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<Schreiberhand Friedrich Fontane>
  • Inhalt: Beschreibung der Segelfahrt
    Am Bord der Sphinx
    (Wanderungen, Bd. IV. Spree-land
    )
    abgedruckt ist dieses
    Kapitel zuerst in der:
    Deutschen Rundschau
<Schreiberhand Theodor Fontane>
Der Erstdruck zu Fontanes Niederschrift erschien im August 1878 unter dem Titel „Die wendische Spree, oder: Von Köpenick bis Teupitz an Bord der ‚Sphinx‘“ in: Deutsche Rundschau, Bd. 16 (1878), S. 268-287; vgl. Bibliographie, Bd. 1, Nr. 3621.

StralowTreptow.

Inseln: Vorher vier neben-einanderstehende Sommer-häuschen: Colonie „Todten-hausen“

„stauen“ (so viel wielegen; bei Seit stauenetc.) „klar machen“, „überStag“ gehn, Lee undLuv, Backbord undSteuerbord. All peopleon bord. All right.Groß-Kanzel, Tax-Segel, dieFocke; raffen;Ankerspille.

SchmöckwitzerBrücke.

Erinnert anBaumgartenbrück. Rechtwinklig stehenhier große Wassermassenzu einander. Dieeine schräg randwärtsmit Robins Inseloder Kahniswall,die drei Bäume siehtman aufragen, dieandre schräg südwärtsauf Wusterhausen zu.Hier liegt, gleich an der ersten Seite Schmoekwitz, unterSanddünen verzetteltund verschoben. Ueberdie Dünen ziehen sichKiefern, alte und junge,Erlen und Elsen amUfer, Weiden in die Elsen und Akazienin die Kiefern ein-gestreut. Das Ganzewie irgend ein ärmliches Dünendorf an derOstseeküste. DieHäuser liegen ver-zettelt zwischenBäumen und Sand-hügeln und aus einerVerpackung und Aufschichtung bewährte sich so,daß sie, als das große Feuer die Holzgebäude zer-störte, doch nicht schmolzen. dieser Häusergruppen ragtdie SchmöckwitzerKirche auf, eine Filial-kirche, ein kümmerlicherBau aus dem Anfangdieses Jahrhunderts, vielleichtauch aus dem Anfangdes vorigen. Sie stecktein einer Düne halbdarin. Das Innere, jämmerlich,ein Kronleuchter aus dem Jahr 1816 zum Andenken andie Jahre 1813, 14
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geschenkt, in Form einerKosackenmütze die einEisernes Kreuzüberdeckt und angepudert. – Vorher, gegenüberGrünau sind die großen Felswerke. Ihre trägt mit der Inschrift: ZumAndenken an die ruhmvollenJahre 1813, 14
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gestiftetvon .... im Jahr 1816.Geweißte Wände, Emporen, einHarmonium, trauriger Altar,die üblichen Tafeln. Daseinzig intressante eine Land-sturm-Fahne, kaum 5 Fuß hochmit einem rothen Tuchdran, so groß wie einTaschentuch: ein schwarzer Adlerdrin wie an der Garnison-kirche mit Blitzen und 1813 drunter
von
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Oben: 1. Division, 1. Brigade.Eine Fahne wie ichsie bisher noch nirgendsim Walde, sondern auf Wiesenufer (der Waldsteht viel dahinter) und hier werden sie mit Rosen gefunden hatte.
Nun weiter hineinin den ZeuthenerSee. Wieder breiteFläche. Eingefaßt alles vonRohr und Weiden, dasUfer schiebt sich vonbeiden Seiten hinein, Cou-lissen bildend, graublaudas Wasser, graublau derHimmel, weiße Segel,über Mittag stehen zweiWeihen über uns undjagen sich und spielenmiteinander, die einedie andre überholend unddann wieder wechselndbis sie nördlich, nachdie langen Holzmeiler amUfer hin, die zu Kohlen ge-brannt werden. Also Kohlenmeiler nicht der Müggelgegend hin ver-schwanden. Diese beherrschtendie Gegend, überall ist manihrer ersichtig, sie ragenüberall hinein. Villen (sport-lustigen Berlinern gehörig) findensich auch hier, aber auchhier häßlich;wir sindnicht glücklich mit diesenAnlagen, es hat sich keinStyl ausgebildet, dendann schließlich jeder nach-bilden kann, wie dasin England der Fall ist,so dichtet jeder etwaszusammen, was selbstständigsein will aber nuröde und geschmacklos ist.Jenseit Zeuthen woman der NiederlöhmerBerge ansichtig (links) undgeradeaus des WusterhauserKirchthurmes. Zur Rechtenläuft die Görlitzer Bahn,die diese Gegenden er-schlossen hat. Sie machensich durch Wasser und Wald undBaumgruppen reizend genug,aber im Ganzen em-pfindet man docheine außerordentliche Arm-seligkeit, armselig auchnach der historischen Seite hin.Es geschah hier nichts. Esist eine der wenigenGegenden der Mark, wo in historischer
Bis Schmöckwitz ist erste Station. Hier beginntder Zeuthener See in seiner ganzen Zeit, nichts geschah. JederHaus ( siehe die andere Angreifer mied das Terrain, weilSeite) aber so viel sie davon zu erzählenein Blick auf die Kartewissen, es ist alles Genre, es klingtihn die Unwirthlichkeitwie eine dunkle Volksweise, drüberder Gegend, ihre geringenhin, schwermüthig, das Erfrischende fehlt,Ressourcen und ihre großendas alle die Gegenden haben, die ja historischGefahren lehrte; so istdramatisch auftraten. Dies hat hierdies nahezu die einzigegastlich gefehlt. In einem altenStelle im 10meiligenSchriftsteller heißt es von diesenUmkreis von Berlin, dieGegenden: „der 30 jährige Kriegkeine Kampfesfelder hatkam nicht hierher, weil ihmwie Rathnow, Fehrbellin,die Gegend zu abgelegen war“.Cremmen, Wittstock, Zorn-dorfdies ist ganz bezeichnend. etc., Kunersdorff, Torgau Denne-witzDann Zorndorf, Kunersdorf, Großbeeren. Dann, Großbeeren. Natürlichdaß kein Adel und keine Kirchen da sind. Eswurde auch hier gelebt,ist alles Fischer-Dasein.geschah auch hier dies unddas, aber wer es erkennenLänge und dieser See von Spitze bis Fuß ist diezweite Station. Auch hier kennen die Segler jedeswill, muß unter diesenschwierigsten Menschen-leben und es sorgsamund wortweise sammeln.
Bis Hankes Ablagehin reicht das Terrainder Stralau-Treptower-Segler-schule. Sie kenne hier jedeEcke und jeder habe sieihren Namen gegeben: daist Haches Gruß, derGinghan-Berg etc. alleshat seine Lurre,alles kennt sich unter-einander.
Nieder-Löhmeliegt reizend wie Zeu-then; Lehm undRohrdach-Häuser unter Bäumen, malerisch aber arm,keine Kirche, kein Herren-haus, daher auch keineGeschichte. Keine adligenFamilien waren hier zuHause; die, die sich südlichfanden, sind auch nur Na-men, oder wenig mehr.Selbst von den Schliebenskann man dies sagen.

Anfangen mit demLagerplatz bei Coepenick.Hier werden die Einkäufegemacht. Aufzählen was.Die Stelle beschreiben wodas Schiff lag. Die Leiteransetzen. Der Parkgarten,die Schwertlilien. Endlichalles da. Das Souper. Dann um 11 Uhr draußenReunion am Steuer. DerChampagner. Das Aufglühen desFabrikhauses. Der Komet.Der Gesang aus der Stadther. Das Geplauder überden Segelclub. DieMitgliederzahl. Ihre Villeggiaturin Treptow. Ihre Corsosund Regatten. Ihre Touren,nahe und ferne. Lieblings-linien. Die eine, die ausder
wendischen
wend:
Spree
in dieandre Spree führte, nordwärts vom Seddiner See, ist jetztversandet und versumpftund dadurch verquert. Teu-pitz und Storkow (?) Buch-holtz bis in den Schermützelsind die großen Touren.Hankes Ablage ist Mittel-Tour, die meistnoch an zwei Tagen dauert.Sie haben ihre Preise: Chrono-meter, Flaggen, Becher,kleine und große. Die letztenmüssen immer neu erworbenwerden, oder gehen sonst nachJahresfrist in andre Händeüber. Viele sind nun Lieb-linge, Autoritäten, Vetera-nen, da sind Eichmannund Hindenberg, letztrerSeemann vom Fach, dermit Victor v. Graefendas Stück ausführte, alsCapitain resp. Steuermannund Rheder zugleich einenChina-Handel zu treiben.Sie ließen eine Briggbauen, befrachteten sie, waren Besitzer des Schiffsund Handelsherrn zugleich,zugleich auch Capitainund Steuermann. Sie gingen von Hamburg oder Stettin nach England (mit Ladung), vonEngland mit Ladung nach Chinaund ebenso zurück. Dasmeiste Geld aber verdientensie dadurch, daß sie zwischenCalcutta und Singapore (oderso ähnlich) gechartert wurden,um Reis in Massenzu transportiren. Einesolche erste Nummer warauch Heinecke, der Neu-Spreeland bewohnte, einVeteran der Seglerkunst.Er hatte ein neues Bootbauen lassen, fuhr mit drei andern Personen anLand auf die Müggel,kenterte und ertrank; nureiner wurde gerettet. Diesmachte einen großen Eindruck„wenn das Heineke passirt,so sind wir selber keinenAugenblick sicher mehr“.So war das allgemeineEmpfinden; man erholtesich aber wieder und segelteweiter, ging wieder an„Bord“, „staute“ wiederden Proviant, ging wiederüber „Stock“ und nahmdas ganze Lexikon dertechnischen Ausdrücke wiederdurch. Das eigentlicheSchlachtfeld der Seglerist der Lange See, der„klar machen“. von Grünau, resp. Coepnick bis Schmoeckwitz reichtund dann um dieCronengebäude linksherum oder richtigerwohl in den SeddinerSee hinein bis RobinsInsel, wo das Schiffliegt, das den Drehpunktbezeichnet. – Nun erstGesang, Komet, dasin Feuer stehende Fabrik-gebäude, das vorbeistreifendeBoot des wendischen Fischersund der duft vonder Schloß-Insel her.
Der erste Tagbis...
Um 6 Uhr wehte einegute Brise und vorwärts ginges, während wir beim Thee sa-ßen und Ei und Zucker schlugenund Coepnicker Semmeln ein-stippten, die eben aus einemCoepnicker Ofen kamen.
Nun: Grünau, Müggelberge,die Eiswerke, kurze landschaft-liche Schilderung. SchmöckwitzerBrücke. Trompeten-Signal.Brückenzug. Schmoeckwitz. Blickauf Kahniswall oderRobins Insel. (Dies dochlieber wahrnehmen, ehwir an die Brücke heran-kommen.) Dann Trompete,Brücke. Schmöckwitz.Besuch in Dorf und Kirche.Dann große landschaftlicheSchilderung. DieHolz-meilers. X---X-x---x. Hankes Ab-lage etwas ausführlicher.Wendische Kneipe, windig Raupenfraß. hinter einzelnen alten Eichbäumen. Lieb-lingsplatz der Segler; jetztdie Berliner Eisenbahngäste.
Dann DubritzkisGehöft, der Denkmal(Büste) und Inschrift imParkgarten hat.
Dann die Dörfercharakterisiren. Fischweihe undFischreiher.
Miersdorf und Hoher-löhme sind gar nichtzu sehn. Niederlöhmeist ärmlich, kirchenlosund malerisch wie Zeu-then.
Königswusterhausenbleibt rechts liegenund man sieht nurden Thurm; das ganzeLandschaftsbild ist hübsch, halb Spreewaldbei Leipe
und
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Lübbenau,halb Luchgegend beiWildberg und Kertzlin.Der Notte-Fluß mündethier, östlich von
Wusterhausen
W.
in die Spree ein.Dann wird die Spreeschmal und so kommt manbis an die Neu-Mühler-Schleuse. Hier Rast (Mittag.)Neu-Mühle ist ein sehrhübsch gelegener Besitz derFamilie Lietzmann.Die Reihenfolge der Dingeund wie sie unter einanderabwechseln sind: Holzmeiler,Wiesen, Reusen, Rohr,Eichengruppen aus derenLaub Rohrdach-Dörfer hervor-gehn, meist kirchenlos, dann und wann einEichenkamp oder ein größe-res Dorf aus demeine Kirchthurmspitze statt-lich hervorragt. DasCharakteristische ist: Stille,Einsamkeit, weite Flächenvon Wasser und Wiese, nurdann und wann ein paarRuderschläge, oder in einer kleinen Bucht ein Fischer-boot darin ein Angler,oder ein Boot rudertvorüber mit einer ein-samen Fischergestalt. Inden Lüften eine Weiheoder ein Fischreiher.Oder so: Röhricht und Elsen-bruch, dann und wann eineschmale Bucht, darin ein Fischerbei seinen Reusen steht, einEntenjagdpartien. Holzmeiler, ein Kahn, ein paarWeihen, die hoch im Blauenmit einander spielen. Die Dörferselten, wenn sie auftauchen,klein und versteckt, vonkeinem Thurm überragt,aber still, lauschig, male-risch, voll eigenthümlichen Zau-bers, der nur schwächer wirdoder schwindet, wennman landet, um einenBlick näher hinein zu thun.Im Röhricht eine schmale Straßein der ein Boot liegt, oderin der ein schmaler Anlege-Steg sichtbar wird. Elsen-bruch aus dem dann undwann eine alte Eiche auf-ragt, ein weißer Weilerhinter einer Weidengruppe, mitunter statt des Wei-lers ein Dorf, eben-so gelegen. Netze, Fisch-kästen, Hanfstreifen und wei-ßer Mohn. Mal Calmusund Tussilago (Huflattig)in dichten Massen amUfer, dahinter Hanfstreifenund weißer Mohn. DannWeiler und Dörfer vongleicher Beschaffenheit.

Eintheilung. 1. Introduktion,Brief. 2. An Bord (Abend inCoepenick an der Schloßinsel;ziemlich kurz. 3. Der erste Tag. Die Fahrt durchden Langen See, das Corso-Terrain. Abhandlung darüber.Kahniswall. Schmoeckwitz. DasLandschaftliche. Das Hingehen des Tages in seinen Stadien und Beleuchtungen. Das Vor-Anker-gehnin Dolgenbrod. Die Abendschilderung(siehe weiter hin) 4. Derandre Morgen.

Der Abend in Dolgenbrod.Das Dunkel; Sterne, Komet,in einer Seeecke, wo der Flußin den See tritt. Die Häuserdächer,hier meist Ziegel, waren kaumnoch sichtbar. Hier wie imHafen; drei „große Chrystophs“lagen neben uns: die Segel wurdenherabgelassen, der Anker fiel, dieSturmlaterne wurde ausgehängt,um nicht einen Zusammenstoßzu erleben. Dann in dieKojen. (Vielleicht hier die Kometen-sucherei.) Das Sturmgewölk aneiner Stelle; daher die Vorsichts-maßregeln. Die Rohrdommeln im Rohr. Vielleicht erst amandern Morgen.

Am andren Morgen. Zwischen3 und 4. Die Sonne noch nichtauf. Die Rohrdommeln pfei-fen und trommeln. Nun dieAngeln hinein. Eh Frühstück-stunde war, war ein Mittag-essen gefangen: Stromgiese,Bleiflinke, Schlei, Hecht, Gie-sen, Kornrauschen. Nun kamdie Sonne; wir sahen nunerst, wo wir waren. HiernundieZettel Dassel-be reizende Dorfbild, dazuFähre und Amtshof mitTaubenhaus und hohen Bäu-men. Sonst dasselbe reizendeDorfbild. Warum sinddiese Dorfbilder so reizend?Es heißt immer, mandenke sie sich sofort als Bild,sie wirkten malerisch. Diesist es nicht allein. Es ist außerdem Malerischen, selbst außerdem Poetischen noch etwaswas wohlig berührt, nämlichdaß die Menschen in diesen Dörfern ganzin und mit der Natur lebenund daß ihre Wohnungen nurden Eindruck machen, alsgehörten sie zu den Bäumen.Früher baute man die Woh-nungen in das Gezweig der Bäume, jetzt unter das Gezweig, dasist der ganze Unterschied;aber das ist geblieben,jetzt, wie vor anderthalbJahrtausenden, daß die Natur,die Baumwelt dieHauptsache ist, in die der Mensch sich als einintegrirender Theil ein-rangirt wie der Vogeloder das Gethier. In diesemNaturleben, in diesemBerührtwerden von etwasSchön-Natürlichem, Ewigen,liegt der Zauber dieserOrtschaften, der freilichinsoweit ein poetischer ist,als die ganze Anschauungeine poetische ist.

Kurz vor Prieros-Brück zweigt diegroße Wasserstraße ab,die, mit Hülfe desStorkower Kanals,in den großen Schermützel Seegeht. Dieser abzweigende Wasserlauf ist die Dahme.Oder vielleicht sind zwei Ab-zweigungen: eine kurz vorPrieros-Brück (die Scher-mützel-Linie) die andrehinter Prieros-Brück,die in den Malchin-Seegeht
et cetera
etc
; dieses zweiteWasser ist die Dahme.Die Straße, auf der wirweiter fuhren, hieß dieSchmölte.

Dann kommt sehr baldder Duberow-Wald.Zu beiden Seiten Kiefern-wald, am Rande Elsen;es geht in starke Schlängel-linien, wodurch Landschafts Coulissen entstehn, die weit inden Fluß hineinspringen.Dann mal tiefer, imDunkel gelegene Buchten,Landzungen, Inseln, diemehr als den halben Wegsperren. Das Wasserist meist tief, vielfachbis 15 Fuß; Windstößefahren von rechts und linksin Folge der Schwüle, überden See. Am Ufer, imSchatten, standsteht ein Reiherwie eine ausgestellte Schild-wacht an einem Grenzbezirk. dieses Reiher-Forstes.An China und Japan vorbei;endlich in Mitten des Forsteslanden wir rechts, umWir wußtennun, daß wirin das intressanteste Stück des großenWusterhausener Forst einlaufenwürden, der scherzhaftden Namen führt: der Duberow-ForstDieser Duberow Forst ist einReiher-Revier und berühmtnun hineinzugehn und zu beo-bachten.

In der Bucht am Bobe-row-Berg. Hier Ankergeworfen und nun hineinin den Wald. Es ist einziemlich hohes Ufer, das biszu 100 Fuß ansteigt undmehr. Der Abhang ist mitKirchen und Elsen besetzt undhier ist am höchsten Ufer-punkt der König- oderKaiserstuhl. Man siehtden ganzen See aufwärts,und dann am Horizont, durcheine Schmalung und eine Brückevom diesseitigen See getrennteinen zweiten See demKöris-See. Dieser Königsstuhldurch seine Reiherjagden.ist ein brillanter Aussichts-punkt über zwei Seen hin-weg, – im Uebrigen nichtsals eine von allenBäumen umstandene Laube oderLattenhütte, wo der Königdie Jagd abzuschließen und dasDejeuner zu nehmen pflegte.Der ganze Jagd-Apport ver-sammelt sich dann hier inweitem Halbkreis um dieHütte her, das Wild: Wildschweine und Dammwild,wohl auch Reiher, zu beiden
{ Seiten aufgeschichtet.
Dahinter, waldeinwärts,als ein Mittelpunkt desReviers liegt der Du-berow-Berg. Er ist nochhöher als das Ufer, mit
alten Eichen bestanden. Dieein kleines Plateau bildende Kuppedieses Berges hat vielleicht200 Schritt im Durchmesser,ist wie der Wald selbstmit alten Eichen bestandenund bildet eine Sehens-würdigkeit als sogenannterReiherhorst. DieserWaldberg ist Wohn- und Brut- stätte vieler hundertReiher, zugleich die Stellewo alljährlich einmaldie Jagd derselben statt-findet. Dies ist immer imJuni (?). Dann ist diejunge Brut, so weit ge-diehen, daß sie repräsentabelist, einen jagdbaren Vogel, auch von einiger Größe undFläche abgiebt, und dochwieder nicht so flügge,daß sie, in der Scheuheitdie die Alten haben, auchwie diese fliehen kann.Die Jungen stehn nunalso zu zwei, drei und mehrin den hohen Nestern undwerden in ähnlicher Weiseheruntergeschossen wie das Taubenschießen beimSchützenfest. Es hat (wiedie Jagdpassion überhaupt)so diese Reiherjagd vor-zugsweise etwas an sich,das unsrem Gefühl nichtrecht einleuchtet; dieTradition ist aber in all diesen Dingen mächtigerals irgend etwas andres.Es war immer so. Schon dieersten großen Hohenzollern-könige, namentlich
Friedrich Wilhelm
Fr. W.
I.
gingen auf Reiherjagd undso ist es so geblieben.Es ist eine Art Hof- undStaats-Aktion, eine Reprä-sentations-Ceremonie oderAffaire und will betriebensein, wie Pferderennen,Wildschweinsjagd, Hof-bälle u. ähnliches. Es istweniger eine Frage per-sönlichen Geschmacks, indivi-dueller Betrachtung, sonderndes Herkommens, derTradition und Repräsentation.Diesem Horst schrittenwir jetzt zu. Er befindetsich in den Wipfelnalter Eichbäume, diein beträchtlicher Zahl, jeden-falls mehrere Hunderteauf der platformartigenKuppe dieses Waldhügelsstehn. Eine Anzahl dieserEichen, vielleicht dieHälfte sind noch in-takt, die andre Hälftebefindet sich in jeglicherArt im Stadium desVerfalls, des Absterbens,des Spoliirt-seins undzwar je nachdem sielänger oder kürzer seitdes zweifelhaften Vorzugsgenißen, ein Reiher-horst zu sein. Das heißtein Reihernest in ihremWipfel zu tragen. DieZahl dieser Nester wechselt.Manche haben eins, andredrei, vier. Das letztre istdas gewöhnlichere. Aberob eins oder drei, überkurz oder lang trifftsie das Schicksal allerEichbäume die zu Reiher-horsten auserkoren werden: Sie sterben ab, unterdem Einfluß der Reiher-Wirthschaft, namentlichder Reiher-Kinderstube,deren Details sich jederMittheilungs-Möglichkeit ent-ziehn. Wir machten unsren Besuch im Juli, wo alles bereits flüggewar, traten also in x---x-tio saubre und geordneteZustände ein. Die Jun-gen – inzwischen Jünglingegeworden – fehlten ganz;ein halb Dutzend Altewaren zurückgeblieben undflog auf bei unsremKommen. Die ganzeColonie, das ganzeReiherdorf war alsoleer, abgeflogen,flüchtig, wir konntenalso ihre Wohnstätteaufs genauste mustern.Die Wipfel der Bäume hab ich bereitsgeschrieben; aber derUntergrund erzählt mancheGeschichte. Hier und dortlag zu Füßen des BaumesVogels, dies kommt so.Fällt ein Junger halb flügge ausdem Nest, so ist erverloren. Ein freiesunabhängiges Leben kanner noch nicht führen,dazu ist er zu jung, zuunerfahren, ihn wiederin das Nest hinaufzu-schaffen, ist ebenfallsunmöglich. Er selbst istdazu nicht flügge genug,und dazu, daß es die Altenthun sollten, ist erlagdas Federwerk eines Jung- zu schwer. So bleibt erunten liegen und stirbt,der allerbittersten Handlungs-weise aller derer ausgesetzt: Eltern und Geschwister, diegerade über ihm sitzen.
Unter andren Bäumenlagen herabgestürzte Nester.Sie geben uns Veranlassungein solches zu untersuchen.Es ist einem Storchen-nest ähnlich, aber nochgröber im Gefüge.Es ist angetriebenesHolz, der verschiedenstenArten: Kiefern-, Elsen-Weiden-Zweige, diezusammengetragen waren.Auffallenderweise fand ichauch viel Stechapfelgezweigmit den Früchten darin.Ob sie dafür eine Vorliebehaben, um Geruchs- oderEssens-willen, oder obsie es nur geschickt alsein Bindemittel zurfesteren Verschlingung derHolzstäbe benutzen stehedahin. Auffallend wares mir nur, daß dasTerrain unmittelbarunter jedem Baumsich als eine Brutstätte allermöglichen giftigen undscharfen Gewächse erwies.Von vieler Wolfsmilchabgesehn, wucherten andieser Stelleund nur an: Brennnessel,Bilsenkraut, Stechapfel. Na- mentlich der Letztre inMassen.
Zu benutzen ist noch: Förster:
Friedrich Wilhelm
Fr. W.
I.
undseine Reiherbeitzen;Bericht des ornithologischenVereins in der Vossin,worin (vor etwa 3Wochen in der Sonntags-beilage) ein Besuchdes Vereins an dieserStelle geschildertwird. Und ferner: Brockhaus nachsehn, umunter „Reiher“ nach-zusehn, wer spezielldarüber geschrieben hat.
Dann das Diner, hin-gelagert an der Bucht.Unsre Sphinx vor uns. DieStille des Mittags und Nach-mittags. Nur eine Weisedann und wann; die Reiherauf Fang ausgeflogen.In 6 Stunden nichts Le-bendes, weder im Waldnoch auf dem Wasser.

Eintheilung.

  • 1. Einleitung. Brief. Erscheinenin Coepenick. An Bord. Lagedes Schiffes dort. Ich kam,als man eben zur Provianti-rung schritt. Theilnahme daran.Rückkehr durch den Parkan Bord. Die Abendmahl-zeit. Die Personen. DerComfort. Das Platz-nehmenin der Cabine bei Hänge-lampe etc. Schilderung derEinrichtung der „Sphinx“. GanzCunard- oder Lloyd-Dam-pfer, nur en petit, „inder Westentasche“. Nunausführen was allesda ist und doch immerdas Diminutive oder diekomische Wirkung schilderndie aus dieser Transponi-rung ins Kleine geschaffen wird.
  • 2. Der erste Tag. Abfahrt.Corso und Regatta-Terrain. Allgemeinesüber den Segler-Club, seinLokal (Fischerbrücke, Kohlha-ses Haus) seine Gesetze, seineFreuden aber auch seineLeiden. (Heinekes Tod; Details).Kahniswall. Die
    betreffende
    betr.
    Geschichte.Schmoeckwitz. Beschreibung.Die Holzmeiler. Nun Land-schaftsschilderung unter Aufzählungeinzelner Oertlichkeiten wiez. B. Hankes Ablage. Durch-führung wodurch dieseDörfer wirken; aberauch durchführen, daß alldas durch die Modernitätverlirt. „Man darf sagenviel Eigenthümliches,Poetisches geht verloren,ohne daß Künstlerischesirgend etwas gewonnenwürde. Alles steht aufder niedrigsten Stufe. Alleswildgewordener Maurermeister,der prätensiös seine kümmer-lichen Reminiscenzen zueinem „Chateau mit Louvre-Dach“ zusammenrührt. –Nach diesem erst „HankesAblage“. Oder vielmehrbei dieser Gelegenheit, woich Hankes Ablage be-schreibe, obige Betrachtunganfügen. – Keine Historie,kein Adel, keine Kirch-dörfer, selbst dann nicht,wenn Kirchen da sind.Kurzes über Cablow; Entenjagd; dannAnkunft in aller Dunkel-heit in Dolgerdorf. Musikim Dorf. Scenerie im Rohr,unter den Schiffen. Der Komet.Geplauder. Zu Ruh.
    Der andre Tag. Derfrühe Morgen. Der Fisch-fang. „Eingeborner Wende wasgelten die Fische“. Fischkauf.Frisch Wasser an Bord. Vor-her Schilderung des Dorfesin aller Morgenfrühe.Dies ausarbeiten.Von Dolgerbrod aus südlich fährt man nun in das große Jagd-revier von Wusterhausen ein,die „Duberow.“ Schilderung.Anlegen. Reiherhorst. Um5 Uhr Weiterfahrt. Die Seenmit dem unpoetischen Namen,aber zum Theil poetischer Er-scheinung. Festgefahren. Ent-ballastung. Schleusen; Brücken.Ankunft im Teupitzer See.Kurze Nacht-Schilderung. Hoiho.Bällerschuß. Rakete. Gestal-ten am Ufer. „Im Angesichtvon Teupitz, dunkel und räthsel-voll, lag die Sphinx.
  • das 13
    Nicht ermittelt.
    Me umfaßt, davon6 Meilen Wald u. 1 MeileWasser.Dann

    Brod

    Premier Leutnant
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    Mobilgerüst
    und
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    PanzerBajonettdurchbohrtan derKirchen-wand.Reclam und Haugwitz. „Haug-witz haben Sie Feuer?“()
    Nicht ermittelt. DegenPort X---xB---xM---x
    Nicht ermittelt. NS
    Fontanes Niederschrift zu „An Bord der Sphinx“ entstand vermutlich während der Bootsfahrt von Köpenick bis Teupitz vom 7. bis 9. Juli 1874; vgl. Chronik, Bd. 3, S. 1908, 7.12.74. Der Aufsatz erschien unter den Titel „Die Wendische Spree, oder: Von Köpenick bis Teupitz an Bord der Sphinx“ im August 1878 in der „Deutschen Rundschau“ (Bd. 16 [1878], S. 268-287); vgl. Bibliographie, Bd. 1, Nr. 3621. 1882 wurde er dann unter dem Titel „An Bord der Sphinx“ im Abschnitt „Die wendische Spree“ in die erste Auflage des vierten „Wanderungen“-Bandes, „Spreeland“, integriert. Zur Entstehungs- und Druckgeschichte vgl. GBA–Wanderungen, Bd. 4, S. 492-494 (Kommentar), dort mit Hinweis auf den Notizbucheintrag.Tatsächlich ist es die Dahme und nicht die Spree.Tatsächlich ist es die Spree und nicht die Dahme.Die Segelfahrt auf der Sphinx, an der Fontane teilnahm, fand vom 7. bis 9. Juli 1874 statt; vgl. , S. 492.Fontanes Kapitel-Disposition zu „An Bord der Sphinx“ entstand vermutlich während der Bootsfahrt von Köpenick bis Teupitz vom 7. bis 9. Juli 1874; vgl. Chronik, Bd. 3, S. 1908, 7.12.74. Der Aufsatz erschien unter den Titel „Die Wendische Spree, oder: Von Köpenick bis Teupitz an Bord der Sphinx“ im August 1878 in der „Deutschen Rundschau“ (Bd. 16 [1878], S. 268-287); vgl. Bibliographie, Bd. 1, Nr. 3621. 1882 wurde er dann unter dem Titel „An Bord der Sphinx“ im Abschnitt „Die wendische Spree“ in die erste Auflage des vierten „Wanderungen“-Bandes, „Spreeland“, integriert. Zur Entstehungs- und Druckgeschichte vgl. GBA–Wanderungen, Bd. 4, S. 492-494 (Kommentar), dort mit Hinweis auf den Notizbucheintrag.