Th. Fontane Wer die Paßkarte verfälscht, oder von einer verfälschten wissentlich Gebrauch macht, oder eine für einen Andern ausgestellte für sich gebraucht, oder die ihm ertheilte einem Andern zum Gebrauch über- läßt, wird mit Haft oder mit Geldstrafe bis zu fünfzig Thalern bestraft.
1. Notiz-Zettelund Zettel vonJenny steckenin dem Täschchenhier zur Seite.
Pappenheim„eventuell“
2.50
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1.
4.70
In dem Salon der Frauv. Carayon waren einigeFreunde und Bekannte versammeltund führten, wie es in diesemSalon herkömmlich war, umden Theetisch her ein lebhaftesGespräch mit der Herrin desHauses, während die Tochter Victoiream Theetisch beschäftigt war undnur dannund wannsich wandteum auf-zuhorchenoder durcheinehinge-worfeneFrage ihreTheilnahmean demGange des
1. Drei Zimmerauf 8 Tagefür 7 Thaler
2. Von 15. Julibis 15. August –eventuell aufacht Tage mehr –mit Küche 60
Reichstaler
Gespräches auszu-drücken. DiesesGespräch wurdesehr lebhaft geführtund schien sichum Tagesfragen zudrehn, dennes waren dieMaitage 1806und die Aufregungwar noch großüber dieHaugwitzischeMission,die zu einemEinvernehmenmit Frankreichzur Besitzergreifung von Hannovergeführt hatte. Frau v. Carayoneine schöne Frau von wenig über 36schien diese Abmachungen fürmisslich anzusehn und namentlichdas Geschenk Hannovers als misslichzu betrachten. „Ich meine, mankann nicht verschenken, was mannicht hat“ bemerkte sie und derneben ihr sitzende Offizir vom RegimentGensdarms küßte ihr die Hand, zumZeichen seiner besondren Zustimmung.„Ihrer Zustimmung war ich sicher,lieber Alvensleben. Aber sehen Siewie importabel unser FreundSander dasitzt und unser FreundBülow dreht ungeduldig an seinerSchnurrbartspitze. Und so oft ichdiese Spitze sehe, ist ein spitzerStoß nicht fern. Victoire, präsen-tire oder besser reicheHerrnv. Bülow einige von den CarlsbaderOblaten. Ich weiß, er liebt sie. Daseinzige Oestreichische was er geltenlässt. Der angeredete lächelte vor sichhin und sagte dann zu einem nebenihm sitzenden Herrn mit dunklem Voll-bart und Embonpoint: Sander sprechenSie. Sie haben es gelesen. Wozu ein schwacher Bericht, wennman das Original haben kann.Sprechen Sie selbst. Wennich das wiedergebe so ist daswie Spree oder Havel, bei ihnendonnert es wie der Rheinfallbei Schaffhausen. Und ein sofeiner Kenner der Herzen wirddoch wissen, was Sensation(?) bedeutet, was Frauenherzenwohlthut. Leidenschaft. Sie
H. v. Bülow schreibt dies imApril 1806. Kurz vorherhatte man Haugwitz die und Lom-bard, billigt ihre Poli-tik von 1805. Solltewas im Bündniß mitRußland u. Oestreichgeschehen, so mußtees vorUlm undjedenfalls vorAuster-litz geschehn. Nachdemdies geschlagen, wardas was Haugwitzdurchsetzte – Bündniß alsdoch Quasi-Freundschaft
H.noch gar nicht ausParis zurück. Esscheint also, daßvon England aus derAnstoß kam, eszu thun. – Laß
ich also die ganzeScene Ende Apriloder Anfang Maispielen, so läßt sichdiese Haugwitz-Geschichteals Neuigkeit sehrgut einführen. Unddaran reiht sichdann alles andre,Einer von den andren sagtdie Stelle: „er corrigirtjeden, schlägt Schlachten aufdem Papier und kannkeine Compagnie über einenGraben führen.“
4. „Hannover, welchesein Sitz aller Vorurtheileund des nichtigstenEigendünckels ist.“S.
H. v. Bülow führt dasWort, namentlich gegenSander gerichtet, dannund wann auch gegenAlvensleben, der seinaltmärkischer Lands-mann ist. Zuletzt kommt Schach.Das Gespräch nimmt mo-mentan eine andre Wen-dung. Schach spricht sehrpreußisch, sehr loyal,sehr königlich und prinzlich,England, das alles Englische über-bieten möchte, ist mir vollendszuwider. Unsre preußischeWirthschaft taugt auch nichts,sie ist grundschlecht und Mirabeauhatte Recht als er schrieb: diesesPreußen sei eine Frucht, dieschon faule bevor sie reif ge-worden sei“ aber faul oder nicht,eines haben wir: wir stehenin der Zeit, wir haben eineAhnung davon, daß die Welt einenSchritt vorwärts gemacht hat, daßsich große Dinge vorbereiten. InHannover ist alles Stagnation. Adelsund Beamten und Professoren Wirth-schaft und alles denkt sich dasBeste. Wir wissen wenigstensdaß wir nichts taugen. Undimmer in hergebrachten,conventionellen Formen. Bülow hört es an undfährt ihn über den Mund,thut sich aber doch nochZwang an. Dann trennen sie sich.Alvensleben, Sander, Bülowgehen in eine Wein-kneipe. Hier werdenSchachs Personaliendurchgenommen. Dann wirdauf seinen Charakter, seineEitelkeiten, seine Stellungzu Frau v. Carayon ein-gegangen. Die beidenersten, namentlich Sanderfranisiren, Bülow istheftig, stark verurtheilendin seinen Ausdrücken. Dannfreuen sie sich. – 2. Kapitel.Briefvon v. Schach an Frau v Carayon.Landpartie. Gespräch über Bülow
et cetera
etc etc.darin steckt unser Vorzug. Er-kenntniß. Ist die da, so kannes wenigstens besser werden.Wir sind ihnen nicht im Einzelnen voraus, aber im Ganzen und darin steckt unser Vorzug. Wirhaben nun Gelegenheit zu zeigenwas wir können; es ist eineschöne Aufgabe; dazu sind esDeutsche und es verlohnt sich. AufPolen dürfen Sie nicht recurriren, das war ein Terrain für unsreAbenteurer, und man dachte: FürPolen ist’s gut genug, derStaat strengte sich nicht an;jetzt muß er’s. Und dieseAnstrengung wird ihm selberwohlthun. Victoire, während das Gesprächging, hatte sich neben die Mutter auf das Sopha gesetzt und sagte: Sie sprechen vondem Dünkel und Vorurtheilder Hannoveraner. Trifft es unsnicht auch allem Polnischen gegen-über. Sind wir ihnen so über-legen, wie sich alle Welt hiereinbildet? Es schien daß Bülow antwortenwollte, als Rittmeister von Schachgemeldet wurde. Gleich darauf trater ein. Ersichtlich erregt. Ererzählt nun, daß man dem Grafen Haug-witz die Fenstereingeworfen habe. Bülowerregt. Schimpft auf dieBerliner. Es magdies Hannover ein DanaerGeschenk sein, das er uns gebracht hat, aber eins hat er unsgebracht, den Frieden, und das istungeheuer viel. Es bedeutet unsreRettung, vielleicht unser Glück. Nunperorirt er los, entwickelt dieSchkeit aller Staaten, und dieHerrlichkeit der Universalmonarchie. Ei Nostitz Sie hier? Warumhaben Sie geschwizt? DerHitze halber.heiße Apriltage sondernist daß er Mai-kräuter gelieferthat. AlsoMai-bowle. Via due Macelli. Via Sisti-na. Via Gregoriana. Piazzadi Spagna, Piazza Barberini. Barskewitz
u Schriftsteller. und zugleich einer der geistvollsten jetztlebenden Theaterkritiker. – Eine Reihe von Liedern inwelchen er in frischer Weise preußische Kriegsheldenbesingt finden eine große Verbreitungund werden namentlich zu den beliebtesten Schulliederngezählt.Seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“sind ungemein lebensfrisch geschrieben. –