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II

  • Heinersdorf (aus-
    gearbeitet).
  • Gusow (Notizen).
  • Friedersdorff (ausge-
    arbeitet).
  • Im
    Wangenheim
    W
    schen
    Hause.

  • Heinersdorf.

    Ein altes Dorf mit einer ziemlicheben so alten Feldstein-Kirche, derenThurm in keine Spitze aus läuft, sondern– wie die benachbarten Kirchen zu Marien-dorf und Marienfelde – ein kurzes Gie-beldach trägt.
    Die Häuser der Dorfgasse sindärmlich, sieben Reihen schönerBäume indeß (Ulmen, Kastanien und Lin-den) die das ganze Dorf durchziehnund zwischen den 2 Fahrwegen rechts und links, nochvier breite Mittelgänge bilden, gebenim Sommer ein reizendes Bild.
    Die einzige Sehenswürdigkeit istdie alte Kirche, die außen und innenein paar bemerkenswerthe, in gewissemSinne lehrreiche Inschriften aufweist.
    Die eine lautet:
    Anno 1706 hat
    Seiner Königlichen
    Sr Königl.
    Majestät Gene-ral Major von der Infanterie, auch Obristerbei dero Garde-Füsiliren Herr Ernst Lud-wig von Hake, auf Machenow, Stahns-dorf und Heinersdorf Erbherr, diese Kircheganz renoviren lassen und dazu 20
    Reichstaler
    ge-schenket
    . (Das waren allerdings nochbillige Zeiten.)
    Die andre Inschrift, ebenfalls ein Bei-trag zur Geschichte jener Zeit, ist die folgende:
    Allhier lieget begraben Herr ChristophNeumann, juris candidatus,
    geboren
    geb:
    zu Luckau
    1636 und gestorben zu Heinersdorf 1702bei dem Herrn von Haken, welcher (Neu-mann) deren hochadlige Herren von Ha-ken, Pfuhlen, Bredowen, Wilmerstorff,Heeren und Beeren, und Leschebrand, flei-ßiger Informator gewesen und sonder-lich in die 40 Jahre dem MachnowschenHause treue Dienste geleistet hat. (Alsoein 66 jähriger Hauslehrer, der bei allenadligen Familien des Teltower Kreisesherumgehauslehrert und schließlich bei denHake’s das Gnadenbrot gefunden hat.)
    Die dritte Inschrift befindet sichan der Außenseite des alten Feldstein-thurms, ein paar Fuß hoch über demEingangsportal. Sie lautet:
    Die 3 in diesem Thurm oben hangendeGlocken hat die hochwohlgeborne Frau Hed-wig Margarethe von Behren aus dem HauseKiekebusch, des Hochwohlgebornen Herrn JohannDitloff von Hake, Erbherrn auf Heiners-dorf Wittwe, Anno 1706 gießen und ingedachtem Jahre an dem Tage Johannis auf-ziehn und zum ersten Male läuten lassen.Sie wogen etwas über 15 Zentner undkosten derselben über 600 Taler. Gottwolle dieselben vor allem Schaden bewah-ren. Heinersdorf am Tage Margarethenin obgedachtem Jahre, als an welchem Tageauch dieser Stein eingemauert ist. (Darun-ter befindet sich das Hake’sche [drei Gems-hörner] und das Behren’sche [ein Schwan]Wappen. Die Glocken sind sehr schönund geben einen Dreiklang. Dieselbe Dame,die sehr reich oder sehr fromm gewesen seinmuß, hat der Kirche auch eine bronzeneKrone geschenkt, in die der Name derGeberin und die Jahreszahl 1707, eingeschnittenist.
    Auf den Feldern von Heinersdorf,im Angesicht des eine halbe Meile südlichergelegenen Dorfes Großbeeren, stand am 22. und 23ten August 1813 das Bülow-sche Corps, das am Nachmittag und Abenddes 23ten die Schlacht selbstständig begannund gewann. Die Schweden (rechter Flügel)standen in Ruhlsdorf; das TauentzienscheCorps (linker Flügel) in Blankenfelde; sienahmen beide keinen eigentlichen Antheil an der Schlacht.Das Bülow’sche Corps bestand aus drei4 Brigaden: v. Kraft,Prinz v. Hessen Homburg, v. Thümen und v. Borstell. (
    Vergleiche
    Vgl:
    Großbeeren.)

    Gusow.

    Grundriss; Kirche GusowKircheGusowGusow (heute:Gusow-Platkow)Kirche in Gusow. Altarabcdef
    Lageplan; Schloss Gusow, Gusower SchloßSchlossGusowGusowerSchloßGusow (heute:Gusow-Platkow)Schloss Gusow. abecd
    • a. b. c.) Breiter Graben, derdas Schloß nach allen 4 Seitenumschließt
    • d) Steinbrücke. Haupt-Eingang.
    • e) Schloß. Corps de Logis derälteste Theil.
    X---x d. 23. Aprili, Anno 678.X---x Derfflinger
    Ich, George, Freiherr v. Dörfflinger, Herr auf Gusow,Platkow, Wulkow, Clessin und Hermersdorf, etc. alsPatronus dieser Kirche, habe den lieben Gott, zu EhrenAnno 1666 angefangen nach dem Tode meinerseeligen, Hochadligen, herzliebsten Barbara Rosinav. Behren diese Kirche, welche vor diesem sehrklein, unsauber und unordentlich war aus meineneignen Mitteln 20 Schuh ins Licht zu verlängernund ein Begräbnißgewölbe, neuen Altar, Kanzel,Cöhre, Fenster, Thüren, Sackfelle und Stühle allesneu verfertigen lassen, und ist solcher Kirchenbau mit der Malerei vollends Anno 1670 geendigt worden.
    Pfarrer ist zu dieser Zeit:
    Salomon Samarius aus Münchberg bürtig.Kirchväter: Martin Kaul, Martin Kaul, Martin Buckow.
    Gott erhalte diese Kirche und behüte sie vorKrieg und Feuersbrunst und gebe, daß seinheiliges Werk darin lauter und unverfälscht,gepredigt und die heiligen Sakramente nach ChristiEinsetzung administrirt werden bis zum lieben jüngstenTage. Inschrift am Grabmonument.
    Der Hochwohlgeborne Herr, Herr George, Reichs-Freiherr v. Derfflinger,
    Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht
    Sr. Kurfürstl. Durchl.
    zu Brandenburg Hochbestallter Geheimen-Kriegsrath,Statthalter des Herzogthums Hinterpommern und Fürstenthums Camin,Generalfeldmarschall über dero Armen und Ober-Gouverneur aller Festungenetc.Herr auf Gusow, Platkow, Wulkow, Clessin, Hermersdorf, Schildberg u. derQuitteinischen Güter in Preußen etc. Ist auf diese Welt
    geboren
    geb.
    Anno 1606 den10 Martz (März) zu Neuhofen in Ober-Östreich im Lande ob der Ens undauf seinem Gute Gusow selig im Herrn entschlafen Anno 1695 den 4 Febr.Sein Alter 89 Jahr weniger 1 Monat.

    Das jetzige Armen- oder Fami-lien in Gusow, das ein nonplus ultra von Schmutz und Elend ist(ein wahrer Skandal) war ursprüng-lich eine Art Kaserne, in dereine Abtheilung Derfflingerscher Solda-ten (sehr wahrscheinlich Dragoner)in Quartier lag
    Landrath v. Podewilsauf Gusow.
    Ein junger Landrath im LebuserKreise (v. PPodewil ......s auf Gusow)berichtete dem Könige, daß in seinemKreise sich hätten Heuschrecken in großerZahl sehen lassen. Der König will esnicht glauben daß ihm die „Egypter“ in’sLand gekommen sind. Der Landrathschickt ihm eine Schachtel voll (mitLuftlöchern) und als der König sie öff-net, fliegen und schwirren sie im Zimmerumher. Der König, sehr aignirt,veranlaßte folgende Kabinetsordre: „
    Seine Königliche Majestät
    S.K. M.
    Seine Königliche Majestät
    lassen dero
    et cetera
    etc
    Kammer hierdurchzu erkennen geben, wie Höchstdero aus-drücklicher Willensmeinung dahin gehet,daß von nun an keiner Land-rath angesetzet werden soll, der nichtzum allerwenigsten 35 Jahr alt ist;unter dem muß durchaus niemand dazugewählet und vorgeschlagen werden, son-stenund wenn sie nicht das Alter von we-nigstens 35 Jahren erreichet haben,taugen sie nicht dazu, und solche Kin-der und junge Naseweise wollenHöchstdieselben schlechterdings nicht zuLandräthen haben. Die Kammer hatdaher sich stricte darnach zu achten,zugleich auch, soviel wie sie kann,gute Offiziers, die nicht mehrbei der Armee in Diensten sind, undden Abschied haben, zu Landräthen zukriegen suchen, weil die schon besserverstehen, was zur Ordnung ge-hört.
    Potsdam
    dender
    d.
    27 September 1779.An die Westpreußische Kammer.

    Friedersdorff.

    Grundriss; Kirche FriedersdorfKircheFriedersdorfFriedersdorf (heute: Ortsteil der Gemeinde Vierlinden), FriedersdorffKirche in Friedersdorf. ab.c.fk.dh.ei.gl.
    Nicht ermittelt. 1te Frau
    geborene
    geb.
    Gräfin
    Gräf
    Brühl
    von der
    v. d.
    Marwitz
    2te Frau
    geborene
    geb.
    Gräfin
    Gräf:
    Moltke
    • 1.) Orgel und Inschriften an der Brüstungder Emporen.

    Familien-Begräbnißplatzunmittelbar neben derKirche.
    Grundriss; Begräbnisplatz der Familie MarwitzBegraebnisplatzderFamilieMarwitzFriedersdorf (heute: Ortsteil der Gemeinde Vierlinden), FriedersdorffBegräbnisplatz der Familie von der Marwitz. abc
    Kreuz in der Mitte. Sprüche undInschriften an den Wänden. Links neben dem Altar befindensich, eingemauert in die Wand, dieGrabsteine des Generals von Görtz-ke und seiner Gemahlin. Beide sindin ganzer Figur, haut-reliefartig, aus-gemeißelt und zeigen lebens- undausdrucksvolle Gesichter. Der Kopfder Frau ist sogar anziehend und voneinem eigenthümlichen Liebreiz. Es könnennicht mehr Hände gewesen sein, die dieseSkulpturen gemacht haben. Wie weit derPortrait-Werth beider Statuen reicht, istschwer zu bestimmen. In der Halledes Friedersdorffer Schlosses befindetsich, neben einer Fülle andrer Bild-nisse, auch ein über-lebensgroßes Por-traitGoertzke, daseinen Vergleich mit dem Grabstein-Bild-niß gestattet. Danach (wenn man dasOelbild als die zuverlässigere künstle-rische Leistung gelten läßt) ist der Por-traitwerth der Relief-Statue nicht ebenhoch in Rechnung zu stellen. Das Kostümist die Kriegstracht der
    brandenburgischen
    brandenburg:
    Reiterge-nerale jener Zeit: Brustharnisch, Beinschiene,Feldbinde.Der Ausdruck der Köpfe, im Gegen-satz zur Aehnlichkeit der Züge, ist sehr ver-wandt; beide, Stein- wie Oelbild, zeigenein breites, markiges, tüchtiges Gesicht;das Steinbild aber hat einen heitren,humoristischen Zug, der dem Oelbild inder Halle fehlt.Dem Contor zu Friedersdorff ver-dank’ ich noch folgende Mittheilung:
    Das alte Grabgewölbe der Kirche hatteschließlich nicht mehr Raum für die Todtenund wurde, muthmaßlich bei letzter Reno-virung der Kirche () zugemauert.In diesem Gewölbe befanden sich, nachAngabe des Contors, auch 2 Zinn- Särge, auf denen er, nach Entfernung vonStaub und Spinnweb, den Namen Goertz-ke gelesen haben will. Da nach allge-meiner Annahme „der Paladin desgroßen Kurfürsten“, „der Sieger vonFehrbellin“ in Bollensdorf (Nieder-Barnim) begraben ist, so ist es wahr-scheinlich daß es der Sarg war, indem – laut obiger Grabschrift – die junge Ge-mahlin v. Goertzke’s beigesetzt wurde.
    Als im Jahre 18 .. das Denkmalauf dem Fehrbelliner Schlachtfelde erweitertwurde, erhielt der Major v. Goertzke aufGroß-Beuthen eine Einladung bei der Festlichkeit zu-gegen zu sein.Die Denkmäler an der rechtenSeite des Kirchenschiffs, an welcherSeite sich auch die Kanzel befindet.
    An dieser rechten Seite der Kirche be-finden sich drei Denkmäler; ziemlich inder Mitte (neben der Kanzel) das Denk-mal des Hans Georg von der Mar-witz; links und rechts von ihm dieGrabdenkmäler seiner 2 Söhne, vondenen der ältre (Friedrich Wilhelm) 28Jahr alt, unverheirathet starb, derjüngre aber (August Gebhart) der Vaterdes Hochkirch-Marwitz und der Groß-vater des Hagelsberg-Marwitz und desgenialen Alexander
    von der
    v. d.
    Marwitz
    war.
    Das Denkmal des Hans Georg
    von der
    v. d.
    Marwitz
    . Ueber dem Sarkophagbefindet sich in Goldrahmen-Einfassung dasPortrait des Hans Georg. An den Sar-kophag lehnen sich 2 weibliche Steinfiguren von denen jede, in einem ovalenGoldrahmen, ein Frauen-Portrait inHänden hält. Es sind dies die Por-traits der beiden Frauen des HansGeorg, beide Köpfe sehr hübsch, beson-ders die Dame mit dem weißenKopftuch. (Alle diese Portraits scheinensich, wie auch die später noch zu erwähnen-den,als Doublette in der Halle desSchlosses zu befinden). Die Inschrift amDenkmal des Hans Georg lautet wiefolgt: „Der Hochwürdige und hochwohl-geborne Herr, Herr Hans Georg von derMarwitz, auf Groß- und Klein-Rietz, Frie-dersdorff, Kienitz und RaßmansdorfErbherr, des St Johanniter Ordens Ritterund residirender Commandator zu Mitters-heimb, Churfürstlicher Durchlaucht zu Bran-denburg Herrn Friedrich Wilhelms des Gro-ßen, glorwürdigsten Andenkens, bestalterRath und Kammerherr, wie auch Hoch-Fürst-lich Anhalt-Zerbstischer Geheime Rath, Hof-marschall und Kammerpräsident, ist auf dieseWelt geboren Anno 1638 im Juli in derFestung Spandau und zu Zerbst selig im Herrnentschlafen Anno 1704 den 4t Juli, seines Al-ters 66 Jahr. Dieses hat zu stetigem, wie-wohl sehr betrübtem Denkmahl aufrichtenlassen seine im Leben und Tode treu ge-wesene andere und letztere Frau.
    Links vom Denkmal des HansGeorg, befindet sich das Denkmal sei-nes ältesten Sohnes Friedrich Wilhelm.Die Inschrift lautet: der Hochwürdigeund hochwohlgeborne Herr, Herr FriedrichWilhelm
    von der
    v. d.
    Marwitz
    , auf Frieders-dorff und Kienitz Erbherr, des St Johan-niter-Ordens Ritter,
    Seiner
    Sr
    Königlichen Ma-jestät in Preußen Friedrich Wilhelms desGroßen bestalten Kammerjunker, wie auchder Kurmärkischen Cüstrinischen Regie-rung würklicher Regierungsrath, ist auf dieseWelt geboren Anno 1688 den 11ten August inder Hochfürstlich-Anhaltischen ResidenzstadtZerbst und allhier in Friedersdorff dem Herrnselig entschlafen Anno 1717 den 3ten Mai. Die-ses hat zu stetem, wiewohl höchst betrüb-ten Andenken aufrichten lassen, Seine imLeben und Tode getreue Mutter.“ – Unterder Inschrift befindet sich ein Wappenmit 2 weißen Johanniterkreuzen, überder Inschrift sein Portrait (nicht restau-rirt, aber gut erhalten) in rother Robeund Allongen-Perrücke. Soll ein Manndes Studiums und ein begeisterter Freundder Wissenschaft gewesen sein.
    Rechts vom Denkmal des HansGeorg befindet sich das Denkmal seinesjüngren Sohnes August Gebhart. DieInschrift lautet: „Der hochwohlgeborneHerr, Herr August Gebhart
    von der
    v. d.
    Marwitz
    ,auf Friedersdorf und Wilmersdorf Erbherr,Seiner Königlichen Majestät FriedrichWilhelm des Großen glorwürdigen An-denkens bestalter Capitain der Infanterie,war geboren Anno 1695 dem 20ten März in der hochfürstlichen ResidenzstadtZerbst, allhier aber in Friedersdorff sanfteund selig in dem Herrn entschlafen Anno 1753 den 28 De- zember, Alters 59 Jahre. Dieses hat zustetigem und höchst betrübten Denkmahlaufrichten lassen, seine im Leben und Todtreu nachgelassene Wittwe und Kinder.“Das über der Inschrift befindliche Por-trait des „Capitains der Infanterie“ istsehr gut und zeigt den Gesichtsausdruckwie die Hohenzollern-Portraits derdamaligen Zeit.
    Dieser August Gebhart war 2 malverheirathet zuerst mit Helena Sophiavon Löben, das zweite Mal mit JohannaUlrike von der Goltz. Von seinerersten Frau wurde ihm der Hochkirch-Marwitz, von seiner zweiten Frauder Vater des Hagelsberg-Marwitzgeboren. Der letztre hat seinemVater und seinem berühmten Onkeleinen gemeinschaftlichen Denkstein errichtenlassen. Dieser Denkstein befindetsich an der linken Seite des Kirchenschiffs.Die beiden Inschriften dieses Denksteins(der kein Portrait, Bildwerk oder son-stiges Ornament enthält) lauten wiefolgt: „Johann Friedrich Adolf v. d.Marwitz
    geboren den
    geb. d.
    24 März 1723
    , GeneralMajor der Cavallerie, Ritter des Verdienst-ordens, Erbherr auf Friedersdorff seit 15t März 1755, sah Friedrichs Heldenzeitund kämpfte mit ihm in allen seinen Krie-gen; wählte Ungnade wo Gehorsamnicht Ehre brachte; er starb 14t Dezember 1781“.Die andre, recht daneben, lautet: „Beh-rend Friedrich August,Erbherr auf Friedersdorff, Hofmarschalldes Königs. Grad, bieder, rechtschaffen,starb den 19ten September 1793. | „Beh-rend Friedrich August
    von der
    v. d.
    Marwitz
    hatte sich am 13ten Mai 1776 mitSusanne Sophie Maria Louise von Dor-ville vermählt, von der ihm 3ausgezeichnete Söhne geboren wurden:
    Friedrich August Ludwig
    von der
    v. d.
    Mar-witz (der Hagelsberg-Marwitz)
    ; Alexan-der
    von der
    v. d.
    Marwitz
    , gefallen bei Mont-mirail und Anton Eberhardt Constan-tin
    von der
    v. d.
    Marwitz
    , gefallen bei Groß-Aspern.Die beiden jüngeren Brüder ruhen infremder Erde und haben nur ihre Denk-steine auf dem neben der Kirche gele-genen Familien-Begräbnißplatz; derälteste Bruder aber, der unter denKämpfern gegen Liberalismus und Gleich-macherei in vorderster Reihe steht und nichtmit Unrecht der Schöpfer der Kreuzzei-tungs-Parthei genannt worden ist, hat einDenkmal in der Kirche, das, wie fastalle Denkmäler in dieser Kirche, die Ma-lerei auf Kosten der Skulptur bevorzugthat. Das Ganze besteht aus einemreichverzierten goldenen Rahmen, der sichin 3 Theile gliedert und 3 Portraitsumfaßt: in der Mitte das Bildnißdes alten Friedrich August Ludwigin Generals-Uniform, rechts undlinks die Bildnisse seiner beiden Frau-en, die erste eine
    geborene
    geb:
    Gräfin Brühl,die zweite eine
    geborene
    geb.
    Gräfin Moltke
    .Alle drei Bilder sind vortrefflichgemacht, der Kopf der jung verstor-benen Gräfin Brühl überaus reizendund anziehend. Die drei Inschriftendieses aus 3 Portraits bestehendenDenkmals,lauten wie folgt:
    Hier ruhet in Gott
    Herr Friedrich August Ludwig von derMarwitz, Königlich Preußischer General-Lieutnant, Ritter mehrerer Orden undErbherr auf Friedersdorff,
    geboren den
    geb: d.
    29
    Mai 1777, gestorben
    den
    d.
    6t Dezember 1837
    .Ein treuer Unterthan seines Königsin Krieg und Frieden, in allen seinenLebensverhältnissen ein unermüdlicherKämpfer für Wahrheit und Recht, denSeinen ein leuchtendes Vorbild vonPflichttreue und Selbstaufopferung, seinegroßen Geistesgaben nur zur EhreGottes gebrauchend, vollendete er dieLaufbahn eines Gerechten durch denfesten Glauben an den Herrn JesusChristus, der da spricht
    Evangelium
    Evangel:
    JohannisCapitel 11. Vers 25 u. 26
    : „Ich bindie Auferstehung und das Leben.Wer an mich glaubet, der wird leben,ob er gleich stürbe. Und wer da le-bet und glaubet an mich, der wirdnimmermehr sterben.“ Diese heiligenWorte waren der selbstgewählteLeichentext des Entschlafenen.Links daneben: Hier ruhet in GottFrau Caroline Franziska
    von der
    v. d.
    Mar-witz
    geborene
    geb.
    Gräfin von Brühl
    ,
    geboren den
    geb. d.
    28t März 1783, gestorben
    den
    d.
    16t März
    1804. – Rechts daneben: Hier ruhetin Gott Frau Charlotte von derMarwitz,
    geborene
    geb:
    Gräfin Moltke
    , geboren den 12t März 1780, gestorben
    den
    d
    18t No-
    vember 1848.

    Gegenüber dem Altar befindetsich die Orgel und an der Brüstungdes Orgel-Chors 2 Inschriften, dieauf die beiden Haupt-ReparaturenBezug nehmen, denen die Kirche seit150 Jahren unterworfen wordenist. Die eine lautet wie folgt:
    Im Jahre 1702 hat
    Seine
    Sr
    Excellenz HerrJohann Georg
    von der
    v. d.
    Marwitz
    , Hofmar-schall zu Zerbst etc. den Thurm völligaufführen, die Kirche repariren, Chö-re und Stühle aufrichten und nach derTheuren Seele seligen Abschied Anno 1708 (hat) dero nachgelassene Frau Witt-we Sybille Elisabeth
    geborene
    geb.
    v. Oster-hausen
    (welche und Ihr Haus Gott mitvielem Segen schmückte) solchen Bauvollenden, das Gotteshaus auszierenund das Orgelwerk aufsetzen lassen.So laß nun mein Gott Deine Augenoffen sein und Deine Ohren aufmerkenaufs Gebet an dieser Stätt. Im 2tenBuch der Chronika, am 6ten Capitel
    Vers
    V.
    40
    .
    Laß reine Lehr zu Deiner EhrMein Gott beständig hörenUnd Feuers Gluth noch Feindes WuthDen Tempel nicht zerstören.
    Die zweite, sehr lange Inschrift beziehtsich auf die im Jahre 1854 erfolgtegründliche Kirchen-Reparatur, die zumeistauf Veranlassung und aus den Mittelndes Patrons, Herrn Bernhard
    von der
    v. d.
    Marwitz
    bewerkstelligt wurde.

    Der unmittelbar neben der Kirchegelegene, mit einer Steinmauer einge-faßte Familien-Begräbnißplatz, scheint– wiewohl die Zumaurung der Grufterst vor 10 Jahren erfolgte – bereitsseit Anfang dieses Jahrhunderts alsBegräbnißstätte gedienet zu haben; we-nigstens lassen einige Grab- und Gedenkstei-darauf schließen. Unter diesen Ge-denksteinen, deren schon eine gan-ze Anzahl vorhanden ist, sei nur drei-er erwähnt, die theils durch die Per-sonen deren zu Ehren sie unterrichtet sind,theils durch ihre Abfassung ein Interesse ein-flößen. Zunächst:
    Hier liegt mein Glück!
    Caroline Franziska Gräfin von Brühlward geboren 1783 den 23t März,vermählt 1803 den 12t Mai und FriedrichAugust Ludwig
    von der
    v. d.
    Marwitz
    . Erb-herrn auf Friedersdorff. Der ver-ließ sie gesund am 14t März 1804,vierzehn Tage nach einer glücklichenEntbindung, kehrte am 16ten zurück undfand sie todt. Sie war die Freudealler die sie kannten. (Das Portrait inder Kirche zeigt so liebenswürdige Züge,daß man diesen Ausruf begreift.)
    Zweitens:
    Christian Gustav Alexander von derMarwitz
    geboren den
    geb. d.
    4t Oktober 1787
    .Lebte für die Wissenschaften. Erstieg de-ren Gipfel. Redete sieben Sprachen. Wah-rete dieses Vatergutes 1806 und 1807 wieder Bruder zu Felde lag. Von Freiheitsliebeergriffen, focht er 1809 in Oestreich beiWagram undbei Znaym. Diente 1813 dem Vaterlande. Schwer verwundet undgefangen, befreite er sich selbst. Wiedergenesen focht er in Frankreich und fiel dort bei Montmirail den 11t Februar 1814. Sein Vater war Behrend
    Friedrich
    Friedr:
    August von der
    Aug: v. d.
    Marwitz
    , seine Mutter Su-sanne
    Sophie
    Soph.
    Marie Luise v. Dorville
    .Hier stand er hoch, dort höher. Sei-nem Andenken gesetzt von seinem Bruder.
    Drittens:
    Anton Eberhard Constantin
    von der
    v. d.
    Mar-witz
    ,
    geboren
    geb.
    zu Berlin
    den
    d.
    2t
    Dezember
    Dezemb.
    1790
    ,widmete sich früh den Waffen. Sah denFall seines Vaterlandes 1806, kämpftefür dasselbe, sah es in Sklaverei und floh,den Kampf für deutsche Freiheit suchend1808; fand ihn (den Kampf) 1809 mit Ruhm bei Regensburg
    den
    d.
    25t April
    , fielbei Aspern den 21t Mai 1809, duldeteunaussprechlich bis zum 9t Oktober bei Nikolsburg in Mähren wo er starb,von den Seinigen betrauert, von denFeinden geehrt. Sein Vater war etc.(beides wie oben.)

    Das
    königlich
    königl.
    preußische erste Ulanen-Regiment.

    Das so eben dem Großfuͤrst Thronfolger von Rußland, NikolausAlexandrowitsch, en chef verliehene preußische erste Ulanen-Re-giment ist das aͤlteste dieser Waffe in der preußischen Armee undbestand der urspruͤngliche Stamm derselben in einer Fahne oderSchwadron Bosniaken, welche von Friedrich II. 1745 dem da-mals ebenfalls erst kurz zuvor errichteten schwarzen Husaren-Re-giment (bis 1806 Nr. 5., jetzt 1. und 2. Leib-Husaren-Regiment)beigeordnet wurde. Waͤhrend des siebenjaͤhrigen Krieges wurden 1760 die Bosniaken bis auf 10 Fahnen vermehrt, gleich nachdem Hubertsburger Frieden aber wieder auf den fruͤheren Stammreducirt. 1771 endlich erfolgte ihre Abzweigung von dem Husaren-Regiment Nr. 5. und Aufrichtung zu einem eignen Bosniaken-Regiment von 10 Schwadronen; 1800 erhielt dies Regiment denNamen Towarczys und ward ihm noch ein Bataillon Towarczysvon 5 Schwadronen hinzugefuͤgt, das sich vorzugsweise aus demkleinen Adel der 1795 an Preußen gefallenen polnischen Landes-theile rekrutiren sollte; 1808 endlich wurden aus diesem Regimentund dem Bataillon unter der anfaͤnglichen Benennung „preußi-sches“ und „schlesisches Ulanen-Regiment“ das heutige 1. und 2.Ulanen-Regiment gebildet.
    Die Sporen verdienten sich die preußischen Ulanen in der Schlachtbei Groß-Jaͤgerndorf, 1757, doch gelangten sie waͤhrend des sie-benjaͤhrigen und bayerischen Erbfolgekrieges noch zu keiner her-vorragenden Bedeutung, indem sie naͤmlich damals nach dem Vor-bilde der Kosaken und oͤsterreichischen Panduren meist nur zumVorpostendienst und zum kleinen Kriege verwendet wurden. Inder polnischen Campagne von 1794 und 95 zeichnete sich dagegendas Regiment, jedoch ebenfalls fortgesetzt in einzelne Schwadro-nen zersplittert, ganz außerordentlich aus, und zwar nahmen hiergleich zu Anfang derselben, im Gefecht bei Collnow, 4 Schwa-dronen desselben in Verbindung mit 2 Fuͤsilier-Compagnieen, demFeinde 2 Kanonen und eine Haubitze ab. Spaͤter fochten 3 Schwa-dronen des Regiments mit in dem Treffen bei Demnicki, wo, na-mentlich durch eine kuͤhne Attaque der preußischen Reiterei, dabeiauch diese 3 Schwadronen, dem Feinde 4 Fahnen und Standar-ten, 6 Kanonen, 1 Haubitze und uͤber 1000 Gefangene entrissenwurden; außerdem aber befanden sich einzelne Detaschements mitgegenwaͤrtig in den Gefechten bei Czarnutzin, Kordowa und Roczan,wie zuletzt noch 4 Schwadronen in der siegreichen Schlacht beiMaaniszewo, wo wiederum mehrere feindliche Geschuͤtze und uͤber400 Gefangene, darunter ein General, in ihre Haͤnde fielen. DerGlanzpunkt in der Geschichte dieses Regiments faͤllt indeß in dasJahr 1807, indem es hier in der Schlacht bei Eylau, als den erstenpreußischerseits in diesem Ungluͤcksfeldzuge erbeuteten franzoͤsischenAdler, den des 51. franzoͤsischen Linien-Regiments und noch eineFahne des 48. Linien-Regiments eroberte, in der Schlacht beiHeilsberg aber zwei feindliche Reiter-Regimenter uͤber den Hau-fen warf und 8 bespannte Geschuͤtze, nebst mehreren hundert Ge-fangenen als Siegesbeute davon fuͤhrte. 1813 fochten die west-preußischen Ulanen zuerst mit großer Auszeichnung in der Schlachtbei Groß-Goͤrschen, wie spaͤter bei Bautzen und Haynau, wo dreifeindliche Geschuͤtze von ihnen genommen wurden. Ebenso wur-den in der Schlacht bei Groß-Beeren 2 bespannte Kanonen undein Pulverwagen von ihnen erbeutet, waͤhrend bei Dennewitz 3bespannte Kanonen und 2 Pulverwagen in ihre Haͤnde fielen.Ebenso war das Regiment in der Schlacht bei Leipzig gegen-waͤrtig, wonach es mit dem Buͤlow’schen Corps nach Hollandabruͤckte, und im Gefecht bei Courtray abermals eine Haubitzeerbeutete. In der Schlacht bei Belle-Alliance fielen demselbenbei der Verfolgung des Feindes ebenfalls viele Kanonen undsonstige Trophaͤen in die Haͤnde. In der neuesten Zeit ist dasRegiment nirgend mit zur Verwendung gekommen. F. P.
    hatte mehr als 6 Batterieen in Bereitschaft. Zuerst sollte dieKaserne von Stambul, dann die von Tophana und zuletzt dievon Kuleli genommen werden. Durch den Besitz dieses strategischwichtigen Dreiecks waͤre dann die Eroberung der uͤbrigen einzel-nen Punkte leicht auszufuͤhren gewesen. Aus den fortgesetztenVerhoͤren geht hervor, daß die Verschwoͤrung zwei Haͤupter hatte: das erste ist der Scheik Hadsi Huͤssein Effendi aus Bagdad,das zweite der Ferikpascha (Divisions-General) Hussein Paschaaus Tscherkessien. Die beiden Maͤnner sind bekannt: vomErsteren wissen wir, daß er ein wild-fanatischer Ulema ist, wohl-bewandert in den orientalischen Wissenschaften, so wie in der ara-bisch-persischen Sprache und Literatur, ausgezeichnet in der Er-klaͤrung des Koran, allein gar nichts wissend von europaͤischenVerhaͤltnissen. Die Glaubensschwaͤrmerei dieses Mannes geht soweit, daß er seine Familie, seine haͤusliche Gluͤckseligkeit freiwilligverlassend, hier in Stambul als Einsiedler seine Tage verlebte.Waͤhrend des letzten russischen Krieges war er zu Fuße nach Karsgewandert und theilte dort im Einsieldergewande alle Gefahrender heißesten Schlachten. Derselbe wurde in Gegenwart des gan-zen Ministeriums verhoͤrt und soll — sicheren Quellen zufolge —nachstehende Aeußerung gemacht haben: „Ich bedauere, daß unserPlan nicht gelang, aber dies schadet nichts; was nicht war, wirdnoch werden. Verhaͤngt uͤber mein Haupt was immer fuͤr eineStrafe, verbannt mich, so weit ihr immer nur wollet, ich werdedennoch mit Gottes Huͤlfe wieder zuruͤckkommen, um neuerdingsan das Werk eurer Ausrottung zu gehen! — ein Mittel nur giebtes, wollt ihr euch von mir befreien: dies ist der Tod, — aberauch dadurch werdet ihr nur eine Wohlthat an mir uͤben, dennich werde als Maͤrtyrer (Schid) fuͤr die heilige Sache sterben.“ —Dieser Fanatiker repraͤsentirte bei dieser Verschwoͤrung die Parteider Ulemas. Außer diesem waren jedoch auch noch andere dieser Parteiangehoͤrende Verschworene, der froͤmmelnde Derwisch Abdulgafurnaͤmlich und der Tophanaer Mufti Nurredin, die hinsichtlich ihrergeistigen Begabung dem obgenannten um Vieles nachstehen, de-ren wild-fanatische Wuth aber um so schrecklicher ist. Von Seitedes Militaͤrs gilt Hussein Pascha als Haupt der Conspiration.Er war unlaͤngst nach Rumelien abgegangen und an seine Stellesollte Hassan Pascha, Gouverneur der Bosporusplaͤtze, gewaͤhltwerden, der am 15. September dem Seraskier das Ganze ver-rieth. Von dem Charakter und der guͤnstigen Begabung desErsteren wird viel Lobenswerthes gesagt, was wir jedoch bis aufWeiteres auf sich beruhen lassen wollen, indem wir nochmalswiederholen, daß ein großer Theil des in Stambul garnisoniren-den Offizierscorps in diese Verschwoͤrung verwickelt ist. Auf die-sen Militaͤraufstand wirft auch die Aeußerung eines Oberlieute-nants ein charakteristisches Streiflicht, welcher, vom Kriegsmini-ster mit den Worten angefahren: „Schurke, wie konntest duwagen, dich gegen deinen Padischab so zu verbinden!“ daraufentgegnete: „Ein Schurke bist du selbst, der du es auf dich neh-men konnntest, deine 300,000 Piaster allmonatlich einzustreichen,waͤhrend der arme gemeine Soldat seinen Sold von 30 Piasternschon seit drei Monaten nicht erhalten hat.“Pera, 24. September. (Tr. Z.) Murad Bey Rusco-vich, ein Renegat, der seit drei Monaten spurlos verschwundenwar, wurde, an Händen und Füßen geknebelt, in einem Brun-nen aufgefunden, im Zustande der Fäulniß, worin er sich be-fand, fast unkenntlich. Ein Gefangener der letzten Tage be-kannte in seinem Verhöre auch die Mitwissenschaft an demMorde dieses Arztes und gab alle Umstände genau an.Persien.Aus Teheran, 15. August, wird gemeldet, der persischeMinister habe an die russische Gesandtschaft einen Protest ge-
    Neu-Ruppin. Bei Gelegen-heit vom Postmeister Gebhardt.(Knesebeck kennt die Details.)

    Alexander
    von der
    v. d.
    Marwitz

    Bei Gelegenheit seiner Beweisführungdaß die Theilung der Gemeinheit unddas Abbauen der Dörfer einFehler sei
    über den Charakter derOderbruch-Bevölkerung.
    .... soll auch die Geschichte aneinem kräftigen Beispiel zeigen,was bei der Kulturstufe, aufder unsre Bauern stehn undbei ihrer äußren Lage, euerVorschlag für Folgen haben muß,so seht zu bei den abgebautenBauern des Oderbruchs, beidenen er hin und her (?) reali-sirt ist. Es giebt kaum einruchloseres Geschlecht; weder vorgöttlichen noch vor menschlichenDingen haben sie Ehrfurcht, wederden Nachbarn wollen sie helfen,noch dem Staate dienen;das letztere mit einigem Recht,denn sie verdanken ihm nichts;im Gegentheil hat er sie ausge-stoßen und sie ihrer eignen heil-losen Rohheit preisgegeben.“

    Vortrefflich! Dies Grauenvor den Oderbrüchern hab’ ichstets in derselben Weise em-pfunden wie Marwitz und hundert-fach ausgesprochen. Dennoch istmanches nicht zu übersehn:
    • 1) Marwitz kannte die Oderbrücherbesser als die Bauern andrer Gegenden, er wargezwungen mit ihnen zu leben; eineVertrautheit mit der Dorf- Bevölkerung andrerGegenden, hätte vielleicht zu dem Resultat geführt, daß „in Ilium und äußrer Ilium“ ge-sündigt wird und daß die Oderbrücher wenig-stens nicht so sehr viel schlechter sind als andre.Ich sage absichtlich „vielleicht“.
    • 2) Im Warthebruch (wo man zum Theil auch auf „Loosen“lebt) soll es besser sein, was daraufhindeuten würde, daß bei den Oder-brüchern doch noch andre Dingemitgewirkt haben müssen. Viel-leicht folgende Dinge:
    • 1) Entstehung (d. h. Colonisation) in einerZeit wo Zucht und Sitte auf nie-drigstem Niveau stand, so daß allediese Oderbruch-Etablissements nurGemeinheits-Traditionen haben.Vater und Großvater warennoch schlimmer als die Enkel.
    • 2) Das rasch-reichwerden, so daßdie Bildung und das Bildungsbedürf-niß mit dem raschwachsendenReichthum nicht Schritt halten konnte,der Besitz zeugte nur alle mög-lichen Untugenden, nicht die Tu-genden die ihn zu begleiten pflegen.
    • 3) Zufälligkeiten z. B. daß es in100 Jahren im eigentlichen Oderbruch nichteinen Mann (Gutsherr oder Geistlicher)gegeben hat, der durch Charakter,Sitte, Frömmigkeit, loyale Gesinnung sich ausgezeichnet hätte. Nirgends wirkte ein er-habendes Beispiel.

    Im
    Wangenheim
    W.
    schen
    Hause
    .

    Fräulein von Dönniges
    Frl. v. D.
    groß, voll, brand-roth, leis gebogene Nase, schöneZähne,
    kostbarer
    kostb:
    Teint, die lebhafteGrazie der Bewegungen dieHeine beschreibt, reich abereinfach gekleidet, die schlangenartigeHalskette. Scene am Fenster,neben der Spiegel-Console.
    Der Vorstellende: Herr
    Fontane
    F.
    in München wohl bekannt.
    Fräulein von Dönniges
    Frl. v. D.
    O Sie kennen Mün-chen; waren Sie lange da.
    Fontane
    F:
    Nicht lange; aber dochlange genug um es liebenzu lernen.
    Fräulein von Dönniges
    Frl. v. D.
    Und, wie ich ver-muthe nicht lange genug, um dieseLiebe wieder los zu werden.Wurden Sie mit den Herrn
    von der norddeutschen Coloniebekannt?
    Fontane
    F:
    Paul
    Heyse
    H.
    ist mir einlieber Freund. Er war es –
    Fräulein von Dönniges
    Frl. v. D.
    Da sind Sie beneidens-werth; er ist der ideal-schönste Mensch der mir allmein Lebtag vorgekommenist; das bairische Bier setztihm zu und hat ihm schonein kleines doppeltes Kinnangehängt, aber auch mitsolchem Anhängsel ist er immernoch hübscher als andre.O wie entzückend warendie kleinen Abende mitHeyse, mit Geibel und Dingel-stedt, Heyse animirte undstachelte an und die beidenandern überboten sich inOttave-Rienen. Haben Sieje solchem improvisatorischenWettkampf beige-wohnt?
    Fontane
    F.
    Nur Geibel hab’ ich oftgehört. Die Abende auf seinemZimmer, bei Chateau d’ Yqhemaus flachen und Champagner aushohen Gläsern, werden mirnicht leicht vergeßlich. sein. DerKönig hat überhaupt mitglücklicher Hand gewählt, –
    Fräulein von Dönniges
    Frl. v. D.
    Nur Carrière darfsich nicht sehn und Bodenstedtnicht hören lassen;er hat eine Passion aus seinemMirza Schaffy vorzulesen, aberer ruinirt sich selber. HabenSie je ihn lesen hören:
    Wàrum, wàrum blasses Mädchen
    Sitzt Du stumm am Spinne Rädchen
    Es ist als hörte man denalten Kaiser Augustus sein altes Varus, Varusrufen. – Den blonden Carrièrenannten wir nie anders alswie den heitren Glaser.Aber der Tann! habenSie ihn kennen gelernt?
    Fontane
    F:
    Ich war sein Nachbarbei Tische und sein soldatischerWitz, sein Humor, seine Schlag-fertigkeit haben mit entzückt.etc. etc.

    Prof. Wolff. ... Das sind dieLeute die uns den Goethe undSchiller streichen möchten.
    Fontane
    F.
    Das wäre vom Uebel.Und doch wer könnte denWunsch unterdrücken, daß ihre Mission, ohne an Kraftund poètischer Bedeutung zu verlieren,uns national mehr gebotenhätten. Sie stehen so groß da,aber auf der steilen Höhe desKosmopolitismus und der Humanität.Weniger wäre vielleicht mehr. Goethe fing so glänzend an: Goetz, Werther, und die Volks-lieder – was folgte wargroß und schön, aber wieglücklich wär es für uns, wenn esauch so deutsch gewesen wärewie seine Anfänge. EinShakespeare hätte uns nothgethan. Er konnte damalsvielleicht nicht entstehn; esfehlte an dem deutschen Gefühl, –woher sollte es auch kommen;aber mög es kommen.etc. etc.

    Prof: Gneist...Er ist stolz darauf von Eisen-pillen leben zu können
    Fontane
    F.
    Eine seltsame Erscheinung,daß wenn den Thaten dasEisen fehlt, so auch dem Blut.Auch unsre Männer sind jetztbleichsüchtig. Mich beschäftigt mit-unter die Frage, ob einKrieg, eine Zeit voll Thatenmit ihren psychischen Einflüssenuns physisch anders machenwürde, physisch bis hin zurchemischen Mischung, bis zum Eisen-gehalt des Bluts.
    Prof. G: Mir ist das ganzsicher. Es wird erst wiederbesser mit uns in andren Zeiten.Auch das Königthum vor allembedarf der Regeneration, überallVerdummung oder Verweichlichung.Ich bin aufrichtiger Monarchistund beklage darum doppelt wiees ist.
    F. Die Unsren sind noch diebesten. Verweichlichung kannman ihnen nicht vorwerfen.Ich glaube überhaupt nicht an Degeneration in dem ge-wöhnlichen Sinne, an all-mälige Entartung, dieLeiter steigt nicht blos herabsie steigt auch hinauf und wasmaßgebend in diesen Dingenist, ist das Wunder desMoments. Der Momentist das Leben-gebende,schwache Organismen habenstarke, starke Organismenhaben schwache Momente, sozeugen Helden ein Schneider-und Schneider ein Helden-ge-schlecht.
    etc. etc.
    Mit Herrn
    nomen nominandum
    N. N.
    Ueber das was man Zufallnennt. Ist Ihnen nicht auf-gefallen, daß Sie 3 Tage langnur schöne Damen und dannwieder 3 Wochen lang nurhäßlichen zu begegnen glauben.Oder in allen Hauptstädten Euro-pa’s wird zu einer bestimm-ten Stunde dasselbe empfunden,ohne nachweisbare Veranlassung.Es gehen räthselhafte Strömungenhin und her und berührenuns und andre, schärfen un-sre Sinne oder werfen einenleisen Schleier über dieselben, –nur so erklärt sich das Uner-klärliche.

    Mit Frl. S. Vorstellung ohneWeitres; lächerliches Nebenein-anderstehn; der junge Menschhat das Recht Unsinn zu sprechen,jedenfalls das Recht Unsinn zu flüstern,aber das Trivialste durch denSaal zu donnern, kann einemAlten nicht zugemuthet werden.Dann eine Conversation über Tag-Unter-haltung, wie leicht sie ist und wie schwierig doch auch, wie nur Grazie,Raschheit, Natürlichkeit davor schütztaus einer Lächerlichkeit in dieandre zu verfallen, – nichts soschwerer als leichtes Geschwätz. Unddie besteten Kräfte können es amwenigsten, wer gewohnt istmit Eisenkugeln zu spielen, ver-steht es nicht nach Seifenblasenzu haschen oder einen Federballgraziös, rasch und immer wiederin die Luft zu schlagen.

    Frankfurt a. O., 26. August. (
    Privatmitteilung
    Privatmitth.
    Der Saͤngerdes Fruͤhlings, Major Edwald Christian v. Kleist, in der Schlachtbei Cunersdorf den 12. August 1759 toͤdtlich verwundet, wurdeauf Anordnung eines russischen Offiziers v. Stackelberg nachFrankfurt a. O. gebracht, hier von dem Prof. Dr. Eberty aͤrzt-lich behandelt und starb nach Zerreißung einer Pulsader an Ver-blutung, 44 Jahr alt, am 24. August 1759. Er ward unter eh-render Theilnahme der vorzuͤglichsten feindlichen Offiziere, vondenen
    Herr
    Hr.
    v. Stackelberg, da auf dem Sarge ein Degen, dasEhrenzeichen kriegerischen Ruhmes fehlte, seinen eignen Degenauf das Sarg legte, unter feierlicher Begleitung der Mitgliederder Universitaͤt und einer zahllosen trauernden Menge auf demstaͤdtischen Kirchhofe neben der St. Gertraud-Kirche in der Gu-bener Vorstadt hierselbst beerdigt. Im
    JahrJahre
    J.
    1778 errichtete die hie-sige, 1776 gestiftete Freimauerer-Loge dem Helden ein einfaches,wuͤrdiges Grabdenkmal von Stein, das an seinen drei Seiten eineInschrift in deutscher, lateinischer und franzoͤsischer Sprache traͤgt.Die deutsche lautet:
    Fuͤr Friedrich kaͤmpfend sank er nieder,
    So wuͤnschte es sein Heidengeist,
    Unsterblich groß durch seine Lieder,
    Der Menschenfreund, der Weise, Kleist.

    Nachdem auf Veranlassung der v. Kleist’schen Familie, zu wel-cher auch der gegenwaͤrtige Praͤsident der hiesigen
    königlichen
    k.
    Regierunggehoͤrt, bereits am Jahrestage der Schlacht bei Cunersdorf dasDenkmal mit Kraͤnzen festlich geschmuͤckt worden war, wurde vonVerehrern des Dichters und Helden bei der hundertjaͤhrigen Wie-derkehr seines Todestages am 24. an dem Denkmal eine einfacheFeier veranstaltet. Nach einem Beschluß der hiesigen Loge warnaͤmlich das Denkmal von einem hiesigen Kunstgaͤrtner durchsechs um dasselbe aufgestellte, mit Eichenlaub umwundene, anden Capitaͤlern mit Blumen geschmuͤckte Saͤulen, die theils un-ter sich an den Seiten mit Laubgewinden, theils durch nachder Mitte zu gezogene, uͤber der Spitze des Denkmals sichvereinigende und mit einem Stern gekroͤnte Laubbogen verbundenwaren, in einen Tempel von Laubgewinden verwandelt, das Me-daillon Kleist’s an demselben durch einen Kranz von Bourquet-Rosen, Verbenen und Fuchsien geschmuͤckt und der Fuß mit zahl-reichen bluͤhenden Topfgewaͤchsen und Blattpflanzen umstellt wor-den. Um 6 Uhr Morgens begann unter Betheiligung des Re-gierungs-Praͤsidenten, so wie koͤniglicher und staͤdtischer Beamtendie patriotische Feier. Von einem Saͤnger-Chor, unter Leitungdes Cantor Melcher, wurde zuerst das Lied von Blume: „HoheLorbeern stehen, wo der Krieger schlaͤft“ gesungen, dann voneinem Mitveranstalter der Feier eine kurze, ansprechende, auf dieTugenden, die Verdienste und den Ruhm Kleist’s bezuͤgliche Redegehalten und dann mit dem Gesange des Chorals: „Auferstehn,ja auferstehn“ dieselbe geschlossen. Im Laufe dieses und des fol-genden Tages besuchten noch Tausende die Ruhestaͤtte des Heldenund erfreuten sich an dem Anblick der Blumen und Kraͤnze, dieihm Liebe und Verehrung gewidmet hatten.