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B9beta

Idealisten

Von den Truppen,die verwundet inSt Marie auxChênes lagen,ist glaub ich nichtsin den Reichslandengeblieben.
Da Oberländerihn kennt, sokann ihn dieMariot nichtüberraschen, dadieseauch von Delfsheißt. Ermuß dadurchin dem Hausgangwenigstens dieNamen derbeiden Damen er-fahren haben.
Der 1. Aktsehr unbedeutend.

2. Akt.

Sannaist unsinnig; wiekann sie voneinem Musikerverlangen, daß ervon seiner Musikläßt.
Ganz alberndie Scene mitder Musik unddem Staub-machen. Gott,das soll Idealis-mus sein. Dumm-heit und AlbernheitDoktorliebt Evaund zwar ausdem Mundeder Mariot.
Die einzigeScene die eineAusnahmemacht undwirkt istdie Schlußscenezwischen Kahle und Kessler, wo er sagt„ich finde dasWort wiedernicht“ – Keßlerspielt nüchtern,Kahle sehrgut.

Narziss

Sie wirktwie Frou-Frou: jung,krank undaus kleinenVerhältnissenin die reichengekommen; ganzwie einePhädra schönkrank.Geliebteauch vomFürsten, abernicht LudwigsXV. und amwenigstendie Pompa-dour. Siespricht theatra-lisch, unbe-deutend. Esfehlt aller großerStil, kaumLady Milfort.
Auch wennsie die Hofleuteentläßt, allestheatralisch.Der Schw. fehltes dann undwann anGewalt, Kraftaber sie istimmer ächt, bei-nahedel, – dasläßt sich vondieser nichtsagen.
„Eitelkeitmüssen Siesich abgewöhnen,wenn Sie eingroßer Mannsein wollen.“„Ich hab’ ihnvor 3 Tagen inLumpen ge-sehn und ichliebe ihn noch.Ein wunder-voller Unsinn.

Der Erfolgdes StückesNarziß bleibtebenso stupidwie der Erfolgdes Menschen Narziß, dereine Pompadourund eineQuinaultliebte. Esist einBettlerglückseltener Größe.

Donna Diana

Akt II

Erscheinung gut,auch der x---xgut, aber nichtdas Sprechen.

„.. die Frauenwürdewas wäre sienoch
et cetera
etc
etc. “theatralisch, un-bedeutend. DasSpiel vorher ganzgut, das Stattliche,das Kokette, dasunerbittlich gefall-süchtige Weib kommtheraus, aber nichtdas specifischDonna Dianasche.„... so reich michzu kleiden, alsich irgend kann“man empfindetnoch höherhinaus?!Es ist allesDurchschnitt underscheint nur etwasbesser, weil einegute Figur, undeine gute Tournur,die für schwierigeSchleppenkleider nichtreicht, es unter-stützt; innerlich,künstlerisch ist esaber wenig, espassiert alles gerade,jede Bedeutung fehlt.

Akt III

Ganz gut.Nur zumSchluß schwach.

Akt IV.

Ihre Erscheinungzu Beginndes 4 Akts ingrün oder blausehr hübsch, ganzbesondersauch die betrübte,bedrückte, ge-langweilte Haltung.
Am charakteristisch-sten war ihrSpiel in dergroßen Scene des4. Akts, wosie ihn durchEifersucht fassenwill undihn wissenläßt, daß sieDon Luisliebe. Hierspielt sie sehr–gut, sie trifftdas schon halbDemüthige, Bange,Geängstigte, washierin schongeängstigte un-glückliche Liebesein muß trifftsie, oder dasErregte, Vibrirende,das hier durchdie gewagteKomödie sieängstlich hastigverlieren muß.Das traf sienicht, – siespielt es artig,sentimentalherunter.

Als Ludwigabgeht, umLuis dieWahl Donnaszu künden, istdas unglückliche,traurige Dastehn,das Betrübte,Sentimentale,Gebrochne,Besiegte, Ge-demüthigtesehr gut – dieseSeite glücktihr, nur nichtdas Feuer,die Verve.
Das Aufbrausengegen Peringanz falsch – dasist Ton wieaus der Tragödiewährend dochalles so klingenmuß auch dasErschütterndste,daß es Lust-spiel ist.

Graf Essex.

Akt II.

Lady Rutlandtritt auf. DieArt der Begrüßungwar ganz gut,nicht nur ineinem natürlichenAusdruck der Freude,wie sie die M---x-de Haltung giebt,so auch in derStimme. Zu meinerfreudigen Ueber-raschungfand ich einenandern, neuenTon. Aber obschoner anders blieb,so daß Ton zweizu verzeihenbleibt, war erdoch nicht darausgut, – er hatkeinen natürlichen,seelischen, innerlichenKlang. Er wirktegleich, nachdemder Anfang vorüberwar, prosaisch.Drach kochtauf der K---xschlacht vorWuth. Waser nachherspricht, gut –er hat die Forceund es wirkt.Es fehlt dasButlersche Elementin seinemSpiel, das Innerliche,Kämpfende, erschreit zuviel. Essex istkein Buttler,aber etwas davongehört hinein,weil die höfischeForm dasGeschweifte kennt.(Großer Beifall.)

Akt III.

Scene zwischenKönigin und Ober-länder ganzvorzüglich, alsDichtung und auchim Spiel. Auchdie Stollberg hiersehr gut, in denruhigen u. halb-humoristischenMomenten.
Königin und Rut-land. Ganz gut,nicht ohne Wirkung,sehr viel besserals alles wassie vorher gespielthat, sehr vielnatürlicher als  sonst, hierher gehörtsie, wenn sie auchnicht bedeutend istund etwas prosaischesbleibt im Klang,aber doch nichtschlimm, es gehtnoch. Es fehlt einletzter künstlerischerSchliff in allem;aber hier ist dochalles sehr acceptabel.Der Tod istmir unangenehm,aber ein „Verhör“ist mir nochunangenehmer. Esist so furchtbarwahr.
Großartige Scenezwischen KöniginEssex und denLords. Aberer schreitzu sehr.
  • 749. Drei Schornstein-feger. Einer sitztauf einem Stein oderHolz, die beidenandern links undrechts. Figürlich und komischwie der alteBauer, der zum Fensterhinaus bricht oder der- gleichen.
  • 410–422. AuchZeichnungen meisterlicher Art.

Kabinet II

Große Bilder

172. 73. 74. 76.178. 79. 80. 81. 82.83. 738.

109. 120. 121. 22.132. 133. 134. 146.147. 148. 323. 388. 761. Blei oder Kreide-kopf, handgroß, KarlBlechen. 304. 746350. Oelbild
kleines
kl.
Kniestück
.

Mittelgroße Bilder

175. 177. 108. 110. 120.122. 132. 134. 156. 154.459. 349. 423.
Kleine und ganz kleineBilder u. Skizzen

746. 47. 48. | Von 437bis 456. | Von 347 bis 364 |Von 389 bis 394. | 458. 459. |324 bis 28. | 168 bis 171. |

Großer Saal.

155. 744. 745. 162. 163.164. 157. 165. 153.166. 167. 741. 742. 759. 739. | 111 bis 119. |123 bis 131. | 135 bis 145. |149. 150. 151. 152. 158. 159.160. 161.151
kleine
kl.
Skizze zu 304. Fontanes Notizen zu Gustav zu Putlitz’ „Die Idealisten“ entstanden während der Theateraufführung am 8. November 1881 im Königlichen Schauspielhaus (Berlin). Die Kritik erschien am 10. November 1881 in der „Vossischen Zeitung“ (Nr. 525); vgl. Bibliographie, Bd. 1, Nr. 3822. Vgl. auch Fontanes Tagebucheintrag vom 8. November 1881: „Am Abend in Putlitz’ ‚Idealisten‘. Ein sehr schwaches Stück, in Hoffnung auf Tantième zusammengeschmaddert: deutsches Haus, deutsche Familie, deutsche Idealität, 1870, Gravelotte, „Deutschland Deutschland über alles“ und zwei lederne Liebespaare, c’est tout. Und solch ein Mann glaubt ganz ernsthaft, er vertrete die bessere, sittlichere Seite deutscher Kunst. Dann bin ich für Unsittlichkeit u. Schweinerei.“ GBA–Tagebücher, Bd. 2, S. 133.Fontanes Notizen zu Albert Emil Brachvogels „Narziß“ entstanden während der Theateraufführung am 9. Dezember 1881. Die Kritik erschien am 11. Dezember 1881 in der „Vossischen Zeitung“ (Nr. 579); vgl. Bibliographie, Bd. 1, Nr. 3828. Vgl. auch Fontanes Tagebucheintrag vom 9. Dezember 1881: „Ins Theater: Narziß; Fr. Olga Lorenz vom Stadttheater in Riga Frau v. Pompadour als Gastrolle. Ziemlich schwach.“ GBA–Tagebücher, Bd. 2, S. 142.Als Vorlage für „Narziß“ diente Denis Diderots „Le Neveu de Rameau“, der Mensch Narziss ist also Jean-François Rameau.Fontanes Notizen zu Augustín Moreto y Cabañas „Donna Diana“ entstanden während der Theateraufführung am 13. Dezember 1881. Die Kritik erschien am 15. Dezember 1881 in der „Vossischen Zeitung“ (Nr. 585); vgl. Bibliographie, Bd. 1, Nr. 3829. In seinem Tagebuch hält Fontane nur lapidar fest: „Ins Theater: Donna Diana; Frl. Olga Lorenz in der Titelrolle.“ GBA–Tagebücher, Bd. 2, S. 133.Fontanes Notizen zu Heinrich Laubes „Graf Essex“ entstanden während der Theateraufführung am 16. Dezember 1881. Die Kritik erschien am 18. Dezember 1881 in der „Vossischen Zeitung“ (Nr. 591); vgl. Bibliographie, Bd. 1, Nr. 3830. Vgl. auch Fontanes Tagebucheintrag vom 16.12.1881: „Ins Theater. Frl. Olga Lorenz als Lady Rutland in Laubes ‚Graf Essex‘. In dieser Rolle besser als in den beiden frühren.“ GBA–Tagebücher, Bd. 2, S. 143.Fontanes Notizen zu einzelnen Kunstwerken entstanden vermutlich am 23. Dezember 1881 während seines ersten Besuchs der „Vierzehnten Sonderausstellung“. In der Königlichen Nationalgalerie wurden Werke von Marie von Parmentier, Karl Blechen, Adolf Schrödter und August Bromeis gezeigt. Fontane interessierte sich vor allem für die Gemälde von Blechen, da er an einer Biographie über den Maler arbeitete, die jedoch unvollendet blieb. Vgl. GBA–Tagebücher, Bd. 2, S. 144, und Chronik, Bd. 3, S. 2423. Zur Rekonstruktion der Notizbucheinträge vgl. Radecke 2015, S. 46, zu Fontanes Blechen-Biographie und seinem Besuch der Kunstausstellung vgl. Streiter-Buscher 2010, S. 142-144. Weitere Informationen folgen mit der nächsten Notizbuch-Publikation.Bei Schuster ist für dieses Werk die Ausstellungskatalognummer 443 angegeben, korrekt ist jedoch 449; vgl. Schuster 1990, Nr. 52, sowie Nationalgalerie 1881, Nr. 449.Heide Streiter-Buscher deutet diese Anmerkung als Hinweis darauf, dass Fontane Blechens Urheberschaft an diesem Werk anzweifelt; vgl. Streiter-Buscher 2010, S. 139.Laut Ausstellungskatalog ist Nr. 304 die kleine Skizze und Nr. 459 das lebensgroße Porträt; vgl. Nationalgalerie 1881, .Diese Nummer ist nicht im Ausstellungskatalog enthalten; vgl. Nationalgalerie 1881, . Möglicherweise ist das ein Hinweis darauf, dass Fontane die Ausstellung mit dem Katalog besichtigte und die fehlende Nummer deshalb mit dem Titel des Gemäldes in seinem Notizbuch nachgetragen hat. Warum sich Fontane lediglich die Nummern, nicht aber die dazugehörigen Titel der Gemälde notierte, liegt auf der Hand: Er benötigte die Nummern für weitere Besuche der Ausstellung, die dann auch im Januar 1882 folgten, um sich dann gezielt die entsprechenden Blechen-Gemälde noch einmal im Original anzusehen. Und tatsächlich sind weitere Notizen zur „Vierzehnten Sonderausstellung“ in Notizbuch B8 belegt. Sie sind im Januar 1882 angefertigt worden; vgl. Notizbuch B8, Blatt 7rff., und Radecke 2015, S. 46.Mit Nummer 304 ist möglicherweise das lebensgroße unvollendete Porträt der Henriette Blechen gemeint, das im Ausstellungskatalog die Nummer 459 trägt, da Fontane von einem Fehler im Katalog ausgeht; vgl. 60r sowie Nationalgalerie 1881, .Vermutlich das unvollendete Portrait mit der Werkverzeichnisnummer 2118, für das im Ausstellungskatalog die Nummer 459 angegeben ist; vgl. Nationalgalerie 1881, Nr. 304 u. 459.Vermutlich die Katalognummer 459b, nicht 459; vgl. Nationalgalerie 1881, .Diese Nummer ist nicht im Ausstellungskatalog enthalten; vgl. Nationalgalerie 1881, .