Sept. 8 12 Uhr vonBerlin nach Leipzig gereist,schönes Wetter, gehobene Stim-mung, Alleinbesitz des Coupés.Vom Bahnhof in die Stadt, wogerade Messe war; jeder 3teMensch ein Jude, je mehr manaber in das Getriebe desHandel-Bereichs kam, wurdenJeder zu einem Erzjuden denman sah, solche Aechtheit derTrödelerscheinung ist mir inBerlin nicht vorgekommen,da herrscht mehr der Judeals Aristokrat. Theodorzeigte mir die Stätten seinerJugend, Neuberts Apotheke
et cetera
etc; nach dem wir gut u.billig gegessen fuhren wir nachGohlis, wo das Haus eine Tafelhat, in dem Schiller das Lied„an die Freude“ gedichtet hat.Nachdem wir Caffee mit gutemsächsischen Kuchen wiederbilliggenossen, gingen wir nach demRosenthal, wo Theo oft Sonntags-morgen seine Gedichte niedergeschrieben. Dann nahmen wireine Droschke u. fuhren nachSchönfeld, zu unseren verehrtenLazarus, die uns mit dergrößten Liebenswürdigkeitempfingen u. bewirtheten.IhreVilla ist fein u. gemüth-lich eingerichtet. Um 11 sag-ten wirdiesen lieben FreundenLebewohl u. fuhren nach demBahnhof u. dampften um 12.Uhr gen München. Zu unserergroßen Bequemlichkeit bekamenwir ein Coupé allein u. schliefennach den Anstrengungen u.Freuden des Tages ganz präch-tig. Um 4. Uhr
den
d1.
Oktober
Oct. Nachmittag er-reichten wirMünchen u. dererste Genuß den wir uns hierbereiteten, war eine gründlicheSäuberung, denn Staub u. Hitzewaren arg gewesen. Wir bekamenim Hôtel Marienbad einsehr hübsches Zimer u. ließenuns, da nach Papa’s Prinzip„an solchen Tagen pflege ichnicht zu essen“ wir auch wirk-lich von morgens 9 Uhr bisAbends 6 Uhr nichts genossenhatten. Dann suchten wirPaulHeyse auf u. verlebten einenhöchst angenehmen Abend mit ihmu. seiner Familie. Am 2.
Oktober
Oct.beim Morgen-Thee erhieltenwir eine sehr freundliche Ein-ladung von Heyse zum Nach-mittag. Wir machten uns nunauf die Suche der Sehens-würdigkeiten u. sahen zuerstdie Basilika, wunderschön.Die Ruhmeshalle, das alteSchloß, die Frauenkirche mitdem berühmten, prachtvollenDenkmal, den Marienplatz,mit dem schönen Brunnen.Dann aßen wir bei DellArmi, sehr gut u. billig;sahen dann die Ludwigkirche u.gingen zu Paul Heyse, trankenKaffee mit ihm u. seiner Familie,lernten den kleinen dreijährigenWilfried kennen u. unterhieltenuns höchst angenehm, mußtenauch feierlich versprechen aufder Rückreise wiederzukommen.Dann in’s Hôtel zurück, 4Karten an: Mete, Theo, Georgeu. Zoellners geschrieben, gepacktThee getrunken
und
u – Fahrt nachdem Bahnhof um 18 Uhr, wowir hörten daß kein Zugging, Abänderung seit dem1
Oktober
Oct.Wir kehrten sehr gernin unser Hôtel zurück, dawir todtmüde waren u.lieber die Nacht im Bettals auf der Eisenbahn ver-lebten. Am 3t.
Oktober
Oct. 9 Uhr mitdem Schnellzug abgefahren; 2Stationen hinter Münchenfangen die bairischen Alpen an;bei Kufstein werden sie schongroßartig, überhaupt von daStaunen u. Bewundrung, jedeSekunde ein Bild. In Insbruck- sehr gut gegessen: Suppemit Leberknödel; eineschwedische Familie, Eltern u.drei Töchter mit 27 StückGepäck, worunter wahreRiesenkoffer! Nun die Fahrtüber den Brenner, über alleBeschreibung schön! Durch 28Tunnel, durch viele Minu-tenlange Fahrt. Es begannzu regnen, in Botzen sehrstark, bis Verona, wo wirbeim schönsten Sternenhimmelum 11 Uhr anlangten. Miteinem jungen Engländer netteConversation gemacht; mitihm u. einem Deutschen indas Hôtel Colomba dorogefahren; einfaches, ausrei-chendes Zimmer, Thee getrunkenu. sehr müde zu Bett. Am4t.
S. gehei-rathet u. am 4. Juni 1874auch hier war. Nun nachdem Hôtel gefahren, Sachengepackt, zur Eisenbahn.Um 6 Uhr mit Schnellzugabgereist; schönste Aussichtbis zum Dunkelwerden;durch Padua durch u. um10 Ankunft in Venedig.Sogleich mit unseren Sachenin eine Gondel u. unsag-bar schöne Fahrt durchden canal grande nachdem Hôtel Bauer. Ichsperrte alle Fühlhörnermeines Seins auf, aberman wird überwältigt;denken, vorstellen kann mansich den Eindruck den manempfängt, nach keiner Be-schreibung, nach keinem Bilde.Etwas zurecht gemacht, nach-dem wir ein hübsches Zimmerim 3. Stock erhalten u.der riesigen Restaurationdie zum Hôtel gehört, zuAbend gegessen; wunder-vollen Fisch, Asia genanntu. kostbares Bier; alleNationen vertreten; einLärm, ein Lachen, ein Rau-chen, ein Spucken, ein Schmutzu. dann wieder eine soanmuthende Heiterkeit u.Ungenirtheit, wie ich esnoch nicht erlebt. Bis hier-her, überall Alles billigu. besser wie bei uns, mitAusnahme des Knoblauch-Beefstäcks in Verona. 5
Oktober
Oct. Ausgang um 10 Uhrnach dem Markusplatz!Markuskirche besucht! Fla-nirt; Chokolade u. Bouil-lon bei Florian auf derPiazza getrunken, dieberühmten Tauben gefüttert.Wein u. Phir gekauft;nach der Post, Paket vonDecker. Wieder flanirt;immer bleibendes Entzücken.Um 6 Uhr zur table d’hotein unserem Hôtel; gut ge-gessen u. getrunken. Frau u.
v.Salviati;das Bild von Werner gesehen;verschiedene Theile desselbenbereits fertig in Mosaik;die venetianischen Künstlersind so entzückt von demBilde daß einer ihrer bedeu-tendsten Callini gesagt hat,seitdem er das Bild gesehen,möchte er garnicht mehr malen.25 Künstler in Mosaikarbeiten an dem Bilde, welchesungefähr 1 12 Jahr zur Vol-lendung gebraucht. Von dortnach einer Perlenfabrik,sehr interessant, die Bereitungvon Anfang an, als ArtKalkmasse in die Oefen schüttensehen, bis fertig in hundertleiFormen u. Farben zum ver-schicken. Auf den Rialto,Facaden, Kirchen, eine Gondel-fahrt, endlich um 6 Uhr,ohne etwas, außer ein Stück-chen Chokolade genossen zuhaben, in’s Hôtel. Bis nach8 Uhr auf Theo gewartet;dann in unser Restaurant,um zu essen. Sehr müde zuBett. Am 7
Oktober
Oct. mitNoville’s gefrühstückt, dannich mit ihnen verschiedeneEinkäufe gemacht, in dermercheria; dann eineGondelfahrt nach der A-kademie; herrliche Bilder;hier Theo getroffen; wiedergegondelt nach dem Platzwo die schöne Reiterstatuevon Colleonisteht. EineGlasspinnerei besichtigt;gesehen wie die Fabrik-Mo-saik angefertigt wird:
Stellenkommentar
Fabrik-Mosaik.
Kirche dabei mit schönemalten Glasfenster. WiederGondelfahrt nach der pia-zetta; den Campanilebestiegen; 140 mal sichumbiegen, immer eineStufe; sonst sehr bequem,Lehnen. Oben göttlicheAussicht; wunderbar schönerSonnenuntergang. Nach Hausemit Noville’s table d’hotegespeist, sehr mäßig. Etwasgeruht u. nach dem Mar-kusplatz gegangen, wo von8–10 Musik. Das ganzewie ein Riesen-Tanzsaal;1000 ende von Menschenaller Länder auf u. abpromenirend, unzähligeTische u. Stühle, wo mansich niederläßt, Eis u.Früchte ißt, herrliche, weicheLuft, man ist wie berauscht.Endlich nach Haus, erstnoch ein birra getrunkenMete’s Perlen caput ge-macht u. in Folge davonmäßig geschlafen. Am8 t.
Frl. v.Novillein das Perlenmagazin; derHerr erklärte mir auch„Metall sei zerbrechlich“ waraber doch so liebenswürdigmir eine neue Kette zugeben, so daß ich meine5
Franken
fr. gerettet hatte, dafürnoch 2 Armbänder nahm.Nun mit Theo in denDogenpalast, anstrengendaber lohnend. Dann etwasgefrühstückt am Quai,wo die Dampfschiffe liegen u.dann um 4 Uhr mit No-ville’s nach dem Lido; auchHerrn Baumeister Schwechtenu. seinen Freund Königs ausCöln getroffen. Unterhaltunglohnender wie die Partie; damacht das Meer bei Brighton doch einen anderenEindruck. Zurück u. nocheine Gondelfahrt imDunkeln durch den CanaleGrande um die Palästezu sehen, dann in unserRestaurant u. gut gegessen.Auf den Markusplatz mitunseren Berlinern Eis ge-gessen, geschwatzt; Theo nach10 Uhr noch ein Birra mitden Herren. Am 9. Oktober (an Schreiners gedacht) gepackt; mit Theo beiQuadri gefrühstückt in Ge-sellschaft unserer Berliner,dann Abschied genommen, dieDamen fuhren nach Padua,die Herren blieben noch; perGondel nach der Schule St.rocca; nach der Akademie,dann über die Kettenbrückeeiligst nach Haus, imRestaurant das letzteBier getrunken, Rechnungbezahlt u. nochmalige letzteFahrt durch den Canalgrande nach der Eisen-bahn. Während unseres gan-zen Aufenthalts dasschönste Wetter, garnicht zuheiß, nur freundlicheMenschen, nirgends Ueber-theurung, dazu diese Naturu. Kunst – facit: Venedigkann wieder besucht werden.Um 2 12 Uhr Mittags fort;interessante Fahrt mit derEisenbahn über das Meer,was wir bei der Ankunftin der Dunkelheit passirthatten. Wir kommen durchPadua, Ferrara, Bologna.Hier mußten wir I Klassefahren u. 5
Franken
fr. zu unserenBillets zulegen; sehr schöne Weintrauben inBologna gekauft. Gegen 11Uhr in Florenz! guter offnerWagen bringt uns nachunserem von Herrn Schwechtenempfohlenen chambre garni;etwas primitiver Eindruck;Betten aber gut, dickerMann u. dünne Frau freund-lich, nach vielen Flohstichengut geschlafen. Am 10
Oktober
Oct.ich sehr lange geschlafen, nament-lich gelegen, da mein Kreuzanfängt schwach zu werden.Briefe von der post holenlassen, von Mete u. George.Beide zeigen uns den Todunseres theuren Fournier an!Theo u. ich an die Kinder geschrieben,an Herrn Hertz. In unserercasa Nardini gefrühstücktu. erst um 3 Uhr ausgegan-gen. Ich war so äußerlich u.innerlich angegriffen, daßalle bauliche u. bildlicheSchönheit wie mit einemSchleier bedeckt war. Nach-dem wir etwas gegessenin dem restaurantantiche carrozzè, gutu. billig, gingen wir inden Dom, der mich, viel-leicht durch Weihrauchduft u.Kerzenschein, trotz seinerHöhe bedrückte; flanirtendann u. kamen in die KircheAnnunziata, die, über-laden u. von Gold u. Lichter-glanz strotzend, nichts wenigerals erhebend auf mich wirkte.Wir waren beide wornout, fielen noch in einKaffehaus, botte telglio u. nachdem wirim Dunkeln den Arnogesehen, den Brief zur Postgegeben u. durch die Offi-zien gegangen, begaben wiruns todtmüde u. ich etwasheimwehsicknach Hause,wo ich mich trotz der frühenStunde, es war 7 Uhr, so-gleich zu Bett legte. Theobrachte mir den Thee, schönzubereitet an mein Bett u.da er schon am Morgen mirebenso liebenswürdig denCaffé servirt hatte, sonenne ichihnvom 10.
L. d. Vinci: DerKopf der Medusaetc. Dannmüde von allem Schönenin unser restaurantantiche carrozzi,; eineSuppe, halb Reis, halbdurchgeschlagene Erbsen u.viel Pfeffer essen müssen,dann anstatt Fisch woraufich Appetit, ein Riesen-Schweinecotelett mitSchoten. Dissonanz wegendes Platzes. Nach Haus.Theo zu Bett. Zwei deutscheDamen besehen unsereWohnung. Früh zu Bett. Montag d
Oct. Nachder Gallerie im PalastPitti; reich an Portraitsvon Raphael, Titian,die berühmten Madonnenetc. Beinah 4 Stundendort geblieben. Gegessenin der Antiche carozzé;sehr gute Macaroni, Huhnmit Kartoffeln, Cotteletmit Schoten. Dann zumBaptisterium, die kostbarenGheretti’schen Thüren genaubesichtigt; einer Taufezufällig beigewohnt,einen noch fabrikmäßigeren, nur äußerlichenEindruck davon gehabt;in eine nette Liquör-kneipe, 3 feine Schnäpse ugroße Gläser, 2 gute StückKuchen für 4
Silbergroschen
sgr. Miteinem Omnibus nachden Caschinen, sehr mäßigesVergnügen; frostig wirkendeCorsofahrt der elegantenWelt, es war ersichtlichnicht die eigentliche seasondafür. Sehr interessanterGang zurück, am Arnoentlang, durch den fashio-näblesten Theil Florenz’sZu Haus; ich furchtbarerkältet; Uva gegessen,Thee getrunken, todtmüdezu Bett. Theo bleibtimmer noch stundenlangauf, macht Notizen,Studien u. bringt seinTagebuch in Ordnung. Mittwoch d.
fr. drei Fächer gekauft,um doch auch etwasaus Florenz mitzu-bringen. Dann mitTheo flanirt, nochmalspalace vecchio vonaußen u. innen be-wundert, den Perseus,die verschiedenen Paläste,dann ein Beef-steak gefrühstückt, aufdie Diligence nach Fio-sele gefahndet, Limonadegetrunken, endlich einenFiaker genommen u. nachFiesole gefahren. Sehrinteressante Fahrt mitblühenden Rosenheckenauf dem Gemäuer,kostbarer Blick aufFlorenz, nur verleidetdurch ein Heer von Bett-lern. In FiasoleDombesichtigt; Unterkircheaus dem 12. Jahrhundert;ein kostbarer Giotto,Kopf u. Bart des altenHeiligen wunderbar;sehr schöne Majolika-Altarbilder u. einzelneHeilige, namentlichein Bischof oder Pabstkopf. Herrliche Fahrtzurück; ein weites,weites Thal, von drei-facher, ansteigenderHügelreihe umgeben;nach dem protestanti-schen Kirchhof um dasGrab
Mr.Grève’s,Röschens Mann aufzu-suchen. Es mit Hülfeeiner Art Todtengräber-Tochter gefunden; eingroßer Stein, natürlichweder Blume noch Strauch;selbst die Buxbaum-Einfassung nur nochstellenweis erhalten;mit Mühe einige Klee-blätter u. etwas Bux-baum mitgenommen,um es in einem Briefean Pine zu schicken.Am Dom den Fiakerabgelohnt; den Domnochmals besichtigt,den bedrückenden, seineGroßartigkeit sehr ver-mindernden Eindruckempfangen, dazu dasbeständige Dämmerlicht,ein in dunkelster Eckeim Kerzenschein prangen-der Altar, Weihrauch,Geklingel, Plärren zweierGeistlichen, Spucken,Betteln, UmherlaufendeFremde u. Einheimische,„Yes“ u. „splendid“faselnde englische Kin-der, wen das fromm u.andächtig stimmen kann,dem muß das Herz soübervoll von Gram oderFreude sein, daß er ebennichts mehr sieht u. hört;ich war froh, als ichwieder auf freiem Platzewar u. meinen lieben,alten Himmel, blau u.klar wie in der Heimath,ohne Heilige, Gekreuzigte,Himmel- u. Höllenfahrtsah. Noch ein wenig fla-nirt; in einer entsetzlichzugichten Kneipe Limonadegetrunken, die Köllnische u.Neue
fr. Presse durchflogen,nichts wichtiges gefunden,als daß Graf Arnimaus der Hausvogttei,nach dem maison de santé,in Schöneberg, ge-bracht werden soll.Früh nach Hause umzu packen, da es nunheißt: Auf, morgennach Rom, der ewigenStadt. Eigentlich gingeich nun gern wiederein bischen „heeme“denn mein armer Gripsreicht nirgends aus. Donnerstag d
dender
15 October,um 8 12 von Florenzabgereist; frisch, wie einMorgen in der Heimath. Dieganze Fahrt bis Rom solandschaftlich interessant,daß man sich die Augen aus-kucken möchte. Immer anden Appeninen entlang,Festen, Burgen, Klöster zuDutzenden, am trasimeni-schen See entlang, berühmtdurch Hannibal, der dieSchlachtdort gewann; derSee hat 10 Stunden imUmkreis, seine tiefsteTiefe ist 18 Fuß; Napoleonhat ihn wollen trockenlegen, zum Glück nichtgeschehen, würde eins derschönsten Landschaftsbilderzerstört haben; drei Inselndarin, natürlich mitKlöstern. Wetter kostbar;Theo bei brillantem Appe-tit, stürzt fast wie Cheva-lièr bei jeder Stationaus dem Coupé um et-was zu genießen. End-lich um 6 12 Uhr in Rom!etwas Mondschein, furcht-barer Trubel, da sehrgroßer, langer Zug mitvielen Deutschen; Hôtel-Fuhrwerk sehr übersichtlich,da jeder Name transpa-rent erleuchtet. ImOmnibus des Hôtel duSud et de la paceeingestiegen. Angekommen;sehr elegant, Wirth u.Wirthin geben uns denzweifelhaften Vorzug unsfür Engländer zu halten.Zimmer mit riesigerenglischer Bettstelle u.4 Thüren u. 2 Fenstern.Netter französisch spre-chender Kellner ausParma; überhaupt vonnun an in 4 Sprachengeredet. Gutes souperauf unserem Zimmer, Theoißt wie ein Wehrwolf;auch hier wieder die Er-fahrung, wenn man Cote-lett bestellt, bringensie einem rumpsteak.Sehr gut u. lange geschlafendenn, – es ist unser Hoch-zeitstag – der ewig blaueHimmel Italiens hatseine Schleusen geöffnetu. läßt es regnen wieim lieben Berlin, amFreitag d
dender
16. October.Es regnet den ganzen Tag.Theo flanirt, während ichim Hôtelmich ausruheu. zu Ehren des Tagesfein mache, etwas umher,kommt nach 2 Stunden,wenig befriedigt, zurück.Wir diniren gut mit2 liebenswürdigen Herrenaus Kaiserslautern. Nach-her noch ein Gang in dieStadt, nach dem Corso;alles macht nach demRegentage einen düstern,tristen Eindruck. UnserenThee im Hôtel getrun-ken. Am 17. Octoberuns bei drückenderHitze auf Wohnungs-suche gemacht; vieleSteintreppen umsonsterklettert, wieder nachHaus. Ich packe, wäh-rend Theo wieder wan-dern u. suchen geht; nach4 Stunden kommt erzurück, fadennaß,krank, eine Wohnunggefunden. Wir siedelnüber; ich habe einenfurchtbaren Eindruck;wir gehen nach demCorso, sitzen u. hörenMusik; endlich zögerndgegen 9 Uhr in unserneues „Heim“. Beim Lichtmacht es einen etwasbesseren Eindruck; zuBett u. eine wahreHöllennacht durchlebt.Ich durch Flöhe u. entsetz-lichen Lärm auf der Straßeim höchsten Fieber derVerzweiflung, Theo ganzkrank! innigste Sehnsuchtnach
Oct.lachender Sontag, weinendesHerz! Theo krank, sitztin furchtbar ungemüth-licher Umgebung überseinen Correkturbögen!ich wage ihn nicht anzusehn,weil ich immer nur anmeinen Thränen zu schluckenu. Flöhe zu fangen habe.Er ist so elend daß ernicht ausgehen kann, be-schwört mich aber, eineFahrt allein zu machen.Ich verspreche es; schleppemich bis zur Post, abermit dem Gefühl alshätte ich eine Haut-krankheit, mit Schaudernan unsre Wohnung. Ichkehre matt u. müdezurück, bestreue Bett u.mich mit Bergen vonInsektenpulver; es nutztnichts, zu Dutzenden fangeich die Quälgeister, wieNadelspitzen groß. End-lich Ausbruch der Verzweif-lung; Alternative zwischenmich nach Berlin schickenoder ausziehen! Ich eilein unser Hôtel; stelleunserem zum Glück eng-lisch sprechenden Wirth un-sere Lage vor; er giebt mirein nettes Zimmer fürtäglich 5
Franken
fr.; ich fliegezurück, packe; Theozahltdie ganzeSumme für 3Wochen u. wir kehrenin das Hotel zurück.Zwischen Freude u. Leidwird Thee getrunken,sich gründlich bereinigt,u. sehr früh in dasmir ideal erscheinendeBett gekrochen. AmMontag d
H.Ewald der am andernMorgen nach Florenzreist. Nach Haus, Theegetrunken; sehr müde zuBett; in der Nacht Ge-witter. Am Mittwochden 21. October. Theowieder sehr unwohl.Bleibt im Bett, ich ineine engl. Apotheke. Um4 Uhr rappelt er sich aufzu einer Fahrt nach denThermen des Caracalla.Unsagbar interessant; siezu sehen, verlohnt es sichschon einer Reise hierher.Zurück; Theo wieder zuBett, ich zur table d’hôte,nur Engländer u. ein deut-sches Ehepaar. Früh zuBett. Am 22. Donnerstag
Oktober
Oct.Theo fühlt sich etwaswohler; schreibt einigeZeilen an
Hr.Dr. Klugmann.Um 3 Uhr mit demsel-ben nach dem coliseum; die Sub-struktionen des Baues,allerhand im SchuttVorgefundenes u. beson-ders die auf viele Stein-quadern eingekraztenThier- und Menschengestalten,darunter auch Kampfes-scenen, in Augenschein ge-nommen. – Von hiernach St. Clemente. Mu-sterstück für den Basi-licastyl. In der Ober-kirche interessante Mo-saiken in der Apsis u.sehr bemerkenswertheFresken von dem jungenMassaccio oder seinemMeister. Christus mit denbeiden Schächern u. derMaria sehr gut. In derUnterkirche, deren Säulenjetzt zwischen aufgemauer-ten Pfeilern stehen, sehr alteFresken, in byzantinischerManier; vorzugsweiseScenen aus dem Leben desheiligen Clemens dar-stellend. Diese jetzige Un-terkirche, die einst frei zuTage stand, hatte zu ihrerZeit noch eine eigentlicheCryptkirche die, ebenfallsnoch vorhanden, jetzt einedritte, allerunterste Kirchebildet, von der man jedochnur weniges in Augen-schein nehmen kann, da sie,seit der letzten Tiber-Ueber-schwemmung partiell unterWasser steht. Die Kirchegehört den englischenDominikanern, von denenjetzt 2 in St. Clementesind. Es giebt ein dickes, in
englischer
engl. Sprache geschriebenes,mit Photographien gut aus-gestattetes Buch / käuflich /das die Geschichte der Kircheerzählt. – Von hier nachSt. Pietro in Monterio.Etwas verfehlte Fahrt. DieKirche dunkel u. die Freudean der schönen Aussicht durcheine schneidend kalte Tra-montana sehr beeinträchtigt.– In die Bierraria; durchCafé u. Curassao die Lebens-geister aufgefrischt; Siglac u.Seife gekauft, nach Hause,tea mit blackigem Brot. Sonntag d
fr. Der ersteWagen hatte ein stutigesPferd u. nach 2 Minutenbekam es den Koller u.wollte nicht bergan.Wir bekamen dann einenbesseren Kutscher u. Pferd.Die ganze Partie sehr rei-zend u. bei einer gewissenVerwandtschaft doch immersehr wechselnd in den Bildern.Die glänzendsten Partiensind: Der Blick auf roccadi papa, auf den Al-bano u. Nemi-See,endlich der Blick aufdas Campagna-Panora-ma, mit Rom in derMitte u. einer Umkrän-zung von Bergen nach 3Seiten hin, während dasMeer als ein breiter licht-beschienener Streifen die vierteschließt. Auf Hin- und Rück-fahrt uns an frisch vomStock geschnittenen Traubengelabt. In Albano, Ka-stanien gekauft u. gegessen.u. einen italienischenOpernzettel für
Oct.mich photographirenlassen. Dann mit Theonoch einmal in die den Palazzo Borghese; dann in dasPantheon. Erst das Briefpaket zur Post;im Pantheon das Grab-malGrabstätte Raphaels oder vielmehr die, seineBüste ist fort u. imVatikan. Außerdem sinddaselbst beigesetzt: Anni-bal Caracci, ThadeoZucchero u. Peruzzi. Die Kirche empfängt allihr Licht durch eine weiteOeffnung in der Kuppel.Diese selbst wirkt kahl,weil die Cassetten ihresGoldblechschmuckes längstberaubt sind. Trotz alledemist der Eindruck bedeu-tend, wozu die Schönheitder Verhältnisse nichtminder dazu beiträgtals ihre Großartigkeit.Die Nischen u. quadratischenEinbauten, alle von geringerTiefe enthalten Altäre, ichglaube 6 an der Zahl außerdem Hauptaltar. – VomPantheon, gewöhnlich dieRotonda geheißen,nach der nahen Piazzadella Minerva, auf dersich ein Elephanten-getra-gener Obelisk erhebt./Bernini./ Richtiger sagt mander Obelisk wachse dem Elep-hanten durch den Leib. Andiesem Platze liegt die Kirche S. Maria sopra Mi-nerva; die einzige wirklichegothische Kirche Roms. Siewirkt durch ihre prächtigengrauen Marmorpfeiler, dieein blau colorirtes, mit Bil-dern u. Goldsternen geschmücktesGewölbe tragen, außerordentlichschön. Die Hauptsachen in dieserKirche sind: 1, ein Christus,(Marmorfigur)
von
v.Michel Angelou. 2. die von PhilippinoLippi herrührenden Freskenin der Caraffa-Kapelle. Das eine dieserBilder und zwardas an der rechtenSeitenwand stelltden heiligen Thomasvon Aquino dar, wieer, auf hohem Sitz,von 4 weiblichenGestalten (wahrschein-lich die Cardinal- Tugendendarstellend) umge-ben, die römisch- katholischenDogmen siegreichgegen die Häreti-ker vertheidigt,die in Gruppenzur Linken undRechten des Bildesstehn. Die Hauptge-stalten dieser zweiGruppen, darunterdie beiden Führer(der eine weißbärtig,der andre kahlköpfig)so wie ein dritterlter, dem manansieht „er war nur durch Schwäche be-thört und freut sichjetzt durch Thomasvon Aquin wiederzurechtgerücktzu werden,“ sindsehr bedeutend. Ebenso bedeutend ist dasandre Bild ander Rück- undAltarwand derKapelle. Es stelltdar, wie Thomasvon Aquin denCaraffa, im Mo-mente des Welt-gerichts, der Gnadeder Jungfrau empfiehlt.Es ist Unsinn diesBild „eine Himmel-fahrt ariä“ zunennen. Im Gegentheil;sie fährt nicht hinauf,sondern sie steigtherab. Links nebenihr, ruft der Engel,in die Tuba blasend,zum Gericht; rechtsneben ihr hältein zweiter Engeldie Wage auf dergewogen wird.Unmittelbarer um-schweben sie 4Engel, die Cym-beln und Harfenspielen, währenddrei andre Engel,mit Fackeln oderFeuerschwertern,die Wolke tragenauf der Marianiederschwebt. Zuihr hinauf streckenBittende die Hände,unter ihnen Thomasvon Aquin, derfür Caraffa einFürwort bei derJungfrau einlegt.Alles höchst eigen-thümlich; großerStyl, ernst, erha-ben, wirkungs-voll. Nicht dasModekupferhafteeiner späteren Epoche. Der MichelAngeloscheChristusunmittelbar linksneben dem Altar istsehr schön, aber dochan Macht u. Bedeutungmit dem Moses garnicht zu vergleichen.Seiner ganzen Naturlag es eben nähereinen hochpotenzirtenGewaltmenschen,als einen nurin der Liebe undErgebung Starkendarzustellen: Von Piazza della Mi-nerva um 3 Uhr nach der Birraria,Imbiß genommen. Um 3 12 nachSt. pietro in vinculis; einerBasilika, deren Mittelschiff durch20 antike dorische Marmorsäulenvon den Seitenschiffen geschiedenist. Die
Sehenswürdigkeiten
Sehensw. dieser Kirche sind: das Grabmal Julius II /der hierübrigens nicht begraben wurde/u. die Ketten in denen Petrusgefangen lag. Letztere sahen wirnicht; sie werden nur Mittwochsgezeigt. Das Grabmal
M. Fahrt bis zu denCalistus-Katakomben; mansteigt einige Stufen zu einemTerrain empor das den Eindruckhalb eines wüst liegendenGartens, halb einer Baustellemacht; wird bald von demüblichen Custoden empfangenu. steigt –, als handle es sich da-rum ein Bergwerk zu befah-ren, in die Tiefe hinab. Kel-lerartige Räume nehmen unsauf, die von oben her gutventilirt, zunächst keinenanderen Eindruck machtenals überhaupt tief liegendein den Fels gehauene Kellerräume.Einige heißen Kapellen, anderesind Altarplätze, an denen dieersten Gottesdienste gehalten oderin deren Nähe Bischöfe u. ange-sehene Männer der Kirche be-graben wurden. Weiter hinverengen sich die Räume u.man tritt in ein Gewirrschmaler Gassen ein, in derenFelswände rechts u. links,cabinenartig, die langen aberniedrigen Oeffnungen zurBeisetzung der Leichen einge-hauen sind. Es wirkt wieniedrige Oefen, in die manBackbretter hinein schiebt.Nachdem wir 10
Minuten
M. lang indiesem schrecklichen u. inner-halb des schrecklichen doch wiederlangweiligen Gassen umhergeirrt waren, eilten wir andie Ausgänge zurück u. freutenuns wieder Himmel u. Sonneüber uns zu haben. Wirtrafen eine engl. Gesellschaft,worunter eine durch Liebens-würdigkeit sich auszeichnendeBlondine war, endlich maleine nette Engländerin, /lahmwie Elsy.) Weiter hinaus fahrend auf dervia appia, erreichten wir zu-nächst die Kirche st. Sebastiano.Der Leichnam des
K. aber kein besonderes In-teresse mehr bieten. Der Weg führt nun immermehr in die Campagnahinaus u. das Bild das sichbietet ist sehr ähnlich demdas wir am Sontag aufunseres Eisenbahnfahrt nachFrascati hatten. Das schöneAlbanergebirge mit seinen viel-genannten Punkten vor uns,links u. rechts Gras- u.Heideland, über das sich inendlosem WechselTrümmer von Acuadukten,Häusern u. Thürmen ziehn,während unmittelbar amWege, mehr oder minder zer-fallen, die Grabmäler auf-ragen, die die via appia ein-faßten. Das schönste unterdiesen, ist das in seinerForm dem Hadrian’s Grabmalverwandte Grabdenkmal derCecilia Metella. Dadurch daßes im Mittelalter in demDongon einer ausgedehntenBurganlage umgewandeltwurde u. eine Mauerkroneerhielt, hat es an malerischemReiz nur gewonnen. Von seinerHöhe aus blickt man auf dietiefer gelegene Trümmer her-nieder, die als Circus desMaxencius bezeichnet werden.u. die in ihrer Campagna Stille,von Epheu überwachsen u. durchalte Portale unterbrochen, einenpoetischen Zauber üben. Nach-dem wir noch eine kurzeStrecke gefahren–, kehrten wirauf demselben Wege in dieStadt zurück um in derBirraria einen Imbiß zunehmen; /boeuf à la mode./.Um 3 Uhr zunächst nach derCestius Pyramide u. demprotestantischen Kirchhof, umdaselbst die Gräber von Th.Fournier u. Wichmann’sBruder zu besuchen. Grenzen-lose Confusion der betreffen-den Bücher. Endlich ohne BuchFournier’s Grab gefunden,Wichmann’s nicht. Dafür dieGrabdenkmäler von Goethe’sSohn, Waiblinger, MalerReinhardt u. Elsasser gesehen.Die ganze Anlage des Kirchhofssehr schön; Terrassenförmig an-steigend, die letzte Terrasse vonder Stadtmauer u. ihren male-rischen Thurmruinen überragt,während die Cestius Pyramidedie eine Seite flancirt. Von dem Kirchhofe /Rosen,weiße u. rothe, blühten auf
F. Grabe, Rosen- u. Veilchen-blätter für Julie mitgenommen)die via ostiensis ent-lang bis zur Kirche S. Paolofuori le mura, eineder größten u. schönsten Kirchen-bauten Roms. Hier ruhendie Gebeine des Apostel Paulus,wie die des Apostel Petrus inder Peterskirche ruhen. Die be-treffende Anlage ist dieselbe;da wo sich Haupt- und Quer-schiff schneiden, erhebt sichein mächtiger, säulengetrage-ner Baldachin, unter demein Altar u. auf diesemein gothisches Tabernakeloder Sakramentenhaus steht;unter dem Altar die Gruftzu der Treppenstufen hinab-führen. Die Gruft selbst durchvergoldete Thüren geschlossen.S. Paolo ist eine 5 schiffigeBasilika; bei aller Einfachheitvon großer Pracht; die 4 mäch-tigen Säulenreihen die die 5Schiffe bilden sind von Simp-lon-Granit u. wirken in derThat wie ein Säulenwald. EinBlick vom Querschiff aus, indas ein oder andre der Seiten-schiffe hinein, macht den Ein-druck als habe man eine gro-ße selbstständige Kirche vorsich. Das große Mittelschiff istzu beiden Seiten über den Rund-bögen mit Fresken aus dem Le-ben des S. Paulus u. unterdiesen, beinah friesartig, mitden Mosaikbildern aller Päbstegeschmückt. Im Uebrigen weistdie noch ganz neue Kirche /die altebrannte nieder/ wenig Detail-schmuck auf. Es fehlen durchausberühmte Bilder u. Statuen. Inder Kapelle neben dem Chor wirdein schönes Renaissance-Ciboriumgezeigt; auf demselben ein Crucifixaus dem 14.
Jahrhundert
Jahrh. das durch seineSchönheit u. eine fromme Legende diesich daran knüpft, in großem Ansehn steht. Aus dem rechten Querschiff /vom Eingang gerechnet)tritt man in den Kreuzgang desKlosters, der bei dem Brande nichtmit zerstört wurde; er istvon seltener Schönheit; zierlichephantastische Säulchen, die paar-weis hintereinander stehen,tragen die kleinen Rundbögenu. erinnern in der Gesammt-wirkung die sie üben an ein-zelne der Alhambrahöfe. Dasinnere des Hofes ist hier inS.Paolo ein dichtbestandener Ro-sengarten, aus dem der uns füh-rende Mönch mir einen Straußpflückte. Von S. Paolo aus direkt nachHaus. Theo rasch Toilette ge-macht, um rechtzeitig zum Dinerbei
D. h.er entwarf sie: linksneben dieser Kapelle erhebtsich das große Grabdenkmaleiner Fürstin Chigi geb. Odes-calchi, das die Bücher als eineGeschmacksverirrung bezeichnen.Wir fanden es sehr schön, trotz-dem sich viel dagegen sagenläßt. Das Riesenteppich-Tuchvom schönsten rothbraunenMarmor u. der in stiller Trauersich aufrichtende Löwe sind someisterhaft gemacht, daß siealler Kritik spotten. Von S. Maria del Popolo denCorso hinauf, um uns die andemselben u. in unmittelbarer Nähe gelegenen Palästeeinzuprägen. Lehrreich abermühsam u. langweilig ; ermüdetnach Haus gegangen. Theonach kleinem Imbiß in derBirraria, in den Vaticanum die Syxtinische Capelledurchzustudiren. Von dieser um4 Uhr nach der Peterskirche; kost-bare Musik-Vorträge von Sei-ten der päpstlichen Sänger. Dannnach piazza colonna um dieLokalstudien in Nähe diesesPlatzes fortzusetzen. Um 6 nachHaus, Tagebuch geschrieben. Donnerstag d
dender
29. October. Um 8 12 in den Vatican.Mit den Loggien des Raphaelbegonnen u. die exakte Durch-sicht derselben in aller Mußebeendet. Dann in die Stan-zen; alle 4 r cursorisch durch-genommen; nur die Stanza,die die Messe von Bolsenaenthält, eingehender bewun-dert; den Rest für morgenaufgehoben. Um 11. hinauf nach S. Pietroin montorio; innerhalb derKirche einige gute Sachen v.
S. del Piombo gesehen; na-mentlich ein Christus an oder überder ersten Capelle rechts. Dieeigentliche Sehenswürdigkeitdieser Kirche ist il Tempietodi Bramante; ein kuppel-förmiges, von Säulen umstell-tes zierliches Tempelchen, dasinmitten des Klosterhofessich an der Stelle erhebt, woder Legende nach das Kreuzdes Petrus gestanden habensoll. Ferdinand der Katholischev. Spanien u. Isabella errichtetendiesen Bau, der eine kleine Ka-pelle u. in dieser ein Quell u.Brunnenloch umschließt, das dieStelle angiebt, an der das Kreuzsich erhob. Von hieraus zurückin die Stadt. Sehr mäßiges u.ziemlich kostspieliges dejeunerbei Bedeau, via santa croche 81. Von Bedeau auf die Post;Brief vom Chevalièr empfangen;im café Cavour mit Heiterkeitu. Freude gelesen. Dann wiederumin den Vatican u. zwar indie Syxtinische Capelle, die Theoschon gestern durchgenommenhatte. Großartigen Eindruckempfangen von den ersten 6Deckenbildern, die bis zumSündenfall reichen. Um 9 12 in die Peterskirche;1 12
Stunden
St. innerhalb derselbenverweilt; dann auf diePiazza Colonna. Noch eine halbe
Stunde
St. in der Birraria, wo wirdie Nachricht von Arnim’sFreilassung in einer italienischZeitung lasen; kleine Einkäufe.Nach Haus. Tagebuch. Freitag d
St. Hieronimus Bilder von Do-menichino; Dann ins Klo-ster; in die Tasso-Zelle, wennich nicht irre jetzt Zelle N 28.Man geht einen Corridorentlang u. biegt rechtwinkligin einen zweiten, an dessen Ende,letzte Zelle, sich die Tasso-Zellebefindet Ueber eine der Cor-ridor-Thüren ein Limetten-bild von Lionardo da Vinci;es ist die Madonna, mit demBesteller des Bildes, knieendvor ihr. In der Tasso-Zelle, be-findet sich seine Todtenmaske,der Bleisarg, darin sich seine Ueber-reste befunden hatten, einManuscript, ein Sessel, einCrucifix
und Anderes mehr
u. A. m. Unmittelbarhinter dem Kloster führt einGang durch eine Art Gemüse-garten, gewiß zum Kloster ge-hörig, zu einer kleinen Anhöhe,von der man einen schönenBlick auf Rom hat. Cypressenu. wilde Rosen, Lorbeer wucher; ten im Gestein, fast nicht mitHänden zu reichen, steht male-risch schräg die Tasso-Eiche. Von Onofrio in die Birrariau. den Kuchenladen. Dann wiederin den Vatikan. Dritter Besuchder sixtinischen KapelleTheodor’s;seine Bemerkungen darüberstehen in dem kleinen Buch. Vom Vatikan um 4 Uhr insHotel. Theo macht Toilette zueiner Visite bei
2. November. Um 10 Uhr Rom verlassen!u. nach Neapel gereist. Wiederentzückende Fahrt; verhält-nißmäßiges Ausruhn eine7stündige Eisenbahnfahrt; nurleider wieder – gehungert.Im Hotel W. Omnibus mit einem netten,berliner Ehepaar gefahren u.später mit ihnen bei dertable d’hôte uns ange-freundet. Theo bleibt nochim Lesesalon u. ich machewieder eine – entsetzlicheEntdeckung. Schlafe, nachdemich, die verschiedensten Rei-nigungen, frische Wäsche, In-sektenpulver angewendet,wieder gut, erlebe aber imTraum wieder Ekelerregen-des. Dinstag d.
dender
3. November. Sehr früh erwacht u. meineslieben Geburtstagskindes auf’sherzlichste gedacht. Um 6 12 Uhraufgestanden u. die Sonne überdem Vesuv aufgehen sehen. Um8 Uhr Frühstück; weniger gutalles wie im Hôtel du Sud inRom. Theo schriftstellert denganzen Tag über an einenBrief für den Chevaliér’s;ich, bessere aus, reinige mei-ne Sachen, lese, schlafe,schreibe Tagebuch u. bewun-dere alle 5 Minuten dieallerdings ideale Aussichtaus unserem Fenster: voruns das sonnenbeglänzteMeer mit Capri, zurLinken den Vesuv! beimschönsten Wetter, lauer, wohl-thuender Luft, nur leidermit – knurrendem Magen!Um 5 Uhr ein Stündchen fla-nirt, es war aber bereitszu dunkel um einen klarenEinblick zu empfangen. Um6 Uhr zur table d’hôte. Dasberliner Ehepaar stellt sichuns als Baurath Schwatlovor; zugleich mit BanquirHauk u. Sohn aus Frank-furt
a/M. Angenehme Plau-derei. Später mit den Herr-schaften nach dem café. .vorher am Quai Austerngegessen, ich nicht. Mittwoch d
dender
4. November.Um 8 Uhr gefrühstückt, um9 mit den Herrschaften nachPompeji. Ueber alle Vor-stellung interessant; nament-lich auch die neuen Ausgra-bungen, so wie die verstei-nerten Mumien. Sehr an-greifende Partie. Todtmüdeum 5 Uhr wieder nach Neapelper Eisenbahn /1 Stunde/wie am morgen, zurück.Gegessen; nach dem dinermit
Hr.ErnstSohn noch nichtangekommen. Pläne u.Buch gekauft. Sehr interes-santer Gang durch den ganzenToledo, das Treiben u. Le-ben, die Wirkung derNebenstraßen, einzig in sei-ner Art. Zurück perDroschke in ein Café; Theoentdeckt daß ihm seineGeldtasche gestohlen ist.Nach dem Quai, in dieAustern-Restauration,Frühstück mit unseren neuenBekannten. Dannnach der Schwefelquelle;nach dem wir getrunken,von einer Horde kleinerzerlumpter Neapolitaner,bettelnd, schreiend, Radschlagend, weinend, unsumschwirrend wie die Fliegen,nach dem Hôtel escortirt.Spatziergang nach der Villau. ins Aquarium, 2 Stun-den uns hier aufgehalten,man konnte sich nichtsatt sehen. Herrliches,warmes Wetter. Fastohnmächtig vor Hungerzu Tisch. Plauderei nachTisch über
Hr: Hauk;2 kleine Fischerjungenlootsen uns in die wun-derbare Grotte; ein alterMann schwimmt für 1
Franken
fr.u. erscheint im Wasserwie ein Riesen-Silberfrosch.Wieder aufs Dampfschiff u.hinauf nach Capri. Be-schwerlicher steiler Weg beibrennender Sonnenhitze;oben in der Künstlerknei-pe wunderbar schön!Sehr gut gefrühstückt indem Zimmer, wo die MalerThüren, Wände etc. auf’sreizendste bemalt, aller-hand Teller u. Tassen anden Wänden mit Blackgezeichnet. Schönen Caprigetrunken, Abschied vonHauk’s genommen, die aufCapri blieben u. eiligsthinunter gestiegen um mitdem Dampfschiff nach Sor-rent zu fahren. Noch nichtunten angelangt, sehen wires vor unseren Augen ab-dampfen. Sachen, Nachtzeugetc. alles mit. Wir ver-fassen ein Telegramm an un-seren Wirth, die Effektennach Salerno zu schickenu. nehmen ein Boot mit4 Ruderern, welche verspre-chen uns in 2 12
Stunden
St. nachSorrent zu fahren. Ich steigeschweren Herzens mit ein;die See ruhig, die Sonneprachtvoll untergehend,Capri hinter, Sorrentvor uns, das schöne groß-artige Meer,
S. mit wohlklingendenStimmen singen „O seh ichauf der Heide dort“ u.„Ich wollt all meineLieb ergösse sich“ u. zuEhren des Entdeckers derblauen Grotte, Kopisch’s„Als Noah aus demKasten kam“; es war Al-les unsagbar schön. Aberdie Sonne schwand u. eswurde kalt u. zu kaltohne Plaids u. Decken u.so langten wir im Finsternin Sorrent an; unsereRuderer, die uns unter-wegs mit ihrem, wenn esrasch gehen sollte „aller, u. „Macaroni“ rufen, a-müsirt hatten, geleitetenuns mit Hülfe einerLaterne in das Hôtel„Tramontana“ wo wir einfürstliches Zimmer erhielten,Theo sich aber schleunigst,da er heftig erkältet war,ins Bett begeben mußte.Eine schlimme Nacht; frühMorgens allerhand ausder Apotheke geholt. Theobleibt im Bett liegenam Sonnabend d
S. u.wir gehen dann Einkäufemachen, seidene Bänder u.reizende Holzsachen. Dannmachen wir 3 eine ent-zückende Fahrt u. kom-men gegen 1 Uhr zum Früh-stück wieder; Theo hat sichunterdessen aufgerappelt,ist aber noch recht elend.Abschied von der netten eng-lischen Wirthin, die uns mitNachtzeug etc. aus der Ver-legenheit geholfen u. ineinem bequemen Wagenfast die entzückendste Fahrtmeines Lebens gemacht.Diese Fahrt ging zunächst durch dieAusläufer von Sorrent, worunterauch das Städtchen Meta, bis auf dieHöhe eines Vorsprungs u. hielt nun nun immer den Rand des hierdas Ufer bildenden Felsmassen, sodaß wir nach rechts höher gelegeneBerge, mit Dörfern u. Villen,nach links das Meer u. den Blickauf Sorrent, Capri u. wenn ich nichtirre auch auf Ischia hatten. So er-reichten wircastel-à-mare, vonwo aus der Weg rechts einbiegenduns durch die vulkanischen Gebirgsketteführte, die das ganze Terrain zwischenCastel à mare u. Salerno ausfüllen.Letzteres erreichten wir nach Passirungkleinerer u. größerer Ortschaften, gegen6 Uhr Abends u. nahmen Quartier im HôtelVictoria. Nach eingenommener Mahlzeit u.Entwerfung eines Schlachtplans für dennächsten Tag, gingen wir zu Bette. Sontag d.
dender
8. November.Früh auf; gemeinschaftlichesFrühstück u. Wettfahrt in2 leichten Droschken nach derEisenbahn; bis Batipalpa-lia, hier unseren Wa-gen von gestern gefunden u.in einiger innerer Auf-regung nach Paestumgefahren, eine staubigewindige Fahrt, aber land-schaftlich interessant. Büf-felheerden begegnen unsaber gottlob keine Bri-ganten. Allerdings reiteteine Patrouille von 3 U-lanen mal vor mal hin-ter uns her. Paestum sehrgroßartig, namentlich derNeptunstempel; durch Farbeu. Lage vor der
sogenannten
sog.Basilikau. dem Cerestempel aus-gezeichnet; namentlich auchdurch die entzückenden Durch-blicke zwischen seinen Säulen.Ein höchst gelungenes Früh-stück auf den Stufen desNeptuntempels zu unsgenommen, welches derWirth in Salernounseingepackt. Um 3 UhrRückfahrt nach Battipagliau. per Eisenbahn überCastel-a Mare ——Pompeji u. Portici zu-rück, todtmüde, Theo nochunwohl, aber durch die gan-ze Expedition doch sehrbefriedigt. Montag d
S. ins Mu-seum, wo mich die Aus-grabungen von Pompejiauf’s lebhafteste interes-siren. Um 1 12 nach demHôtel, leider keinenBrief von den Kindern.Fahrt mit
S. nach SanktMartino; schöne Aussichtüber Neapel, u. Hafen, sehrkalter Wind. Besichtigungvon Kloster u. Kirche, ichbin sick of it. Rück-fahrt, einige Einkäufe,zur table d’hôte in’sHôtel. Abendgeplauder imSalon über Mord
und
u Todes-strafe; da ich weder Interessenoch Geschmack daran fand,ziehe mich zurück u. schreibeTagebuch. Dinstag d
dender
10. November. Früh auf; ich schreibe anMete u. Theo. Theo sen.krank im Bett; will diebeabsichtigte Parthie mit
S. nach Bajä u. demPosilipp nicht mitmachen.Während ich unten im Spei-sesaal frühstücke, läßt ersich durch den Baurath umstimmen; wir fahren um9 12 Uhr beim schönsten Son-nenschein vom Hotel fort.Wir fahren bis Pozzuoli;begeben uns mit einemFührer nach dem Solfatara,eine Krater, ausdem ganz anständiger Schwe-feldampf hervorquillt,u. viele unzählige Dampf-wölkchen in seiner näch-sten Nähe. Der Boden isthohl, was uns durch einenfleißigen Italiener, der einenStein erhebt u. niederwirft, mehrfach bewiesenwird. Zurückkehrend u. einwenig weiterfahrend,finden wir das Amphitheater, welches größer istals das in Pompeji u.Verona; hier wurden der
heilig.St. Januarius u.andere Märtyrer von wil-den Thieren verschlungen;merkwürdig erhalten inseinem Unterbau u. dieVerwendung der Ziegelndazu. Wieder in den Wagen u.nach dem Serapis-Tempelgefahren, welcher 1759 ent-deckt u. ausgegrabenwurde. Dieser Tempelist nach u. nach unterden Meeresspiegel ver-sunken. Die Statuendie man vorfand, be-finden sich im Museumzu Neapel. Er scheintdem Jupiter geweihtgewesen zu sein, zugleicher Zeit ein Pan-theon u. Bäder in sichvereinigt zu haben;in diesem höchst inte-ressanten Ruinencomplexstahl ich mir ein großesStück Marmor. Von hier fuhren wirnach Baja, frühstücktenauf einer hoch gelegenenVeranda mit entzücken-der Aussicht u. wurdenzum ersten Mal geprellt,d. h. eigentlich nur
fr. zu mirnehme. Ueberhaupt wurdeuns aber der ganze Ortdurch die unverschämtesteBettelei verleidet, so daßselbst mein Alter seinehimmlische Ruhe verlor.In einer alten Grottetanzten drei alte Weiberdie Tarantella, was wenigpoetisch aussah u. die Grazienicht vertreten war, da-für kosteten aber auch 2Minuten 1
Franken
fr. womitsie aber keineswegs zu-frieden gestellt waren.In derselben Grotte warauch ein merkwürdigesEcho. Von Bettlern jedesAlters förmlich belagertu. angefallen, tratenwir schleunigst mit un-serem Wagen den Rück-weg an; fuhren nun nichtwie auf der Hinfahrtmeist am Meere ent-lang, sondern landein-wärts u. kamen durchden merkwürdigen Posi-lipp, ein Felsen-Durchbruchvon beträchtlicher Länge,mit Gasbeleuchtung u.so breit daß 2 Wagen u.Fußgänger bequem durch-kommen. Dicht dabei, nach-dem man das Dorf Posi-lip durchfahren, ersteigtman eine Anhöhe u. wirdin das Columbariumdes Virgil geführt, in-dem er nebst Familieruhen soll. Die authentischeGrabtafel soll sich im Mu-seum befinden. Um 5 Uhrtreffen wir im Hôtel ein u.finden einen Brief vonMete u. dem jungen HerrnErnst. Theo ißt Arraroûtu. etwas Hammel aufdem Zimmer; – schreibt anZoellner u. Mete. Frühin’s Bett. Mittwoch d.
dender
11. November. Nach dem Frühstück im salle,gehe ich zu Giorgio Sommeru. kaufe 1
Dutzend
Dtz. Photographienà 5
Franken
fr.Theo in’s Museum.Es regnet u. stürmt; dieAussicht auf das wogendeMeer entzückend. KurzenGang mit Frau
S. es regnetu. wir werden sehr naß.Es stürmt so daß ich nichtmit zur table d’hôte gehenkann. Theo einiges über dasMuseum gelesen; geht zumdiner, u. plaudert Längeresim Salon mit dem Bau-rath. Donnerstag d
heilig.Januarius u. als Reli-qui ein in einem Glas-cilinder aufbewahrter Finger eben dieses Heiligen.In die Oberkirche zurückgekehrt wurden wir noch indie, einen Anbau bildendeKapelle der Santa Reste-tuta geführt, die nebenGranitsäulen aus derrömisch-griechischen Zeitin ihrer Altarnische, nament-lich auch ein sehr interes-santes Mosaikbild, an-geblich aus dem 1 3. Jahr-hundert, aufweist. EsstelltMaria mit dem Kindedar, die zur Linken den
heiligen
heilig.Januarius, zurRechten die heil. Resti-tuta hat. Der Aus-druck der Köpfe istviel feiner u. charak-teristischer u. die Hal-tung der Figuren mindersteif als auf den sonstverwandten, alten Mo-saiken der Markuskirchein Venedig. Vom Domper Droschkein’s Hotel, Theo zuBett, ich Tagebuch geschrieben.Bis Leipzig. bisMünchen – -32.