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1871.
2.
Mittwoch19. April 1871
(Fortsetzung. Siehe Buch I.) Um 4 12 waren wir vonSannois zurück. Abschied von George, dessen Urlaub abge- Rasch Toi- laufen. lette. Dann zum Dinerbei General v. Medem. Zugegen: General, Garnisonprediger, Herrv. Sydow, Herr v. Mirbach,Herr v. Bonin, ich glaube nochein andrer Bonin (von den2. Garde-Dragonern) und ich.Sehr heiter geplaudert. Dannin das „Theater de Saint-Denis“.Ein großer Saal. Es warendoch wohl 500 Menschen zu-gegen; die Hälfte auf einerGallerie, dann im Parterrund in einer Art Parquet, das hier den ersten Rangvertritt. Alles Weitregiebt der eingeklebteZettelDer Zettel liegt in Buch I. in einem der angeklebten Täschchen.. Demoiselle Marietta,eine Art Demoiselle „Therese“aus den Pariser Cafés chantantswar die Hauptheldin. Sie sangLe Trou, eine Art Bravour-stück, mit Gegensätzen vonWehmuth und Wuth. Talentvoll;aber alles drückt doch einenallgemeinen Verfall aus, und es istschmachvoll solche Sachen nachBerlin hin zu verpflanzen. Wirpassen nicht dazu; an Sünde undGemeinheit leisten wir viel-leicht so ziemlich dasselbe, aberes fehlt doch bei uns nochdie öffentliche Anerkennung derSchweinerei und ein gewisses künst-lerisches Raffinement in Vortragderselben. Brillant nur „La Boite mys-terieuse“, eine Clown-Scene.Solche Dinge amüsiren am meisten.Es waren wohl 120 Offiziere da,oft sollen es viel mehr sein.Franzosen kaum ein halbesDutzend, außer etwa einemDutzend Pariserinnen aus der Halb-welts-Sphäre. – Nach dem Theaterins Café, nahe dem „Cerf“; mitHerrn v. Sydow und dem jungenHerrn v. Livonius geplaudert.
Donnerstag d.
dender
20. April.
Briefe geschrieben etc. Mitdem Prediger, Herrn v.Mir-bach und Herrn v. Troschkein der Commandantur ge-frühstückt. Gespräche über 1866.Mit dem Prediger in diesogenannte „Legion d’honneur“,Das Intressanteste bleiben doch immer die Gegensätze: französische Stadt, deutsche Offiziere,Bombardement und allgemeine Heiterkeit. in der der Pastor auchwohnt. Sein Vetter, derBaumeister Maistlé, führteuns umher. Das Ganzewar früher eine Abtei undgeht bis auf Charlemagnezurück. Dann vergrößertees sich, ich glaube nament-lich unter Ludwig demHeiligen; es wurde immerbedeutender, wurde dannwohl durch die Revolutionzerstört und etwa 1803oder so about durch NapoleonI. wiederhergestellt. Diesgeschah etwa wie folgt.Die Legion d’honneurwurde gestiftet und erhieltentweder 12 Millionen zugewiesen, oder die Jahreseinnahmeist seitdem bis zu dieserHöhe gestiegen. Von diesen12 Millionen ( ich weißdoch nicht recht ob Fondsoder ob Jahreseinnahme)werden alle „Ritter derEhrenlegion“ bezahlt, jedernach dem Satz der Klassezu der er gehört, Ritter
et cetera
etc, etc.Nun bleibt aber bei diesenZahlungen doch nochein Erhebliches übrig undvon diesem Ueberschuß werden dreigroße Institute unter-halten, die alle denTitel „Legion d’honneur“ oder vielleicht richtiger„Maison de la Legiond’honneur“ führen. Daseine ist in St Germain,das andre in Ecouen,das dritte in St Denis,also alle drei in der Nähevon Paris. Das erste (glaubich) ist für Töchter derGemeinen und Unteroffizire,das zweite für die Offizirebis zum Capitain, dasdritte (St Denis) für dieTöchter aller Offizirevom Capitain aufwärts.St Denis ist also dasfeinste und vornehmste. Es hat in der Regel 500Töchter; dazu kommen 25bis 30 Damen, wohlalle Religieuses, als Lehre-rinnen und Erzieherinnen; woransich nun ein reiches Dienerinnen-Material schließt. Also eineArt Bethanien, aber fürdie Erziehung. (Hier einenbeßren Vergleich nehmen: Wangenheims werden100 Beispiele haben). Inder Art des Ganzenist eigentlich nichts, wodurches sich von ähnlichenInstituten specifischunterschiede; die Einrichtungen sind wohl wie sie immersind. Nur zwei Punkteverdienen Beachtung: 1. dieEntstehung des Ganzen ausder Legion d’honneurheraus; 2. die besondreOpulenz und Großartigkeitdes Ganzen. Küche, Eß-saal, Schlafsääle, Zeichen-schule, Kapelleetc. allesist von besondrer Ausdehnung.In der Kapelle befindensich viele große Bilder: Copieen, von Schülerinnenselbst gemacht, nach berühm-ten Bildern. Besondersintressant ist das Altar-Arrangement. Altartischmit Crucifix und Leuchtern; als unmittelbarer Hinter-grund eine riesige Sonnemit dem Gottesauge. DieseSonne ist nun aber dochso angebracht, daß zwischenihr und dem Altartischund auch um die Sonneher, lichter Raum bleibtdurch welchen mannun in den hinterdem Altar gelegenenRaum sehen kann. DieserRaum, nur von geringerTiefe, schließt hintenmit einem großenWandbilde ab unddies Wandbild ist es,was immer durch die Sonne durchschimmert.Zur Zeit war die Schulegeschlossen, so zu sagensehr große, verlängerteFerien. Die Töchtergingen in den Juliferien1870 nach Haus; imAugust fielen die erstenSchläge, der Krieg nähertesich rapide und so bliebendie Töchter zu Haus undsind noch nicht wiederda. Die Kaiserin sollsehr viel für dies Insti-tut gethan haben; aberalles umsonst. Dank isnich. Die Kapelle in derdas Concert war der. Groß; ein bischen wie Henry’sVII Chapel. Großes Altar-bild; eine Enthauptung, vielleichtSt Dionysius. Gegenüber einkostbarer alter Grabstein,aber doch wohl nicht der eigentlichalte, sondern ein späterimitirter; Ein Bischof inStein geschnitten etc. einerelativ vorzügliche Arbeit.Die Apostel stehen aufConsolen in Mittelhöhe derWände, alle bunt undreich, polychrom. DieS. St Denis Seite 84. Pfeiler sind braun undgrau; die Decke blaumit Goldsternen;die Gurte roth, weiß,blau, gold, was zusammen einen schönenFarbenton giebt. Hieram Altar soll N. Imit Josephine getrautsein. (??). Besonders schön istdas Grabdenkmal Franz I.und der Königin Claudia;das Ganze nobelste Re-naissance. Oben aufdem Ganzen knieen sie betend, vielleicht bei ihrerVermählung, in der kleinenRundbogen-Halle vonMarmor, die etwadie Mitte des ganzenBaues einnimmt, liegensie todt auf ihrenSarkophagen; der mächtigeSockel, der einer ArtFundament oder Rusticaentspricht zeigt die schönstenBasreliefs, die KämpfeFranz I. darstellend. Vondemselben Meister sollla Fontaine des Innocensin Paris sein, eine Arbeitdie auch für wunderschöngilt. Eine eigenthümliche Roth-marmor-Säule, mitEpheu umflochten, trägtauf korinthischem Kapitelleine Urne, in dieser viel-leicht das Herz. Dahintereine Tafel Henricus II.Francorum Rex Eine andre Colonne ele-vée à la memoiredu Cardinal Bour-bon. Ein Seitenstück zudem Grabdenkmal FranzI. ist das des KönigsLouis XII und seiner GemahlinAnna von Bretagne † 1514(er1515). Die Anordnung: hoher Sockel mit Reliefs,Marmorhaus mit denbeiden Sarkophagen
und
u Todten drin,oben beide betend, ist ganzwie bei Franz I.; nurdie Architektur weicht ab,das Marmorhaus, wiewohlauch Renaissance, ist abwei-chend gebaut; dies auch sehrhübsch, doch ist die Archi-tektur des andern wohlschöner. Uebrigens folgteFranz I auf Louis XII.,es ist also wahrscheinlichdaß das Louis XII Denkmal älter ist. Mit zu dem intressan-testen gehört das Grab-mal von König Dago-bert, rechts (vom Schiffaus) neben dem Altar.Er liegt auf einemmit Lilien geschmücktenStein (dies ist ganzneu gemacht); dieserStein aber hat eineArt gothischen Schrein,der das Ansehn einesvertieften gothischenFensters hat als Dachund die Wand diesesSchreins, oder wenn man will das demFenster Entsprechende,zeigt in Hautrelief undzwar in höchster Naivetätdie Schicksale Dagoberts.
unten
{
Er fährt in einem Kahn(schon vorher scheint demSchlafenden der frommeAbt oder Bischof erschienenzu sein) und betet, währenddie Bösen um ihn sind;
sie glauben ihn (Mittel-stück) schon zu haben, datritt der Bischof an denKahn, reicht ihm dieHand und entreißt ihn den diabolischen Mächten. Engelsind im Geleit desBischofs. Oben (oberstesStück) halten ihn zweiBischöfe auf einem Tisch-oder Leichentuch, das siean beiden Seiten angefaßthaben, in die Höh, Engelumschweben ihn und dieHand Gottes neigt sichaus den Wolken, umihn aufzunehmen. Esist sehr intressant. Etwadie Hälfte der Köpfemußte restaurirtwerden, alles andre ist ächt. Es ist noch ein drittesDenkmal da, wie dasvon Franz I
u Claudia; ganznach demselben Prinzip auf-gebaut, oben kniend, untentodt liegend; Sockel-Reliefs;hier (und bei Louis Xll)allegorische Figuren an den4 Ecken. In Front dieses Denkmals,wenn man durch das Seiten-portal eintritt gleich linkssteht die Marmorstatue MarieAntoinettens; sie kniet undbetet; die Schräglinie, diedurch das Vorbiegen des Oberkörpers beim Betenentsteht, ist nicht schön.Der Kopf erinnert anElisabeth. Louis XVIist unten geblieben inder Gruft. Sie abersteht nun hier trotz „Egalité,Liberté, fraternité“, trotzdes Getriebes draußen undnimmt die Huldigung dererin Anspruch, deren Väterund Großväter schon einmalauszogen, um ihr Rechtzu wahren. Nur imTode glückt es jetzt. Vorher ein Vergleich mit Westminster-Abbey. Edward the Confessor etc.Dort ist alles relativ stabil, hier immerunruhig durcheinandergeworfen. Der historischeEffekt leidet darunter.
Freitag d.
dendender
21.April.
Gepackt. Briefe geschriebenan Herrn v. Sydow und PredigerGerlach. In die Cathedrale.Noch ’mal alles Wichtigstedurchgenommen. Dann indie „Division“ zum Generalv. Pape. Geplaudert, ein kleinesFrühstück eingenommen; dannAbreise. Ueber Enghien,Pontoise etc. nach Creil; vonCreil über Liancourt, Clermontnach Amiens. Ankunft 6 Uhr.Abgestiegen im Hotel du Boeuf.Unterwegs machte ich einesehr charakteristische Bekanntschaft; ein kleinerPariser mit der Ehrenlegion im Knopfloch unterhielt sichmit mir. Nous sommesenervés; d’Absinthe à Billardet de Billard à l’Absinthe;c’est la nation. Quel est laconséquence? Nous n’avonspas de Grandes hommes;Jules Favre interessé, Trochu– imbecile; nous n’avonspas des idées. Nous sommes pue-riles.Ich machte einenverunglückten Versuch FavreundTrochu herauszureißen; er bliebaber unerbittlich; ich schwieg nun,weil das Sprechen mich angriff undschloß die Augen. Auf einer Station,wo 5 Minuten gehalten wurde,schlug ich die Augen wieder aufund sah nun, daß mein Gegenüber,der den Trochu unerbittlich zueinem Imbecile gestempelt hatte, einen Pfefferrohr Stock auf dasCoupéfenster gelegt hatte und indie eine Seite hineinblies. Ichtraute meinen Augen kaum; aberes blieb kein Zweifel, ; Ein alterSchimmel, der 20 Schritt von unsstand, warf dann und wann denKopf hin und her; richtig eswar ein Pustrohr und dieNase des des armen altenThieres das Ziel meines Schützen.„Nous sommes pueriles,“ citirt’ ichleise. Der Weg bot nichts Besondres,wir fuhren aus dem Rayon des4. Corps in den des 8. ein;68 er hielten die Bahnhöfe besetzt,mein vis à vis, der sein Pfeffer-rohr endlich bei Seite gethan hatte,jodelte jetzt. Mir wurde ganz angst; er hatte nicht von ei-nem Tyroler, weder dieStimme noch die Waden. Letztream wenigsten. Um 6 waren wir in Amiens.Besuch beim General v. Strubbergim Hause eines Comte Chassepot . Herrv. Carlowitz. Zu General v. Ru-ville. Whistparthie. Schöne Frauvom Hause. General Kameke. Ge-plaudert. Krank und müde nachHause.Hotel de la tête de boeuf.Gallerieen. Charakteristisch der stetePapierpfropfen in der Theekanne.Veuve Lesieur, Logeuse öde, arm, langweilig bis zumExtrem; auch nach der Seite desbloßen Stoffs hin gar nicht zubrauchen. Mittagsbesuch von HerrnGeneral v. Strubberg und Herrn v.Carlowitz. Dann 16 Stundengeschlafen; aber immer nochnicht genug.
Sonntag d.
dendender
23. April.
Mein Zimmer liegt so, daß es sichneben dem armoire du grandcorridore befindet, also neben derWaffenkammer des großen Corridor.Die Zimmereinrichtung ist freundlich,selbst ein großer, schöner Stahlstich „Lesenfans d’Edouard“ nach Paul de la Rochesberühmtem Bilde. Das ist nun vonder künstlerischen Seite sehr schön,aber von der einfach-menschlichen aussehr anfechtbar und es verstößtdoch mehr oder weniger gegen den guten Geschmack, einenReisenden beständig in Zimmernzu beherbergen, die mehr oderweniger durch ihren künstlerischenSchmuck zu „Chambers of hor-ror“ werden. Kaum hat manin Reims oder Soissons„MariaAntoinetten auf ihrem letzten Gange“begleitet, so wird man in .....zum Augenzeugen der „Ermordungdes Herzogs von Guise“ gemacht,um an einem dritten Orteder „Enthauptung der Jane Grey“ oderden „Söhnen Eduards“ zu begeg-nen. Dies letztre Bild ist be-sonders schlimm. Man liegt auchin einem Bette mit 4 Säulenund zugeschlagenen Gardinen,es ist auch Abend, man hat aucheinen Lichtschimmer durch die Thür-klinse, man ist nicht unschuldigerals die Söhne Eduards und der Gedanke beschleicht einen: welchen Anspruch hast Du, nicht auch mit einemgroßen Bettkissen erstickt zuwerden? Der Bilderschmuck derZimmer, wie vieles andre, istauch ein Culturmesser. Diemeisten Menschen hängen aufwas sie haben, ohne Rücksichtauf die Frage: ob es paßt.
1. Sankt Dionys. Erster Märtyrer.Seine Enthauptung auf dem Montmartre. Erträgt sein Haupt 6000 Schrittnach Norden. Dort bestattet. An dieserStelle entstanden die Anfänge einer Kirche.
2. Fast 400 Jahre später hatte KönigDagobert einen Traum. Die 3 Martyrerretteten ihn. Er beschloß einen Prachtbau.So entstand eine größere Kirche zu St Denis. Zu-gleich wurde es Begräbnißplatz.
Hier siehe
Seite
S. 19
und
u 20. / Hier die Legende.Auf StDionys und seinebeiden Mit-Märtyrerauf König Dagobert, undauf den Umstand, daß dieserSt-Deniszur Begräbnißstätte machte, läßtsich alles zurückführen. So vielesan Schmuck und Erinnerungs- und Bild-stücken da ist, das was durch-klingt ist doch immer Sankt Dionysund König Dagobert. Im Portal, in den großen Glas-fenstern des Chors, in demprächtigen Altarbild der Hauptkapelle,vielleicht auch sonst, noch, sehenwir den heiligen Dionys wieihn das Schwert trifft, oder wieer das Haupt an die Brust gedrücktruhig seinen Gang antritt, ebensofinden wir die Geschichte des Roi Dagobertin Stein und Bild verherrlicht. Der Steinaltar,rechts neben dem Hauptaltar,das wahrscheinlich bemerkenswertheste Kunst- werk unter allem was daist, zeigt ihn gewarnt imTraum, gerettet in Gefahr, endlichempor gehoben gen Himmel, aus dessen Gewölk dem ihm Gott selber die Hand entgegen-streckt. Die ihn warnenWarner, die ihn rettenRetter,die ihn heben, – immer sind es dieDrei. Dies ist der Grundton, der hier durchklingt, die Doppelsage, die Legende von Sankt Dionysund die Legende von König Dago-bert. Diese zwei Legendengeben den Grundton. Das freilich, was der Kirche zuSt Denis nach außen hin einenWeltnamen gemacht hat, ist einandres: sie war tausend Jahrelang die Begräbnißstätte derfranzösischen KönigeHier vielleicht Vergleich mit Westminster Abbey, Roeskilde etc.. Die Dagobert-Zeit klingt nur insoweit hinein, als Dagobert der erste war,der hier einzog. Andre seinesHauses folgten; dann kamen dieCarolinger in ihren verschiednenStufen: das Haus Capet, das HausValois, das Haus Bourbon. Vonmehr als 50 Königen ruhen nurdrei nicht an dieser Stelle: Philipp I,Ludwig VII und Ludwig XI. Zerstörungen kamen über dieKirche und wo die Könige desersten Jahrtausends ruhten warwohl vergessen oder ungewiß, aberdie Könige der beiden letzten großenHäuser, die Könige seit ...., dieKönige aus den großen HäusernValois und Bourbon– sie standenin langer Reihe in den beidenCrypten unter dem hohen Chor. Da kam der ...1794 unddie revolutionäre Masse brach herein.
. Wie bei allen alten Kirchen,so besteht auch bei „St Denis“ einHauptintresse derselben in ihrenKapellen. In einer dieser Kapellenbefand sich die „Oriflamme“, die seit15.. ihrem Alter und ihren Stra-patzen erlegen ist, in einerzweiten ist ...., in einer dritten befindet sichdas große Colossal-Bild GasparCrayers den Tod des heiligenDionysius darstellend, eine großartigean die verwandten Bilder P. P.Rubens erinnernde Arbeit. Diese letztgenannte Kapelle,die den Namen führt la Cha-pelle oder richtiger „le choeurd’hiver“ ist die größte; sie hatselber wieder die Ausdehnung einermäßigen Stadtkirche. etc. Nun nocheine Beschreibung dieser Kapelle. Dann: In dieser Kapelleverbrachte ich eine mir unvergeßliche Stunde.Die Kapelle.Das ist der Tag des Herrn.Integer vitae. VorherParthienaus demTrova-toreundandre All das Vorstehende schriebich Sonntag
Etwas wohler. Einige Briefegeschrieben. Erster Ausgang. ZumGeneral. Parthie verabredet.Zum Dejeuner im Hôtel. DritterGang das Eier-Gericht, das ichdann mit dem großen Löffel ver-schlucke. Ich saß wie der Storch vordem Gericht, das der Fuchs ihm vorge-setzt hatte. Ich konnte nicht heran. Endlichrasch entschlossen, griff ich durch. Um 1 12 mit General v.Strubberg und Herrn v. Carlo-witz reizende Fahrt aufdas ersteSchlachtfeld vonAmiens. Es liegt etwaeine Meile südlich und süd-ostlich und geht im Zirkel-schlag von Dury über Bovesauf Gentelles und Cachy (oder soähnlich. Manteuffel griff mit3 Divisionen an, 15. bei Dury,16. bei Sains und Boves, 2. (odereine combinirte) bei Gentelles undCachy. An den Flügeln glücktees nicht recht. Boves, mit seinemBahnhof (28 er) und seiner Ruine(68 er, 65 er, 33 er) brachte diegünstige Entscheidung. Eigenthümlichwar die Verwendung der beidenBatterieen Busse und Uth-mann von der 30. Brigade. Strubberg hielt sie inihrer weitzurückgelegenen(da man ursprünglich nur Fouin-camp besetzen wollte) aberdoch alles beherrschenden ositionfest und unter ihrer Vor- undMitwirkung vollzog sich dasglückliche Vorgehn gegen Boves.Weitres, namentlich auch überdie Ruine, siehe hinten. DieStellung war von dem
franz. General(Vorgänger von Faid’herbe) vor-züglich gewählt. Man standim Schutz der vielfachen Nie-derungen und Torfmoore (wiedas Rhinluch) die die Selle,Avre und andre Zuflüsse der Sommebegleiten und die wieein complicirter, gewundnerWallgraben sich vor einerdahinter gelegenen natürlichen Erdfestung ausbreiten. Nureinzelne Linien führen alsschmale Defiléen hindurch: dieStraße von Gentelles, die Eisen-bahn von Boves und vielleichtandre noch; zugleich schiebtsich ein diesseitiger Höhenrückenan einer Stelle auch weitvor wodurch er die Niedrungflankirt. An der Spitze diesessich vorschiebenden Höhenrückens,der dann bis an die Somme-Niederung hinanläuft, liegt dieRuine von Boves und hindertdas Vorgehn auf diesemHöhenrücken. Als der Bahn-hof (das eine Defilé) und dieRuine (der beherrschende Punkt, dernun für uns AusgangsPunkt für unsrenAngriff werden konnte) genommen war, war für den Feindkein Halten mehr und er zogauf Amiens und namentlich nord-östlich ab. In Amiens behielter noch 1 oder 2 Tage dieCitadelle besetzt; dann gaber auch diese auf. Das war das Gefecht vom27. – Schon am 26. hatte zwischenBoves
und
uGentellesein kleineresGefecht stattgefunden. Am 26.hatte auch die 3. Cavallerie-Divi-sion (Graf v. d. Groeben) einGefecht bei Villers-Bretonneuxgehabt. M. hat die Ostpreußen immer be-vorzugt; G.und die Seinen solltennicht aufkommen. G. ist sehrpopulär, ohne es im Geringsten zusuchen; er liest, studirt, sitzt in denKarten, kümmert sich um den Mannwenig; dennoch verehrt und huldigt ihm alles und wenn er kommtist Jubel, weil jeder weiß: nun geht es gut. Die ersten Granaten fielenin den Wald bei „Paraclet“. Von der Burgruine aus hatman eine kostbare Aussicht.Amiens’ Kathedrale präsentirt sichprächtig, so auch die Niederung, linksSains
Briefe geschrieben. Amiens-Guidegelesen. In die Cathedrale. Be-merkungen siehe einige Blätterweiter. Dann auf der Pro-menade aus einer großenKuchendüte gefrühstückt. Um1 Uhr Abfahrt mit dem General
Es ist leicht zu sehn, daß dieGesammt-Formation mitWörth sehr viel Aehnlich-keit hat. Nur hatte Wörtheigentlich nur zwei Flügel,kein rechtes Centrum. Faidherbe hatte die ganzePosition besetzt, die Niederung,die Dörfer zu beiden Seitender Hallue und den Höhenzugim Osten. Hier standen seineReservemassen, seine Artillerie.Der festeste Punkt war derrechte Flügel, der große Ab-hang, die Höhe, der Wald imOsten von Frechencourt. Der Angriff sollte soerfolgen daß die anrückendenColonnen in Echelons nachlinks deployirten, die spätre immer über den linkenFlügel der frühren hinaus. So nahmen die Brigadender 15. Division und ich glaubeeine
ostpreuß: Brigade hintereinanderweg D a ours, Bussy, Querrieux,Pont Noyelles, Frechencourt;aber sie waren zu schwachdie Höhenposition, besondersden Wald bei Frechencourtzu nehmen. Dies war nurdurch Ueberflügelung zu zwingen,die die 16. Division ausführensollte; als sie schon halb damitfertig war, erhielt sie Contre-ordre, – man zog sie jetztheran, um den Angriff inder Front zu unterstützen.Dies war ein Fehler. Wärendie Tage um drei Stunden länger gewesen, so hättedie Tapferkeit der Truppendies wieder ausgeglichen unddie Position wäre durch die16. Division doch genommenworden; aber es dunkelteschon als die 16 Division jetzt(und zwar abgemüdet) beiFrechencourt etc. angriffsbereitdastand. Man gab nun, ver-nünftigerweise, weitre Angriffeauf. Am andren Tage (24. Dezember ) räumteFaidherbe freiwillig seine Stel-lung und zog auf Albert ab.Er fürchtete schließlich doch um-gangen zu werden. Außer-dem hatten seine Leute imFreienvom 23. auf den 24.bivouaqiren müssen. Der 23. bereitete dies Resul-tat vom 24. vor. Im Uebrigenkann man Faidherbe nichtUnrecht geben, wenn er be-hauptet, daß er am 23. nichtgeschlagen worden sei. Dereigentlichste Theil seiner Stellungblieb in seinen Händen. In Daours, Querrieux undFréchencourt sind Schlösser.In Daours (
Mr. de Pajol) brannteauf dem Schloßhof ein riesiges Feuer,drum man sich wärmte; in Quer-rieux (Marquis de Querrieux)dessen Schloß in einem entzückenden Parkliegt, war der General am 24. Abends. Zehn Tage nach dem Treffen„an der Halue“ war dasTreffen bei Bapaume (am2. u. 3. Januar). Beide Treffen erfolgtenauf der Linie Amiens-Albert-Douai, eine große Straße dievon Amiens aus in das Festungs-vieleck hineinführt, das daseigentliche Nest Faidherbes war,von wo aus er aufflog undseine Stöße machte. Er operir-te dabei ganz geschickt; dievielen Festungen bildeten immereinen gesicherten Punkt, umsich wieder auszuruhn. Alser dann – auf Andrängen Gam-bettas – diese seine Lieblingslinieaufgab und sich anders dirigirte,ereilte ihnder große Schlag beiSt Quentin. Die Höhen- und Waldposition vonFréchencourt in der Frontzu nehmen, war nahezu un-möglich; ein ungeheures Schuß-feld und der Bergabhang mit 6 oder7 Terrassen, so daß jede einzelne Terrasse als besondrePosition vertheidigt werden konnte.Freilich beruhte auf diesen Terrassenauch die einzige Möglichkeitdes Herankommens.
(siehe den Ausspruch Napoleons) machteinen sehr bedeutenden, sehr einheitlichenEindruck. Sie ist mit Kapellen, Sta-tuen, Holzschnitzereien, Bildern natürlichreichgeschmückt. Es hat hier eineHolzschnitzerschule geblüht (wiees scheint); 4 Männer, alleglaub ich von Corbie, einer davonder eigentliche Meister, haben die Chorstühle im hohen Chor, diedie ganze heilige Geschichte bisauf Job (wahrscheinlich Hiob) dar-stellen (die Simson Situationenkommen z. B. alle vor) in 15 Jahrenfertig geschafft. Vieles entzückend;dazu die schöne Farbe des Eichen-holzes; manche Sachen von Zimmer-höhe und mehr als Mannsbreitealles aus einem Stück ge-schnitzt. Man bewundert. GothischeDome und Shakespeare – beidesist schwindelerweckend für unskleine Leute. Die Erz-Grabplatten der beidenbischöflichen Erbauer sehr schön; wiestylvoll alles, großartig, ernst,geistvoll in den Symbolen. ZweiEngel (in Basrelief) schwingendie Weihrauchfässer um dietodt daliegenden Bischöfe. Diesist mit einer gewissen künstle-rischen Vollendung gemacht. In der ganzen Kirche, zumalan den Außenwänden des hohenChores (so daß man es vomChorumgang aus sieht) befindensich Holzschnitzereien. Einen be-deutenden Eindruck machte aufmich die Darstellung, eben inHolz, des Lebens des heiligenFirmin, des Schutzpatrons derDiocese Amiens, nichtdieserKirche. Auch der Uneingeweihteliest hier seine Geschichte von derWand ab; so realistisch alles unddoch getragen durch eine Idee,deshalb nie prosaisch wirkend.Diese Holzschnitzereien stehenwie unter einer gothischen Arkadedie selbst einen Theil des Gesammt-kunstwerkes bildet. Diese Arkade,ein gothischer Flachbau wenn manwill, zeigt nun ganz die Ornamentik der Kirchenjener Epoche (also des 15.Jahrhunderts) wo dies Werk ge-schnitzt wurde. Die gothischeDecke dieser Arkade, weilgeschützt vor Licht und Berührung,ist vollständig, auch in der Farbe,erhalten geblieben und mansieht: die Deckenfelder warenblau mit goldenen Stern-chen, die Ribben und Gurteroth und die Canellirungsliniengold. Es wirkt reich undschön. (Ueber Saint Firminbei Wangenheims nachlesen). Eine besondre Schönheit derKirche ist an der Rückseitedes Hochaltars das Grabmalin Marmor des Canonicus Lucas.Er kniet und betet zu einerMaria mit dem Kinde; zwischen ihm und der Maria einkleiner (amorinhafter) trauernderGenius, der den einen Armauf einen Schädel, den andrenauf ein Stundenglas stützt.Alles in Marmor. Die3 Theile (vielleicht weilrestaurirt) scheinen mirganz verschiednen Epochenanzugehören, oder, wenndies nicht der Fall ist, einerEpoche der Kunst, woman Weltliches nochsehr wohl darstellen konnte(oder erst recht) aber fürdas Kirchliche jeden Sinnverloren hatte, also etwaAnfang des vorigen Jahr-hunderts oder Ende des 17.. Der betendeCanonicus ist ausgezeichnet, (als eine Art Portraitstatue,etwa wie der alte Sparrin der Marienkirche); der„trauernde Genius“ ist inseiner Art noch ausgezeich-neter; die Jungfrau mitdem Kinde ist ganz schwach.Der „trauernde Genius“ giltfür ein chef d’oeuvre, unddas ist er; aber ein ver-ständiger Sinn, der aufEnsemble dringt, kann ihnan dieser Stelle nicht gut-heißen. Er ist völlig mal-placirt. Es ist das plötz-liche sich etabliren einergriechischen Schönheitsweltzwischen einem mittelalterlichkorrekten Canonicus undeiner Roccoco-Madonna. Dieser „trauernde Genius“ istein Amorin; es ist Amorder schmollt, weil ihmBogen und Köcher genommenwurde, oder Amor deneine Biene gestochen hat.Es ist Thorwaldsen, derhier fast 100 Jahre vor seinerGeburt sich zeigt und etwasschafft, das einzeln entzückt,als Theil des Ganzen abernicht paßt. Die „Kapelle der Hor-tillons nicht an dieserStelle besprechen, sondernbei Charakterisirung Amiensselbst. Hier muß ich näm-lich auf die Hortillonsein besondres Gewicht legen;sie sind die Specialität von Amiens. Die Sommewar hier entweder immerspreewaldartig, oder sie habensie sich, durch Canal-ziehenen detail, spreewaldartigzurecht gemacht. Jeder hatnun eine reizende, fruchtbare,strauchumschlossene, Gartenhausgeschmückte Garten-Insel,die seine Freude und seinVermögen ist; hier werdendie feinsten Gemüse gezogenetc. Diese Hortillonshaben nun auch noch einebesondre Kapelle, drin derbyzantinische Christus in Golde hängt. Hier stehen immerBlumen, hier brennen immerVotivkerzen, hier sind immerBeter, die die Hilfe des Herrn für ihren chinesischen Gartenanrufen, und er hilftihnen. Ich sah eine Mutter,(schlichte Frau) mit ihrem9 jährigen Töchterchen vordem Gitter stehn undandächtig durch das offneThor hineinschaun und beten;ein reizendes Bild.
Parallele zwischenReimszwischen
, St Denis, AmiensVon diesen dreien ist St Denisals Stadt die weitaus un-bedeutendste; sie ist halb eineArt Armenviertel das sichum eine berühmte Kirche ange-klebt hat, halb eine vorge-schobene Pariser Vorstadt, wieBellville, oder Montmartre, oder La Vilette. Die Straßen eng,schmutzig, von Architektur keineRede, nicht mal das Pittoreskedes Drecks. Die Boulevards(langweilig) kommen nicht inBetracht; alles ist Cathedraleund Maison imperiale. Reims ist ungleich bedeu-tender, hübscher, reicher; jenesist Faubourg, Appendix, odervorgeschobener Posten einerRiesen-Hauptstadt, dieses istselber eine Hauptstadt, wennauch nur einer Provinz. Neun-zehntel alles Interesses fällt auchhier der Kathedrale zu, eine be-merkenswerthe Architektur fehlt undwas von Stattlichkeit da ist (wieder Place royal mit Louis XV)ist weder bedeutend noch eigen-artig; dennoch wirkt das Ganze gut, angenehm, was man vonSt Denis nicht sagen kann. Amiens, an Bedeutung hinterReims etwas zurückstehend,ist ihm doch als Stadtbildüberlegen. Es ist viel male-rischer gelegen und steigtvon seiner Citadelle in einer Schräglinie nieder wieEdinburg, dabei in Architekturfreilich mehr an Brüssel erinnernd.Man kann sagen, es ist einin eine Schräglinie gebrachtes oderan einen sanften Abhang gelehntesReims, woraus sich von selbstseine malerischen Vorzüge erge-ben; auch die Somme und diesie begleitenden Kanäle tragendas ihre dazu bei Zwischen den drei Kathe-dralen zu vergleichen, ist sehr schwer. In Bezug aufgroßes Portal und Front-Façadeüberhaupt steht Amiens wohlzurück; St Denis (speziell diePortale
et cetera
etc) ist älter, nochromanisch, Reims ist reicher,wohl auch schöner; an historischenSchätzen ist St Denis uner-reicht, dann folgt wohl Amiens,dann erst Reims; in Bezugauf die Thürme rangirt Reimszuerst, trotz meiner kleinen Bedenken,Amiens hat nur towers bis zumDachfirst, St Denis Thurm isthäßlich; an historischen Erinnerungenkommt erst St Denis, dann Reims,dann Amiens, aber Amienshat in seiner ganzen Erscheinung etwasEinheitliches (wenn es auchnicht überall der höchsten Schönheitentspricht) das St Denisgewiß nicht hat und Reims doch kaumin dem Grade.
Mittwoch d.
dender
26.April
Früh auf. Rechnung bezahlt;83 Francs, wenigstens 20Francs zu viel, mais celane fait rien. Um 9erschien der General und brachtemir einen Empfehlungsbriefnach Dieppe. Um 10 aufden Bahnhof. Abfahrt 11Uhr. Ankunft in Rouengegen 4. In vierStunden, von 4 bis 8alles abgemacht; aberPferdearbeit. Erst Eglise Maclou (?)dann St Ouen, dann clock-tower, dann Palaisde Justice, dann das„Hôtel“ mit dem räthsel-vollen Namen, dann dieStatue Napoleons I, dannder Jeanne d’Arc, danndie Cathedrale, dann Boil-dieu (es ist hart für dieweiße Dame so schwarzangestrichen zu werden),dann Bozencourt, Kirche,Kirchhof, Blick, dann zurück,dann die Cafés am Quai,dann Corneille auf derBrücke (Inselpfeiler) dannder Rundthurm, (wie zuSalzwedel der Gasthurm)drin die Jungfrau gefangen saß, dann „à la garede Dieppe.“ Die Stadt ist entzückend,ganz Residenz, an vielesanklingend und doch selbst-ständig. Ihre kostbareLage sieht man am bestenvonBosencourt‹Bonsécours›. DieSeine, von Bergen zu beidenSeiten eingefaßt, bildetein breites, herrliches Wiesen-thal. An einer Stellewird die Hügeleinfassungdieses Thals von einerQuermulde, einem Quer-thal, durchbrochen undan der Stelle wodies Querthal in das Hauptthal einmündet,liegt Rouen, mitseinem Fuß an derSeine und von dieseran an verschiednen Hügel-oder Bergwänden ansteigend,die ohnehin malerischeMasse, überall von gothi-schen Thürmen, die alleden specifisch-normannischenStempel tragen, unter brochen. Der Fuß der Stadt,die Parthie an der Seine,ist entzückend. Hier habenwir den breiten Fluß-quai, den alle Hansastädtevon Danzig bis Antwerpen aufweisen, man könntesich hier und dort nachStettin versetzt glaubenoder Rostock, wenn manes zugleich verstünde diedoch meist inferiore Giebel-welt jener Städte in hohe,elegante Flachdach-Bautenzu transponiren, die überallan Paris, an Nancy, anBrüssel erinnern. Hier ist das reizendste,eleganteste Leben, in demsich die Zauber von Quaiund Boulevard vereinigen.Die verschnittenen Linden-bäume, die breitenTrottoirs, die Cafés, die glänzenden Verkaufsläden,die newspaper dealer,die eleganten Fuhrwerkedes Boulevard-Lebens undzugleich die Schiffe,die piers, die Anlagen,die Wasser Treppen, die Dampfer,die Theerjacken, und selbstder Theergeruch des Quai. Halb Paris, halb Ant-werpen – dies wärevielleicht das richtigsteund doch kommt noch einandres hinzu, ein drittes,das doch den vollstenZauber leiht, ein englischesElement, das aber vielleichtnicht von England entlehnt wurde, sondern das hieroriginirt, das hierursprünglich zu Hause war,das Normannische. In denalten Kirchen ist diesunzweifelhaft der Fall,in Maclou, St Ouen, derCathedrale, in dem Rundthurmdrin die Jeanne d’Arcsaß. Dieser ist ganz wieder Eltervater des roundtower zu Windsor; imUebrigen wie ein modernerGasthurm; dabei kein Fenster;nur ein einziges, wie eineKanonenluke groß, sichtbar.Die Fortsetzung siehe5 Blätter weiter,hinter Dieppe.
Das Ganzesehr anHeringsdorferinnernd. Auchzu Beginn der Schluchteinzelne Landhäuser.Kleid und einemmodernen hübschenMantel von roth-karirtemschottischenStoff.Das Haus ist in rothem Back-stein gebaut, mit gelber Ecken-einfassung. Die Dächer von Schiefer.Das Ganze stattlich, ziemlich windgeschützt, Blick in die Landschaft undBlick aufs Meer. Dennoch machtdas Ganze mehr einen wohl-habenden als einen künstlerischenoder poetischen Eindruck. Es fehltWald, Gartenanlage, Blumen, Ranken-gewächse, wilder Wein, Hühnerhof,Pfauen etc. So ist das Ganzedoch eigentlich steif und langweiligund architektonisch auch nicht vielwerth. Im Innern vielleicht reizend. Man muß bei Dieppeeinen eigentlichen undeinen fashionablen Theilunterscheiden, einen Theilfür die Fremden und einenTheil für die Bewohner, einenVielleicht 1000 Schritt mehr nach Dieppe zu, begegnete mir ein Paar, dasauf diese Villa zuschritt; ich glaube, es war
uFrau. Er, dem Altenetwas ähnlich, stark verdünnter Mohrenkopf, stattliche Figur, die Allüreneines Officiers in Civil; sie, nicht schön, aber sehr pikant, in dunkelviolettem Theil der Hôtels und einenTheil der Häuser. Dieser letztre liegt weiterzurück. Er hat den Binnen-hafen, in den die Schiffe mitder Fluth einlaufen, denPlatz an der Kathedrale mitder Statue des Du Quesneund die Cathedrale selbst. Hierim Innern sind auch die Cafès,die Läden, die Librairies,die Elfenbeinschnitzerei-Geschäfte.Du Quesne ist frisch, fröhlich,frei, ein bischen Lord ByronAttitude, aber hübsch, frank,seemännisch-poetisch und inso-fern die Lord Byron Attitudeerlaubt; ein schönes noblesProfil, dazu die entzückendeTracht Karls II. und Jacobs II. Frank und frei, aber nichttheatralisch; insofern der Corneille-Statue auf der Brücke inRouen vorzuziehen, dieeben etwas Theatralisches hat. –Die Kathedrale ist entzückend.Man kommt aus der Bewunde-rung nicht heraus und zuletzt hörtman eben auf zu bewundern.Man sagt sich: wie jeder heutigeDurchschnitts-Architekt einenViadukt, eine Bahnhofs-Halle,einen Tunnel, eine Sömmering-Bahn bauen kann, so konntendie Durchschnitts-Leute von damalsgothische Dome baun. Es lagin der Zeit. Es war Mode.Das Rezept war da. Manwußte „how to do“. DasRezept ist uns verloren gegangen, die Tradition ist unter-brochen; aber es ist nichtanders, wie etwa daß wirden satten, vollen Ton derGlasfenster nicht mehr heraus-kriegen oder nicht mehrin Holz oder Stein schnitzenwie Veit (?) in UlmAugs-burg oder Hans Brüggemann oderGubichon (??) in Amiensoder Rouen. Man muß sichdarüber nicht überschlagen,wie man anfangs geneigt istzu thun; erst die ungeheureFülle der Erscheinungen machteinen wieder ruhiger. –So nun auch hier in Dieppe.Wer erwartet hier etwasin der Kirche. Und doch istsie nicht nur schön wie alle, sondern gesellt auch manches Eigen-artige zum Schönen. DieKapelle, zu beiden Seiten der Seitenschiffe, sind durch gothische Stein-schirme abgeschieden, so daßvöllige stalls entstehn; allePfeiler tragen auf ihrenbreiten Flächen Bilder; dieKnotenpunkte der Kappen undGurte
also woin Henry VII Chapel dieTromben sitzen, sind vonganz eigenthümlicher, höchstpittoresker Construktion undman freut sich daß dieLeute unbefangen waren,noch machten wassie wollten, ohne sich denKopf darüber zu zerbrechen,was ein Oberbaurath oder meinCollege Ludwig Pietsch indieser Zeitung darüber sagenwird. – Das Schönste wasichhier erlebte war aberein Zufälliges. Ueber demOrgelchor ist ein großesRundfenster (mullion) inbuntem Glase. Vor diesemstand die Sonne und je nachdemsie nun in ihrem Fortschreitendie blauen, rothen oder grünenGläser traf, goß sie übereinzelne Pfeiler und besondersüber die Kanzel ein wunder-bares, immer wechselndesLicht aus. Es war alswürde die Kirche abwechselndin allen Farben bengalischbeleuchtet. Gradezu zauber-haft. Dies ist das alte, das eigent-liche Dieppe, das Dieppe derDiepper. Das Dieppepourles etrangers, pour les Anglais„for the foreigners“, bildeteine Art Deckblatt desUebrigen; eine angeklebteelegante Front. Zwischenzwei Kreideklippen, dievielleicht 2000 Schritt voneinander entfernt liegenzieht sich eine Hôtel-Straße,vor dieser eine Wiese mitKiesgängen, vor dieser dasMeer. Auf diesem, inder grünen Farbe des Kanals,Boote und Steamer allerArt. Das Ganze entzückend.Auf der Wiese spieltedie Musik der 40 er. Die 40 er ein glänzendes Regiment.Jeder Mann trägt die Sig-natur: ich bin von den 40ern.Sie müssen aber auch schonvorher gut ausgesucht gewesensein. Sie zeigen, Mann fürMann, eine militairische Haltung,Energie, und Füsilir-Keckheit,die man selbst bei der Gardeund dem Gardefüsilir-Regiment,an das sie erinnern, insolcher Durchschnittshöhe nichtfindet. Eine Elite-Truppe. Bei Tisch die Begegnungmit dem sächsischen Offizier,mit dem bairischen Chevaux-leger, und mit dem Arzt-Corps aus Königsberg und ihrenDamen. Briefe zur Post. Spatzier-gang am Strande. In das Café de Rouen. Dannnoch in eine zweiteKirche, vielleicht die ältre,weil das große Schiff biszum Transept nochauf schweren normannischenSäulen (wie Tower undWaltham Abbey) ruht,auf die erst – auch wiein Waltham– der gothischeSpitzbogen später aufge-setzt worden ist. Sonstschien mir diese Kirche nichtsbesonders Schönes oder Be-merkenswerthes zu enthalten. Um 7 12 zum Bahnhof. KeinZug nach Amiens, nur nachRouen; also wieder in meinHôtel royal zurück. Ich schreibedies und draußen schäumt und braust dieSee. Entzückend.Siehe 5 Blätterweiter vor. Fort-setzung von Rouen. Fort-. Diese Kirchen in derNormandie, besonders die dreiin Rouen, aber auch diezwei in Dieppe, haben einenganz besondren Zauber und ichbin noch nicht recht dahintergekommen woran es liegt.Ich will es versuchen. DiePfeilerbündel, der ganze Auf-bau, wirkt schlanker, masten-artiger, palmenwaldartigerund dadurch graziöser und phan-tastischer und phan- wie die Cathedralenin St Denis, Reims, Amiens.Ferner sind die Seitenschiffe,nach meiner Meinung, erheblich schma- ler, was den Eindruck desGraziösen sehr steigert; drittens(und vielleicht hauptsächlichst) sinddie Seitenschiffe alle derartgebaut, daß durch das Quer-schiff die Gesammt-Pfeiler Ave-nue nicht unterbrochen wird.In den 3 großen Kathedralentheilt sich auch die Avenuedes Seitenschiffs in 3 Theile;man sieht bis zum Querschiff,dann das Querschiff, dannvom Querschiff in den Chor-umgang hinein, der häufignoch dazu nach hintenzu eine Fläche statteiner Curve, eines Kreis-abschnittes zeigt. Dadurch geht die Gesammtwirkung dieserschönen Avenuen verloren,eine Wirkung, die durchdie Schneidungen, die inFolge der Curvender Pfeiler am Chor oderChorumgang entstehn, nocherheblich gesteigert wird. Gradedies aus der Curve alspoint de vue malerischherausgeschnittene Pfeiler-und Spitzbogenstück, wirktjedesmal bezaubernd. Ichglaube, daß ich in diesenDingen richtig gesehnhabe, und daß es nichtblos daran liegt, ob dieSeitenschiffe und das betreffende Stück des Mittelschiffs mehroder weniger vollgestopft sind; dennbeispielsweise Reims undAmiens haben an dieserStelle gar keine Monumentedie die Gesammt-Vue unter-brechen könnten. Die Jungfrau (La Pucelle)wurde erst – Nähres weißvielleicht General v. Strubberg –in einem alten Schloß beiSt Valery (bei Abbeville)gefangen gehalten; dannkam sie nach Rouen inden Rundthurm; auf demWege zum Richtplatz betetesie in St Ouen; auf demPlace de la Pucelle (??) wurde sie verbrannt. Dort stehtdie schlechte Statue, auf einemPostament, das die Form einesausgeschweiften Dreiecks hat.Sie selber sieht aus wie dieMagdalenen und mitunter auchdie Marien aussehen aufAltarbildern aus dem Anfangdes vorigen Jahrhunderts. Dochist dieser Ausdruck relativ mä-ßig und decent. Bedeutungsvoller-weise ist ihr die rechte Handbis zum Knöchel und der Griffdes Schwertes abgebrochen. Neben den Pucelle-Erinnrungensind es Guillaume-Le-Con-querant-Erinnerungen, dieRouen auszeichnen. Bei St Valery (Abbeville)ist die Stelle, wo er sich ein-schiffte, um drüben bei Peven-sey zu landen. In der Cathe-drale (?) ließ er den Haraldschwören, auf die KroneEdwards the confessor zu ver-zichten; beigesetzt ist er inCaen. Es scheint, daß dieNormannenkönige alle nochin Frankreich ruhn. In derCathedrale befindet sich fernerder Grabstein, mit seinem Stein-bilde darauf, von RichardLöwenherz, neuerdings restau-rirt; als Pendant (modern,das alte wahrscheinlich zerstört)das Grabdenkmal von RichardsBruder, ich glaube .....Maurice. Hiermit, so scheint es aber,schließen, die Normannen-Sou-venirs ab. Es ist zu langeher. Ueberall (mit Ausnahmevon Charlemagne in Aachen
et cetera
etc)sind die Souvenirs aus demJahre 1000 gering. Die Kathedrale hat abernoch andre historische Erinnerungen,namentlich zwei wunderschöneGrabdenkmäler
der der Gemahl der schönenDiane von Poitiers, GeliebtenFranz I (?) oder Heinrichs II. (?)war. Als sie seine Gattinwar, war sie strammweg die Geliebte des Königs. Dashindert nicht daran, daß sie hierin Stein höchst ehrsam trauert.Das Monument ist vorzüglich.Auf dem Sarkophage liegtder Marquis de Brèze (soähnlich) todt; oben auf sitzter in Ritterrüstung auf einemgerüsteten Pferde und turnirtmit eingelegter Lanze, oderreitet zur Schlacht. Nebendem Todten steht links dietrauernde Diane, rechtsder Bruder oder der Vaterdes Marquis. Das Ganze sehreigenthümlich und sehr schön. Dieschöne Diane erscheint alseine ansehnliche Frau, aber nichtsehr hübsch; der Kopf in einer Art Trauerkaputze steckend.Seltsam alle schönen Weiber,die uns historisch als entzückendund verführerisch überliefert werden,sind in ihren Bildern meistnur Durchschnitts-Schönheiten.So beispielsweise: Anna Bulen,Diane von Poitiers, NellGwynn, die Lichtenau, selbst Maria Stuart.Bei dieser letztern muß manübrigens einräumen, daß – aufden wenigen ächten Bildern – einganz eigentümlicher Zauber umsie her ist, den man nichterst hineinzutragen braucht. Dieeinzige wirklich schöne Frau, wosich Ueberliefrung und Bild decken,ist die Königin Luise. Auf dem andern, nochviel größeren Denkmal knieen und beten die Cardinäle inLebensgröße. Ich glaube es istdies dasselbe Denkmal, wodie kleinen Frauenköpfe (inKaputzenumrahmung) voll Schön-heit und entzückendem Aus-druck angebracht sind. Oben, hoch an der Decke,hängen mit ihren goldnenQuasten die Cardinalshüteder Cardinäle ..... undCambacères, der beiden zuletztgestorbnen. Zwei sind immeroben; stirbt nun ein dritter,so muß jener erste hinaus undder Hut des neu-verstorbe-nen wird aufgehißt. Das Palais de Justice,von dem so viel gemachtwird, kann sich mit den Rathhäusern in Brabant undFlandern gar nicht vergleichen.Es ist doch nur eine gedrückteGothik, die hier und dort Rocco-cohafte, jedenfalls keine besondersedlen Formen annimmt; an denFenstern zeigt sich die Tudor-form. Die verschiednen Sitzungs-säle sind ziemlich langweilig und leistenetwa dasselbe wie das BerlinerRathhaus. Intressant und schönist die Holzdecke eines großenSaales, der roth und mit goldnen Bienengeschmückt ist. Es sind sechs-eckige Figuren angebracht, dieso nebeneinanderstehn, daß die Zwischen-räume (vertieft) auch ein Sechs-eck bilden aber ein unregel-mäßiges. Intressant istnoch das kleine Zimmer imRundthurm, was zu ZeitenLouis XII. und ich glaubeauch Franz I. Berathungszimmerfür den Staatsrath (??) war.Bedeutend ist la salle desprocureurs, eine kolossaleHalle, die nicht wenig andie Westminster-Halle erinnert,ein einfaches, aus Eichenschin-deln getäfeltes Dach (Decke)die Wände selbst wenig orna-mentirt, an der einen Schmal-wand eine große Statue desCorneille. Das Hotel de Ville istganz unbedeutend; desto intressanterder clock-tower, der zugleichein Straßenportal bildet wieTempel-Bar in London.An diesem Portal ist die Uhr. Die Hauptsache aberist die Hautrelief-Arbeit,ich glaube in Sandstein, dieden Innenbogen schmückt.Es gehört dazu eine lateinischeInschrift, die etwa lautet: Ani-mam suam donavit ovibussuis. Es ist eine großeHirtengestalt mit dem Hirten-stab, dazu Landschaft und wei-dende Schafe. Es scheint mirChristus mit seiner Herde zu sein.Hier aber heißt es: es seidie Personifikation von Rouen(berühmt durch seine Schafzucht,Wolle
et cetera
etc) und wolle nichtsweiter sein. Dies glaub ichnicht. Jedenfalls ist es danndoppelsinnig gemeint. Sehr intressant ist das Hôtelde Bourgtheroulde mitseinen seltsamen, nur nochhalberkennbaren Sandstein-Reliefs, von denen dieobre Reihe der biblischenGeschichte, die untre der Ge-schichte Heinrichs VIII. und Franz Ianzugehören scheint. DasGanze malerisch, abenteuerlich. Die Corneille-Statue aufder Brücke ist eine guteArbeit, nur in der Haltung einwenig zu theatralisch; dergroße, gedankenhafte Dichtertritt einem doch nichtgenugsam entgegen. Bliebe noch übrigder Hügel und die Kirchevon Bonsecourt. Manfährt einen Schlängelweg hinauf(wohl 60 oder 80 junge Cleriker,angehnde Geistliche von 20–22Jahren, begegneten mir) durcheine Art Vorstadt. Oben hat man allerdingseine entzückende Aussicht: dasbreite, fruchtbar Seine-Thal,der Fluß mit seinen Inselnin und außerhalb der Stadt,die Berge hüben und drüben,die malerisch an den Hängen und an der Mündung der Querschlucht gelegeneStadt, – die Schönheit, dieEigenthümlichkeit, der Reichthumdieses Stücks Erde erschließtsich hier auf einen Blick. Esist eine Hauptstadt, und die Bedin-gungen dazu wurden von der Natur reichlich gegeben.Sehenswerth wie der Blickvon hier oben ist die Kirchevon Bonsecourt; vielleicht istsie’s selbst mehr, als der Blick.Denn „schöne Blicke“ giebt esüberall; diese Kirche ist aber,meines Wissens, ein Unicum.Zunächst ist sie eine modernegothische Musterkirche, etwawie die Aukirche in München,um zu zeigen: wir könnendas auch noch. Vielleichtaber existirt keine Kirche,nach meiner Kenntniß gewißnicht, wo man die Poly-chromie so durchgeführt hatwie hier; man kann sagenes abondirt alles in satterFarbe, es schwimmt, es trieftdavon. Ob dies das Höchsteist, mag dahingestellt bleiben.Mir scheint es zu viel. Manhat nicht Maaß gehalten. Einevöllige Dämmrung herrscht inder Kirche bei hellem Tage.Alle Fenster haben tiefe, satteFarben und so das ganzeInnre. Die Decke ist blaumit Sternen; die Gurte undCannelirungen roth mit Gold(nach dem Vorbilde in Amienswovon ich dort gesprochen);die Pfeiler sind von einerFarbe die ich vergessen habe,ich glaube rothbraun, und die4 Säulenstäbe an diesenPfeilern sind roth, blau,grün; alles mit Gold über- laden. Es ist völlig mau-risch; wer jemals in diemaurische Kuppel im AlhambraHofe zu Sydenlaam eingetretenist, wird wenn er Bonse-court sieht, durch die Aehnlich-keit überrascht werden;dort Hufeisen-Bogen, hierSpitzbogen – c’est ladifference. Wenn mandie in einem wunderschönengrauen Ton gehaltenen Kirchenvon Rouen aber gesehen hat,sollte man doch meinen,eine Kirche könnte dieses Farben-schmucks entrathen, sollte es;die bunten Glasfenster, für dieich unbedingt bin, thuen nach derfarblichen Seite hin genug; schon die blauen Decken mitGoldsternchen thuen des Gutenzuviel, denn hat manerst angefangen, wo willman aufhören. Von besondrer Schönheit (diessei noch nachträglich bemerkt)ist die große Façade der Cathe-drale zu Rouen; vielleichtwar sie ursprünglich bescheidnerintendirt, aber dadurch daß diezwei großen flankirendenThürme, darunter la tour du boeufan die vielleichtschon fertige Kirche heran-rückten, entstand eineFacade von unverhältniß-mäßiger Breite und ent-sprechender Mächtigkeit.
R.?Ah, dat is en Franzos. Nein. Datweet ich nich. Aber Sie werdendoch Ihre Generale kennen. WissenSe et sind zu viele. Da is erstGeneral v. Goeben, Excellenz, General v. Kummer,Excellenz, Brigadegeneral v. Strubberg; ne, lieber Herre, et sind zu viele.Damit trennten wir uns. Ich fand ihn nun aber noch. Nahmeine Karte, schrieb einige Zeilen und bei dieser Gelegenheit ließich dies Notizbuch liegen. ZuHause kleiner Schreck. Die Leserdieser Ztg wären wenigstens umdiese Briefe gekommen. Ich dachtean Dieppe. Endlich fiel mirsein. Also hin. Ich fand einenGefreiten, der bei der Lampe las und erkanntemein kleines Buch. Er entschuldigtesich in einer sehr angenehmenWeise, verbindlich aber nichtüberschwenglich, etwa so,daß er es vor seinem Gewissenwohl verantworten könne, wennauch nicht vor seinem Anstands-gefühl. Ich versicherteihm, daß ich das Ganze als eingutes Omen ansähe, daß sich schonjetzt ein Leser gefunden habe. Vielleicht hab ich seine Haltung auch überschätzt. Er trug eine Brille. War alsovielleicht das gebildetste wasman in Preußen sein kann, einReferendarius. – Früh zu Bett. Endlich mal fest und gut geschlafen.
Sonnabend d.
dender
29. April
.Früh auf. Fahrschein vomGeneral v. Ruville erhalten.Etappen-Flegeleien. Ich lobemir die Franzosen. Der Deut-sche ist mitunter fein; vonNatur ist er ein Ochse. BeimBanquier Geld gewechselt.Nach dem Platz hinterm Domum „Pierre, l’Eremite“ zusehn. Diese Statue zählt zuden beßren. Er ist auf-gefaßt als ein predigendund rufend durch die LandeSchreitender. Die Linke liegtauf der Brust; in der Rechtenhält er das Cruzifix empor;man sieht, er predigt, erruft, und schreitet weiter. Dies siehe 3 Blätterweiter.
Stellenkommentar
Lageplan; Zitadelle von Ham.
GroßerRundthurmWall.Wasser.Dossirung.Garten amFuße der Dossirung.X----X
Stellenkommentar
Lageplan; Zitadelle von Ham.
Diese 3 Fensteran der Eckewaren seineigentlichesZimmer. 1 Treppehoch. UntenEibenbaum die ergepflanzt; Flieder-gebüsch und Beetedaneben unddavor. 6 Mann Wache; vorn 30 Mann; 2 Mann vorseiner Thür. Dr Conneau. Badinguet. Diebeständigen Gefahren
Dzeb.1870 in der Schlacht beiSt (?) Querieuxgetroffen vondurch durch 2 Schüsse durch die Brust aufdem Felde der Ehre fiel. Gemeldet von seinemihn nie vergessenden Cameradendes 9. Corps. 5. Rhein-Inf Regits No 65.Oben drüber ein Grab, amGrabe ein Füsilier, vordem Grabe eine Cypresse, hinterdem Füsilir im Busch.
Wie wenn der Sturm aus
Aeols Höhle fährt.
Und heulend Staub in finstre
Wirbel dreht
Dem Himmel schwärzt, dem Sonnen-
strahl es wehrt
Die grüne Flur mit Stein
und Kies besät
So tobt der Feind. So wüthend
füllt sein Heer
Die Luft mit Dampf, die
Felder mit Gewehr!
Und das Land aus tausend
ehernen Röhren
Läßt sich weh- und
trauerbringend hören.
Der schele Neid trieb
übermüthge Schaaren
Aus Nord und Süd heraus;
Und schickt des fernen
Afrikas Barbaren
Um uns zu x---x aus.
Doch des kecken feind-
wilde Fluthen
Hemmt Wilhelm durch seines
Heeres starken Arm
Zerstoben ist wie Spreu
der wilden Horden Schwarm
Und muß jetzt aus Bauches
Wunden bluten. –
Auch Du bist nicht mehr etc.
Der 65 er Leutnant in der Ruine zuBoves heißt Walker. (Siehe 3 Blätter weiter vor)ist gut gedacht und gutausgeführt; aber der Kopfist verfehlt. Er ist flach,ohne tiefre, selbst ohne jedeleidlich charakteristische Auffassung.Dies ist der herkömmliche, an-ständige Apostelkopf, aber esist nicht Peter der Eremit;von Ascese, Fanatismus, keineSpur, und insoweit ist dieArbeit verfehlt. Etwa um 11 Abfahrtnach Ham. Ankunftetwa 1 Uhr. In die Stadt.Das herkömmliche Drecklochaller Länder. Ins Hôtel deFrance. Hier traf ich, als Vor-sitzenden seiner Tafelrunde,Major v. Bastineller vom 65., Comman-danten von Ham. Ich überreichte mein Empfehlungsschreiben undnahm Platz. Angenehm geplau-dert; Küche mäßig. Geschichtevom Obersten v. Krohn. DieQuastsche Geschichte ist so: InDorf oder Stadt kommt es vor, daßein Preuße erschossen wird. Erläßt die Notablen zusammentrommeln,da der Thäter nicht zu ermittelnist. „Wählt 3 aus, die ich er-schießen lasse; wo nicht, ihr alle“.Die 3 werden ausgewählt und müssensich ihr Grab graben. Nun werden die andern gezwungen, aufdem Bauch liegend, und mit erho-benem Kopfe, Zuschauer derFusillade zu sein. Furchtbar! Einandermal sieht er einen Blaukittelin einem Walde. Natürlich Franc-tireur. Ohne Weitres Jagdgemacht. Der biedre 24er pirschtden Blaukittel, man schießt ihn nieder. Als die andern des Wegeskommen, sitzt der 10jährige Knabedes Blaukittels weinend an derLeiche des Vaters. Sie waren inden Wald gegangen, um Reisigzu suchen. Solche Dinge hater zahllos geleistet. Einfachverrückt. Um 2 12 mit dem Major indie Citadelle. Alter Bau; dieRundthürme aus Quadern sehralt, dann mittelalterlich mitBacksteinmauern befestigt, danndurch Vauban corrigirt. Fürjetzige Verhältnisse eine Null,die der anliegenden Stadt immernur Verlegenheiten schafft. Es ist im Wesentlichen einHäuser-Viereck, mit Wall, Graben,Zugbrücke, Portal. An dreiEcken befinden sich alte Rund-thürme; andre, neure Thürme, die nur Ornament sind, überragenhier und da den Bau. Inder Mitte des Hofes steht eineFreiheitslinde, nicht wie dieunsrigen 1813, sondern 1793gepflanzt und zwar durch einenDeputirten (wahrscheinlich des
betreffenden
betr.Departements). Der Hinterflügelbesteht aus zwei Häusern. Daseine davon ist das Napoleon-Haus,wo er1838 (?) gefangensaß. Unten Wache von 6 Mann.2 Mann auf dem obren Flur. 30Mann vorn im großen Wachlo-kal des Portals. Im Ganzen inden Kasernenräumen 500 Mann;dennoch kam er frei. Erhatte hier eine Liebschaft mit einerHammenserin, die der jetzigeErzbischof von Paris, damalsGeistlicher zu Ham, eingeleitetund protegirt haben soll. Es giebt 2 Söhne aus dieser Liaison. Einerist Generalkonsul. Sie führen denNamen der Mutter. Er arbeitetehier bekanntlich viel. Mit ihmwar
Dr Conneau. Er hatteeine ganze Wirthschaft. Sechs Räu-me; die Zeichnung ist richtig.Das Haus hat eben dieseForm
Stellenkommentar
Gebäudegrundriss; Napoleon-Haus in der Zitadelle von Ham.
, so daß dieVorderhälfte vier, die Hinter-hälfte nur 2 Zimmer hat. Allesin Backstein; ganz ordinairesHaus, ohne Styl oder Ornament.Die Festung selbst hat überallOrnamente namentlich am Portal und zwar
Stellenkommentar
Vorderansicht (Ornamente); Ornament in der Zitadelle von Ham.
eine Mönchskorde an dereine Quaste hängt. In diesem einfachen Backstein-kasten bewohnte der Prinz dieobre Etage. Er arbeitete viel.„Idées Napoleoniennes“ etc. Hinter dem Hause, schon in halber Höhedes Walles, hatte er einen kleinenGarten, den er bebaute. Nochsind die Hecken sichtbar und inihrer Mitte ein schöner Eibenbaum(Taxus) den er gepflanzt habensoll. Es ist zweifelhaft. DerBaum ist für 30 Jahr zu schönund zu stark. Er hatte auch eine Küche, alsoeigne Menage. Dies war, nachdem wie ich die Küche von Ham kennenlernte, ein Glück für ihn; esist fraglich ob er das Hotel deFrance überstanden hätte. Die Befreiung geschah durchBadinguet. Maurer oder Stuck-arbeiter. Er nahm die Mulde aufden Kopf und passirte Thür, Treppe,Hof, Portal. Vier-, fünfmal wurder scharf angesehn; einmal, alsdie Mustrung zu scharf wurde, ließer die Pfeife fallen und bückte sich,um sie wieder aufzuheben. So kam er durch. Draußen stand der Wagender ihn nach St Quentin und bis andie Grenze brachte. Dr Conneauplauderte inzwischen immer in dasleere Zimmer hinein, um glaubenzu machen, der Prinz sei nochgegenwärtig. Später hat dann Louis Napo-leon mehrere der am 2. Dezemberverhafteten Generale hierher geschickt: Canobert, Lamoricière, Changvièr;diese Namen müssen verificirtwerden. Im Januar
des Jahres
d. J. wurde dannHam noch mal berühmt durchdie Telegraphen-Abtheilung, die sichhier in die Festung zurückzog, abernach 24 Stunden etwa kapitulirenmußte. In der Küche hat sich der Poetder 65 er nun verewigt. Bald nach 4 Abfahrt vonHam in einer zierlichen voiturenach St Quentin. Es sind nur 5 Lieues, also 2 12 Meile.Der Weg führt durch höchstfruchtbare Gegenden. Alles bette-rave-Felder; Zuckerfabriken; ganzwie am Oderbruch hin, woran esvielfach erinnert. Auf derletzten Meile führt der Weg geradeüber das Schlachtfeld vom 19.Januar. Es ist etwa so:
Stellenkommentar
Lageplan des Schlachtfelds; Schlachtfeld bei St. Quentin.
Faidherbe stand etwa einekleine Meile in westlicher Frontvon St Quentin. Seine Aufstellung war ein Kreissegment zwischen denbeiden grandes routes. DieDörfer und namentlich die Wäldchen,die hier lagen, hatte er besetzt.Goeben griff in 5 Hauptstrahlenauf allen möglichen Wegenan
Die Franzosen wurden bei diesemlebhaften, geschickt eingeleiteten, con-centrischen Vorgehn rasch vonPosition zu Position geworfen;nur an einzelnen Stellen hieltensie sich länger wie inEteillers und namentlich wohl amKirchhofe von Savy. Faidherbeleitete das Ganze vom Windmühlen-berge hart am Wege aus, woer einen guten Überblick hatte. Alle unsre Truppen waren an diesemTage brillant; auch die 3. CavallerieDivision zeichnete sich am linkenFlügel aus und machte vielesfrühre wieder gut. Die beiSavy Gefallenen siehe einige Blätterweiter. Faidherbe wollte hier nichtvorgehn; er wußte, daß er esseinen Truppen nicht zumuthenkönne. Bei Amiens (an der Halue)hatte er am 23.
Dzeb.sehrgeschickt operirt; die Positionwar brillant, der Rückzuggesichert in sein Festungs-Mauseloch hinein. Hier, bei St Quentin, hatte er weder eine gute Position,noch einen guten Rückzug. Dasganze weite Feld ist eigentlicheine einzige große Pläne,die kleinen Mulden kommennicht in Betracht, überall sind dieSiehe Daily News Frontangriffe entweder verhält-nismäßig leicht oder Umgeh-ungen ohne Schwierigkeit zumachen. Er hatte nichts alsdie Dörfer und die kleinenWälder. Beides nutzte er aus,aber da man alles tournirenkonnte, hatte er nicht vieldavon. – Halbaufgelöst kamsein Heer in Lille an; gleich-zeitig Gambetta. Die Mißstimmungdie dieserhier vorfand, hatteEinfluß auf ihn und brach zumTheil seine Kraft. FaidherbesArmee bestand zum Theil ausbrillanten alten Soldaten,zum Theil aus Schund. Miterstren operirte er, die letztrendienten als bloße Coulisse. Daherkam es auch, daß er seine relati-ven Erfolge, wie beispielsweise am 23. Dezember und späterbei Bapaume nicht ausbeu-ten konnte. Wenn die gutenSoldaten erschöpft waren, hatteer nichts mehr in Händen, umzur Offensive überzugehn. In Vaux (so erzählte der Kutscher)wurden 3 Häuser zerstört; imGroßen und Ganzen scheint der Kampfin diesen Dörfern nicht bedeutendgewesen zu sein; man sieht wenigoder keine Kugelspuren. Etreillersund Savy sind große Dörfer, abersehr verschieden, ersteres malerisch,complicirt, ärmlich, letztreseine stattliche Häuserlinie, wohl-habend, hübsche Kirche, hübscher,etwas hochliegender Kirchhof. Aufdem Kirchhof, Cypressen, Pappeln,Strauchwerk, viele Grabsteine,dazu die neuen Gäber und dasumgestürzte Kreuz in der Mitte. Der Kutscher, der mich fuhr,war halb Original halb Imbecile, aber doch mehr vomletztren. Er hatte Einquartirungund hatte sich deshalb einebesondre Art von Preußen-Unter-haltung zurecht gemacht, in derseine Finger die Hauptrolle spielten;dann kamen die Hauptwörter unddie Worte bon, caput, nix.Er machte mich mit seinerPräcision, mit diesem lapidarstenLapidarstyl zuletzt ganz nervösund ich wünschte mir die richti-gen Franzosen zurück, die ihreUnterhaltung nach dem Wasser-sturz-Prinzip machen. Neunzehntelgeht verloren, aber es bleibt dochimmer noch was übrig. Dieser abersagte nur: bon cheval, bon con-ducteur, bon Saxon, bon Francais.Le patron là riche, très riche, mais caput.Man denke sich diese Conversation drei Stundenlang. Auch der Lapidarstyl hatseine Grenzen.
Wilh: Muth65. Regiment. Ruhestätte für 7Deutsche und Französische Kriegeraus der Schlacht bei St Quentin19. Januar 1871. (71) In der Mitte der Kirchhofsein Fundament und draufein großes Holzkreuz miteinem Crucifix und Inri. DasHolzkreuz ist umgeworfenund liegt in einemNesselbeet. Der Christusfort. Nur das Inristeht noch dran. erzählte)
Mr. Dumas fils von Pay herüber-gebracht hatte, um das Grab seines Vaterszu schmücken. Dies ist rührend und schön. InFront des Giebels sind verschiedene kleine Katenangebracht, mit Huldigungsgedichten; die meistensind durch den Theer unlesbar oder fast unles-bar geworden, nur eines war noch lesbar.(Siehe die andre Seite). Der Kirchhof, mit vielenSteinen und Grabkreuzen geschmückt, die gothische Kirchean seiner rechten Flanke, ist sehr hübsch,nach vorn hin von einer Mauer, fast vonlebendigen Hecken eingefaßt. Diese hindernetwas den Blick; aber wenn man auf einen der höhrenGrabsteine steigt, blicktman auf das Meer. Ein Grabdenkmal konnte noch nichterrichtet werden und so gewährt das Grab einenseltsamen Anblick, dadurch freilich um so interessanter.Man sieht nämlich auch kein Grab, sondernüber dem Grabe, da wo man sonst einengrünen Hügel sieht, steht hier ein großeraus Brettern zusammengenagelter, mit Schiffs-theer angestrichener Kasten oder Ver-schlag, halb wie ein Sarg halb wieein Schuppen. Auf dem giebelartigen Dachdieses seltsamen Baues lagen Massen von Flieder-blüthen, die drei Tage vorher (wie mir der Küster
1/ Toi dont nous connaissonsles oeuvres admirables,Remplis de tout esprit .......
2/ O toi qui sut créertant d’oeuvres adorables.Je rens sur ton tombeauprier avec ferveur
....
3. Ganz unlesbar
4. Toi, que nous avons tantadmirès sur la terreTon beau nom grandira encoredans l’avenirToi qui joignait l’espritaux vertus d’un bonpèreNous garderons toujours tontendre souvenir.
Kathedrale zu AmiensAuditeQui Ingredimini perPortas Has, ut adoretisDominum. Emundate ManusPurificate corda. Rom. Darunter der altesteinerne Sarg. (Ist deralte eigenthümliche Taufstein)le Chateau de Henri quatre. Es istein ziemlich steil abfallender Hügel, obenjetzt ein Grasplatz mit Bäumen in zweiCirkeln umpflanzt; drei Seiten fehlenganz, nur die Ostseite zeigt noch einigesMauerwerk, am besten erhalten istdas Portal, an der Südstrecke, dasaus besserem Gestein, aus kleinen saubrenQuadern gebaut ist. Richtigerwar es ein hoher Südostthurm, wohlmit den Hauptzimmern, und unter demEingangs Portal. Das Ganze wardie Wohnung der Gabrielevon Estrièn, oder ihrwenigstens zugehörig. DasDorf Estrièn liegtin der Nähe. Das Charakteristische ist der Niederungsgrundzwischen Fouoncamp und Boves, ein Torf-moorgrund der die Somme, Hallue, Selle,Aber etc. begleitet; es ist das Torfmoor das Charakteristischedieser Gegenden überhaupt; es findetdie Operation, selbst am 23. Dezemberals alles gefroren war, war esnicht zu; so daß man nur die Uebergängebenutzen konnte. Der Punkt, der den schönsten Ueberblickgestattet, ist die Ruine von Boves, genannt Die 3. Cavallerie Division hat am 26. einenbesonderen Kampf bei ...Am 27. dringen drei Divisionen vor
Die Westpreußen, nach hartem Kampfe, scheitern beinaham rechten Flügel; in Centrum (Boves
und
uSains)und am linken Flügel reüssirt man und entscheidetdadurch den Tag. Die 30. Brigade nimmt den BahnhofBovesvon , und wirkt bei Wegnahme der Ruinenmit, die vorzugsweise durch die 29. (Reg: 65.
Theater zu St Denis. 19. Lamaison imperiale 20. Hôteldu Cerf und Café de l’Industrie.Namentlich das letztre. Nicht weit vonder Eisenbahn. Drei Eingänge. SechsBillards. Nachmittags-Publikum bis 9 12.Dann verwandelt sich die Scene, einneues Leben beginnt. 21. Derletzte Morgen. Die Schilderung des Hausesund der Familie. In allem Culturund Zerfahrenheit. Das Einzelne derEinrichtung bekundete die hohe Culturdes Ganzen; die Uhren, Pendulen,Betten, das Geschirr, aber keinEnsemble, wie kam das hierher?Und so auch Cultur und Zerfahrenheitauf Gebiet. Die Zeitungenwurden unten ausgerufen: Lepetit Journal, Le Bien public,Le Mot d’Ordre, – man kaufte daserste beste. Nun wurde gelesen; alleslauschte. Sie befriedigten ihre Neugier;aber zu nichts nahm man eine Position, Thiers, Connuon, alles gleich. 1. Ostersonntag. 2. Eine Bekanntschaft(Vischer) 3. Eperney 4. Rheims.(Ankunft. Begräbniß. Kathedrale. Sie sindwohl aus Luxemburg). 5. Rheims (dasHôtel, das Café, die
† Ztg. KaufenSiècle vom 18., 19.,20., und 21. April. DieseNummern enthalten zumTheil eine Schilderung derVorgänge, die ich von derMühle von Sannois ausam 19. Mittags selbstbeobachten konnte. Das Urtheil der Preußen.Es erinnert an das Urtheildes Fremden,
speziell
spz: der Flüchtlingevon 1848, in England überEngland. Ueber französisch-sprechen.Wie bequem man sichsmacht. Wie wenig man ansich arbeitet. Die politische An- schauung kommt hinzu undhindert alles Lernen. Mitden schwatzhaften gewöhn-lichen Leuten, in deren Quar-tieren man liegt, kannman nicht sprechen, weiles zu öde, dumm und langweiligist. Nun bleiben noch dieGebildeten. Aber hier tretenSchwierigkeiten ein. In denmeisten Fällen wollen dieGebildeten nicht. Wollensie aber ausnahmsweise, soist es doch auch wiedermißlich für einen Offiziersich zu weit mit ihnen ein-zulassen. Er vergiebt sichdadurch etwas; nicht immer, nichtnothwendig, aber die Gefahr istimmer da. Paris à Amiens8 heure matin 1. 15. soir 7. 15. soirmatinsoirsoir | Ankunft| –| –11 Uhr5.1610.Nur diese 3 sindzu benutzen. Derletzte ist derrascheste, dannder erste, dermittlere fährt4 Stunden.AnPrediger Gerlach.– Herrn von SydowPacken.
Mercredi 19 Avril 1871Salle du grand salon, cours benoist, 17Tous les soirs spectacle donné par latroupe française.Jeden Abend neue Vorstellung vonder franzosischen Theater-Gesellschaft.Anfang 7 Uhr, Cassen offnung 6 Uhr. Avis.Le Spectacle commencera à 7
heures
h précises pour finir à 9
heures
h. 20
minutes
m.Le public est donc informé qu’il peut assister aux représentations quiseront terminées avant l’heure de la retraite (fixée à 10 heures du soir pendant ladurée des Représentations). Le violoneuxSaynète comiqueReinette,
Mademoiselle
MlleMarietta. Pierre,
Monsieur
M.Deparviller.Le papillon et les rosesPas de trois, dansé par
Mademoiselles
MllesLisbeth, Henriette et Maria.La boite mystérieuseScène comique par Tonino & Pepino, Clowns italiens.Le ménage auvernatVaudeville joué par
Monsieur
M. et
Madame
MmeDeparviller.La tarentelle de la MuetteDansée par
M.Négrier. Léandre, Herbert. Un statuaire.Stella. Colombine,
Mademoiselle
MllePissarello. 2 pâtissiers.
Mademoiselles
MllesAntoinette et Léontine. La Musique militaire exécutera différentes Ouvertures pendant les Entr’actes.Ordre: 1. Le Ménage auvergnat. — 2. Le Papillon. — 3. Le Trou. — 4. LaBoîte mystérieuse. — 5. Le Violoneux. — 6. La tarentelle. — 7. La petitecurieuse. — 8. Pantomime. Prix des places: Premières places 3
francs
fr. — Pourtour 1
franc
fr. — Galeries debout 50
centimes
c.Le public est prié de payer sa place, autant que possible, en monnaie française. Nota. — Une mise décente est de rigueur. Saint-Denis. — Typographie de A. Moulin.