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D2beta

1864.

im September. 11 Stück
La fontaine.FontaneenUlefeldX---x X---x-PostenExercir-platz.Mande rupParsberg (ausgestorben)mit seiner Frau | Reichs-rath von Dänemarkhieb dem Tycho de Brahedie Nase ab. Noch 2 andre Ritter
und
u
Frauen vor demAltar. Von Marmor Erick Podbusk ausgestorbenFamilie RodsteenJuden aus Holland, großer X---xausgestorben.Der heilige Cle-mens, Anker umden Hals. Gerettet.Altar, ClemensKirche510

Ruppiner-Schweiz.

Rottstiel. Beschreibung.Am schönsten an einemgrauen Tag. Grau die kaumgekräuselte Wasserfläche aufder Binsen-Inseln schwimmen,grau ziehen die Wolkendrüber hin, – dann undwann fliegt eine Weihevon einem Ufer zumandern. Absolute Stille,die Wolken hängen tief,es ist als höre mansie über die Spitzen derBäume ziehn. Ein leisesMittagsgetön| Vogelsang aus dem Walde heraus, Grillenzirpen, Wolken und Wasserziehn ein x---x X---x verklingende Klänge der Natur.Hedwig Margarethe Sasson 14. Juni 1785. immer grün.Schiff. (74 Kanonen) Skagen. Peter der GroßeX---x-x---x;n.. zur Ausführungbrachte Die Lebensader dieser Schweiz istder Rhin.Der Rhin; in denweiten, langgestreckten Seenverschwindet er, dann tritter wieder hervor und schlän-gelt sich durch Wiesen,dann und wann wächsteine Buchengruppe auf undbildet ein Thor in demer verschwindet, dann ister wieder da, sein dunklesBand unternahm durch Nym-phäen Parthien, durch Schilfund Binsengruppen. Wiesen-grund zu beiden Seiten, Waldzu beiden Seiten, auf denWiesen Heuhaufen würzendie Luft.

Bienenwalde.

1753. Hieß damalsEntreprise in derThat es wär ein Un-ternehmen.
Die Diana. Terrassen.Schöne ächte Tannen.Eine Tanne auf demWirthschaftshof; dasaß der König undblickte nach SabinesHäuschen hinüber, das doch im Seeauf einem Inselchenstand, das nur leisemit dem Ufer zu-Grabmal von Jörgen EbbesenHerr auf Skanderborg, 3 mal verheirathetEr kniet als Ritter und 3 Frauen rum.Schwarze Marmortafel von zahllosenWappen umgeben; Hier liegt dertreue Mann Jörg Ebbesen.KönigFriedrich V kamund ließ eswegkratzen. sammenhing.
Das Haus wurdedann ganz abgetragenund wurde ein Fischer-haus am Ufer,was später abbrannte.
Eine Wetter-fahne auf einerScheune zeigt
Caroline Sabine Kusig
C.S.K.
CarolineSabine Kusig. (Ca-roline ist unsicher.)

Von Ruppin bis Neustadt

im Omnibus.
Eine Bauersfrau von 50 Jahr steigt in Wild-berg ein; sie hat ein riesiges Aster-bouquet in der Hand; mit ihr einJunge von 8 Jahren. Es entspinntsich ein Gespräch zwischen ihr undeinem Fehrbelliner Bekannten.
Fehrbelliner.
Na Frau Matthis

wolln Se ooch nach Berlin?


Frau.
Ne, ick will man bis

Nystadt; min Söhn koa mmt „von

oben runner“.


Fehrbelliner:
Welcher denn?


Frau.
De bi de Jäger steht;

he geiht nu wedder torügg

nach Lübben


Fehrbelliner.
Wo is denn de ältest



Frau.
De liggt in Brannburg;

se hebben em von nem Lazreth
in’n annre schleppt; – he hett

sich in Jütland verkülln.


Fehrbelliner:
Wat is et

denn?


Frau.
Ick weet et nich,

aberscht he liggt fest, –

min Mann ist hen und

will sehn wat et is.


Fehrbelliner.
en beten in Nystedt

blirren?


Frau.
Ne, ick will’ en

man sehn un ihm

den
Struuß

gebn.


Fehrbelliner.
Wat macht denn

de dritt, de Wilhem?


Frau.
Den wulln se nu

noch habben; – et is doch

too hard. Ach Je!

Gespräche im Coupé

(zwischen Neustadt
an der Dosse
a. D.
und Büchen.)Ein Holländer (nebst Frau) und einHamburger.
Holländer.
Wann werden denn

die Preußen Schleswig
räumen?



Hamburger.
Das wird wohl noch

lange dauern.


Holländer.
Hat denn der Augusten-burger

noch Aussicht?


Hamburger.
Ich glaube nicht; die

Schleswig-Holsteiner glauben

es selber nicht mehr.


II. (Dieselben)
Holländer.
möchte Hamburg

wohl gern haben?


Hamburger.
Ja; aber wir

möchten den König vonPreußen

nicht haben.


Holländer
(lächelnd) Das glaub ich.


Hamburger.
Sehn Sie, wir

sind zu frei, wir können

alles sagen und drucken

lassen.


Holländer.
Wir auch. (Mit lei-

ser Ironie) Wenn wir’s von

einem Privatmann sagen

ist es „Calumnie“, wenn

wir’s von einem Minister sagen,

ist es Freiheit.


Hamburger.
Sehen Sie,

die Preußen sind noch

unfrei.
Volkstheater, Polichinelle-Theater, Harlequin und Concubine, Café chantant,Bolzenschießen, Keulenschlagen, Strauß und Lanner (der hierLuneberg heißt) Springbrunnen, Illumination und Feuerwerk, – wenndieser Zauber geschlossen ist, so ist es schwer ihn durch neueNummern zu erweitern. Tivoli hat ein Art Thal und HügelLage (weil es auf dem Terrain der alten Stadtbefestigung zwischenWall und Gräben angelegt ist) vor Alhambra voraus; dieses ist ausgedehnter und hat eben seinen Alhambra-Stil.Im Uebrigen all dasselbe, doch behauptet Tivoli, zum Theilwohl weil es näher an der Stadt gelegen ist, eineSuperiorität über Alhambra.
Was an diesen Lokalen geboten wird, ist, wenn manwill, ausgezeichnet und jedenfalls preiswürdig. Man bezahlt 16 Schilling dänisch Entrée, das sind 3
gute Groschen
ggr
und hat dafür all und jedes vom3 aktigen Lustspiel an bis zur Erleuchtung in Brillantfeueralles, was für Auge und Ohr bestimmt ist, frei. Die Sachensind gut, zum Theil vielleicht besser als wo anders, weilman eben mehr drauf giebt, dennoch verlohnt sichs nicht überdiese Art von Kunst zu sprechen. Wichtiger ist die Betheiligung, dieHaltung, die Zusammensetzung des Publikums und der Geist, der ausdem Ganzen spricht: Selbstverherrlichung (Gamle Minder) undAbneigung gegen Deutschland.

Lübeck.

Donnerstag gegen 4 UhrNachmittags eingetroffen. NachDüffckes Hotel.
Spatzirgang im Regen. DasHaus der Schiffergesellschaft (mitBild und Reim) die HeiligeGeist-KircheWohnungen mit den 130.
Die Stadt hat allerdings nocheinen gothisch-mittelalterlichenCharakter; selbst unter denneuen oder doch neu er-scheinenden Häusern haben vielenoch den Zackengiebelnach vorn. Die Kir
Gebäudeaufriss; Lübecker Staffelgiebel.
sind alle aus Backsteinund ihre Thürme haben alle die Nadel(Zuckerhutsform); diese völligeUebereinstimmung, dies allesaus einem Guß seinmacht einen sehr gutenEindruck. Es ist styl-voll. – Die neuenHäuser, überhaupt diesund das, erinnert an Ham-; mehr Aehnlichkeitaber, so scheint es mir,hat es mit Stettin. Hierwie dort steigen vomFluß resp. Hafen an dieHügel aufwärts und aufdiesem Hügelzug liegt dieStadt. Die Längsstraßen laufen wie der Hügelrückenvon Süd nach Nord, dieQuerstraßen gehen vonOst nach West auf dieTrave (d. h. auf den Fluß-hafen) zu. Der Eindruck– wiewohl alle Größe, allesImposante, selbst aller Reichthumhin ist – ist doch sehr günstigund wohlthuend.
Man könnte Lübeckdas spitzthürmige Lübeck. Alle Kirchenhaben den hohen spitzenThurm, außerdem aber findetsich an Thoren, Portalen, Dächern vielfach (oftfast klein-minarettartig)ein schlankes Spitzthürmchenangebracht.
Sehr hübsch sind diekleineren Thürme einzel-ner Kirchen, die sogenanntenDachreiter. Sie zeigen zumTheil, mehr als es diegroßen Thürme thun, denreichgegliederten gothischenCharakter.
Sonst Bemerkens-werthes:
  • 1) Die Dienstmädchen tragenein ganz kleines Tüllhäubchen,das nur über den Dutt, denzusammengelegten Haarzopf paßt.
  • 2) Die Marktfrauen (vielleichtaus der Vorstadt oder vomLande) tragen merkwürdiggeformte Strohhüte.
    Vierländer Hut. Vierländer-Hut
    Lübecker Hut. Lübecker-Hut.

  • 3) Die Fensterkrammen, uminwendig einzuhaken, habennicht blos eine Oese, son-dern an der Oese nocheine vorstehende, geschweifteVerzierung von 1 Zoll Länge.Das ist sehr praktisch. DieserVorsprung wirkt nun wieein kleiner Hebel und mankann leichter auf- und zu-machen.
  • 4) Die Aufläder. (Wahr-scheinlich eine Art „Gilde“oder „Compagnie“ wie inBreslau) Vierschrötige, ra-massirte Kerle. Mit Knie-hosen, hohen wollnenStrümpfen und Schuhen (oder auch mit hohen, blanken Stiefeln die bisans Knie gehn) und darüberein kurzer Kittel, der durchsein Kürze etwas Joppen-artiges erhält. Das Ganzekleidsam. (Es sind auch einfach Gepäckträger)
Der Hafen erinnert nochan die Zeiten, wo derOstsee-Handel in LübecksHänden war. Schon die Namen der Dampfschiffe, die vonhier aus den Verkehr unterhalten „Neva,Kaiser-Alexander, Bager,Viken, Hålland“ deutenauf den vorherrschenden Verkehrmit Rußland, Finnland,Schweden, Norwegen,Dänemark hin. Rathhaus und Marktplatz. Ge-frühstückt im Rathskeller. DerAdmiralstisch, der Brautkeller, die Rose, dieLilie, die Germanisten-Versammlung (1800 Mann)zu Weihnachten 3 bis 4 000 Men-schen. Geibels Platz in der Rose.

d.
dender
9. September.

Nachmittags 4 12 UhrAbfahrt auf dem Bagernach Kopenhagen. Trave-münde. Meer ruhig, Mond-scheinnacht. Auf hoher See et-was unruhig. Ankunft 8 12Uhr Morgens.

d
dender
. 10. September.

Ins Hotel d’Angleterre amKongens Nytorv. Beobach-tungen vom Fenster aus.Wachtparade. Gang in dieStadt. Führer gekauft.Die Börse und die Erlöser-kirche. Zum Diner. Spatzir-fahrt durch Stadt und Umgegend. Nach Haus. Geschrieben.Früh zu Bett.

d.
dender
11. September
.

Geschrieben (an
Doktor Beutner
Dr B.
) Um12 in die
Königliche
K.
Gemälde Gallerie
im Christiansburger Schloß. DasThorwaldsen-Museum und seineFresken an der Außenwandangesehn. Flanirt. ZumDiner. Im Omnibus nachFrederiksberg an Tivoli, Al-hambra und Sommerslystvorbei. Wieder nach Haus.Gelesen. An Consul Quehlgeschrieben. An
Doktor
Dr
Beutner
B.
ge-schrieben.

d.
dender
12. September

Besuch von Herrn Quehl;geplaudert bis nach 11. Raschangezogen und mit dem12 Uhr Zuge nach Roe-skilde (sprich Roskilde,ganz wie im Deutschen,nichts von Röskille; heißtauch nicht „roth Quell“ (rodist roth) sondern Roes-Quelle. Roes, vielleichtGenitiv von Ro oder Roeist ein Eigenname).
Roskilde liegt hübschan See oder Bucht (viel-leicht an beiden; habe hier keine Karte) und hat etwasvon dem stillen Zaubervon Linlithgow. ImUebrigen ist es ein Nestvon nicht ganz 5000
Einwohnern
Ew:
das etwa an Bernauoder noch mehr anMüncheberg erinnert. Fürsten-walde, Freienwalde undStädte dieser Art sind schonwesentlich besser. Ueberhauptliegt über allem dochein gewisser Ton des Ver-falls. All unsren Nesternsieht man an, daß sie –mögen sie noch so mise-rabel sein – vorwärts kommenund daß sie vor 50 oder 100 oder150 Jahren jedenfalls vielmiserabler waren. Hierfehlt das Leben, nirgendsthriving town; – die fana-tischen Dänen wühlen imAlten umher, „gamleDanmark“ hinten und vorn,Danebrog und das Raufschrau-ben jeder Größe, aber manblickt rückwärts und be-wundert Rückwärts-Liegendes,denkt aber nicht daranBausteine für die Zukunftzu legen.
Die „Domkirke“ istsehr schön. Man sieht, vonKopenhagen kommend, den hohenChor und ein Querschiff;die schlanken Thürme, dieman natürlich auch sieht,liegen abwärts nachWesten zu. Grabkapellenumzirken unregel-mäßig den Bau; dieseKapellen sind von sehrverschiedner Art und Jahres-zahl. Die neuste, flach-gekuppelt, und vielleichtdie größte, enthält die Särge der König vonFriedrichs V Vater (ichglaube Christian VI) an.Diese Kapelle, schon vonFriedrich V begonnen (sosagte der Küster) ist erst 1825 beendet und siehtganz aus wie einSchinkelscher Restaurations-bau z. B. wie derBerliner Dom; Rundbogen,alles weiß und dieDeckenflächen kassettirt. Sehr intressant ist auchdie heilige 3 König’s-Kapelle in derruht. Manhat die Tünche neuerdingsheruntergeklopft und diealten gothischen Fresko-malereien (wie inStrausberg) sind wiederganz klar zum Vor-schein gekommen.
Der Blick vonder Westfront aus indas Mittelkirchenschiffhinein ist sehr schön und fast noch eigenthüm-licher als schön. Mansieht nicht blos weißeTünche und man siehtauch nicht blos rothenBackstein, sondernman sieht beides inglücklicher Einigungund Unterbrechung. DerGrundton an Wän-den, Bündelpfeilern undDeckengewölben istweiß, aber derrothe Ziegel, entwederwirklich oder doch ge-malt (wahrscheinlichdas letztre) tritt alsOrnament auf undeinzelne Bündel derweißen Pfeiler, ein-zelne Ecken und Kan-ten, namentlich aberdie Gewölberibbenzeigen den rothenZiegelton.
In dem einenSeitenschiff ist Saxo Gram-maticus begraben; Formdes Steinswenn eine dagetreten.
Grabmal; DomkirkeDomkirkeRoskilde, RoeskildeGrabstein in der Domkirke von Roskilde.
; die Inschrift,war, weg- Der Küster ein freund-licher Mann; – ebensoder Wirth in der Solda-tenkneipe, wo ich Hammel-suppe und Kalbscotelett aus;der Mann sprach sehrtraurig über den Krieg,aber ohne besondre Er-bittrung gegen die Deut-schen. Die Unterhaltungüber „Professor Grefi“,als er hörte daß ich ausBerlin sei. — Meine Drang-sal im Coupé auf derHinfahrt. Um 4 zurück. 5 12in Kopenhagen. 7 Uhr Herr Quehl.Nach Tivoli. Bei mir bis 12 geplaudert. Perhaps you can arrangeit so:
You give a Douceur,let me say 1 DanishThaler to the coach-Man and give me backthe rest of the money;then I would go byrailway. Otherwise I loseso much time andmust stay at night atFrede-ricks-borgI thought Iwould haveone

Dinstag d.
dender
13.
September
Septmbr.

Um 9 zum HelsingörDampfschiff. Es war der„Hamlet“; Horatio kameben an, als wir Mienemachten abzufahren.
Die Fahrt sehr hübsch,aber am Ende dochzu halten, als Fern-sicht nicht glänzend genugin den Linien und alsNah-sicht (um sich anden Details z. B. an schönenBäumen zu erfreun) wiederlange nicht nah genug genug.
Schön wurde es alsdie dänische Flotte und Schloß Helsingör in Sichtkam; um diesenalten Bau ist aller-dings ein Zauber. Allesvereinigt sich hier dazu: eine der großen Welt- undHandelsstraßen, das Zusammen-treffen von Kattegatund Sund, die eigenthümlicheSchönheit des altenSchlosses selbst (wie geschaffenfür solchen Punkt) diehistorischen Erinnerungen und die poetische Glorie, dieShakespeare drüber aus-gegossen.
Auch die Stadt mitihrer
Sankt
St
Annen-Kirche
und einer andern kleineren(wahrscheinlich Sophien-Kirche)liegt sehr malerisch da.
Dazu kam noch,daß eine Staubregen wolke vorder Stadt stand, dieweil die Sonne gradeihr Licht darauf warfalle Regenbogen-Farbenzeigte, aber nun nicht bandartig, sondern eineprismatisch gefärbte,durchsichtige Nebelwolke.Dies war zauberhaftund die Bastionen, Mauernund Thürme des Schlossesschimmerten in immerwechselnden Uebergängenin roth, gelb, grünund blau. DieselbenFarben beobachtete ichnachher vielfach auchauf der Wasserfläche,besonders im Kattegat, sodaß, wie man andren Orts einen goldnenLichtstreifen über demWasser sieht, so lag hierdies Licht aufgelöst inseine Farben auf demWasser.
Wir langten 12 Uhran (die dänische Flottebestand aus 11 Kriegs-schiffen) und legten nebender „Ophelia“ an derLandungsbrücke an und zwarso, daß sich Hamlet undOphelia ins Gesicht sahn.Ich ging erst in die Stadt,dann auf alten Wällenund Remparts bis insSchloß. Niemand rief michan; nur zuletzt, vor einerder Front-Bastionen, wiesmich eine Schildwacht zu-rück, aber ruhig und artig.Ganz wie in England aufEdinburgh Castle. Fran-zosen und Preußen hin-gegen sind immer grob,es steckt ihnen diePolizei-Natur allerdingsviel mehr im Leibe.Es ist schlimm, aber manmuß sich damit aus-söhnen.
Alte Kanonen (12 und24 Pfünder) und große Mör-ser stehen in den Bastio-nen und Batterieen um-her, machen aber einenziemlich friedlichen Ein-druck. Auch hier erscheintes so, als sei man nichtrecht auf den Ernst ein-gerichtet.
Das Ganze erinnertein bischen ans KüstrinerSchloß, das sich in denrechten Winkel einschiebt,den Oder und Warthe bilden. Freilich kann Küstrinhiergegen nicht an. Küstrinist überwiegend gruslig,man sieht immer KattesHaupt in den Sand rollen,statt Kattes Haupt hatman hier das Katte-gat und wiewohl dasblos Katzenloch heißtso ist es doch poe-tischer. Das Schloß,die Lage, die beidenWasserflächen, die historischenund romantischenpoetischen Erinnerungenalles ist gleich poetischhier; es ist allerdings eine Stellezum Dichten. Ich gingdie verschiednen Bastionenentlang bis an die vor-derste niedrige Mauer, andie fast das Meerspült und suchte die Stellewo der Geist den Ham-let bis ans Meerlockte. Ob ich sie ge-funden, steht dahin; viel-leicht war es die Stelle,die mir die Schildwachtverbot.
Das Schloß selbst istäußerst malerisch; hier könnte nichts beßres stehn. Die neuste Form diees zeigt hat es 1735 und 1824 erhalten;wie viel vom altenda ist, weiß ich nicht;gewiß noch eine Men-ge. Die Form istein Viereck
Gebäudegrundriss; Schloss Kronborg, Schloß HelsingörSchlossKronborgSchloßHelsingoerHelsingör (dän. Helsingør), HelsingoerSchloss Kronborg in Helsingör.
So ohngefähr d. h. esist ein Hof in Quadrat,in dessen Ecken undan 1 oder 2 Stellen auchin der Mitte der Innen-front ein Thurm steht.Der höchste Thurm, deretwas durchaus kirchthurm-artiges hat und derKopenhagner Petri-Kirche, sowie den kupfer grünen Ham-burger und AltonaerThürmen gleicht, wächstwenn ich nicht irreaus dem Dach deseinen Flügels heraus, doch ist es auch möglich,daß er einen selbstständigenThurmbau bildet. DieDach-Formation istsehr ähnlich wie beider Kopenhagner Börse unddem alten Hause inder Oestergade; ziemlichhoch und mit zweibis drei geschweiftenGiebeln besetzt, also etwa
Gebäudeansicht (Ausschnitt); Schloss Kronborg, Schloß HelsingörSchlossKronborgSchloßHelsingoerHelsingör (dän. Helsingør), HelsingoerDach von Schloss Kronborg in Helsingör.
solche Formation hatdas Dach jedes der4 Flügel und zwarsowohl nach außen wienach innen (dem Hofe zu).
Auf einer Bank aufeiner der Bastionen 14Stunde gedämmert.
Die Inschriften an denPortalen zum Theil deutsch, wahrscheinlich aus 1735.
In die Stadt. ImHôtel d’OeresundBrot und Bier genossen.Die englische Conversation mit dem Postsekre-tair; endlich Erlösungvon dem Engagementfür Fredriksborg.Der rettende Jude imSchnittwarenlager; derjüdische Geldwechsler.
Das Café-häuschenneben der Eisenbahn;die einsame Pretzel.Rückfahrt in der„Jernbahn“ 3 12 Uhr.Zuerst 1) namlos 2) Fre-densborg (6 von Kopenhagen, 2 von Helsingör) 3) Frederiks-borg 4 34 von Kopenhagenund 3 14 von Helsingoer.
Gebäudeaufriss; Schloss Fredensborg (dän. Fredensborg Slot)SchlossFredensborg(daenAFredensborgSchloss Fredensborg.

Vielleicht Fredensborg.weiße Wände, vier schlanke Eckthürme schlanke, Laterne aufdem Dach. Daneben, näherzur Station, und tief imGrunde ein neuer auin Rothziegel (so viel ichsehen konnte mehr einfache Renaissanceals gothisch) auf den auchLeute und rothröckige BedienteFredensborg. zugingen. Vielleicht istdieser neue Bau Fredens-borg. (Fragen)
Gebäudeaufriss; Schloss Frederiksborg (dän. Frederiksborg Slot), FredericksborgSchlossFrederiksborg(daenAHillerødSchloss Frederiksborg.

Fredriksborg.Rothziegel, das Ganzeim Stil von Rosenborg,Frederiksborg.aber wie es scheintstilvoller, minder barock,vielleicht auch gediegner,aber doch sehr ver-wandt. Fünf odersechs Längsschiffe mithohem Dach stehen neben-einander, rechts undlinks vom Ganzen einThurm und in derMitte, also vielleichtdem 3. Schiff entsprechendder Hauptthurm, höher alsdie beiden andern. Helsingör nach Kopenhagen bis hierher immer Blickaufs Meer.Sö, ist sehr hübsch. AuchKlampenborg liegt inderselben Höhe amMeer.
Eine Strecke langBlick aufs Meer. 6 UhrAbends alles blau, sehrschön.
Die ganze Entfernung beträgtnur 8 dänische Meilen, so daß jedeStation wenig über 34 Meilenlang ist.
Der Stil in welchemRosenborg, Frederiksborg,bis zu einem gewissen Gradeauch die Thürme von Helsing-oer, selbst die Börse etc. etc.gebaut sind und den maneinen verschnörkelten, mitviel Kupferkronen und Kupfer-dächern ausstaffirten Elisa-beth (Tudor) Stil nennenkönnte, erinnert deshalb mehr oder weniger an StJames, Hampton-Court,St Georges Chapel und ähnlicheBauten. Das besondre sich bemerklichmachen des rothen Ziegelsträgt auch mit dazu bei; aufder andren Seite haben diedänischen Schloßbauten noch mehrhohe und zugespitzte Dächer und Giebel. DieseForm ist häufig
Gebäudeansicht (Ausschnitt); Dänischer Schlossgiebel.
Karte von Seeland.Plan von Kopenhagen.Die Portraits dergefallenen Offiziere.

Bibliothek (?) mitBrick-Anbau.Adler. UnterschriftCoelestem adspicitlucem.
Rosenborg. Regnafirmat pietas.Wer ist Schouw?

Mittwoch d.
dender
14.
September
Sept :

Früh auf. Geschrieben. Be-such von Herrn Quehl.In die Stadt.
  • d) Zum Conditor Genelli;Chocolade getrunken.
  • e) In die Norges-Gade: die Amalienburg,die angefangene Mar-morkirche und die nach-barlichen Palais.
  • f) Ins Thorwaldsen-Museum. Wunderschön;über alle Erwartunghinaus ergreifend undentzückend. Namentlich alleswas Amor, die Grazienund die drei Göttinnen, insonder-heitVenus angeht, so mußauch eine Laie dasEntzückende dieser Sachenherausfühlen. Ihr Zauberist das Naïve, diescheinbar Leichtigkeit, dasunendliche Behagen mitdem dies alles ge-macht ist. Dabei gehtein Zug des Schelmischen,des humoristisch-Heitrendurch diese ganze Artder Produktion. Alldas andre (die Büstenund Statuen) ist unendlichlangweilig dagegen. Unddoch ist es auch groß inseiner Weise.
  • g) Zu Herrn Quehl zuTisch. Um 5 Fahrt(mit ihm, seiner Frau undseinem Töchterchen) nachdem „Thiergarten“, aufder Chaussée an der schö-nen Küste entlangbis Klampenborg,was mehr Bad alsVergnügungsort ist. Dannlinks ab mitten durch den„Thiergarten“ und überdie weite „Plaine“fort, auf der wohl800 Hirsche oder mehrgrasten, in die „Eremi-tage“, – ein einsamesLustschloß von ziemlich trau-rigem Ansehn. Kaffegetrunken. Schöner Blickvon oben über Wald, Feldund Sund. Hier pflegten,im ersten Stock, oft Staats-rathssitzungen unter Friedrich VIIzu sein, der dann vonSkodsborg (am Strand) woer in einem schiffsartig ein-gerichteten Hause lebte, herüber-kam.
allerdings groß-artig und einberechtigter Stolz.Mitten auf dem steingedeckten Hofe ruht er einfachunter Blumen und dichtem Epheu; an der Wand Palmen undLorbeer (gemalt) und al fresco Darstellungen. Das Ganze Zurück bei Mondschein.Dann in die „Alhambra“wo grade ein Zauberfestwar. Gamle Minder,(etwa 12 oder 16 verstorbne dänischeGrößen in Kunst und Wissen-schaft) Transparentbilder mitbunten Lampen drumrum. Concert, Feuerwerk,Harlequin Pantomime, Auf-führung dänischer Lustspiele etc.Erst um 11 nach Haus.
  • Karte von Jütland.
  • Reisebuch von Jütland.
  • Fahrt am Strand hin, Tolboden etc.
  • Streichriem
  • Bild und Beschreibung von Helsingör
  • Hamlets Grab und Holger DanskesGrab.

Donnerstag d.
dender
15.
September
Sept:

Mit Herrn Quehl und Gemahlinins Rosenborger Schloß.Alle Coronation-Dresses derKönige seit Christian IV bisauf Friedrich VII; das ganzeSchloß voller Curiositäten.
Einkäufe mit Frau Quehlgemacht beim Nippsachen-Händler.
Ins Museum der „nordi-schen Alterthümer“; merk-würdig interessant. Ob dieganze Eintheilung richtig ist,ist mir ebenfalls zweifel-haft. Das Pfahlbautenbild.
Ins Hôtel. Gepackt. Um3 nach dem Dampfschiffsplatz.Herrn Quehl getroffen. AnBord der Dania. Abfahrt 3 34.Helsingör wieder wunder-schön. Schon vor 9 in dieKoje gekrochen. ImLimfjord wieder aufgestanden.Ankunft in Aalborg 7 Uhr früh.

Freitag d.
dender
16.

Bei Sturm und Regen in Aal-borg eingetroffen. Phoenix-Hotel. Das sonderbare Bett.Gang in die Stadt. Kleine Ein-käufe. Das Schloß Christians IV(Aalborg-huus). Die beiden altenKirchen. Das Rathhaus. HoyersConditorei mit der Säulen-Veranda. Oster- und Wester-Aa. Die „Apotheke“, höchstmalerisches Haus, im Stilwie das in der SchouwGade in Kopenhagen, ohngefähraus derselben Zeit. Briefegeschrieben und Correspondenzen.

Sonnabend d.
dender
17.

Es gießt immer noch. Ge-arbeitet, den Kopenhagner Briefbeendet. In die eine alteKirche. Ueber den Limfjordnach Sundby hinüber. KostbarerBlick auf Aalborg. Bei scharfemSüdost zurück. Flanirt. KleineEinkäufe, namentlich die dänischen Kriegs- und Sieges-lieder.Kaffe getrunken auf der Veran-da in Hoyers Conditorei.Gut gegessen im „Phoenix“.Mit dem Wirth (Herrn Chris-tensen) geplaudert über Generalv. Flies, Graf Münster,Prinz Friedrich Karl, GeneralVogel v. Falckenstein, diealle in seinem Hause gewohnthaben. General v. Flies dauernd.Wurde sehr gelobt „liebens-würdiger Mann.“ Auch dieSoldaten fast von jedermann,Mädchen, Küster, Buchbinder,Buchhändler, die Leute im Hause –all dasselbe Urtheil. Besondersdie „manirlichen Schlesier“; die 18.erweniger.
Gearbeitet. Gelesen. Briefegeschrieben.

Sonntag d.
dender
18.
September
Sept:

Früh auf, um auf der„Fylla“ die um 7 12 früherwartet war, die großeLimfjord-Fahrt zu machen.Aber „Fylla“ kommt nicht undso muß ich warten, vielleichtnoch einen ganzen drittenTag in Aalborg zubringen.Ein allerliebster Junge von14 Jahren leistet mir Ge-sellschaft und unterhält michüber Aalborg und seine Familie. Sein Vater ertrank vorzehn Jahren im SchwarzenMeer (zur Sebastopol-Zeit)sein jüngrer Bruder vor 2Jahren im Limfjord, beimangeln. Der dritte Bruder,erst 8 Jahr alt, also ent-weder ein Posthumus oderein Illegitimer, ist immerkrank. Er (der 14 jährige)lebt bei seiner Tante, derenMann Thierarzt ist. Mangewinnt Einblick in einekleine Familien-Tragö-die. Der Junge führte michin die „Aalborger Anlagen“ und zeigte mir das alte Ge-fängniß in Aalborg-Huus.Im Uebrigen erkundigte er sichnach Berlin und den dortigenBriefmarkensammlungen; – einhöchst intelligenter Junge.Sprach passabel deutsch; fast alleMenschen hier sprechen deutsch,zum Theil ganz gut, fastimmer ausreichend.
Den ganzen Tag übernoch in Aalborg.
Flanirt. Geschrieben. Diner(Aalsuppe) im Limfjord Hotel.Gearbeitet. Gang in die Stadt.Briefe zurecht gemacht. KostbarerBlick auf den Limfjord, beiMondschein und leisem Nebel. Gegen10 zu Bett. Ebenso beschaffen wie imPhoenix.
Ueberallin Jütland, wie auch schon in denHerzogthümern, auf dieser cimbrischen Halb-insel (schon in Holstein tritt es hervor)hat man den Eindruck: man lebt untereinem Ackerbau und Viehzucht treibendenVolke. Ueberall mehr Agrikultur, alsKultur; Holstein, Schleswig, Jütland sind diedrei Mecklenburge der cimbrischen Halb-insel. Hierin ist die Stärke und dieSchwäche, sind die Vorzüge und die Nachtheiledieser Landestheile ausgesprochen. Manlebt hier besser als bei uns, aber manwohnt schlechter; namentlich fehlt jede Ele-ganz. Fleisch, Butter, Sahne,Brod; dazu (weil die Städte meist Han-delsstädte sind) Kaffe und Thee sind voneiner für den Binnenländer beschämendenDurchschnittsgüte, während Tapeten undGardinen, alles was zur Haus- und Zim-mer-Einrichtung gehört sich im gün-stigsten Fall in leidlich saubrem, meistin ärmlichem und geschmacklichem nie inelegantem Zustand befindet. Die alteFrage die ja auch den gebildeten Berliner sein Lebelang beschäftigt, tritt wiederheran: was ist das Vorzuziehende? besseressen oder besser wohnen?

Montag d.
dender
19.t

Früh auf. Gepackt. Mit demSteamer „Aalborg“ um 10Uhr westwärts den Limfjordhinunter. Kostbare Fahrt. Oder undHaff. Lögstör erstes Drittel des Wegs. Hiergeht ein Dampfschiff ab, nachSkive, das ich hätte benutzenkönnen; erfuhr es aber zuspät. War auch recht gut.
So denn nach Nykiöbing überdie volle Breite der LögstoerBredn. Reizend gelegne (wie-wohl flach) saubre kleine Stadtauf der Insel Mors. Zwei-tausend Einwohner. Thysted hat3000 und gilt als eine ArtResidenz jener Gegenden; soll auch eine schöne Kirche haben.Die Gegend fängt dort aberschon an sehr unfruchtbar zuwerden.
Nykiöbing besteht imWesentlichen aus einer Straße,die an einzelnen Stellen sicherweitert und rundet, oder einekleine Parallelstraße ansetzt.Alle Häuser sauber, neu, mit rothenDächern. Trapps Hôtel sehrgut. Zu Mittag gegessen. Indie Kirche schöner alter gothi-scher Bau, flach gewölbt, diePfeiler niedrig was einenäußerst soliden Eindruck macht.Ein Altarbild aus Kopen-hagen; Geschenk von Friedrich VII.Den Thurm erklettert (derdie übliche Schilderhausform hat)und einen Ueberblick über denLimfjord und die Insel Morsgehabt.
Diese ist das fruchtbarsteStück Land dieser Gegenden,vielleicht 4
Quadrat.
Meilen
ml:
groß odernoch größer, hat 40 Dörferund verschickt alljährlich 100,000Tonnen Getreide, fast lauterHafer. Alles geht nach England.Wahrscheinlich ist Nykiöpingder Platz wo diese Ausfuhrstattfindet es ist der Stapel-und Hafenplatz der ganzen Insel.Einzelnes, aus dem Norden derInsel, geht vielleicht nach Thy-sted. Um einen Theil der Insel läuft eine Chaussée,vom Sallingsund bis Ny-kiöbing, hier biegt sie land-einwärts und läuft querdurch die Insel hindurch bisgegenüber von Thysted. Skive,Nykiöbing und Thysted stehendurch Chaussée unter einander inVerbindung (8 Meilen im Ganzen,Nyköping halber Weg) undTelegraphen-Drähte laufennebenher.
Im Regen aus Nyköpingfort; 1 Meile am Wasserhin bis an den Sallingsund,die ganze Zeit über einen präch-tigen Regenbogen zur Seite. Am Sallingsund, im Fährhaus,das Wetter abgewartet. Ausdem Regen war zuletzt einGewitter geworden.
Das Fährhaus ist ein freund-liches Haus, in dem dieOestreicher (meist Ungarn) übelgehaust und viel gestohlen habensollen: Koffer, Geld, Uhr, Tu-bus u.
dergleichen mehr
dgl. m.
Da lauten dieBerichte in Aalborg doch besser.
Die Stube geweißt undwie immer Berliner Bilder anden Wänden. Vier scheußlicheLithographien von Winckel-mann und Söhne: Frühling, SommerHerbst und Winter,; ferner (Druckund Verlag des Hof-Lithographen F.Silber in Berlin) „Commel’amour vient aux gar-çons“ und schließlich dieunvermeidliche „Entenjagd“.Nach gerade fängt diese Artvon vordringender Berliner Culturmich zu verdrießen an; früherfreute ich mich solchen „Sou-venirs“ zu begegnen, nachdem diese Begegnungen aber längst denReiz der Neuheit verlorenhaben, wünschte ich wohldie Kunst meiner Lands-leute wäre im Auslandebesser repräsentirt.
Gegen 6 Abfahrt; crossingthe Limfjord in einem großenFahrboot: drei Wagen, 5 Pferde, 7 Men-schen und 6 Bootsknechte sammt demFährmann an den beiden riesigenRudern. An jedem Ruder 3 Mann,an einem 4. Die Beleuchtung, dieStille, der leis niederfallende Regen,die Köpfe der Rudrer, dann und wanndie Unruhe der Pferde – kostbaresBild.
Um 6 34 in einem offnen Post-Kaleschwagen, bei strömendemRegen, weiter nach Skive. Hügli-ges Haideland, soviel ich sehenkonnte, fast ganz unbebaut, dochkann ich mich etwas getäuscht haben.
Halben Wegs die kostbareScene im Krug, wo Erndtefestgefeiert wurde. Hakon und Harald.Die große Laterne in der Scheune. DasTanzen, Singen, spielen. Alles vorbei undwieder Nacht. Gegen 10 durchnäßt in Skive.

Dinstag
den
d.
20
. ten

Ziemlich früh auf. FreundlicheWirthsfrau. Gearbeitet; Briefegeschrieben. Um 1 zu Tisch; delek-tirt an den Mohrrüben in derSuppe, die ich alle herausfischte.Gemüse-armes Land; die Kartoffelnungenießbar. Als Zwischengericht– eine Pastete, ganz gut und zwarin Skive! Gang in die Stadt,hügelan zur Kirche und auf denKirchhof. Prächtiger Blick überdie fruchtbare Hügellandschaft;tiefe Thalrinnen, zum Theil unterWasser; an den Abhängen Acker-felder. Skive ganz Hügelstadt,wie Nyköping ganz Flachstadt;die Kirche sehr alt.
Begegnung mit dem jüdischenHandelsreisenden, der mir, trotzder ganzen Süffisance seiner Sorte,doch wie gerufen kam, um die dunklePost-Situation zu klären. Wolltemich zu einem Abstecher nachHolstebro verführen, sei „diehübscheste Stadt in Jütland“; kannsein.
Um 3 Fahrt nach Viborg(4 Meilen). Die ersten zweiMeilen – bis an die schöneStelle, wo die Limfjord-Spitzewieder im Wiesenthal zum Vor-schein kommt – nur Haideland; keinDorf, nur einmal eine Kirche ohneThurm, einzelne Häuser, dann undwann d. h. 2 oder 3 mal 3 bis 4 Gehöfte zusammen.Von dem schönen Punkt an wirdsbesser; die letzte Meile, jedenfalls die letzte 34 Meile alles be-stellt und wie es scheint allesfruchtbares Land. Hafer in Gar-ben weitgestreckte Felder voll;Kleefelder etc. Der Charakterdes Landes auf dieser Streckevon Skive bis Viborg giebtvielleicht die Boden- und Be-bauungs-Verhältnisse des ganzenLandes an.
Es ist ein wellenförmigesPlateau, alles Haideland, seltnerMoorland, noch seltner Weideland.Auf diesem Plateau wohnenverhältnißmäßig wenig Men-schen, wird verhältnißmäßig we-nig gebaut und producirt.
Das Leben steckt in den Thalklinsen, in den Niede-rungsstrichen. Von halber Meilezu halber Meile zieht sichmal ein Fluß, oder dieBuchtung eines Meeresarms durchdas Land, oder ein Stück frucht-bares Sumpfland, das man durchAbzugsgräben leidlich trockenzu legen gewußt hat.
In diesen Klinsen haust(ganz nach Art der Gebirge, woauch nur die Thäler in Be-tracht kommen) die Bevölke-rung; hier liegen die Ge-höfte dichter, hier gruppirensich mehrere, 6 oder 8 oder12, zu einem Dörfchen zu-sammen, hier am Abhang oder auf der Höhe des Hügelssteht eine Kirche, hierziehen sich Haferfelder hügelan,schmale Kartoffelfeldstreifen,Flachs und in der Niedrungdehnen sich kostbare Wiesenmit weidendem Vieh. Soan der Spitze vom Hiarby-Fjord, wo das Dorf Hiarby (?)ganz entzückend gelegen ist.Hügelkirche, Wiesen, Heumaht,weidendes Vieh, 8 bis 10 Mägdemit rothen Tüchern im Scheinder untergehenden Sonne.
In der Nähe der Städte istimmer alles bebaut, so beiSkive, noch mehr beiViborg.
Ich glaube, es fehlt nuran Menschen. Es mag in derNiedrung besser sein, aber das Hai-deland auf der Höhe ist auchgut und vielleicht sichrer. Mittenim Haideland sieht man schmaleStreifen schöner Felder, – esgeht also. Es fehlt aber anden Kräften zur Bestellung. Sosagen die Leute: wir haben lieber 100 Morgen in der Nie-derung als 1000 auf der Höhe.Jene können wir bestellen, diesenicht, dort haben wir leichteZufuhr und Ausfuhr, hier nicht.So bleibt das Haideland wases ist. Es fehlen nur Menschen.Was hätte
Friedrich Wilhelm
Fr. W.
I
und Friedrich IIaus diesem Lande gemacht!Hier fehlt Einwanderung. Dereinzelne, der in den Zuständendie er vorfindet untergeht,macht es nicht; aber 5 oder10,000 die machen es, diegeben ein Beispiel, die feu-ern an. Es herrschen voll-ständig patriarchalische Zustände,in vieler Beziehung beneidens-werth, ein freies Mecklen-burg und doch zum Untergangebestimmt. Die Welt hat einenHaß gegen stilles Glück undalle größere Kraft ist auf-dringlich und setzt Leben, Bewe-gung, Thätigkeit über das Glück.Um 6 in Viborg deralten Kathedralen-Stadt. Hiertraf ich wieder die ersten Preußen,50. Regiment. Gallenga hatleider doch Recht; die dänischeRace steht unbedingt höher,das nordgermanische wie essich in Niedersachsen, Friesenund Angelnland, bei denJüten und Dänen zeigt, stehtallerdings als Race aufhöherer Stufe als das lausitzisch-schlesisch-polackische. Auch unsreMärker können durchaus nicht da-gegen an. Was wahr ist, mußwahr bleiben. Das Menschen-thum tritt einem in diesengroßen, kräftigen, blonden Ge-stalten edler und schöner entgegen alses bei den Stämmen der Fallist, die die Mehrzahl unsrerProvinzen bewohnen. Sie sindeigentlich alle häßlich; dieWestphalen stehen diesen Jütenund Dänen vielleicht am nächsten, abersie sind roher und gröber. Alldies Lob trifft aber blos diebäuerliche Volksmasse; die Ge-bildeten taugen nichts und sehenauch nicht gut aus.
Gleich nach meiner Ankunftin die Domkirche. Sie ist 1726 ausgebrannt und ich weiß nichtob seitdem wieder hergestellt,doch glaub ich es fast. Jeden-falls wird sie jetzt ganzneu wiederhergestellt, in inte-grumrestituirt. Alles Granit, nurdie Füllung Ziegelstein. DasEinzige noch wohlerhaltene,das bei all den Feuern nichtgelitten hat, ist die Crypt-Kirche. Ganz romanisch. Säulenund Capitelle (alle von gleichereinfacher Form ohne Blattwerk
et cetera
etc
)von Granit; die Gewölbe vonTuffstein. Das Schiff ist sehrhoch und wird noch einigeEllen höher werden. Es hat3 Etagen und so zu sagenUnter- und Ober-Licht, währenddie Mitte (auch durch Fenster mar-kirt) dunkel bleibt. Das Unter-licht erhellt das Schiff durch dieFenster der Seitenschiffe. – König ErikGlippings Grab im hohen Chor wird wiederhergestellt, wenigstens die Stelle bezeichnet. Statt
der schlechten Thürme werden neue aufgeführt; alles in Granit. Es soll 7Jahre dauern und 350,000
Reichstaler
Rthr
dänisch kosten. Wird aber länger dauernund mehr kosten. In allen Landeskirchen wird gesammelt. Kopenhagner Architektenleiten den Bau. Auch Worsaae wird befragt. Man hat alle Pläne undGrundrisse von der Kirche. Danach wird jetzt restaurirt. Auch in dieserBeziehung sind sie nicht faul. Der Kölner Dom hat freilich wohl den Anstoß gegeben.
Skiveendlichvielbesseralsdie Berliner. { Jung gefreit hat niemand gereut ( Druck und Werbung von May & Wirsing Frankfurt a
Main
M
)(holländisch
und
u
englisch)
London, Mücke &
Compagnie
Co
42 Basinghall
Street
Str.

Alte Liebe rostet nicht. (Pendant)
Die dänischen Bilderbogen etc.taugen auch nichts; gezeichnetsind sie nicht schlechter, aberes fehlt dieKunst derLithographie.Malltis Daaters
Federne.Konge Hans, begraben inOdense, war der Vorgänger undwahrscheinlich auch der Vatervon Christian II. Hans regiertevon 1481–1513. Seine Gemahlin hießChristine.Anbetungder HirtenFlucht nachAegypten.Die Capi-tellex---xNapoleon und sein Sohn(Vaterglück)
General
Gen:
v. Grenier
gedruckt bei Winckelmann
et cetera
etc
unter Leitung vonI. Storch.
Friedrich
Fr:
II und
Friedrich Wilhelm
Fr: W.
III.
Ich frage
Eure
Ew.
Majestätetc.
When thisyou seerememberme. Kostbares Bronce-Taufbeckendas größte derart, das ich gesehnTaube, Tulpen-Deckel mit den4 Evangelisten. | Himmelfahrt.Taufe und 2 Wappen.
Das eine
Wappen.
das andre
Wappen.
Rose mit 3 Blättern.Inschrift drunter: Owe LVNGS Federne.AnneGamle Minder. Tycho de Brahe. Ewald. ( Dichter Weiseoder Wessel, nachsehn) Holberg.Heiberg. Oerstedt. Thorwald-sen.
Kammerherr v. ScheelGruft und Baron (?) Gülden-krone.

schwarzer Gottfried v. PentzMar-mor im Seitenschiff.

Praester fragamle Tid

Commercienrath Gleerup.mit Galantrie-Degen.
Orla Lehmann. Vater und Mutterwaren Deutsche; der Vater warEtatsrath oder dgl. Orla Lehmannsagte deshalb: „Deutsch war dieSprache meiner Mutter, aberdänisch ist meine Muttersprache.“Von ihm rührt auch die Wen-dung her: „wir wollens den
Schleswig-Holsteinern
Schl. Holst:
blutig auf den Rückenschreiben, daß sie Dänen sind.“
Ryno
R.
Quehl
stand anfangs durch seinegesellschaftlichen Gaben und seinImprovisations-Talent sehr gutin der dänischen Gesellschaft. Dazukam seine Uebersetzung von Win-thers Gedicht und sein Buch überBornholm. Später (nachdemer, wahrscheinlich 1859, die Herzogthümer be-reist und drüber Bericht erstattet hatte) war erverhaßt wie alle Deutsche. de Meza, ein Mann inden 70 ern, ist eine künstlerisch-vornehme angelegte Natur, einStück Genie. Er ist klein, gelb,schmächtig, mit einer gewissenEleganz gekleidet, Spitzenman-chetten am Aermel. Er istleidenschaftlicher Musiker und Com-ponist. Seine Nerven sind sofein, daß ihm der Straßenlärmein Greuel ist und wenn erdurch die Oestergade geht hält ersich nach Möglichkeit die Händevor die Ohren; in der Schlachtstört ihn aber der Kanonendonnerkeineswegs. So ist es auch mitseiner Empfindlichkeit gegen Zug;die Kopenhager sagen scherzweise von ihm „er kann es nicht aus-halten, daß im Nebenzimmer dieCommode aufsteht“ in der Campagneschläft er aber auf bloßer Diele.Das furchtbarste sind ihm der Dunst und Geruch frisch-gescheuerte Stuben; eine Frau empfing ihn so, erdankte ihr, legte sich aber inseinem Mantel auf den Flur.Nach dem Rückzug aus dem Dane-wirke, (und Oeversee) setzte er sich in Flens-burg gleich ans Klavier und com-ponirte weiter. Dann reiste erab. Darüber zur Rede gestellt, sagteer: „ ich hatte meine Dispositionen ge-geben; sie persönlich auszuführen, wird dochniemand von mir verlangen.“ Die Kopenhagerhaben ihn abgebildet, wie er vom Danwirkezurückreitet, ein Fortepiano über der Kruppe, worauf er spielt.
Ein Packet mit Büchernnach Berlin schicken.

Mittwoch.

Wann geht das Schiff nachAalborg? Kann ich in Helsing-ör aufsteigen.
  • Jeg har
  • Jeg harde
  • Jeg er (vi ere)
  • Jeg var (vi vare)
  • Jeg haaber (ich hoffe)
  • Jeg takker (ich danke)
  • Jeg bede (ich bitte)
  • Jeg sender (ich schicke)
  • Idag (heute) Jaften (diesen Abend)
  • det glaeder mig es freut mich.
  • At der skulde vaere daß dasollte sein.
  • Jeg wil hare Mod Ich werdeMuth haben,

Hest (Pferd) Hund, Kat,Koer (Kühe) Fugl, Regn (Regen)Fornöielse (Vergnügen) En Ven.En Fiende.
  • glad froh.
  • fattig arm.
  • Rig. reich
  • klog klug
  • slet schlecht
  • rolig ruhig
  • stor groß
  • liden klein
Es regnet. Die Sonne die sich
verkroch,
Verkriecht sich immer weiter
noch.
O liebe Sonne so komme doch,
Komm bald. Es regnet immer noch.
„Ich glaube der Himmel hat ein
Loch.“
Kann sein. Es regnet immer
noch.
Dampfkibs Billet
Numero
No
492.
for
en Kahyts-Plads
mellem Aalborg og Thisted
eller do. – Nykjøbing
do. –Skive
Løgstør – Lemvig
do. – Struer
do. – Skive
Thisted – Lemvig
do. – Skive
2 Rdl. 3 Mk. RM.
Billetten afleveres ved Afgangen fra Skibet.

Dampfschiffe von Lübeck nach Stockholm.

  • Bore (schwedisch)
  • Skåne (schwedisch)
  • Svea (schwedisch)
  • Lennart Torstenson (schwedisch)
  • Bråwiken (schwedisch)
  • Alexander (nach Reval
    und
    u
    Helsingfors)