Theater. Nach derAllee-Seite hinausim ersten Stockein Säulengang,wie ein einge-bauter aber sehrlanger Balkon.Hier – zwischen Erd-geschoß und 1. Stockstehen die Namen: Eckhoff, Winter,Gotter, Beethoven,Goethe. Mozart.Schiller. Gluck.Lessing. Weber.Kotzebue. Benda.Iffland. (Eckhof, Gotter, Benda,Iffland, wurden in Gotha geboren.Ebenso ist auch Spohr ein Gothaer Kind. Gespielt wird nur: Januar, Februar, März undApril. In den übrigen Monaten in Coburg. Gotha ist die größte der herzoglichthüringischen Städte. (Gotha 21,000,Weimar 15,000, Eisenach 15,000, Coburg11,000.Meiningen, Jena, Arnstadt 7000 Einwohner;Hildburghausen 5000 Einwohner.Gotha gilt auch für die schönste undreichste der thüringischen Residenzstädte. Die ganze Stadt (Gotha) liegt sehr hübsch,hügelauf und ab.Die Promenade, dievon der Stadt zumBahnhof führt, führtan Theater, Orange-rie und Palais desHerzogs vorbei. DasSchloß liegt hinterder Orangerie, hochund beherrscht das Ganze.Corps de Logis, Flügelund in Front der Flü-gel zwei riesigePavillons von ver-schiedener Form. Das Schloß selbst heißt: „Schloß Friedenstein“und ist nur selten bewohnt. Es ist eins dergrößtenSchlösser inDeutschland. Man kann sagendie ganze Stadtbesteht aus dereigentlichen Stadt(alt, unansehnlich)und dem großenSchloßpark, in demnicht nur das Schloßliegt, sondernan dessen Periphe-rie auch allesandre Hübsche ge-legen ist. Dieganze Anlage istgroß, in Baulich-keiten mehreigenthümlich alshübsch, im Ganzenaber nicht ohnemalerischen Reiz. Um das vom Herzog bewohnte Palaisherum gruppirensich einige Häuserim
englischen
engl: Cottageresp. Tudorstyl sogar mit Ladys bowerund allem andrenApparat. Natürlichnur ziemlich schwacheLeistungen, wahr-
scheinlich aus derPrince-Consort-Zeit. So unbedeu-tend sie sind, habensie doch selbstin dieser schwachenNachahmung etwaspoetisch-Anmuthen-des, das den da-zwischen
Stellenkommentar
Von Schinkel selbst ist für Gotha keine Bautätigkeit nachgewiesen, sondern lediglich ein nicht ausgeführter Entwurf für das Theater (1837); vgl. Thieme/Becker, s.v. Schinkel, Karl Friedrich.
gestreutenBauten von Schin-kels letzten Aus-läufern durchausfehlt. Noble Bau-ten müssen ganznobel sein, sonst
In der „kleinen Siebleber-Gasse“, nach dem Markte,befindet sich das Haus desLucas Kranach und nachihm sein Schwiegersohn derKanzler Brück bewohnte.Dieser letztre wurde 1567während der Grumbach-schen hingerichtet. Das „Schloß“ (SchloßFriedenstein) ist reichan Sammlungen. DieBilder-Sammlung ist nichtgrade ersten Ranges,enthält aber dennocheine Anzahl ausgezeich-neter Arbeiten aus derdeutschen und niederländischenSchule.Das Schloß ist sehrgroß, aber reinerKasernenstil mit 2 häßlichen Pavillons; nurdie Lage ist schön und eine Art Pfeilerkolo-nade, die den ganzen Hof umzieht. Der Blick vom Schloß ausist sehr hübsch, namentlichnimmt sich auch die treppenförmigniedersteigende Stadt von dieserHöhe sehr gut aus. Man blicktzunächst auf den auch schonhochgelegenen, schräg am Ab-hang liegenden Hauptmarkt,dann auf Neumarkt und an-grenzende Straßen, dannauf die „Allée“ und dannauf die dahinter gelegeneVorstadt. Mitten auf dem Hauptmarkterhebt sich das Rath-haus; ebenfalls aufdem Hauptmarkt, ander Ecke der kleinenSiebleber-Gasse (linksan der höchsten Stelledes Markts) steht dasLucas-Kranach Haus, jetzteinfach aussehend wieein Haus aus dem Endedes vorigen Jahrhunderts.Es ist groß und geräumig,gelbgetüncht; neben demniedrigsten Rundportal, sodaß man es abreichen kann,das Doppelwappen von
Heute geht man davon aus, dass dieses Werk von Lucas Cranach dem Älteren begonnen und von Lucas Cranach dem Jüngeren vollendet wurde; vgl. Dehio, Thüringen.
Dieses Werk ist mittlerweile zumindest teilweise Veit Thiem zugeschrieben; vgl. Thieme/Becker, s.v. Thiem (Thieme, Thim, Thym), Veit sowie Jursch 1955, S. 84.
gest: 1583der auch das Schloß erbaute; auch der Rathhausbau fälltin den Schluß seiner Regierungszeit.. (Ob Graf Günthervon Schwarzburg, der1348 Kaiser wurde,zu eben dieser Liniegehörte, ergiebt sichnicht.
Stellenkommentar
Dieses Grabmal befindet sich nicht im Mainzer Dom, sondern im Dom zu Frankfurt am Main; vgl. Dehio, Hessen.
Erfurt, früher die Hauptstadt Thü-ringens, an der Gera,mit Militair (gegen 5000Mann) 50,000 Einwohner. Erfurt liegt inaußerordentlich frucht-barer Gegend. SchonLuther sagte: „diesStück Land ist eineSchmeergrube, woeine Stadt stehenmüßte, wenn siegleich wegbrennete“. Die Citadellen heißen: Petersberg undCyriaksburg. Uralte Stadt. Schon alsder
heilig. Bonifacius insLand kam, fand er hiereinen befestigten Wohnsitzvon Ackersleuten vor. Im Mittelalter zum Hanse-bund gehörig (ob zu gleicherZeit landgräflich stehe dahin);
Der Dom, aufeiner Anhöhe, in gothischemStile aufgeführt. EinzelneTheile älter. Die drei Schiffevon gleicher Höhe. 1525und 1813, also durch Bauern-krieg und
Dieses Grabmal wird mittlerweile auf das 3. Viertel des 13. Jahrhunderts datiert; vgl. Dehio, Thüringen.
12.Jahrhunderts.
Bemerkenswerth sindauch die „Säulenbilder“,darunter
Stellenkommentar
Die Anbetung der Könige gilt mittlerweile nicht als das Werk Cranachs, sondern stammt „wohl aus dem Umkreis des Peter von Mainz“; vgl. Dehio, Thüringen.
Die Severi-Kirche unmittelbar rechts neben demDom, wirkt vorzugs-weise durch ihre dreischlanken Spitzthürmeaus dem 15. Jahrhundert.Früher, im 16. Jahrhundert, wurde in Er-furt vorzugsweise Waid-bau getrieben. Luther sagtedamals: „Es ist ein frucht-bar Bethlehem gewest, abernun hat man mit dem Waydt die Aecker alsoverderbet, daß der Segenzum Fluche worden.“Als später der Indigoaufkam, ging der Waid-bau ein. In Erfurt fanden imLaufe der Jahrhunderte21 Reichsversammlungen statt. Zur Zeit Rudolfs vonHabsburg scheint sie vorzugsweise geblüht zu haben(.60,000
Einwohner
Ew.); es heißtsie habe dem Kaiser 30,000Mann gestellt zur Unter-werfung der thüringischenRaubburgen. Luther lebte in Erfurtvon 1501 bis 1508, erstals Student, dann als Au-gustinermönch. Augustinerkloster, jetzt Mar-tinsstift; man zeigt nochdie mit einigen Reliquienausgestattete Zelle, worinLuthervon 1505–8 gelebtund gelitten. (In einerGallerie ein „Todtentanz“).In der Augustinerkirche1850das Unionsparlament.Erfurtnahm partiell die Re-formation an, wurdeaber – als es von Kur-mainzabzufallen drohte – vonKurmainz wieder unter-worfen. Es wurde von Mainzaus durch „Statthalter“regiert. Der letzte war
St. Peter undPaul, aus dem 13. und 14.Jahrhundert, ist ein hervorra-gender Bau aus der Ueber-gangsperiode (im Wesent-lichen Rundbogen)mit einem westlichenund östlichen Chor,also eine Art Doppel-kirche. Unter demöstlichen Chor einegeräumige, 3schiffigeCrypta. An denWandpfeilern deswestlichen Chorsmerkwürdige Skulpturenetwa aus 1250. Von den drei Thür-men ist der nord-westliche spätgothischenStils.(Die beiden andern sindöstlich.) In der Stadtkirchebefindet sich ein kleinesBild von
Möglicherweise Eduard Bendemanns Gemälde „Der Tod Abels“ im Naumburger Schwurgerichtshof (Ölwachsfarben auf Leinwand, kein Fresko - die diesbezügliche Angabe im AKL s.v. Bendemann, Eduard Julius Friedrich, auf die sich auch in HFA III, Bd. 3/2 Bezug genommen wird, ist irreführend). Allerdings hatte Fontane bereits 1867 auf seiner vorhergehenden Thüringenreise dieses Gemälde gesehen und im Notizbuch A18 präzise identifiziert als „Bendemanns Bild: ‚die Ermordung Abels; der Engel der Gnade und der Gerechtigkeit in den Wolken‘“; vgl. Boetticher, s.v. Bendemann, Eduard.
Auch verschiedene Gemälde;darunter
Stellenkommentar
Vermutlich die zwei Altarflügel mit Heiligen und Stiftern, deren Zuschreibung an Lucas Cranach den Älteren allerdings umstritten ist; vgl. Friedländer/Rosenberg 1932, 353g sowie Schade 1974, S. 46.
S. 143) Der Dom giltals das „wichtigste Bau-werk welches Sachsenaufzuweisen hat“.(Die beiden andern sindöstlich.) In dem „KreisgerichtsGebäude“ (ich glaube, daßdies richtig ist) befindetsich ein ausgezeichnetesallegorisches Fresko Bild (Themisoder
Von Naumburg überDorf Altenburg(vulgo Almrich) undSchulpforta nach Kösen. Schulpforte, einzwischen 1137 und 1140errichtetes Cistercienser-Kloster, wurde1543durch Kurfürst Moritz v.Sachsen in eine Gelehrten-schule umgewandelt.Die Zahl der Schüler steigtbis zu 200. Neuerdingsalles restaurirt. SchönerKreuzgang, 85 Fußlanger Speisesaal, aminteressantesten vielleichtder Wasch-Saal, obendie Schlafräume. DerWasch-Saal bestehtaus Tischreihen, inwelche die Waschbeckeneingelassen sind. Auseiner kleinen Metall-säule mit Hahn fließtdas Wasser in dieBecken, die wiederumunten ein Loch haben,durch welches – beiEntfernung des Metall-deckels – das schmutzigeWasser abfließt. Portenser: v. Ammon, Hedenus, Ehrenberg, Fichte,Klopstock, Mitscherlich, Lepsius, Ranke, Novalis,Schlegel.kasernenhafte Erscheinungumgewandelt zu sein.
(?)Stadt, eine Stundevon Tabarz. Der alte Theildes Orts, der sich –in der Tiefe desKessels – um zweiKirchen gruppirt,hat im Detail dasMalerische, das allekleinen Bergstädtehaben, ist aberzu längrem Aufent-halt völlig un-brauchbar, weil man eingeschlossenin der Tiefe stecktund namentlich anheißen Tagen durchausaller frischen Luftentbehren muß. Anders ist esmit der neuenStraße, die sichim Halbkreis umdie Wandung desKessels herumzieht.Es ist eine Villen-straße, die schon als solche höchstanmuthig wirkt,sie hat aberaußerdem nochden Doppel- Vorzug derHöhenlage: frischeLuft und weiteAussicht, wenigstensso weit, wie dasin einem Kesselüberhaupt möglichist. Die VorzügeThüringens: Wald-berge aus schönenWiesengründen auf- wachsend, findensich auch hier.Altstadt und Neustadtunterscheiden sich etwawie folgt:
Stellenkommentar
Umgebungsplan von Altstadt und Neustadt von Friedrichsrode.
N ist Neustadt, oderdie oben beschriebeneVillenstraße; im Rückenderselben ragenBergkuppen auf, ebensoihr gegenüber. Tabarz ist im Gegensatzzu Friedrichsrodeganz primitiv. WerBadeleben, Menschen,Toiletten, will, mußnach Friedrichsrode gehn;Tabarz hat mehrfrische Luft, mehrWeitblick und größereEinfachheit.
Friedrichsrode liegtin einem Kessel,Reinhardsbrunn dichtdaneben in einemandren, so daß sieeinzelne Berge undHöhenzüge gemein-schaftlich haben, derartdaß die eine Seitedem FriedrichsroderKessel, die andredem Reinhardsbrunnerangehört. Der ReinhardsbrunnerKessel ist aber voll-ständiger ein Kesselals der Friedrichsroderund ist ganz geschlossenwährend der Friedrichs-roder nach Südenzu sich einigermaßenöffnet und einenWeitblick gestattet. Reinhardsbrunnselbst zerfällt inGasthof und Schloß, dieetwa 5 oder 10 Mi-nuten von einanderentfernt liegen. Der„Gasthof“ ist das ganzgewöhnliche Gasthausan der Heerstraße, hübschgelegen, aber ver-schwindet nebendem „Schloß“, wosich die Zauber derLandschaft, der Gothikund eines gewissenenglischenje ne saisquoi zu etwas außer-ordentlich Ansprechendemvereinen. Es war früher ein Benedikti-ner- oder Cistercien-ser Kloster und dieFormen desselbenblicken überall durch.Es will mir sogarscheinen, daß von demAlten, Ursprünglichenmehr beibehaltenwurde, als dieReisehandbücher zu-geben.
1. Krone. Lutherzimmer.Drei und zwei Fenster.Längsbalken, Bretter-decke, die Klinsen mitschmaleren Brettern unter-legt. Luther undMelanchthon-Bilder.Sommernacht. Der Blickauf den Friedensbaum.„Zur Erinnrung an denFriedensschluß am10. Mai (?) 1871“ –Stille. Musik.Drüben die Kirche. Die Thurm- laterne, was ich bis dahin nie gesehnhatte, war erleuchtet; ichließ das Fenster auf undwährend die Sommerlufteinzog und die Musik,blickten die drei lichthellenScheiben von oben herzu mir ins Fensterhinein. Darüber schlief ichein.
2. Der andre Morgen.Das hessische Wappen unddie Blechtafel-Inschriftvon 1817(siehe hinten)
5. Die Kirche. Erstdas Lutherstübchen.Dann nach unten indie Sacristei. „Magdie lateinische hier andie Kette gelegt sein,die deutsche gab er frei.
andern sindmodern.
Stellenkommentar
Vorderansicht eines kabbalisitschen/freimaurerischen Zeichens; Detailansicht einer Gebäudeinschrift.
Das Sannersche Haus, jetztBuchhandlungvon Feodor Wilisch. Altes Giebelhaus mit 5 Fenstern an Giebel. Im zweiten Stockwerk, da wo das Mittel-Fenster sein müßte, fehlt dies Mittelfensterund statt seiner tritt eine Art Wappen-schild auf, richtiger wohl ein Erinnerungs-schild. In Roccoco-Lichter Umschnör-kelung (Rahmen) eine schiefergraue Flächeauf der zu lesen ist: Versammlungshausder Evangelischen Stände und Theologenbei Verfertigung der
Schmalkald. Articul,AnnoMDXXXVII. Aus der Mittedieser schiefergrünen Flucht, die Inschriftunterbrechend, springt ein Schwanvor, über demselben, integrirendeTheile der Rahmen-Umschnörke-lung bildend, drei Symbole ver-goldet auf Schiefergrund: linksein Kreuz in Rosen, rechts die um dasKreuz gewundene Schlange (vielleichtdie „eherne Schlang“ die im Moses vorkommt)in der Mitte ein kabbalistisches oderkirchlich freimaurerisches Zeichen, etwa so: eine 4 mit angeführtem I oderL und drunter befindlichenHerzzug, in dessen drei Schleifendrei Buchstaben sind, zwei wieein S, eins wie ein λ. Darunterebensolche Tafel wie an der „Krone“,dem Andenken an Martin Luthergewidmet von Stadt Schmalkalden am31. Oktober 1817.Das Ganze macht nach Schrift, Um-rahmung, Ornament etc. den Ein-druck als müsse es aus dem 17. Jahrhundert stammen, entweder nachdem 30 jährigen Krieg oder kurz vor-her. Die Straßeninschriften fehlen, wederSteinstraße noch Lutherplatz. Das Haus sauber, grau-grün ab-geputzt. Die Rosen-Apotheke in der Stein-straße ein sauberes, rosenfarben ab-geputztes, ganz die Bauweise derZeit tragendes Haus, mit drei breiten portal-artigen Rundbogen-Fenstern zwei unten (rechts und linksvon der Thür) eines über derThür. Die. Anden 4 großen Fensterläden sind Bildereine blühende Aloë, eine Ananas, einKönig Salomo oder sonst ein gekrönterHerr und eine Dame mit Lorbeerkranzund Lilie die Sieg und Frieden bringt. Viel-leicht aus der Zeit nach dem 30 jährigenKriege, wahrscheinlich aber erheblich|(1660) später. Die Jahreszahl über derHauptthür zeigt in einen Steingegraben die Zahl 1545. DasHaus stammt also aus der Nach- Melanchthon-Zeit. Genau dieselbe kleine Blechtafel, wie bei Wi-lisch sehr abstechend an Werth von den altenEntwicklungen im 17. Jahrhundert, befindetsich auch an der Krone über dem Stockwerk des Lutherzimmers.Das große hessische zwei Löwen-Wappen. Die Bilder an der Rosenapothekesind wahrscheinlich aus dem Jahre1660. Die Melanchthon-Angabe mißlich. Grüne Zettel: Großes MechanischesKunsttheater (von Lippold) mit zweiEllen hohen Figuren.Der Freischütz. ErsterRang 5
Silbergroschen
Sgr, Gallerie2
Silbergroschen
Sgr. Eine kleine Thurm-Wendeltreppehinauf, befindet man sich ineinem Raum von 10 Schrittlangeund 6 Schritt Breite, eine Ecke bildendso daß die 2 gothischen Fenstereinen rechten Winkel bilden. Nachgothisch gewölbt und bemalt.Die 4 Evangelisten, drei in denThiergestalten, Matthäus als Figuraber geflügelt, allerhand Blumwerkumrankt die Kappen und Gurte(??): Disteln, Lilien, Passions-blumen, dazu eine Menge alterSchildereien, wenigstens zehn, alleaus viel spätrer Zeit, alteBücher Luthers Werke;aber auchandres. in Schweinslederauch wohl später, drei hochlehnigeStühle mit gepreßtem Leder(Lilien
et cetera
etc drauf), dito Tisch mit Blanknägel angenagelterLederdecke, ein andreralter Tisch etc. Wie viel daranluthersch, ist unsicher. Nur einealte dreifußartige guß-eiserne Kohlenpfanne gilt alsaus der Luther Zeit. Nach derKirche zu ein kleines luken-artiges durch eine Holz- Lade geschlossenesFenster wurdevomKüsterleisegeöffnet.. [Durch dasselbe blicktman auf die Kanzel gegenüber unddie ganze Kirche rechts undlinks.] Während ich da war,sang eine Morgen Gemeinde zugleicheine Armen-Gemeinde. Dannschwieg es und während ich meineNotizen machte, sprach die Stimmedes Geistlichen den Segen. Ichschrieb nicht weiter. Dannerst trat ich hinan und blicktein die alte Kirche hinein.Choralbuch, sehr großes, 1549. Dieschweins ledernen Bände imgroßen Saal sind LuthersWerke.
ZumAndenken gemachtvon LudwigBechstein. Datum fehlt.Unter dem „Lutherstübchen“ befindetsich von gleicher Form und Größe diegothische Sakristei. Sie ist reich an Sehens-würdigkeiten, besonders an Abendmahlskelchen.Einer davon, ein Geschenk von Hanrataus Fritzlar wie die Inschrift besagt,trägt einen Hahn als Wappen unddie Jahreszahl 1504. Dieses Kelchs soll sichLuther bei der Abendmahlsvertheilung be-dient haben. Die andern Kelche sindspäter, mit Ausnahme eines kleinen, muthmaßlich aus dem 15. Jahrhundert, der kein andres Ornament zeigt, als amFuß
Stellenkommentar
Vorderansicht eines Kelchs.
einen gekreuzigtenChristusaber ohne Kreuz. Diesmacht einen eigenthümlichen und bedeu-tenden Eindruck. Außerdem befindetsich hier eine lateinische Bibel, derensich Luther beim Gottesdienst bedient habensoll. Sie liegt an einer eisernen Kette. In der Rosenapotheke theilte mir derBesitzer mit, die eine Figur solleHippocrates, die andre TheophrastusParacelsus sein. Anfangs bezweifelteich dies, wegen des fabelhaftenCostüms; schließlich mußte ichihmaber doch Recht geben. Hippo-crates tritt ohngefähr auf wieAlexander der Große, oder überhauptein siegreicher antiker Held;erträgt Brustharnisch und Beinschienen,ein Imperator-Costüm, dazu einenLorbeerkranz auf dem Haupt undeinen Scepter in der Linken. Theo-phrast trägt ein grünes Wams miteinem kurzen, crenelirten und roth bor-dirten Kragen, dazu eine Krone aufdem Haupt, freilich fast wie vonPapierkram, eine Art polnischer Rankemit einer seltsamen Krone von derman nicht weiß ob sie Ernst oderSpaß sein soll. Diese beiden Costümemachten mich stutzig und ich glaubte,beide müßten andre Figuren sein.Ich glaube aber schließlich doch, daß derApotheker Recht hat. Denn die beidenInschriften in den Ecken lauten: Hippo-crates (auf dem oder TheophrastusParacelsus) alterum regnum naturaerepresentans. Jeder repräsentirt alsoein Reich der Natur: Hippokrates dasPflanzen-,
Th. Paracelsus das Mineral-Reich. Und so ist es auch in Bezugauf die Figuren. Denn Hippo-krates hält eine Pflanze in Händen, diePfefferminz oder Melisse zu sein scheint, Para-celsus hat einen Vorrathssack auf demdie Namen einiger Mineralien stehn. Sosind die beiden Schulen charakterisirt.Gemacht nach Angabe des Herrn, wahr-scheinlich 1660. Dann wieder zu Herrn Wilisch.Erführt mich nun zwei Treppen hoch. DasHaus ist sehr intressant, aber alles ausspätrer Zeit. Die Lutherstube ist sehr in-tressant, dadurch daß sie Herr
W. bewohnteund nicht ein bloßes Curiosum darausmacht, gewinnt sie. Es ist also dasZimmer in dem Luther wohnte oderdie „Articul“ entwarf, daran ist nichtzu rütteln. Das Gegentheil ist nichtzu beweisen. Aber das Zimmer istes nicht mehr. Es ist ein sehr ange-nehmes, wohnliches, andres Zimmermit einer intressanten Stuck-Decke,aber auch diese Stuck-Decke – daseinzige verbliebene Alte – ist min-destens 100 Jahre später als die Luther-zeit. Es deckt sich vollständig mitder Außen-Inschrift. Man sieht deut-lich, daß das Hausum 1660 odervielleicht noch später von einemsehr wohlhabenden Mann bewohntgewesen ist – oder vielleicht auchdaß es von Staatswegen (Hessen) ge-schah – der seine Ehre darin setzte,dies Lutherhaus, so recht Lutherswürdig zu machen. Aber die Formendie er dazu wählte, waren dieFormen seiner Zeit. Er conser-virte nicht das Alte, waser vorfand, sondern stiftete etwasNeues, seiner Zeit Angehöriges zumGedächtniß. Die Zimmer-Ecke istdurch einen Längsbalken getheiltund jede Hälfte wieder hat seineWappenfelder, die dieselbe Band-Umrahmung zeigen wie das Wappen-feld draußen. Eins ist das hessische,das andre das luthersche Wappen, nämlichdas Kreuz in Rosen und die eherneSchlange am Kreuz. Zwei Felderhaben blos die Umrahmung sindaber leer geblieben; vielleicht hattensie ursprünglich Inschriften, ja das istsehr wahrscheinlich. An dem Balkenhin zieht sich eine reiche Stuck-Ornamentik: Früchte, Blätter, Engels-köpfte. Herr Wilisch hat auch nocheine Glasmalerei in diesem Zimmer: Luther und Melanchthon darstellend, nebenLuther, etwa wie der Pfau nebender Juno, der Schwan. Auch hierinzeigt sich die Renaissance-Zeit derEntstehung. Außerdem eine großeLuther-Medaille
Stellenkommentar
Das Medaillon ist vermutlich später entstanden, da die Inschrift mit der Jahreszahl 1520 nicht unbedingt das Entstehungsjahr angibt; vgl. Steffens 2008, S. 183 sowie Ficker 1920, S. 37.
aus dem Jahre 1520,wenn es Luther ist. Diese ist sinnreich eingerahmt, derart,daß die Medaille wie auf einemBriefbogen oben ist, wahrend derPlatz darunter einige Reimzeilenträgt. Die Umrahmung ist ausdem Holz der Lutherbuche beiSalzungen oder Möhra (sieheSchwert & Ziegler) gemacht, nachdemdiese Buche gefällt war. DieVerse selbst lauten: Sie rühren von
L. Bechsteinher, der auch das Ganze hierhergeschenkt hat. – Das Nebenzimmerhat eine ähnliche Einrichtung; auch Stuck-Decke, aber andre Ornamente. DieAnspielungen auf Luther fehlen. Obenauf dem Boden altes Hausgeräth: Tische, Stühle, Bilder, aber alles später,selbst die Stühle die gedrehte Füße haben.Gedreht wie eine Schraubeaus viel spätrer Zeit, alteBücher Luthers Werke;aber auchandres. in Schweinslederauch wohl später, drei hochlehnigeStühle mit gepreßtem Leder(Lilien
et cetera
etc drauf), dito Tisch mitFenster wurdevomKüsterleisegeöffnet.. [Durch dasselbe blicktman auf die Kanzel gegenüber unddie ganze Kirche rechts undlinks.] Während ich da war,sang eine Morgen Gemeinde zugleicheine Armen-Gemeinde. Dannschwieg es und während ich meineNotizen machte, sprach die Stimmedes Geistlichen den Segen. Ichschrieb nicht weiter. Dannerst trat ich hinan und blicktein die alte Kirche hinein.Choralbuch, sehr großes, 1549. Die
ansehnl: Gebäudedes alten 1803 aufgehobenenBenediktinerklosters Banz;vom Altan schöne Aussicht;Eigenthum des Herzogs Max;reiche Sammlung von Versteine-rungen;schöne Kirche mit zahlreichenReliquien; bescheideneRestauration. Gegenüber links die reich-geschmückte Klosterkirche„Vierzehnheiligen“.
Bund beziehn“. NeunConvente fanden statt. Der 1. schon1530. Der berühmteste war dervon 1537, wo Lutherkaldischen Artikel die schmal- aufsetzte. Hippocrates der eine,Theophrastus Paracelsusalterum regnum naturaerepresentures.Von Schinkel selbst ist für Gotha keine Bautätigkeit nachgewiesen, sondern lediglich ein nicht ausgeführter Entwurf für das Theater (1837); vgl. Thieme/Becker, s.v. Schinkel, Karl Friedrich.Diese Zeichnungen gelten heute als Kopien; vgl. Thieme/Becker, s.v. Leonardo da Vinci.Die einzigen Porträtbüsten Ludwig Tiecks, Johann Joachim Winckelmanns und Christoph Willibald Glucks im Besitz der Herzogin Anna Amalia Bibliothek sind aus Gips, nicht aus Marmor; vgl. Oswald 1995, S. 240-252. Es befinden sich zwei verschiedene Marmorbüsten Wielands im Besitz der Herzogin Anna Amalia Bibliothek; vgl. Oswald 1995, S. 252.Heute geht man davon aus, dass dieses Werk von Lucas Cranach dem Älteren begonnen und von Lucas Cranach dem Jüngeren vollendet wurde; vgl. Dehio, Thüringen.Dieses Werk ist mittlerweile zumindest teilweise Veit Thiem zugeschrieben; vgl. Thieme/Becker, s.v. Thiem (Thieme, Thim, Thym), Veit sowie Jursch 1955, S. 84.Dieses Grabmal befindet sich nicht im Mainzer Dom, sondern im Dom zu Frankfurt am Main; vgl. Dehio, Hessen.Die Anbetung der Könige gilt mittlerweile nicht als das Werk Cranachs, sondern stammt „wohl aus dem Umkreis des Peter von Mainz“; vgl. Dehio, Thüringen.Bisweilen Hans Vischer, dem Sohn Peter Vischers des Älteren, zugeschrieben; vgl. Dehio, Thüringen.Dieses Grabmal wird mittlerweile auf das 3. Viertel des 13. Jahrhunderts datiert; vgl. Dehio, Thüringen.Vermutlich die zwei Altarflügel mit Heiligen und Stiftern, deren Zuschreibung an Lucas Cranach den Älteren allerdings umstritten ist; vgl. Friedländer/Rosenberg 1932, 353g sowie Schade 1974, S. 46.Möglicherweise Eduard Bendemanns Gemälde „Der Tod Abels“ im Naumburger Schwurgerichtshof (Ölwachsfarben auf Leinwand, kein Fresko - die diesbezügliche Angabe im AKL s.v. Bendemann, Eduard Julius Friedrich, auf die sich auch in HFA III, Bd. 3/2 Bezug genommen wird, ist irreführend). Allerdings hatte Fontane bereits 1867 auf seiner vorhergehenden Thüringenreise dieses Gemälde gesehen und im Notizbuch A18 präzise identifiziert als „Bendemanns Bild: ‚die Ermordung Abels; der Engel der Gnade und der Gerechtigkeit in den Wolken‘“; vgl. Boetticher, s.v. Bendemann, Eduard.Das Medaillon ist vermutlich später entstanden, da die Inschrift mit der Jahreszahl 1520 nicht unbedingt das Entstehungsjahr angibt; vgl. Steffens 2008, S. 183 sowie Ficker 1920, S. 37.