taleRiva delliSchiavoniMarcus ✝Dogen-palaſtSanGiorgioMaggioreLa Giuadeccaniſches Leben, währendauf dem Marcusplatzemeiſt nur Fremde allerNationen getroffen wer-den. – Links von derPonte della Paglia, denſchmalen Kanal zwiſchenDogenpalaſt und dem Gefängniß-gebäudeüberbrückend iſtdie Seufzerbrücke, Ponte deiSospiri. – Der Rialtoiſt mitten in der Stadt undüberbrückt mit einemmächtigen Bogen den Ca-nal grande, gerade halbenWegs zwiſchen dermBahn-hof und der Piazzetta.Die Poſt, die ſich früherin einem alten Palaſtam Canal Grande befand,iſt jetzt in verhältnißmäßiggeringe Entfernung vom Marcus-platz. Man geht biegt indie Gaſſe neben dem Uhrthurmein und gelangt dann ſehrbald an den erſehnten Platzder Poste reſtante-Briefe.Ich fand daſelbſt die Correk-turfahnen vor, die mirGoldiner getreulich nachge-ſchickt hatte.Flanirte abwechſelnd Eis,Abſinth, Kaffe.Um 6 ins Hôtel zumDiner. Frau v. Novilleund Tochter an der Table d’hôtegetroffen. – Um 9 mit No-17villes auf den Marcusplatz.Um 10 mit Emilie zu Biereim Reſtaurant Bauer.Dinstag
d.
dender6. Oktober.Zweiter Tag in Venedig.Emilie mit Novilles aus-geflogen. Ich im Hôtel ge-blieben um die Fahnen zucorrigiren. – Um 2 aus. ErſtFrühſtück im Reſtaurant. Dannin die Kirche Santa Mariadei Frari. Sie enthält dieGrabdenkmäler einer Anzahlvon Dogen und andren Größender Republik, namentlichauch die GrabdenkmälerTizians und Canovas,beide einander gegenüber. Ichfinde beide nicht beſonders;ſie verſchwinden neben dengroßartigen Leiſtungen derPeter Vischerſchen Kunſt undSchule in Nürnberg, München,Innsbruck. Das demTizian errichtete Grabdenk-mal iſt kümmerlich; in demrRundbogenhalle einer RenaiſſanceArchitektur ſitzt der alteMeiſter zwei ſymboliſcheFiguren neben ſich, währendhinter und neben ihmdreiſeiner berühmteſten Bilder inBasrelief wiedergegebenſind. Darunter als Hauptbilddie Aſſunta. Dies iſt diebilligſte Manier ſich loszu-kaufen. So kann man12 Denkmäler in einerStunde componiren; immereine Büſte oder Statue unddie Werke des zu feierndenMeiſters in Copie drumumher. – Das Denk-mal Canovas iſt nichtviel beſſer, wenn ihm auchGeiſt und Eigenthümlichkeit nichtabzuſprechen iſt. Man ſiehtInsgesamt sind an Tizians Grabmal fünf seiner Gemälde als Reliefs wiedergegeben: oben links die Pietà, oben rechts die Heimsuchung, unten links Petrus Martyr, unten rechts die Marter des St. Laurentius und in der Mitte die Assunta. Vermutlich meint Fontane neben der Assunta die unteren beiden. Die Erläuterung in HFA III, Bd. 3/2, es handele sich um „die Assunta, de[n] Petrus Martyr und die Pieta“, also neben der Assunta die beiden linken Bilder, ist in jedem Fall unwahrscheinlich; vgl. S. 1516.18eine Grab⸗Pyramide (dieFaçade derſelben reliefartigvorſpringend) und drei trauerndeFrauen⸗Geſtalten, unter ihnenals 4. Figur ein Fackelträ-ger, ſchreiten auf die halb-geöffnete Thür des Grabeszu. Von der andern Seiteein geflügelter Löwe, wieer ſcheint in ſtillem Schmerzentſchlummert und neben ihmein trauernder Genius. Diesalles klingt ganz gut undkönnte bedeutend wirken,wenn nicht die Geſtalten ſelbſtalle tief in ſüße Weinerlich-keit getaucht wären. Esiſt modern-ſentimental undwirkt beinah unangenehm.Nur im erſten Moment wirktdie Eigenthümlichkeit der Com-poſition ſehr günſtig.Von Santa Maria deiFrari zur Academia delle Donnerstag 8. OktoberVierter Tag in Venedig.Im Reſtaurant Bauergut gefrühſtückt; dannin den Dogen⸗Pallaſt.Man ſteigt die berühmte,ich glaube von PallaIchgebaute Scala dei Gi⸗ganti bis zur gothiſch⸗ſaraceniſchen Innen⸗Gallerie hinauf und kannnunDie Scala dei Giganti wurde nicht von Palladio, sondern von Antonio Rizzo erbaut; vgl. s.v. Rizzo, Antonio.19belle Arti am Canal Grande.Ich hatte nur noch Zeit zueiner flüchtigen Beſichtigungder ihrhier aufgehäuften Schätze,die bei dieſem erſten Beſucheinen geringeren Eindruck aufmich machten, als ich erwartethatte. Die beiden berühmtenTizians: Maria’s erſterGang in den Tempel (alsetwa 10 jähriges Kind) und ſelbſtdie „Aſſunta“ nahmen meinHerz nicht gefangen. Erſtreswirkte ein klein wenigkomiſch, letztres ſchien mirhinter der „Himmelfahrt Mariäs“deſſelben Meiſters in Veronazurückzubleiben. (Ich wurdeaber ſpäter total bekehrt.)Von der Academie auf denMarcusplatz. Den Campanilebeſtiegen; Sonnenuntergang.Koſtbares Landſchaftsbild, daswie Wichmann in ſeinenNotizen ſehr richtig be-merkt, nicht wieder ver-geſſen werden kann. ImNordweſten ſank die Sonnehinter diedenTiroler Alpen unterund vergoldete dieſe. – VomCampanile an die Riva delliSchiavoni. Platz genommenim Café Orientale. Eis,Abſinth. Muſik aller Art. Aechtvenetianiſches Volkstreiben:Kaufleute, Juden, liederlicheFrauenzimmer, Matroſen, Solda⸗ten, Taſſengeklapper und Gui-tarren-Geklimper; dazwiſchenwundervoller, gutgeſchulterGeſang von zehn, zwölf Schiffern,die, Kreis ſchließend in Nähe desCafés ſich aufſtellten. – Um8 Uhr nach Haus. Mit Emilieim Reſtaurant Bauer gegeſſen.20Die Berge von SüdtirolMuranoEisenbahnBrückeGiudeccaSanGiorgioLidoAdria-tiſcheMeerMittwoch den 7. OktoberDritter Tag in Venedig.Mit Novilles im Hôtel ge-frühſtückt. – Um 10 zu AntonioSalviati am Canal grande,dem Wiederherſteller deralt-venezianiſchen Glas⸗ undMoſaik-Kunſt.
A.
Anton v. WernerBild geſehn, das eben andeſſen Ausführung in Moſaikein halbes Dutzend Künſtlerbeſchäftigt war. Drei Stundendort geblieben. Das Ganzeſehr lehrreich und ſehr inte-reſſant. – Von Salviatiin die Academie delle belleArti. Nur 10 Minutenvor der „Aſſunta“ geblieben,dieſmal mit einem gutenGlas bewaffnet. Die erha-bene Schönheit dieſes Bildesging plötzlich vor mir auf.Es iſt ganz und gar
NoNumero I;ein Triumph der Kunſt; diealte Phraſe von der „Göttlich-keit der Kunſt“ die jederbraucht der 3 Leberwürſtemalen kann, hier hörtſie auf Phraſe zu ſein; diesiſt ein Göttliches und faßtdas Menſchenherz ganz andersals 7 Bände Predigten.Ich kann mich nicht entſinnendurch irgend eine Geſtalt je ſo be-rührt worden zu ſein, ſelbſt21die ſixtiniſche Madonna kaumausgenommen. In letztreriſt etwas Fremdes, überdas Menſchliche ſchon Hinaus⸗gehende; hierin mag ihrebeſondre Größe liegen,aber was unſer Herzam tiefſten bewegt, mußimmer wieder ein Menſchli-ches ſein und das habenwir in dieſer TizianiſchenMaria. Bei allem Selig⸗ſein im Schauen Gottes,verbleibt der Geſtalt dochetwas Schön⸗Menſchliches.Es iſt immer noch einWeib, keine Himmelsköni-gin. Darin ſteckt derReiz. Der Unterſchied zwiſchendieſerTizianiſcher Aſſunta undder in Verona (die auchaußerordentlich ſchön iſt) liegtäußerlich darin; daß die letztrezu den Jüngren hinunter,jene zu Gott hinauf ſieht.Daraus entwickelt ſich allesWeitre. Freilich mußtees eineTizian ſein, umdie Aufgaben ſo zu löſen.In dem einen Bilde giebtſie, in dem andren em⸗pfängt ſie; in jenem lächeltund beſeeligt ſie, in dieſemwird ſie beſeeligt in de-müthigem Aufſchauen zu Gott.Am Nachmittage mitden Damen zuſammen nachSan Giovanni e Paolo,eine Kirche die mit der SchuleSan Marco einen rechtenWinkel bildet. Auf demkleinen Platz in Front undFlanke der Kirche ſtehtdie berühmte Reiterſtatuedes Generals Colleoni,ein Meiſterwerk erſtenRanges. Schön, eigenthümlich,22lebensvoll. Die KircheSan Giovanni e Paolo ſelbſtenthält ſehr viele Dogen⸗Grabmäler; einzelne ſitzenzu Roß, andre liegenauf dem Sarkophag, dochiſt mir keines dieſer Stein-bilder als etwas ganz Be-ſondres im Gedächtniß ge-blieben. Man muß in derGeſchichte Venedigs feſter,mit den einzelnen Trägernberühmter Namen vertrauterſein, um dieſen Denkmälernein größres Intreſſe abzu-gewinnen.Um 6 mit Novilles insHôtel zum Diner. Bei Tiſchtrifft die Nachricht von GrafArnims Verhaftung ein. Par⸗tielle Aufregung. – Um 9 aufden Marcusplatz. Gelato beiFlorian. Militair Muſik.Donnerstag
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dender8. Oktob.
OktoberVierterTag in Venedig.Um 10 Uhr in den Dogen⸗Palaſt. Ein wunderbarerBau,.ein Märchen-Palaſt| Diekurzen Säulen des Erdgeſchoſſes,die phantaſtiſch ornamentirtendes 1. Stockes, dann end-lich der nur von ſechsvierbreiten gothiſchen Fenſternunterbrochen, in längliche Vierecke abgetheilte Rieſen⸗Backſtein⸗Marmor würfel, der von denSäulengängen des Erdge-ſchoſſes und 1. Stockes ge-tragen wird, wirken zau-berhaft. Es erinnertan Bilder, auf denenſchwebende GenienLuftgeſtalten irgendetwas Schweres und Maſſi-ges, einen prächtigen23Sarkophag, einen Reliquien-ſchrein oder einen Tempeltragen.Der Eingang iſt von derPiazzetta aus. Man ſteigtdie Scala dei Giganti hinanund iſt nun auf der Galle-rie, deren Säulen den erſtenStock umziehn. Zwei dieſerSäulen ſind roth. Von dieſerStelle aus wurden dieTodesurtheile verkündet, odervielleicht auch nur ange-kündigt, daß ſie vollzogenſeien. Geht man bis andas Ende der Gallerie, ſo hatman einen prächtigen Blickauf das Waſſer und SanGiorgio Maggiore.Von dieſer Gallerie deserſten Stockes aus, führenzwei Treppen in das InneredesPalaſtes hinein. Die erſtedieſer beiden Treppen iſt dieScala d’oro. An ihr vorbei,weil ſie geſchloſſen iſt, ſteigtman weiterhin eine zweite,mit der Scala d’oro parallellaufende Treppe hinan, derenNamen ich vergeſſen habe.Iſt man dieſe Treppehalb hinauf, ſo hat man,nach der einen Seite hin,das Archäologiſche Muſeum,nach der andern Seite hin denSaal des Großen Rathes,an den der Saal der Wahl⸗ſtimmen anſchließt, neben ſich.Archäologiſches Muſeum.Hier intereſſirte mich nurder Saal der Landkarten,in dem ſich die berühmteWeltkarte des Fra Mau⸗ro (aus der Zeit vor derEntdeckung Amerikas)Dieses Museum befindet sich heute nicht mehr im Dogenpalast; vgl. Bd. 2: Oberitalien Ost, S. 977.24eine Karte von Venedig ausdem Jahre 1500 und eineAnzahl andrer Karten ausdem 16. bis 18. Jahrhundertbefindet.Der Saal des Großen Raths.Dieſer, wie ſchon hervorgehoben,iſt in gleicher Höhe mit demArchäologiſchen Muſeum undnur durch einen kleinen Fluroder vielleicht nur durch einenbreiten Treppenabſatz von ihm (demArchäologiſchen Muſeum) getrennt.Der Saal des „GroßenRathes“ iſt einer der größtenexiſtirenden Sääle; ſeine Fenſter – in der Mitte ein großes,auf den Balkon führendesThürfenſter – blicken aufden Quai: und San GiorgioMaggiore hinaus. Er ent-hält die Kataloge zur Biblio-thek und iſt im Uebrigen derartVermutlich ist das Exemplar von Jacopo de’ Barbaris Venedigplan im Besitz der Biblioteca Marciana gemeint, deren Bestände sich damals im Dogenpalast befanden. Bei diesem handelt es sich um den zweiten Zustand, der zwar die Jahreszahl MD trägt, aber auf ca. 1514 datiert wird; vgl. S. 41.mit Gold und Bildern geſchmückt,daß kaum ein Zollbreit Wandunbedeckt bleibt.Tintoretto.Die Glorie desParadieſes
P.
Paolo VeroneseDer DogeAndrea Conta-rini von Chioggiazurückkehrend.12 Bilder von Jacopo undDomenico Tintoretto, vonPalma, Bassano, Vicentino,
P.
Paolo Veroneses Erben etc. Dieſe12 Bilder ſtellen dar, wie ſich Papſt Alexander III. undVenedig gegen Barbaroſſa verbünden, wie ſie ſiegen, desKaiſers Sohn gefangen nehmen und wie Alexander III. denDogen für den geleiſteten Beiſtand belohnt. Etwa 1170 –80.8 Bilder (weil hier dieFenſter ſind) von Vecellio,Vicentino,
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Domenico Tintorettoetc. Sie ſtellen dar wieſich, etwa von 1200 bis 1210,Venedig den Kreuzfahrern ver-bündet und mit ihnen Zara undConſtantinopel (2 mal) erobert.Ebenſo reich iſt die Deckemit Bildern geſchmückt.1. Sechs Bilder die Scenenaus den Kämpfen Venedigsmit Mailand, Ferraraund dem Hauſe Este dar-ſtellen. (Von
P.
Paolo Veronese,Bassano,
J.
Jacopo Tintoretto.)An dieser Wand befinden sich nur sieben Gemälde, während das achte aus diesem Zyklus sich an der angrenzenden Querseite des Raumes befindet; vgl. S. 140-144.Keines der acht Gemälde stammt von einem Vecellio. Neben den von Fontane genannten Domenico Tintoretto und Andrea Vicentino waren Jean Leclerc, Palma il Giovane und Antonio Vassillacchi gen. l’Aliense an diesem Zyklus beteiligt; vgl. S. 140-144.252. Sechs Bilder die Scenen ausden Kämpfen mit Mailandund den Viscontis, ſo wie mit denArragoneſern und den Kaiſer-lichen darſtellend. (Von Palma,Baſſano,
J.
Jacopo Tintoretto.)3. Drei Bilder (in der Mitte):der Ruhm Venedigs von
P.
PaoloVeronese,Venedig vom Siege gekrönt, von Palma,Venedig zwiſchen den Gott⸗heiten, von
J.
Jacopo Tintoretto.Neben dem Saal des GroßenRaths befindet ſich, wie ſchon erwähnt, ein andrergroßer Saal, der Saal der Wahl-ſtimmen. Hier ſetzen ſich an Wandund Decke die VerherrlichungenVenedigs durch dieſelben Meiſterfort. Einige rühren von andernher, doch iſt dies nicht zu er-kennen; alles kommt aus dem⸗ſelben Topf. Die dargeſtelltenKämpfe reichen von PipinsSZeiten an bis zur Schlacht vonLepanto (1571) und bis zurDardanellen-Schlacht 1698.Die Seeschlacht bei den Dardanellen fand 1656 statt; vgl. S. 169.An die Stelle des großenBildes von Tintoretto„die Glo-rie des Paradieſes“ tritt hiervon Palma dem Jüngeren„dasjüngſte Gericht.“Letztres nichtvoll aber doch faſt eben ſo lang⸗weilig wie jenes. Ueberdie Bedeutung dieſer Tableauxhabe ich mich in meinem Briefean Zoellner ausgeſprochen. Als„Tableaux“ gut, dekorativ aus-gezeichnet, ſonſt langweilig. Diesgilt auch von TintorettosRieſenbilde „die Glorie desParadieſes“. Es iſt ohne alleTiefe, ohne jeden geiſtigen Ge-halt. Flott zuſammengeſchmiert.Am anſprechendſten iſt(im Saal der Wahlſtimmen) derzu Ehre Francesco Moroſi-nis, des Peleponnes-Eroberersarchitektoniſch errichtete, mitOelbildern ausgeſchmückteTriumphbogen. Das BildbloßeFaçade26auf dem Moroſini diegefeſſelte Peloponneſia derauf ihrem Thron ſitzenden Vene-tia überliefert, iſt ſehr an⸗ſprechend. Es rührt von Grego-rio Lazzarini her.Auf den breiten Treppen⸗abſatz zwiſchen Saal desGroßen Raths und ArchäologiſchemMuſeum zurückkehrend, führtin ein höher gelegenesStockwerk, in dem ſicheine Flucht der intereſſante-ſten Zimmer befindet. Esſind dies:Saal der Büchſe (della Bussola.)Saal der Drei(dei tre Capi.)Saal des Raths der Zehn.Saal der vier Thürme.Saal des Senats.Saal des Vorcollegiums.Saal des Collegiums.Kapelle des Dogen.Alle dieſe Zimmer ſind mitGemälden angefüllt, dochfällt hier die Verherrlichungder Thaten Venedigs imGroßen und Ganzen fort undtritt an Stelle derſelbenein gewiſſes Element derDemuth, des ſich Beugensvor Gott. „Der DogePaſchal Cicogna zu denFüßen des Erlöſers“von Palma
d.
dem Jüngeren„PietroLoredan die heilige Jungfrauum Hülfe für Venediganflehend“ von Jacopo Tin-toretto; „die Abnahmevom Kreuz; zwei Dogendavor knieend“ (Tintoretto)ſo lauten die Titel derBilder, namentlich dererdie ſich im „Saale des Senats“vorfinden. Dazwiſchendann, zumal in den andern27angrenzenden Säälen, vielandres. Der Werth derhier angehäuften Schätzeerſcheint mir größer als derim „Saale des Großen Raths.“Es iſt nicht ſo völlig Fabrik-arbeit; Einiges – namentlichin den kleineren Zimmern – magſelbſt von Bedeutung ſein. Eintieferes Intereſſe wird einemjedoch durch keines ein-geflößt.Deſto intereſſanter ſinddie Räume ſelbſt. Hier imSaal der Dreiund der Zehnwurde die Geſchichte Venedigsgemacht. Im Saal derBüchſe (della Bussola) ſiehtman noch eine der Oeff⸗nungen, jetzt durch eine kleineKlappthür geſchloſſen, durchwelche die geheimen Briefegeworfen, die Denuncia⸗tionen gemacht wurden.Zugleich war es Vorzimmer,in das, auf dieſe oder jeneheimliche Anzeige hin, die Bürgerder Republikcitirt wurden,um vor dem Rath derDrei oder der Zehn Redeund Antwort zu ſtehn, Ge-legentlich ließ man ſie,ohne ſie vorzulaſſen, drei,viermal erſcheinen und ſteiger-te dadurch die bange Erwartungbis zur äußerſten Todesfurcht.Sehr eigenthümlich iſt der einerder Ausgänge / aus dieſem Salledella Bussola. Er gleichteinem ſchrägſtehenden Eck⸗ſchrank, der durch eineScheidewand halbirt iſt unddeſſen beide Thürme offenſtehn. Alſo etwa ſo.28So iſt es richtiger;dieſe kurzen Gänge,nur mannsbereit,führen in denieSääle der Dreiund ZehnOeffnungfür dieBriefe.ThürThürFenſter FenſterIn unmittelbarer Nähe dieſerdrei unheimlichen Räume (dieaber keineswegs den Eindruckdes Unheimlichen machen) alſodes Saales der Buſſola, der Dreiund der Zehn, liegt auch einſchmaler kleiner Corridorund an demſelben eine zu-geriegelte kleine Thüre, diedie zu den Gefängniſſenhinabführende Treppe ſchließt.Mit Hülfe dieſer Treppe wurdendie in den „Pozzi’s“ gefan-gen Sitzenden von allerWelt unbemerkt vor denRath der Drei oder zehn ge-führt und empfingen ihr Urtheil.Später befanden ſich die Ge-fangenen ſeltener in den„Pozzi’s“ auch nicht in den„Bleikammern“, die nach obenzu, unterm Dach, dieſelbenSchreckniſſe boten, wie diePozzis, nach unten zu, inden Kellergewölben, ſon-dern ſie waren in demverhältnißmäßig neuen Gefäng-nißbau untergebracht, derſich, Newgate⸗artig, ander andern Seite jenes ſchmalenKanals erhebt, der die Rück-ſeite des Dogenpalaſtesbegrenzt. Wurden dieGefangenen von dieſem neuenGefängniß aus vor ihreRichter geführt, ſo mußtenſie nun die Seufzerbrücke,Ponte dei Sospiri paſſi-ren, die den ſchmalenKanal etwa in Höhe des29zweiten Stockes über-brückt. Schaut man aus denFenſtern des Saales der „vierThüren“ hinaus, ſo hat mandie Seufzerbrücke, einwenig nach rechts hin, dichthinterunter ſich. Die ganze Lo-kalität: Buſſola, Saal derDrei, der Corridor mit derverſchloſſenen Thür und dieSeufzerbrücke, ruft ſehrähnliche Empfindungen wachwie Traitors Gate imTower. Doch ſind dieEindrücke im Tower ſtär-ker. Dieſem Venetianiſchenhaftet doch, bei hundertSchönheit Vorzügen, diemeiſt nach der Seite desPhantaſtiſchen und Schönheitlichenhin liegen, etwas relativKleines an. Man fühlt dieStadtſtatt des Staates heraus. –Aus dem Dogenpalaſt,nach 4 ſtündigem Durchſtö-bern, in das Café Orientalean der Riva. – Um 4 Uhrmit NovillesundSchwechten(der am Abend vorher mit ſeinemFreunde, dem Banquier Königsangelangt war) nach demLido. Hübſche Fahrt, hüb-ſcher Blick aufs adriatiſcheMeer; ſonſt eigentlich lang-weilig. Um 6 zurück.Von 6 bis 7 Gondelfahrtauf dem Canal grande.Um 7 1/2 ins ReſtaurantBauer. Um 9 mit Novillesauf den Marcusplatz. Um10 mit Schwechten „zu Biere“.Freitag
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dender9. OktoberFünfter und letzter Tag inVenedig. –Mit Novilles,Schwechten und Königs auf30den Marcusplatz bei Qua⸗dri gefrühſtückt. – Dannmit Emilie Canalfahrt nachder Scuola San Rocco, diein einer untern und obernHalle, ebenſo an den Treppen-wänden hin mit Tableauxvenetianiſcher Meiſter, namentlichwieder Tintorettos ge-pflaſtert iſt. Letztrer domi-nirt hier durchaus; nochviel mehr als im Dogen-palaſt. Auch hier ließ ermich kalt. Im obrenStockwerk, neben dergroßen Halle, befindet ſichſein berühmteſtes Bild, die„Kreuzigung“. Es iſt groß,figurenreich, voll Bewe-gung, Leben, Handlung;einige Gruppen ſind nichtohne Intereſſe; dem Chriſtus-kopf iſt eine Liebe und einFleiß zugewendet, derſich in den wenigſten ſei-ner Arbeiten findet. Den-noch iſt dieſer Chriſtuskopfnur relativ anzuerkennen,während die Frauengeſtaltenunterm Kreuz vollendswieder in Trivialität undZerrbildlichkeit verſinken.Von Scuola San Roccozum dritten und letztenMal in die Akademie.Alle Hauptſtücke noch-mals ernſthaft gemuſtert.Außer der „Aſſunta“, diemich auch dieſmal wiederergriff, finden ſich inSaal XV und XVI eineMenge ſehr ausgezeichneterSachen vor. Man kannhier die venetianiſche Schuleſtudiren und lernt außerden bekannten drei Num⸗mern: Tizian,
P.
Paolo Veroneſe und31Tintoretto ein ganzes Dut-zend andrer Größen kennen,unter denen viele ſind,die ſich neben
P.
Paolo Veroneſebehaupten und den Tinto-retto übertreffen. Ichnenne nur Palma vecchiound Palma giovino, Porde-none, Carpaccio, Cagliari,Gèntile Bellini (ſehrintreſſant), Giorgioneund Bonifacio Veneziano.Von allen dieſen ſindvorzügliche Sachen ſda. Fol-gende Bilder haben mirbeſonders gefallen.Tizian: Marias erſter Tempelgang.Cagliari: Mariä Verkündigung.Bonif. Veneziano: Das Gaſt⸗mahl des Praſſers mit ſeinenCourtiſanen.Tintoretto: Die Ehe⸗brecherin. (in Saal XIII)Dieses Werk wird mittlerweile Hans Rottenhammer zugeschrieben; vgl. S. 108.Bonifaz. Veneziano: DerErlöſer auf dem Thron, umihn David, Ludwig, Domi-nicus und Anna; aufden Stufen des Thronesein Engel mit einerLaute.Cagliari: Die heilige Jung-frau,
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Sankt Joſeph, St. Johannder Täufer auf einemPiedeſtal; unter dieheilige Juſtine, Francis⸗cus und Hieronymus.Carpaccio: Der Sohndes Königs von England,von ſeinem Vater Abſchiednehmend. Auf der an-dern Seite ſieht manden Prinzen, welcherder heiligen Urſula(ſeiner Braut) begegnet.;und am Hintergrundenimmt das königlicheBrautpaar Abſchiedvom König von EnglandDieses Werk stammt nicht von Benedetto Caliari, der sonst mit „Cagliari“ gemeint ist, sondern von seinem Bruder Paolo Caliari gen. Veronese; vgl. S. 205.32[muß wahrſcheinlich heißen„vom König Maurus“dem Vater der Urſula ,] undſchifft ſich ein. – Hiezugehören noch zweiandre Bilder von dem-ſelben Meiſter, die ſichalle auf dieſelbe Wer-bung beziehn. Sieſind von großemIntereſſe, naiv inder Compoſition unddoch wiederum feinund kunſtvoll. Dabeiſauberſte Ausführung.Gentile Bellini: DasWunder des heiligenKreuzes. Man erzählt,daß bei einer Prozeſſionein Stück des
heil.
heiligen Kreu-zes in den Kanal fiel.Mehrere Ordensbrüderwarfen ſich hineinund retteten die Reli⸗quie. Andrea Vendra⸗min, Guardian vonS. Giovanni Evangelista,hatte das Glück die Reli⸗quie aufzufinden.Gentile Bellini: Prozeſſionauf dem Marcusplatze(1491). Ein Kaufherraus Brescia war zuge-gen. Er kniete nieder,als die Bruderſchaft vonSt. Marcus die Reliquiedes
heil.
heiligen Kreuzes vorüber-trug und machte einGelübde für denFall, daß ſein krankdaheim gebliebenerSohn genäſe. Dieſergenas.Cagliari: Das Gaſt-mahl im HauſeLevi. (Sehr großesBild, an verwandteArbeiten
P.
Paolo Verone-ſes erinnernd; nachDieses Werk stammt nicht von Benedetto Caliari, der sonst mit „Cagliari“ gemeint ist, sondern von seinem Bruder Paolo Caliari gen. Veronese; vgl. S. 203.33meinem Geſchmack indeßdieſe faſt übertreffend.)Ebenſo iſt mirBonifacioVeneziano als ein be-deutender Maler erſchienen.An den Arbeiten Carpacciosund Gentile Bellinis, dieeine gewiſſe Verwandtſchafthaben, intereſſirt derStoff, die Naivetät unddie ſorgfältige Durchfüh-rung. Alles „Flotte“ fehlt,dafür tritt jene Liebeein, die uns die deutſchenArbeiten, namentlich Dü-rers, ſo werth macht.Ganz beſonders werthvolliſt mir noch ein „todterChriſtus“ erſchienen;Bologneſer Schule, Namedes Meiſters unbekannt.Neben der „Aſſunta“ hatdieſer „todte Chriſtus“mich am meiſten inte-reſſirt; wozu ſich zweiStücke aus der Kapelledes Dogenpallaſtesgeſellen; „ein Chriſtus mitder Dornenkrone“vonDürer, und „Chriſtus imHades das Kreuz aufrich-tend“ von Giorgione.Aus der „Akademie“ins Hotel zurück. Rech-nung bezahlt. Billig; nur80 Francs. Frühſtückim Reſtaurant; dann,in entzückender Gondel-fahrt, bis zum Bahn-hof. Abfahrt 2 Uhr35. Ueber Padua,Rovigo, Ferrara (lagda wie Weimar), Bolog-na, Piſtoja nach Flo-renz. Ankunft in Florenz 11Uhr AbendsDieses Werk wird mittlerweile Quentin Massys zugeschrieben; vgl. S. 77.34Sonnabend
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dender10. Oktober.Erſter Tag in Florenz.Am Freitag Abend inCasa Nardini, BorgoSanti Apoſtoli, abgeſtiegen.Großes Zimmer, nebſt Cabi-net, für 4 Francs täglich.Alles gut und geräumig;die Leute prompt und freund-lich. – Poste restanteBriefe von George undMete empfangen; in dieſenBriefen leider auch die Nach-richt von dem plötzlichenTode unſres guten Four⸗nier. – Den Vormittagüber Briefe geſchrieben undein dickes Convolut(zwei Briefe an den Cheva-lier, 1 an Hertz, 1 andie Kinder) zur Poſt gege-ben. – Erſter Gangauf die Piazza dellaSignoria; den Palazzovecchio und die Loggiadei Lanzi aufrichtigbewundert. Als Bauwerknamentlich den erſtren.Er rührt von her, der auch denDom zu bauen begann.Er muß ein Genie erſtenRanges geweſen ſein.Dann in die Tratto-ria delle anticche Ca-rozze, Ecke der und von Borgo S. S. Aposto⸗li. Gut und billig gegeſſen.Nach Tiſch flaniert. Erſtdurch die bis zum Dom und demBaptiſterium. In denDom hinein. Danndurch die bis zur Chiesa SantaAnnunziata; von dieſer35zur Kirche San Marco;ausgeruht auf einer Bankdes vorgelegenen hübſchenPlatzes; dann durch dieVia Cavour, in derſich der koſtbare PalazzoRiccardi befindet, nachdem Platz am Dom undendlich nach der Piazza dellaSignoria zurück. Kaffegenommen; einen Guidegekauft; noch einwenig flanirt; Blickin die Uffizien; dannnach Haus. Thee. Ge-plaudert, geſchrieben, geleſen.Sonntag
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dender11. Oktober.Zweiter Tag in Florenz.Um 10 auf die Piazzadella Signoria; den Palazzovecchio abermals be-wundert; die Loggia deiLanzi und ſeineihre Skulp-turen ernſthaft durchge-nommen. Es ſind:zwei Löwen am Eingang;ſechs Veſtalinnen im Hinter-grund (alt-griechiſch);der ſterbende Ajax (griechiſch);der Raub der Sabinerinnen;Herkules beſiegt den Centaur;der Perſeus (von BenvenutoCellini) undder Raub der Polixena(von Feddi; modern)Alle dieſe Sachen ſind ſehrbedeutend. Der ſterbendeAjax läßt mich ziemlichkalt; dagegen habender „Raub der Sabinerinnen“und der „Perſeus“ einenſtarken Eindruck aufmich gemacht.Von der Loggia deiGianBolog⸗na.Drei dieser Statuen wurden als Porträts von Mitgliedern römischer Kaiserfamilien identifiziert, eine vierte als gefangene Barbarin; vgl. https://arachne.dainst.org/search?q=places.gazetteerId:2089104.Diese Skulpturengruppe ist eine römische Kopie nach einem griechischen Original und stellt nicht den sterbenden Ajax dar, sondern Menelaos (oder Ajax) die Leiche des Patroklos (oder des Achilles) bergend; vgl. https://arachne.dainst.org/search?q=places.gazetteerId:2089104 sowie .36Lanzi, durch das Gewirralter Straßen hindurch, aufdie entzückende Pontevecchio zu, die inmancher Beziehung denRialto in Schatten ſtellt,und dann über die Brückefort bis zum PalazzoPitti. Zunächſt nur ſeineFaçade und den großenHof in Augenſchein genommen.Die Boboli-Gärten warennoch geſchloſſen. – Zurücknach Palazzo vecchio.Von dort aus, nachAnhören der ſonntäglichenWachparaden⸗Muſik in den Uffi⸗zien, in die Gallerieder Uffizien und daſelbſtgute zwei Stundenverweilt. Die Gallerieiſt im oberſten Stock-werk, d zu dem vonden erſten Pfeilerndes linken Flügelsaus (vom Palazzo vecchioaus gerechnet) eine Treppehinaufführt.dDie Hauptſchätze dieſergroßen „Gallerie der Uffi-zien“ befinden ſich ineinem ziemlich kleinenRaum, einem überkuppel⸗ten Oktogon, das denNamen „die Tribuna“ führt.Hier ſtehen zunächſt fünfantike Skulpturwerke erſten Ran⸗ges:1. die mediceiſche Venus;2. ein junger Apoll;3. der tanzende Faun(Kopf und Armedurch Buonarottierſetzt);4. die Ringer;5. der Schleifer.37Die letztgenannten beidenSkulpturen intereſſirtenmich mehr, als die erſtendrei; beſonders ſchön find’ich den „Schleifer“, der übri-gens ſicher einen andrenNamen verdient. Auch die„Ringer“ ſind wundervoll.Unter den Bildern derTribuna ſind ſo ziemlich alle berühmtenNamen vertreten: Man-tegna, Perugino, Domeni-chino, Fra Bartolomeo,Guercino,
F.
Francesco Francia,Michel Angelo, Rafael,Andrea del Sarto, Tizian,Guido Reni, Giulio Romano,
P
Paolo Veroneſe, Correggio,Spagnoletto, Caracci,Dürer, Kranach, Rubens,Van Dyck.Nicht alle ſcheinen mirWerke erſten Ranges zuſein.Die Bilder von GuidoReni (deſſen Madonnamehr „himmelt“ als himmliſchiſt),
P.
Paolo Veroneſe, GiulioRomano, Caracci, FraBartolomeo (den ich ſonſtſehr liebe), Michel Angelound theilweis auch Correg⸗gio ließen mich kalt;dagegen gefielen miraußerordentlich:1. Mantegna: die Anbetungder drei Könige; dieBeſchneidung und die Himmel⸗fahrt (dreigetheiltes Bild.)2. Domenichino: CardinalAqucchia’s Portrait.(Aqucchia.)3. Tizian: MonſignorBeccadellis Portrait;auch zwei ruhendeVenuſſe, wiewohlich in Dulwich etc.beſſre geſehn.384. Guercino: der ſchlafendeEndymion;5.
A.
Albrecht Dürer: Anbetung derdrei Könige (ſehr ſchön.)6. Correggio: das Hauptdes Täufers auf der Schale.7. Van Dyck: Johann vonMontfort.8. Raphael:a.Portrait einer Frau(ſehr ſchön)b. Fornarina (inmeinen Augenweniger feſſelnd)c.Papſt Julius II. (ſehr ſchön)d.die Madonna amBrunnene.die Madonnamit dem Goldfinken.f.Johannes in derWüſte; halb Knabenoch; (ſehr berühmt)Die Portraits, ſowohl dasder unbekannten Frau, wiedas des Papſtes Julius II.,ſind ſehr ſchön; die Madonnamit dem Goldfinken würdemirvielleicht durch Schön-heit auffallen; an dendrei andern Bildern würd’ ichmuthmaßlich vorübergehn,wenn mir nicht der Kata-log zuriefe: „halt, ſieſind von Raphael.“ DerSinn für dieſen größtenMeiſter will mir immernoch nicht recht aufgehn.Unter den andernBildern, die die Uffizien-Gallerie enthält, intereſſir⸗ten mich die der Toska-niſchen Schule am meiſten.Man macht die Bekannt-ſchaft vieler neuer Namenund findet, daß alles was39an der Wende des 15. und 16.Jahrhunderts und in den un-mittelbar folgenden Jahr-zehnten gemalt wurde,bedeutend iſt. Da iſt eineAnbetung der Könige vonFilippino Lippi, eine Anbe-tung der Weiſen von Leo-nardo da Vinci, eineheilige Jungfrau von Botti-celli, ein
St.
Sankt Sebaſtianvon Sodoma, ein Mar-tyrium des heiligen Stephanvon Cigoli (ſehr ſchön),eine Krönung der heiligenJungfrau von Angelico,eines alten Mannes Por-trait von Masaccio undvieles andre noch. Dasbedeutendſte Stück wasſich hier noch vorfindetiſt ein abgeſchlagenesMeduſenhaupt von Leonardoda Vinci. Außerordentlich ſchön.Was ich im Uebrigenſah, darunter eine Gallerievon Maler⸗Portraits, warziemlich intereßlos. Over⸗becksPortrait fiel mirdurch eine unangenehmeHäßlichkeit auf, in dernoch mehr Beſchränkt⸗heit als Asceſe ſich aus-ſprach. Wie ledern alledieſe Köpfe, neben demwas Tizian, Rafael,Velasquez, Van Dyck,ſpeziell auch auf dieſemGebiet geleiſtet haben.Dann und wann tra-ten wir aus den Zimmernauf die Corridore hinaus,die den Innenraum derUffizien von 3 Seitenher einfaſſen; die Fenſterſtanden auf und manſah nun theils aufden Palazzo vecchio in40Front, theils auf denUffizien⸗Hof unten, aufdem eine Militairkapellenach wie vor musicirteund eine bunte Menſchenmaſſeauf und ab wogte.Um 2 zu Tiſch. Um3 nach Haus. Geſchrieben.Früh zu Bett.Montag den 12. OktoberDritter Tag in Florenz.Um 12 ausgeflogen, umSanta Croce aufzuſuchen,das ich mit der Chiesadel Carmine verwech-ſelte und deshalb an ganzfalſcher Stelle ſuchte.Anm Südufer des Arnohin von Ponte delleallaGra-zie Carraia, an PonteSanta Trinità und Pontevecchio vorbei, bis zurPonte alle Gràzie,die, wegen Neubaus,unpaſſirbar war, weshalbwir in einem Boot(Fährgeld 5 Centesimi) über⸗ſetzten. – Nun wiederumin den alten Stadtthei-len flanirt, Paläſte ge⸗muſtert, die alleentweder im Kaſtellſtildes Palazzo vecchio oderin dem eigenthümlichenflorentiniſchen Rieſen⸗würfel⸗ Stile gebautſind, jene vielleicht dem14. und 15. Jahrhundert,diese dem 16 Jahrhundertangehörig, die einennoch halb gothiſch, dieandren volle Renaiſſan⸗ce. Welcher von denRenaiſſance-Paläſten der41älteſte iſt und nun alsMuſter diente, ſtehe dahin;ich möchte vermuthender Palazzo Strozzi inder Via Tornabuoni,deſſen Bau ſchon 1489begann. Dieſe Paläſteſehen ſich untereinander ſehrähnlich. Es ſind in brau-nem oder grauem Kalk⸗ſtein (ſo vermuthe ich) auf-geführte Kubusbauten,meiſt an der Ecke einerStraße oder ein ganzesStadtviertel bildend; biszum 1.,erſten,/immer ſehr hochgelegenen Stock hineine mächtige Ruſtica,die gegitterte Parterre-fenſter und ein Entreſolenthält; dann folgen1. und 2. Stock meiſtmit großen Rundbogen⸗fenſtern. Das Dachweit vorſpringend. DieWirkung iſt außerordentlich.Solidität, Vornehmheit,Schönheit der Verhältniſſe;vor allem fehlt alles Klei⸗ne. Noble Einfachheit, dieden Putz verſchmäht. DieſeWirkung bleibt auch; aberman giebt ſeine Bewun-derung den vielen Nach-ahmungen gegenüber dochinſoweit auf, daß einendas Gefühl beſchleicht:die Imitirung, um die esſich ſchließlich doch bloshandelte, konnte nicht all⸗zuſchwer ſein. In derThat wird auch jetztnoch vielfach in dem⸗ſelben Stile weiterge-baut.Arbeiten, die ſich – meiſt von Luca della Robbia und ſeiner Schuleherrührend – in faſt allen Florenz⸗Kirchen zerſtreut vorfinden.42Etwa um 3 Uhr zu Doney& Nepoti, einem feinenengliſchen Reſtaurant in derVia Tornabuoni. Bouillon,gebackene Soles, Beefſteaksund eine Flaſche
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Saint Julien;alles ſehr gut; etwa 4 Reichstalerbezahlt, was mit Rückſichtauf die Feinheit des Platzesnicht zu viel war. Dochbeſchloſſen wir, andrenTags wieder mit unsrer„antica carozza“ zufahren, wo man für denvierten Theil nicht ebenſchlechter ißt.Von Doney ausSanto Croce geſucht.Wieder nicht recht gefun⸗den und zuerſt bei SanLorenzo gelandet; vondort aus dann, auf Um⸗wegen und mit Hülfe vonimmer wiederholten Anfra-befinden ſich auch einigezwei Abt⸗ oder Mönchsfiguren, etwa dreiFuß hoch, in Terra cotta. Sehr ſchön, wie alle die zahlreichenTerra cottagen, nach dem „florenti-niſchen Pantheon“ wieSanta Croce genanntwird.Auf der Piazza SantaCroce ſteht natürlich einDante. Er iſt viel ſchlechterals der in Verona. Dieſerflorentiniſche hat die Attitüdeeines Generals, der denlinken Fuß energiſch vorſetzend unddie Rechte an den Degenlegend, ſich anſchickt einBataillon perſönlich vor⸗zuführen. So undante⸗haft wie möglich. Wärenicht der Lorbeerkranz unddie große Naſe, ſo würdeman ihn, in Folge dieſerfalſchen Charakteriſirung, kaumerkennen.Santa Croce, im gothiſchflorentiniſchen Stil gebaut,wahrſcheinlich die Bardi-Kapelle. Hier haben einige vornehme Polinnen ihreGrabdenkmäler. Eins – ich glaube, das der Gräfin Zamoyska – iſt ſehr ſchön,namentlich die Geſtalt der Trauernden, die neben der Todten kniet. Hier43worunter man ſich den-ken kann was manwill, hat eine mitMarmormoſaik überkleidete,überhaupt außerordentlichreich geſchmückte Façade.Beſonders ſchönheitliche Ein-drücke empfing ich nicht.Im Innern folgenſind dieGrabmonumente wie folgt ver-theilt:1. im linken Seitenſchiff,hart am Eingang, GalileoGalilei;2. im rechten Seitenſchiff,dem Galilei gegenüber, MichelAngelo.3. auchebenfalls im rechten Seitenſchiff(wie auch die beiden fol-genden) Dante.4.Alfieri.5. Macchiavell.celli-Kapitre iſt überlebensgroß ein in Marmor ausgeführter todterChriſtus. Der Guide nennt ihn mediocre. Ich finde den Kopf, freilich nurdieſen, ſehr ſchön. – Daneben befindet ſich eine andre, ziemlich große Kapelle,All dieſe fünf Denk-mäler, wiewohl von denverſchiedenſten Künſtlern her-rührend, ſind gedanklichſehr übereinſtimmend; vonGeiſt oder gar Genius keineSpur. Ein Sarkophag,auf dem die Figurdes zu Feiernden ſitzt,oder ſeine Büſte ſteht; –daneben dann einigeſymboliſche Geſtalten: dieAſtronomie, die Geometrie,die Muſe, die Kunſt,die Geſchichte, die StadtFirenze mit der Mauer-krone. Es verlohntſich nicht in Detailszu gehn. Wie tiefſteht dies alles, nichtblos unter den PeterViſcherſchen und AdamMorghens habe ich nicht geſehn. Eine Bronzetafel ent⸗hält die Namen aller Toskaner, die 1848 bei Montanare undCurtatonefür die UnabhängigkeitItaliens fielen. – In der Baron⸗44Kraftſchen Arbeiten, neinauch unter dem, wovondie Kirchen in
St.
Saint Denis,Rouen, Roeſkildeetc.gefüllt ſind. AlfierisGrabmal rührt von Cano⸗va her; dieſe Arbeit iſtunter den fünfen dieweitaus beſte; die Geſtaltder trauernden Firenze iſtſogar gut zu nennen.Schön und würdig in Haltung,und – ohne Sentimentalität.Von den Inſchriften habeich zwei notirt. Dantemuß ſich mit den dreiWorten begnügen:„Onorate l’altissimopoeta“. Bei Machia⸗vell heißt es: „TantoNomini Nullum parElogium.“Die Kirche Santa Croce enthält noch eine Menge vonSehenswürdigkeiten. Die Denkmäler Cherubinis und RaphaelVon Santa Croce ausauf die Piazza dellaSignoria zurück. BeiGilli Letta Kaffe ge⸗trunken und die KölniſcheZeitung geleſen. HübſcherArtikel über die Arnim⸗Bismarck-Frage. – NachHaus. Thee und Uva. Ge-plaudert. Geſchrieben.Dinstag
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dender113. OktoberVierter Tag in Florenz.Um 10 ausgeflogen. UeberdieenPonte Vecchio bis zumPalaſt Pitti. In vierStunden die 6 großenSäale: den Venus⸗, Apollo⸗, Mars⸗, Jupiter⸗, Saturn⸗und Ilias-Saal durchge-muſtert. Meine Aufzeich-nungen darüber ſtehen45auf Blättern ziemlich amSchluß dieſes Buches. DieSammlung iſt außerordentlichſchön und wird gewiß zuden beſten zählen, die exiſti-ren. Die Gallerie in denUffizien, die „Tribuna“miteingeſchloſſen, verſchwin-det daneben. DennMeiſterſtücke wie ſiedie Tribuna 10 oder 20an der Zahl hat, findenſich in der Pitti⸗Gallerieverzehnfacht. Alle großenNamen ſind nicht nurüberhaupt vertreten,ſondern ſind vielfachvertreten und zum Theilmit allerbeſten Stücken.Auch hier wieder ſtellendie Portraits, wenn manein halbes Dutzend Sachenabſolut erſten Ranges aus⸗nimmt, alles andre inSchatten. Auch hier wiedermacht man die Bekannt⸗ſchaft glänzender neuerNamen. Von hervor-ragendſter Bedeutungerſchienen mir:RafaelsMadonnadelldel GranducaMurillosMadonnamit dem Kind (imApollo-Saal). Diein demſelben Saalbefindliche Murillo-ſche „Madonna mitdem Roſenkranz“ iſtweniger entzückend.Andrea del Sarto,Fra Bartolomeo,Cigoli, – jeder miteiner Kreuzabnahme.Daran reiht ſich einDutzend ganz ausge⸗46zeichneter Sachen vonPalma Vecchio, da Carpi,Rubens,Salvator Rosa, Rosselli,Manfredi, San Gio⸗vanni, Spagnolettound andern. Im Ganzenaber – immer von derFülle herrlichſter Portraitsabgeſehn – ſtellt ſichfür mich, nach demBeſuche von Verona,Venedig und Florenz, dieSache ſo,daß ich in meinemWiſſen und meinem Gemüthnur um 45 Bilder reichergeworden bin:1. Tizians„Assunta“ in Verona2. Tizians„Assunta“ in Venedig3. RafaelsMadonna delGranduca4. MurillosMadonna imApollo-Saal5. Leonardo da VincisMeduſen-Haupt in derUffizien-Gallerie.Die Madonna della Sedia,wie ſchon hervorgehoben,läßt mich kalt. – An die5 vorgenannten ſchließen ſich,aber doch erſt in zweiterReihe,folgende zum Theil ſchonerwähnte Sachen an:Andrea del SartoKreuzabnahmeFra Bartolomeo. .dito.Cigoli. . – dito. und Ecce Homo.MurilloMadonna mitdem Roſenkranz.GalleriePittiMantegna. Anbetungder 3 Könige; Beſchnei-dung und Himmelfahrt;Dürer: Anbetung derdrei Könige;Uffizien-Gallerie.Da Carpi: Grablegung;PittiBologneser Schule: eintodter Chriſtus (inder Akademie zu Venedig)Cagliari: das Gaſtmahlim Hauſe Levi (ebendaſelbſt)AkademieinVenedig47daCarptätGentile Bellinis intereſſan⸗te Bilderaus der venetianiſchenGeſchichte, ebenfalls inder Akademie zu Venedig.Alles andre Geſehne –die wundervollenPortraits und dieStatuen, einerſeits in der„Tribuna“ andrerſeitsin der Loggia deiLanzi– außer Betrachtgelaſſen –, war nicht derart,daß der Beſtand andrerGallerieen dadurch ſonder-lich in den Schatten ge⸗ſtellt würde. Dieberühmten Gallerieenim Louvre, in Dres-den, in München, die„National-Gallery“ inLondon und die Galle-rieen der Herzöge undMarquis’ von Devonſhire,Weſtminſter, Northum⸗berland und Hertford,beſtehen, in ungeſchwächtemGlanze, daneben fort.Aus der „Pitti Galle-rie“ in die Trattoriadelle antiche Carozzean der Ecke der SantiApostoli-Straße; gutund billig gegeſſen. –Flanirt. Ins BaDptiſte-rium; einer Taufe bei-gewohnt. Die Ghiberti-ſchenSThüren genau durch-ſtudirt. In einen Liquo⸗rista-Laden; 2 Kuchenund 3 Maraschino’s für4 Silbergroſchen. – Mitdem Omnibus, an SantaMaria Novella und ſeinenzwei Obelisken vorbei,bis zur Porta Pratogefahren. Spatziergang48bis zu „Le Cascine“, diehalb Rotten Row im Hyde-Park, halb unſre HofjägerAllee ſind. Nur iſt unſerThiergarten unendlich vielhübſcher. Dann amLung’Arno hin bis zurBrücke San Trinità; durchVia Tornabuoni, ander Säule mit der Statueder Gerechtigkeit vorbei, nachHaus. Thee; Uva. Ge-ſchrieben.Mittwoch
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dender14. OktoberFünfter und letzter Tag inFlorenz.Um 10 ausgeflogen.Flanirt. Das Innere desPalazzo vecchio geſehn,ebenſo den Hofraum desPalaſtes in dem ſich jetztdas Museum nationalebefindet. Nach Torna-buoni, um den PalazzoStrozzi, der mich be-ſonders intereſſirte, noch-mals in Augenſchein zunehmen. Der Palazzovecchio, wie ich ſpäter – bei unsrer Rückkehrvon Fieſole wahrnahm –ſcheint, wenn ich rechtgeſehn habe, aus drei,wenigſtens aus zweiverſchiedenen Theilen zubeſtehn: aus demalten caſtell⸗artigenBau an der Piazzadella Signoria, auseinem ſpätren „floren-tiniſchen Palaſte“ imStile des Palazzo Strozzi49und aus einem kapellen⸗artigen Bau, der zwiſchenden beiden Paläſten, dieVorder⸗ und Rückenfront bilden,ſteht. Hab ich hierin Recht,ſo kann man alleStudien die ſich auf dengothiſchen⸗ und Renaiſſance⸗Palaſt Stil der floren-tiniſchen Paläſte beziehn,ſehr gut allein ſchon am Palazzovecchio machen.Umhergeſucht, um eineDiligence-Gelegenheitnach Fieſole zu finden.Endlich entdeckt und zwarin einer Sackgaſſe anderPaiazza del Duomo.Dieſe Fahrgelegenheitaber doch aufgegeben,weil ſie erſt von4 Uhr Nachmittags an(wohl des Sonnenunter-gangs halber) ins Lebentritt. Bei Wital inder von Ponte vecchionach der Piazza dellaSignoria führenden Straßedejeunirt, am Dom⸗platz eine BeſchreibungFiesoles gekauft, dabeieinen wehmüthigenBlick auf die ebenerſchienenen „Viole;Poesie di Tomaso Toma⸗ſino“ geworfen, dannin einem angenehmenGefährt nach Fiesolehinauf. Preis: 10 Francs,was ich nach der beiuns geltenden Taxe fürbillig anſehen muß,denn wir fuhren über5⁄4 Stunde hinauf, dann501 Stunde warten, dannwieder zurück. Die Hinauf⸗fahrt iſt ſehr ſchwierig.Fieſole iſt jetzt ein ziemlichverkommener Flecken, (Nähe⸗res ſiehe das italieniſcheBüchelchen) was ihm aberauch jetzt noch ein In⸗tereſſe ſichert, das iſt ſeineuralte, ich glaube ausdem 11. Jahrhundert herrührendeKathedrale und der wunder-volle Blick, den es aufden weiten Bergkeſſelgewährt, in dem derArno fließt und in welchemFlorenz gelegen iſt. Wirwaren eine Stunde zufrüh oben, aber nichtnichts⸗deſtoweniger warenzelnen Seiten hin ſieht manvierfachen, hier und dortmit Kaſtells beſetztenBergkranz den Keſſeleinſchließen. Der Ueber-blick über die Stadt iſtvon den Fenſtern des PalaſtesPitti aus klarer und orien⸗tirender, wenn auch we⸗niger umfaſſend.In der K nur kleinenKathedrale intereſſirtenmich1. die noch auf etru⸗riſchen Säulen ruhendeCrypt-Kirche;2. ein von Giottoal fresco gemalteralter Mann (wer?unbeſtimmt);3. ein von Peruginoherrührender
heil.
heiliger Sebaſtian;ebenfalls al fresco.hinanführen, ich weiß nicht mehrgenau, ob in der Crypt⸗ oderder Oberkirche.Befinden ſich anzwei Säulenpfei-lern, die zum Chor514. ein von Mino daFiesole herrührenderMarmor-Altar, dieJungfrau, zwei Heilige, dasChriſtkind und den Johannesdarſtellend; letztre beide,zu Füßen der Mariaſpielend, entzückend.5. Das Marmorbildniß– knappes Bruſtſtück – desBiſchofs Salutati, mitdem Vermerk „Mini Opus“.Es zählt zu dem vollendet⸗ſten, liebenswürdig-ein-ſchmeichelndſten wasich innerhalb der Portrait⸗Skulptur geſehen haben.Die andren Bildwerke,Fresken und Skulpturen,ſind von viel geringeremIntereſſe.Um 4 Uhr zurück, anVillen und Kloſtergebäudenvorbei, von denen eines(Dominikaner) ein ausge⸗zeichnetes Bild von BeatoAngelo [da Fiesole muth⸗maßlich] enthalten ſoll.Auch ſei noch bemerkt,daß der höchſte Punktdes Berges, auf demFiesole gelegen iſt, einmächtiges Kloſtergebäudeträgt.Im Zurückfahren einenetwas andren Weg ein-geſchlagen, der uns, ſtattnach der Porta San Gallozur Porta Pinti führte,vor der der proteſtantiſcheKirchhof gelegen iſt.Wir ließen halten undbeſuchten Herrn Chriſtian52Greves Grab. Er ruhtzwiſchen einem Polenund einem Engländer,von denen jener eineWoche vor, der andreeine Woche nach ihmſtarb. Wir nahmeneinige Buxbaum⸗ und Klee⸗blätter mit, das Einzige,was ſich von Grün aufſeinem Grabe fand.Um 5 wieder amDom⸗Platz. Noch eimalin den Dom, der auchdiesmal bedrückend aufuns wirkte. Zu Gilli& Letta; dann nach Haus.Geſchrieben; gepackt. Um9 noch einmal auf denPonte vecchio undvon da aus auf durch dieUffizien auf die Piazzadella Signoria, um unsalles einzuprägen und –Abſchied zu nehmen. Ziem⸗lich ſpät zu Bett.Donnerstag den 15. OktoberReiſe von Florenz nachRom.Um 8 1/2 Abreiſe von Florenz.Während der erſten Viertelſtundehat man immer noch dasvon ſeinem alten Kloſterbaugekrönte Fiesole zur Seite.Dieſem Bilde entſprechendbleibt nun 8 Stunden langdie Fahrt. Die Unterſchiedeſind nicht ſehr erheblich. DerApennin läuft in hoher, kahlerKette zur Linken und ſtelltzwei, drei Reihen von Vorber⸗gen in ſeine Front. Dievorderſten Berge die niedrigſten.Auf dieſen liegen die Kaſtelle,die Flecken, die Städte. Ein53Kaſtell, ein Kloſter, eine Kirchekrönt meiſtens die Spitze,während die Ortſchaften ſelbſtmal höher mal tiefer amAbhang liegen und entwederin einer einfachen Schrägliniein der Flanke des Berges oder in Terraſſenin der Front deſſelben auf⸗ſteigen. Die Linien ſind vonaußerordentlicher Schönheit, mitunter(namentlich gegen Abend) auch dieFarben; im Ganzen hat manaber doch, ganz abgeſehenvon dem Verfallenen undHeruntergekommenen, auch demEindruck des Kahlen, Verbrann⸗ten, Ungemüthlichen. Es heimeltnicht an. Keinen Augenblickhab ich die Empfindung gehabt:„hier möchteſt Du auch nur 24Stunden ſein.“ Es iſt geradegut genug zum Vorbeifahren,zum Mit-Nachhauſenehmen voneinem Dutzend Oswald Achen⸗bachs. Je mehr der Reiſendeweiß, je beſſer er die römiſche unddie italieniſche Geſchichte kennt,deſto entzückter und bewegterwird er auf eine Landſchaftblicken, die von 100 Schritt zu100 Schritt ihm wenigſtens einenberühmten Todten herausgiebt.Hier focht Hannibal, hier fielFlaminius, hier dichtete Properz,hier malte Perugino, hier wurdeTacitus, hier Lucretia Borgiageboren. So geht es endlosweiter. ich bin der Letzte, derdie Zauber verkennt, die dadurcheiner Gegend erwachſen. Aber,bei genaurer Prüfung, wirdempfindet mandoch immer wieder, daß es vor-zugsweiſe ein poetiſch-geheimniß-voll über der Landſchaft ſchwe-bendes Etwas, die hiſtoriſche oderhiſtoriſch-romantiſche Reminiscenziſt, die alle die Bilder, die ſichvor uns entrollen, ſo ſchön, ſoeinzig in ihrer Art erſcheinenläßt. Die Bilder ſelbſt ſindbewirkenesdieshöchſtens nur zur kleineren54Hälfte. Natur, Geſchichte, Kunſtunterſtützen ſich einander; weraber einfach auf das angewieſeniſt, was die Landſchaftsbilder – von denen ich ſagen möchte,daß ſie einen Architektur-Charakterhaben – ihm bieten, der wird,wenn er einigermaßen dieWelt kennt und nicht direktaus Treuenbrietzen nach Perugiaverſetzt wurde, einräumen müſſen,daß es ſchönere, namentlich aberwohlthuendere, herzerquickendereGegenden giebt. Die Fahrt vonBonn bis Mainz, von Bernbis Interlaken, von Genfbis Lauſanne, von St. Germainbis St. Denis, von Londonbis Richmond, von Kopenhagenbis Helſingör – iſt ſchöner, erhe-bender. Das Herz geht einemmehr auf.Die Ortſchaften, die wirzu paſſiren hatten und von denenwir um ſo klarere Bilder ge-winnen konnten, als die Bahnimmer in einiger Entfernung andenhochgelegenen Städten und Fleckenvorübergeht, waren, mit Umge-hung geringerer Namen, die folgenden:Arezzo, Cortona, Perugia,Aſſiſi, Spello, Foligno, Trevi,Spoleto,Terni, Narni, Orte,undPassodi Corese. Dann Rom. Aſſi⸗ſi und Spoleto machen den bedeu-tendſten Eindruck; doch liegeneinige der kleineren Ortſchaftennoch maleriſcher. Orte iſt, wennman von Rom nach Florenzdem Norden fährt,Gabelpunkt, von wo aus links(weſtlich) eine zweite Bahn ab-zweigt, die über FOrvieto undSiena ebenfalls nach Florenzführt. – Der Traſimeniſche See,der 10 Stunden Umfang hat,liegt zwiſchen Cortona und Peru-gia. Er iſt ſehr ſchön, ganzbeſonders durch die 3 Inſelndie in ihm liegen. Eine, wennich nicht irre, trägt ein Kaſtell,eine andre ein Kloſter, diedritte (kleinſte) iſt bewaldet.An einer Stelle iſt die Schie-bung ſo, daß die beiden55kleineren Inſeln wie einbreites mächtiges Thor wirken, durchdas hindurch man die dritte,bereits ziemlich weit zurücklie-gende kaſtellgekrönte Inſel,wie ein in Grau gemaltesBild erblickt. Kennt mandas Terrain, ſo ergiebt ſich derVerlauf der Schlacht, der den Rö-mern 15,000 Todte gekoſtethaben ſoll, ſehr leicht.abArezzoPerugiaa. Dorf TecroBorghettob. Passignano.Hannibal kam von Oberitalien undüberſchritt den Apennin. Conſul Flam⸗inius ſtand bei Arezzo. Hannibalbewerkſtelligte einen Flankenmarſch,marſpchirte an Arezzo vorbei und nahmStellung auf den Hügeln und Bergen zwiſchena und b, will ſagen zwiſchenBorghetto und Passignano. BeidePunkte treten dicht an den Seeheran und bilden eine Defilée.Flaminius, als er wahrnahm,daß Hannibal auf Rom zu ging,drängte nach. Als er(Flaminius) auf demTerrain zwiſchen Borghetto undPassignanoangekommen war, machte Hannibal dieMauſefalle zu; von den Bergenin zwei Mächtigen Colonnen nieder⸗ſteigend ſchloß er das Defiléein Nord und Süd, zugleichvon Norden her gegen Südenvordringend. Ein Theil der Römerſchlug ſich bei Passignano durchund entkam. Flaminius fiel.Dieſe Parthie am traſimeni-ſchen See intreſſirte mich landſchaft-lich und hiſtoriſch am meiſten. Na-poleon I. hat dieſen See, deran den meiſten Stellen ziemlichflach iſt, austrocknen laſſenwollen. Ein brutaler Plan.Ein Stück Geſchichte und ein StückSchönheit würde dem Lande da-durch verloren gegangen ſein.Großartig wirktAſſiſi durchſeine koloſſalen Kloſter⸗ und Kirchen-bauten, namentlich durch das56Franziskanerkloſter (Franz vonAſſiſi) ziemlich am Fuße der hoch⸗anſteigenden Stadt. – Spoleto iſtSitz eines Erzbiſchofs. – Terni undNarni ſehr hübſch. – Der Soractewirkt bedeutend. Es iſt eineſechskuppige, einzeln daſtehende,aber mehrere Meilen lange Berg-parthie, etwa wie der Zobten,der Kyffhäuſer, der Hörſelberg,der Harz. Viel bedeutender alsdie erſtgenannten drei, iſter doch kleiner als der letztre(der Harz.) BrSeine Conturenſind ſehr ſchön. Er wirkt gut,wenn man an ihm vorüber-fährt, aber faſt noch mehran einer Stelle, vielleichtvier, fünf Meilen von Rom,wo man nur ſeine höchſteKuppe ein vorgelegenes Pla⸗teau überragen ſieht.Unſre Hoffnungen die Peters⸗kuppel am Abendhimmelauftauchen zu ſehn, wurdengetäuſcht. Es war bereits zudunkel und die ganz kleineMondſichel reichte nicht aus,das Deficit an Tageslicht zudecken. Entzückend warendie großen Feuer, die überdie weiten, ſchließlich völligflach gewordenen Felder hinbrannten; einige dicht nebender Eiſenbahn. Geſtalten hock-ten drum umher, deren Thunund Treiben wir nicht erkennenkonnten.Um 6 1/2 fuhren wir inden Bahnhof ein; um 7 warenwir im Hôtel du Sud.Unterwegs von Florenznach Rom laſen wir eine Kölni-ſche Zeitung, die wir noch aufdem Bahnhofe in Florenz kaufenkonnten. Wir fanden darin folgen⸗des aus Guizots Teſtament,was wir mit Bewegung,und einzelnes abgerechnet, mitZuſtimmung laſen.STAATSBIBLIOTHEK •BERLIN•575859606162STAATSBIBLIOTHEK •BERLIN•266. Ein Raphael. Madonna,Knieſtück, oblong; nurMutter
u
und Kind. Unter allendie ich von ihm kenne,die lieblich-ſchönſte ohneeine Spur zu weich zu ſein.63Hall of Iliad. Außerſchönen Portraits enthält dieſerSaal weniges von großerBedeutung. EineZwei„Aſſunta’s“ vonAndrea del Sartoiſtſind ſehr reſpek⸗tabel, aber doch auch nichtmehr; ſie hängen, in gleicherGröße, einander gegenüber. Eine„Taufe Chriſti“ von
P.
Paolo Veroneseiſt intreſſirt etwas mehr alsdie Mehrzahl ſeiner Arbeiten.Brillante Portraits vonVelasquez, Tizian, Salva-tor Roſa (eins der
Salv.
SalvatorRoſa Portraits iſt ein jungerKrieger in Rüſtung, das andreiſt er ſelbſt.) Hier auchein ausgezeichnetes Portraitvon
P.
PaoloVeroneſe denDaniel Barbaro darſtellend.Portraitiren konnten ſiealle wunderbar. Langweilig ſind immer:
G.
Guido Reni,Carlo Dolci, Tintoretto,
P.
Paolo VeroneſeHall of Saturn. Enthältein halbes Dutzend wundervollerSachen. Zuerſt drei vonRafael herrührende Portraits:1. Papſt Julius II. (dunklerals das in den Uffizien). 2.2. Thomas Fedra Inghiramiwahrſcheinlich ein Cardinal; 3. Cardi-nal Dovizi von Bibbiena. Au-ßerdem befindet ſich hier vonRaphael die Viſion des Ezechiel.Andre ausgezeichnete Sachen ſindPerugino: Abnahme vom KreuzCampagnola: Adam und Eva;Schiavone: AKain erſchlägt Abel (brillant)Giorgione: Moſes aufgefunden;
Seb.Sebastianodel Piombo. Martyrium der
heilig.
heiligen Agathe. (Ihr werden die Titten ab-geknipſtAndrea del Sarto: Disput überdie heilige Dreieinigkeit. (ImVordergrunde rechts eine weib-liche Figur mit einer Büchſe oder Schachtel inder Hand, als wolle ſie dem Sieger eine Makronereichen.64Hall of Jupiter.Auch dieſer Saal ſteht dem2. Saal weit nach. Er ent-hält einige gute Schlachtenbildervon Salvator Rosa und Borgogne,;einen brillanten, großartig aus-geführten Sankt Marcus vonFra Bartolomeo, eine heiligeKrippe von LeliodelladaNo-vellara, einen todtenChriſtus, wie er eben in ſeinGrab gebettet wird | vonda Carpi (brillant), Nym-phen von Satyrn überfallenvon Rubens und einigeintreſſante Portraits vonSubstermans, Spagnoletto,Morone, Tintoretto undAndrea del Sarto (letztrergiebt auf einem Blatt ſein undſeiner Frau Por-trait.)Ausgezeichnet iſt ferner ein ziemlich großes Bildvon
Giov.
Giovanni da San Giovanni: Sechs, ſieben Jägerauf der Jagd. Wundervolle Köpfe.tet, mit Fackel vorauf; die Künſte amBoden liegend, zertretend; der geharniſchteKrieger führt die Braut heim; die ſich ziem-lich willfährig drin und ergiebt; Amorettennecken und ſchäkern mit der Entführten,als wollten ſie ſagen: uns gilt esgleich; unſer Reich blüht immer, in Kriegwie in Frieden.) 2. Der heilige Franciscus3. Portraitbild. Er ſelbſt, ſein Bruder, Lip-sius und Grotius. – Portraits von VanDyck und Tizian (ausgezeichnet). – FernerFerner Guido Reni (Rebecca am Brunnen) und Gior-dano (Empfängniß Mariä.)65Geſinnung; nichts Hohes, Großes, Tiefes, Ewiges.. –Ein ſich anklagender, weinender Petrus iſt 2 malda; einmal von Guido Reni, einmal von CarloDolci, beide gut; namentlich der erſtre. Bedeu-tend iſt Cigoli’sEcce Homo; eigenthümlichAndrea del Sartosheilige Familie. Bedeutendiſt auch
C.
ChristofanoAllori’sJudith, mit dem Kopf desHolofernes wie einen Pompadour in derHand. (Hiernach hat, glaub ich, der ſelige Wachſein Judith-Bild vor einigen 30 Jahren gemalt.)Bedeutend ſind ferner 3 Bilder von Rubens:1. die Folgen des Krieges (der Krieg, mißgeſtal-bedeutend. – Die eigentliche Bedeutung dieſes Saales be-ſteht aber in den Portraits. Sie ſind beinahſämtlich wundervoll. Rafael: Angelo Doni; Magda-lena Strozzi Doni; Papſt Leo X.Tizian: PaterAretino.
Carl.CarloDolci: Diogenes. Rembrandt: erſelbſt. Schiavone: verſchiedene.
P.PaoloVeronese:ſeine Frau.H all of Mars. Dieſer Saal iſt im Gan-zen minder bedeutend als der vorige. Hierbefindet ſich die berühmte, ewig kopirte, auchjetzt wieder auf zwei Staffeleien verarbeiteteMadonna della Sedia. Sie ließ mich auch hierwieder kalt. Eine ſchöne, junge Frau von freundlicherreſpektabel. Schöne Sachen von 66Palma Vecchio, Perugino, Cigo-li, Pesarese, Guercino,Pordenone, Fra Bartolo-meo, Andrea del Sarto etc.Die Hauptſtücke, von den Por-traits abgeſehen, ſcheinen mirzu ſein:
A.
Andreadel SartoKreuzabnahme;Fra BartolomeoAbnahme vom Kreuz;CigoliAbnahme vom Kreuz;Palma Vecchiodas Abendmahl zuEmmaus (Chriſtus, Petrus
u
und einAlter, weißbärtiger; eine Frauen-geſtalt; Petrus vorzüglich.)Dazu kommen:zwei Murilloſche Madonnen,die eine wunderſchön, erſtenRanges, im nicht⸗vaporoſenStil; die andre die „Madonnamit dem Roſenkranz“ wenigerHall of Venus. Die bedeutendenSachen in dieſem Saal ſind: zweiDürer (Adam u. Eva), zwei Marienvon
Salv.
Salvator Rosa, zwei Landſchaftenvon Rubens, 1 Portrait vonRembrandt, 1 Portrait vonTizian (im Stich bekannt), 1 Spag-noletto den
St.
Sankt Bartholomäus dar-ſtellend, 1 RuſtichinoTodder
heilig.
heiligen Magdalene,(die Figurder Magdalene iſt ſchön; ſonſtnicht), 1 ManrfrediGoodLuck, anzüglich, hogarthiſch,aber ſehr hübſch und lebens-voll; 1 Rosselli derTriumph Davids; Tambourin undCymbel rührende Frauen füh-ren ihn heim (ſehr ſchön.)Hall of Apollo. In dieſemSaale iſt nahezu alles bedeu-tend und ſelbſt das was zurück-ſteht, iſt immer noch höchſt67Via Tornabuoni: Corsi, Larderel, Strozzi.Lungarno Corsini (zwiſchen den 2 Brücken linksvon Ponte Vecchio): Corsini.Via della Vigna nuova (links von Tornabuoni)Rucellai.Via della Scala (von Piazza
S. Mar:
Santa Maria Novellalinks auslaufend): Stiozzi⸗RidolfiVia Cavour: Riccardi Palace.Dieserhat eineabweichendeForm.CascineSusperiorBridgeVia della Vignanuova.TornabuoniVia Corso.DomVia Cavour
P.
Porta RossaPiazzaDella Signoria.Viamercatonuo⸗vo.
Por. S.
Porta SantaMariaVia CondottaVia delPro⸗con⸗solo.PiazzadelMercatoVia della SpadaSanTrinitaallaCarrajaVecchioalle GrazieDer Lung Arno läuft vor-zugsweiſe an der Nordſeite des Fluſſes.Zwiſchen dieſen 4 Brückenliegt, nach Norden zu, die ganzeGeſchichte und zwar zwiſchenden 2. mittleren das Haupt-ſtück. – Die Hauptſtraße iſteine etwas unregelmäßig gehendeFortſetzung von Ponte Vecchio und heißtVia Calzaioli;dieſe iſtbeidenVierecken gemeinſchaftlich.Das eine Viereck wirdvon der Via Tornabuoni,das andre von einerunwichtigen Via flan-kirt. Den Fuß bildenVia Porta Rossaund Via Condotta;nach Norden zu
P.
Piazza del Mercato,Via Corso,Dometc.6869tal.lio.[68]Dr. Klugmann. 70MoſaikMoſaikGoldSteinVêtre e Moſcaico.Venezia etMurano.Salviati & Compagnie.Im erſten
u
und 2. Stock vierMedaillons.Cadoro. Grimain(früher Poſt),.Pisani.Barbarigo. Pecu-ro VVendraminCalergi. CornerSpinelli . Toscani.Due Turche.[69]71Reuleaux’s Aufſatzüber Dr. Salviati ſtehtSpenerſche Zeitung vom19.20. und 21. November1873Casa NardiniBorgo S. Apostoli 17.secondo pianto.casa Santi.Gilli u. Letta.piazza dellaSignoria.2 früh StückBier
etc
et cetera ...Wital. 1 Kaffee. –delle antiche carrozze.|Mittag. (Barile.)der Eingangsthür, diesiſt geiſtvoll. Aberim Uebrigen ſindbeide Sachen durchund durch modern.Canova’s (grade vonihm ſelbſt mittelbarherrührend) gradezuſtörend, weichlich, ſen-timental. Tiziansweniger, aber dafürdoch auch genauererdenn der Gedanke dieAssunta im Hinter-grund zu geben iſtſo zu ſagen die -kraft der Pauvreté.Die Noth zur Tugend gemacht.[70]72ſamkeit; außerdem ſind die Sachen voll Geiſt undglücklicher AnspielungenSDahin rechne ich, daßTizian ſeine Hauptwerkeim Hintergrunde hat,bei Canova, daß derMarcuslöwe, geflügelt,ſden Eingang zu ſeinerGrabthür bewacht unddoch zugleich zu trau-ern ſcheint. Aberman kann vielleichtſagen: Er ruht,in trübem, ſchmerz-müden Schlummer anThe accompanyingis placed hereby the Wife ofan Enkel (Childoder Gebr) whois
Mr.
Mister TalbotShakespeardescendant ofthe immortalPoet Verona4. Juni 1874.[71]73Ich kann beide nichtſehr bedeutend finden.Sie wirken gut undauch eigenthümlich dadurch,daß man das, wasman in voller Plaſtikzu ſehen gewohnt iſt(Pyramide und StDenisDenkmäler) hier Hautre-liefartig, ſo weit dieArchitektur in Betrachtkommt, auftritt. Esſind bloße Façadender Dinge. Diesiſt nicht ihre Wirk-Die Reiſe begann damit, daß ichnoch, 5 Minuten vor
d.
der Abfahrt, ein„Reiſebuch für Italien fand“, dafüraber meine Ordre vergaß. Ich habeſie mirposte restante nachſchickenlaſſen. Hörnchen Düte mititalieniſchen Vocabeln undPhraſen. Dick. Man ſiehtwas geſchieht, wenn einemder Spiegel der Wahrheitfehlt.Paul wohnt Luiſentraße; muthmaßlich
NoNumero 49.[72]1. Droſchke nehmen 742. Poſt.Brief nachtragen,Correspondenzkarten,3. Eiſenbahn.Wegen Innsbruckfragen.Billets nehmenbis Rom.4. Flaniren. Alt⸗München.Ludwigsſtraße. Lud-wigskirche. Glyptothek.5. Wieder fahren.Rom.Ehlert empfiehltdie Straßen in der Nähedes ſpaniſchen Platzes.Pietſch ſagte: In un-mittelbarer Nähe vonFontana di Trevi iſtein Zimmervermiethungs-Comtoir, das gut be-dient. Er ſelbſt wohn-te Piazza Poli
NoNumero 8;Zimmer pro 2 Francstäglich.Neapel.Pietſch em-pfiehlt im Hotel deGenève oder im HôtelPlebiscito abzuſtei-gen, dann aber mö-blirte Zimmer in denSeitenſtraßen des To-ledo ſuchen. Oderauch in Santa Lucia.Ulrico HöpliBuchhändler inNeapel.75 [73]Pompeji. In El Sol.Sehr gut.
Sgr.
SilbergroschenPagano auf Capri.Penſion täglich 5 Francs.Man miethet tage-weis.Die Fahrt macht man ſo.Von Neapel (Santa Lucia)im Dampfer nach Capri. Gleichblaue Grotteetc. vom Dampferaus. Dann hinauf zu Paga-no. Dort 2 Tage. Dannin der Poſtbarke nachSorrent. Im Wagenvon Sorrent für 3 1/2Francs nach Castelamare.Dann gleich nach Pom⸗peji. (Oder die ganzeTour auch umgekehrt.)Verona.Die goldne Taube. 2.
R.
ReichstalerLa Torre di London. 1.
R.
ReichstalerGeld wechſeln in Veronaauf der Piazza d’Erbe.Geldwechsler. 100 Reichstaler erhältman 400 Francs. ImmerBanca national; die großenStadtbanken reichen nurfür nahgelegene Streckenaus. Ganz kleines Geld-zeug muß man ſichgefallen laſſen in Lokal-papieren zu erhalten.Sehenswürdigkeit. GroßeAmpthitheater. – Marktplatz. –Drei Kirche. – Giardino Giusti. –(Siehe Wichmann’s Notizen)[74] 76VenedigDieLuna. 2. Ranges.Pietſch empfiehlt: HôtelBauer (wahrſcheinlich) einemHerrn Grünwald gehörig.Es liegt an einem klei-nen Kanal, dicht bei derKirche San Moyse.Florenz.Ehlert empfiehlt:Penſion der MadameLaurent, 11 Viadel Polito Santo Spi-rito 3° p.° Penſionspreis6 Francs pro Tag.Pietſch empfiehlt:Lungarno Accjuoli
NoNumero 12. 1 Treppe.Dickes ital:
italienisches Paar, das
franz:
französisch ſpricht. Wohnung 2Francs täglich. Café 25 CentimesSTAATSBIBLIOTHEK •BERLIN•Briefe die in München geſchriebenwerden ſollen: Rodenberg, LindauFrenzel, Adami, Foſs, Pietsch, Braun,
Stadtger. R.
Stadtgerichts RatLessing (er u. ſie), Hahn, HoltzSchneider, Gentz, Frl. v. Rohr, FrauLübke, Blumenthal, Remy, HerrlichX Paris, 9.
Oct.
Oktober Das proteſtantiſche Blatt Le Chriſtianisme au XIX.Siècle bringt folgende Stelle aus dem Teſtamente Guizot’s: „Ich ſterbe inder chriſtlich⸗reformirten Kirche, in welcher ich geboren bin, und in der ge⸗boren zu ſein ich mir Glück wünſche. Indem ich immer mit ihr vereinigtblieb, machte ich von der Gewiſſensfreiheit Gebrauch, welche ſie ihren Gläu⸗bigen in ihren Beziehungen zu Gott geſtattet, und die ſie ſelbst bei ihrer Grün⸗dung anrief. Ich habe geprüft; ich habe gezweifelt; ich glaubte an die ge⸗nügende Kraft des menſchlichen Geiſtes, um die Probleme zu löſen, welche das Weltall uns Menſchen ſtellt, und an die genügende Kraft des menſchlichen Willens, um das Leben des Menschen nach ſeinem Geſetz und ſeinem mora⸗liſchen Ende zu löſen. Nachdem ich lange Zeit gelebt, gehandelt und nachge⸗dacht habe, bin ich überzeugt geblieben und bleibe überzeugt, daß weder dasWeltall noch der Menſch genügt, um ſich durch die einzige Kraft der immer⸗währenden Geſetze, die dort herrſchen, und des menſchlichen Willens, der ſich dortentwickelt, auf natürliche Weiſe und aus ſich ſelbſt erklären und regeln zu laſſen.Es iſt mein tiefer Glaube, daß Gott, der das Weltall und den Menſchen ge⸗ſchaffen, ſie regiert und ſie bewahrt, oder ſie entweder durch jene allgemeinenGeſetze, welche wir natürliche nennen, oder durch ſpecielle, gleich den natür⸗lichen Geſetzen, aus seiner vollkommenen und freien Weisheit und ſeiner All⸗macht hervorgegangenen Handlungen verändert, welche wir übernatürlichenennen, die in ihren Wirkungen zu erkennen uns geſtattet iſt, welche in ihrerWeſenheit und in ihren Abſichten zu erkennen uns vorenthalten iſt. Ich bin alſozurückgekehrt in meine Wiege, immer feſt anhaltend an der von Gott erhaltenen Vernunft und Freiheit, die meine Ehre wie mein Recht auf dieſer Erde ſindaber mich wieder als Kind fühlend unter der Hand Gottes, und in mein ſogroßes Theil der Unwiſſenheit und der Schwäche aufrichtig ergeben. Ichglaube an Gott, und ich bete ihn an, ohne den Verſuch zu machen, ihn zu be⸗greifen. Ich ſehe ihn anweſend und handelnd, nicht allein in der fortdauern⸗den Regierung des Weltalls und in dem innern Leben der Seelen, ſondernauch in der Geſchichte der menſchlichen Geſellſchaft, namentlich in dem altenund neuen Teſtament, den Denkmälern der göttlichen Offenbarung und Wal⸗tung durch die Vermittlung und das Opfer unſeres Herrn Jeſus Chriſtusfür das Heil des menſchlichen Geſchlechts. Ich beuge mich vor den Myſteriender Bibel und des Evangeliums und bleibe außerhalb der wiſſenſchaftlichenDiscussionen und Löſungen, durch welche die Menſchen ſie zu erklären verſuchthaben. Ich habe das Vertrauen, daß Gottt mir geſtattet, mich einen Chriſtenzu nennen; und ich bin überzeugt, daß in dem Lichte, in welches ich bald ein⸗treten werde, wir den rein menſchlichen Urſprung und die Eitelkeit des größtenTheils unſerer irdiſchen Erörterungen über göttliche Dinge einſehen werden.“ganzen Tone, in demſchön anderweit bei ihrenden Staatseinrichtungendem ſind und ihre Parteikönnen. Und was hierutoritäten geſchieht, ge⸗hen Proceß gegenübernfalls pſychologiſch er⸗von der Verhaftung desGedanke an irgendund im Zuſammen⸗ichkeiten des Fürſteneinander gegenüber⸗ie Kreuzzeitung thut,ſein muß, daß dieenommen im regel⸗an eine Art Zwei⸗ten ſucht und daranpreis der politiſcheht mehr als klar,aum einer Chance,Kreuzzeitung mußund dabei aufhaftung nicht demhat, zuzuſchreibenchtfertigter Weiſeden kann. Esein Hebel ange⸗nbekümmert umiſt, ſie hat ſichicke hat ſie eswird, ſich zurmilienzimmers.ſtändig über⸗ng vor ſichaus dem ganzen Tone, in demder Artikel geſchrieben, in der That die auch ſchon anderweit bei ihrhervorgetretene Abſicht hervor, jetzt an den beſtehenden Staatseinrichtungenund deren Autorität im Volke zu rütteln, nachdemder Artikel geſchrieben, ingervorgetretene Abſicht herund deren Autorität imnicht mehr die Herrſchaftgegen öffentliche Einrichtunhieht bei den Betrachtunger hervorragenden Perſärbar, daß im erſtenGrafen Arnim in nichtein hochpolitiſches Unternehange mit früheren VoBismarck und des Gratehend erſchienen. Wennuch jetzt noch, wo JederVerhaftung ein reichmäßigſten Geſchäftsgangeampf zwiſchen Bismarcke Folgerung fortwährenfluß auf dem Spieleuf dieſem Beſtreben widie Launenhaftigkeit ihrReichskanzler ſondernei und der erſtere alvorgenommen wäre, nenügte ihr, einen Puntzt werden konnte, unpolitiſche Ehrlichkeit. Derlebt und fühlt es.lbſt geſagt. Nun abuhe zu begeben, willWir wollen hoffen, daannen wird und dasIIC8