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D9beta

Sonnabend d.
dender
29. April

(Fortsetzung aus Buch 2.)Um 7 Uhr Eintreffen in demschönen, malerischen St Quentin,mit seiner aparten alten Kirche.Die Stadt liegt meist in einer Sen-kung, steigt aber auch am Ab-hang auf, namentlich die Kirche.Abgestiegen im Hôtel du Cygne.Er theilt das Schicksal aller„Schwäne“ die ich bis jetzt inder Hotelwelt kennen gelernthabe, nämlich das: alles zu seinnur nicht gerade Schwan. Theegetrunken. Tagebuch geschrieben.Dann müde zu Bett.

Sonntag d.
dender
30. Apri l
.

Ziemlich früh auf. Gepackt. An Emilie geschrieben. ZweiBriefe auf die Feldpost gebracht. Plan der Schlacht bei St Quen-tin gekauft. Dann dieStadt in Augenschein genommen
Gespräch, auf dem Prellsteinmeines „Cygne“ sitzend, mitden beiden garçons, von denensich mir der eine als Garde mo-bile, der andre als Franctireurvorstellte. Sie neckten sich unter-einander über ihre Heldenthaten.
Die
mecklenburger
mecklenb
Dragoner-Fähnriche
mitdenen ich am Nachmittage von Reimsbis Rethel fuhr, erzählten mirvon ihrem Zuge gegen St Quen-tin, bei dem sie nur 1 Compagnie Landwehr hatten. Die Stadterrichtete Barrikaden und so mußteman abziehn. Der Zug wurde aberunter Beigabe 2 er Geschütze wie-derholt. Einige Granaten und – eswar geschehn.
Etwa um 11 Uhr Abfahrt.Die Bahn durchschneidet genaudas Angriffsfeld der 16. Divi-sion. Die Bemerkungen überdas Terrain siehe hinten aufdem vorletzten Blatt; ebendaselbstauch einiges über den „MontFaid’herbe“. – Die Karte reichtbis zur ersten Eisenbahnstation;die beiden Dörfer rechts undlinks (eines Castres) sind groß,mit hübschen Kirchen.
Die zweite Station istschon Tergnier, ein viel-genannter Gabelpunkt. Dortsteigt man um. Der Zug geht dann über Laonnach Reims, wo wir etwa3 Uhr eintrafen.
Von Tergnier über Laon bisReims reiste ich mit einemsehr netten Offizier von denBraunsberger Jägern, der Schefflernnoch kannte und verehrte, denSturm auf das Schloß des Robertle Diable mitgemacht hatte, mirvon Elboeuf und dem KlosterJumièges (Agnes Sorel)erzählte und nun nach Brauns-berg zum Ersatzbataillon zurück-ging. Er kannte auch Laonsehr gut, an dem wir dichtvorüberfuhren. Die Gegend istwie eine Tischplatte, auf dersich plötzlich zwei Nachbarbergeerheben. Auf dem vordersten liegtLaon, auf dem zweiten (scheinbar noch etwas höhren) liegt eine Wind-mühle. Dieser Windmühlenbergbeherrscht das sonst stattlicheLaon. Seine Thürme machen sichbrillant. Die Zerstörung bei derExplosion muß kolossal gewesensein.
Profillinie; Windmühlenberg LaonWindmuehlenbergLaonLaonWindmühlenberg in Laon. a
  • a ist die Citadelle. Die Explosionsprengte einen Thurm weg, pustetemehrere Häuser aus, wie manein Ei auspustet (sie stehennoch hohl da) schleuderte ein Stückder ganzen Anlage fort undwarf die Trümmer, Splitter
    et cetera
    etc
    zumTheil in die Ober-, zum Theilin die Unterstadt.

Mit diesem jungen Offi-zier hatte ich nun ein langesGespräch über die Franzosen. Alleswas er sagte stimmte abso-lut mit meinen Wahrnehmungen;sie sind höflich, gefällig, ange-nehm, gütig, human, gefühl-voll und mit allen Familien,wo er länger als 8 Tage imQuartier gelegen hat, hat ergradezu Freundschaft geschlossen.„Unter Thränen bin ich geschieden;mit einzelnen correspondire ich,mit meinen letzten Wirthsleutenwerde ich die Correspondenz be-ginnen; ich bin in 9 Monatennoch nicht einer einzigenUnhöflichkeit begegnet, wohlaber Aufmerksamkeiten und Zart-heiten aller Art.“ Natürlich kommt mal eine Weiberfigurvor, wie die, die auf den65 er Hauptmann (den ich in Harnkennen lernte) ein großes Tranchir-messer in der Hand losging, mitden Worten Monsieur le Capitain,si j’etais devenu, moi, un homme,les Prussiens ne fussent pas ici.Der Hauptmann hatte scherzhafter-weise das Tischmesser genommen, alssie wüthend und keifend eintrat, woraufsie das größere Messer packte undihm vor der Nase herumfuchtelte.
Die 3 Mecklenburger Dragoner-Fähnriche, die ich interpellirte, schlossenmit einem einstimmigen „Bande“ ab.Sie sind nur gut, wenn man ihnenden Daumen aufs Auge drückt.Ich halte es nach wie vormit dem Jägerlieutnant; fastalle feinen, gütigen, mittheil-samen Naturen haben dieselbe gute Erfahrung gemacht. AuchGeneral v. Strubberg war nichtgegen sie eingenommen unddas ganze VIII. Armee-Corpslebte mit der Bevölkerung auf dembesten Fuße. Ebenso die Sachsen.
Um 3 in Reims. AufsEtappenkommando. OberstlieutnantRiese,
Verfasser
Verf:
einer Darstellungder „Schlacht bei Warschau“, dieer mir schicken will. Freundvon Strubberg, den er sehrlobte. Auch
Hauptmann
Hptm:
Lengerich
(in Dieppe) war sehr von ihmeingenommen.
In die Stadt. Parkanlagenam Bahnhof. Colbert. MaréchalDrouet, – Duc d’Erlon (sehr gut;stark über lebensgroß), die Ar-kaden, neues Theater, Hotel duLion d’or. Gut gegessen. Indie Kathedrale. Meine Bemerkungenbetreffs der Seitenschiffe im Verhält-nisse zu denen der normannisch-gothischen Kirchen in Rouen sindnur sehr theilweis richtig; man sieht z. B. auch bishinten durch und sieht auch dieSäulen- und Fenster-Wegschnitte;nur das bleibt bestehn, daß hierin Reims die mächtigenfeiler, die das Mittelschifftragen wohl eben mächtig undbedeutend sind, aber nichteigentlich wohlthuend wirken.Das Graziöse fehlt; sie sinddoch an der Grenze desSchwerfälligen.
Der kostbare 65 er, dermit mir im Café des Arca-des Kaffe trinkt und mirseine und seines Berliner FreundesLiebesschicksale erzählt. Ein Original.
Um ohngefähr 7 Uhr in Gesellschaft der 3 mecklenburgischenDragoner-Fähnriche nach Rethel,dann von Rethel bis zurStation Mohon (sprich: Mõn).Dies liegt noch etwa 2 Meilenvon Sedan. Weiter geht derZug nicht. In einem Omnibuserst durch ein Dorf, dann durchdas verwüstete Mezières, dannin das dahinter gelegene Charle-ville. Abgestiegen im Hôteldu Commerce. Geplaudert. Theegetrunken. Ziemlich spät zuBett.

Montag d.
dender
1. Mai
.

Früh auf. Gepackt. ZuFuß, durch Mezières-Charle-ville hindurch, nach dem Bahn-hofe von Mohon (sprich

Mezières-Charleville

Umgebungsplan; Mézières (seit 1966 Teil von Charleville-Mézières)Mézières(seit1966TeilvonCharleville-Mézières)Charleville (seit 1966 Teil von Charleville-Mézières)Charleville(seit1966TeilvonCharleville-Mézières)Mézières und Charleville. XX XXdcbaef
  • X X, das eine oderandre, wahrschein-lich unsre Ar-tillerie-Auf-stellung.
  • a b c sind verschie-dene Arme derMaas.
  • d. Festungsgraben
  • e. eine Art Pall-Maille
  • f. schöner Platz mithohen Giebelhäusern
Mon). Die Zerstörungin Mezières kolossal;der ganze Theil am Kirch-hügelabhang demolirt, dochwohl wenigstens 20 Häuser.Freilich verschwindet es wie-der neben Bazelles.
Um 10 fort, um 11 inSedan. Hotel de l’Europe.Umgezogen. Auf die Com-mandantur zu Major Ritgen.Nicht getroffen. Spatzier-gang. Um 2 zu Tisch. An-genehm geplaudert mit Generalv. Schimmelmann
Exzellenz
Exc.
(17. Divi-sion), Ulanen- Leutnant v. Kotze, einemHauptmann von den Ingenieurenund zuletzt mit Major Ritgen,der sich einfindet. Für morgen3 Uhr ein Ritt um Sedan verabredet. Beschreibungen derSchlachten von Beaumont undSedan gekauft. Um 4 Uhrin einem Cabriolet überBazelles, Douzy, Mou-zon nach Beaumont.Artillerie vom 9. Regiment daselbst.Gasthaus am Platz. Melanie.Guten Abend Melanie. „Donner-wetter, wat is denn detheute fürn Deutsch-Gerede hier“.Besuch beim Curé. Morgen-parthie verabredet.

Sie sind plapprig, aufschneidrig,mit dem Munde vorweg, müssenscharf angefaßt werden, sind schlechtePolitiker. Aber nichts ist komi-scher als ihnen das Leben ab-sprechen zu wollen. Sie warenlüderlich zu Franz I. Zeiten, zurZeit der Regence und sind es noch. Es sollte schwerwerden nachzuweisen, daßsie physisch heruntergekommensind. Sie sind tapfer, habensich superb geschlagen, sindklug, findig, intelligent,man findet zahllose starkegesunde Leute, die Frauensind fleißig, sehen nach demRechten, halten alles zusammenund sind physisch ganz und garnicht herunter. Im Gegentheil.Sie haben ihre nationalen Fehler,gewiß, aber die hatten sieimmer, das ist eins, und das zweiteist: wer hat sie nicht? Wernicht blos die Oberfläche französi-schen Lebens kennen gelernthat, wer in die Lage ge-kommen ist auf Schlössern, inHerrenhäusern, bei den Maires oder den alten Familien, was wirPatronat nennen würden, zu leben,an ihrer Tafel zu essen, mitihnen zu plaudern, Einblick zugewinnen in ihr sociales undihr häusliches Leben, der wirdnicht umhin können mit Hoch-achtung davon zu specchen undin dem Ton, der in solchenHäusern herrscht, immer nochein Vorbild wahrhaft feinerSitte zu erkennen.

Die Fahrt von St Quentin anLaon vorbei, bis Reims, dannvon Reims über Rethel bis Mo-hon. Die Omnibusfahrt vonMohon bis Mezières-Charleville.Der Franzose: vous êtes un Alle-mand. Dies ist artiger wie Prussien.Die Antwort mit: ich pflege die Ant-wort immer erst in der schwächerenDosis zu geben. Dann Mezières-Charle-ville im Halbdunkel und derEffekt davon. Endlich dieAnkunft im Hôtel du Commerce.

Dinstag d.
dender
2. Mai
.

Um 6 auf. Frühstück untenam Kamin. Um 6 12 beimCuré. Gleich aufgebrochen,noch neblig; aber der Nebelfällt und es wird ein schöner,sonniger Tag. Die Zeichnungdes Terrains siehe hinten.Gekämpft wurde auf demPlateau, das zwischen derSenkung bei Tuilerie und Maisonblanche und der Senkung von Beau-mont liegt. Viele große Gräber,weil immer neue Erde auf-geworfen wird. Die schlimmsteStelle wo das Steinkreuz auf-ragt, das 1797 errichtet wurde.Dann nach Maison blanche; ganzaus sich errichtet, ein rechtes Haus christlicher Barmherzigkeit. EinigeWaisen. Einige waren in Beau-mont. Drei waren dort undsangen das Lied
Toi je prie
Toi, cherie
Et gnadenbringende Marie.Die kleine, mulattenhaft braunesang, die beiden blonden sangen nurden Refrain. Es waren Waisenaus Bazeilles. Es erschütterte mich.
Oben das „Observatorium“ und dieStehleiter des General Scheffler; dieNamen der Verwundeten in den verschie-dnen Zimmern mit Regimentsangabestehen noch dienstlich an den Thüren.
Auf dem Heimwege Gesprächmit dem Curé über die Franzosen.„Der Respekt ist hin, die Manierenwerden immer gröber, sie sind grossiers.“„Es ist überall so, aber bei uns viel-leicht am schlimmsten“. Er standübrigens gut mit seiner Gemeinde.
Abschied. Rückfahrt. In Mouzoneine Art „Wachtparade“. Die Musik des 11. Ulanen Regiments spieltevor dem Hôtel und OffizierCasino. Es liegen hier außerden Ulanen noch 75 er, alsoHanseaten. Ein großer Platzam Ausgange des Orts, nichtin der Mitte. Kastanienumstehn ihn, eine Allee beglei-tet die große Straße, Wasser-mühlen, auf den Holzblöckensitzen die Soldaten und horchender Musik zu. Entzückend; aberauf wie lange!“ Dannzwischen Mouzon und Douzy das vereinzelte Grab „Hier ruht ein Königlichsächsischer Cavallerist.“ C’est tout.Dann Bazelles. Es enthältam Aus- und Eingang zwei Schlössermit zwei schönen Parks; beidescheint es sind erhalten geblie-ben; sonst kann man ohneUebertreibung sagen: der ganze Ortist ein Ruinenhaufen. Danebenverschwindet wieder Meziéres.Ich habe gegen 80 zerstörteHäuser gezählt, nicht Hütten,Lehmkathen etc. sondern großezweistöckige Häuser, die wiealles hier aus einem gutenSandstein gebaut waren. Da-zwischen erhebt sich schon wiederein neu gebautes Wirthshaus„Aux Ruines de Bazeilles.“Ganz anders wirkt aber einhoher prächtiger Fabrikstein, derunmittelbar vor Ausbruch desKrieges fertig geworden,der hoch und fest von all demChaos unversehrt, inmitten diesesChaos stehen geblieben ist. Erwar unmittelbar vor Aus-bruch des Krieges fertig ge-worden und in seiner Mittelhöheliest man in weißer Stein-Mosaik einfach dieJahreszahl 1870. Es sollteeinfach die Jahreszahl derEntstehung geben, nun istes ein Monument, ein Me-mento, eine furchtbare Er-innerung an den 1.
September
Sept.
1870
.

    Die Kapitel so arrangiren.
  • 1. Beaumont
    Einleitung. Fahrt (kurz). Ankunft.Melanie. Zum Curé. Rückkehr.Die Kanoniere. „Die Schlacht am Billard“.Sie gehn dann. Ich bleibe mitden Leuten am Kamin. DiesenKamin mit den Kolossal-Scheitenbeschreiben. Mein Thee. Geplauder.Der Verwundete von Forbach. Zu Bett.
  • 2. Das Schlachtfeld
  • 3. La Maison blanche.
  • 4. Rückfahrt. Mouzon. Bazeilles.|Fortsetzung siehe 3 Blätter weiter.|
Gebäudeaufriss; Château Bellevue FrenoisChâteauBellevueFrenoisFrénois (heute Stadtteil von Sedan)Château Bellevue in Frenois.
Chateau Bellevuezwischen Sedan und Donchery.
    Anweisung.
  • 1. Es darf niemand Schloßund Park betreten ohneErlaubnis des Eigenthümersoder dessen Gaertners.
  • 2. Der Eigenthümer wünscht,daß nicht mehr als 5 Per-sonen zu gleicher Zeitdas Schloß besuchen.
  • 3. Jedes Betreten des Rasensund jede Mitnahme vonAndenken ist untersagt.Sedan 9. April 1871.K. CommandanturRitgen.

Weiter abwärts die großeChaussée, dicht vor der Brückevon Donchery liegt dasHaus, wo die Begegnung zwischenBismarck und dem Kaiser statt-fand. Eine Stunde sprachensie in Front des Hauses ander rechten Ecke desselben(rechts vom Hause aus ge-rechnet); die zwei Stühleauf denen sie saßen, sind von den Soldaten, diespäter kamen, genommen wor-den. Die zweite Stundeverbrachten sie im Hause, imersten Stock. Man steigt einestiegenartige, nur mannsbreitekleine Treppe hinauf, passirtein Zimmer und tritt dann in ein zweites ein, das, wennich mich nicht irre, dasrechte Eckzimmer der Ober-Etage ist und zwar in der Front.Es hat 2 Fenster, eins in derFront, eins nach der Giebelseitehinaus. Es ist keineswegs soärmlich, wie man sich das ge-wöhnlich vorgestellt hat, wederdas Haus, noch dies Zimmer.Unsereins könnte ganz ausreichenddarin wohnen. Es ist sauber,die Decke weiß, die Wändegut tapezirt, ein Kamin,ein großer Eichenschrank, einBild über dem Kamin, dasPredigen des St Vincent dePaula (?) vielleicht in der Kathe-drale zu Reims (?) darstellend;ein König, im Königsmantel ist zugegen. Außerdem nur diezwei Strohstühle auf denenbeide saßen; auch ganz gutewenn auch einfache Stühle. Aufdem Kaminsims eine MengeNipp, meist werthlose kleinePorzellansachen. Nichts wirdgeändert, nichts wird verkauft.Engländer und Amerikaner habenenorme Gebote gemacht. Aberabgelehnt. Es ist klug dieszu verbreiten, damit dannein angeblich Bevorzugter schließ-lich mit 100
Pfund Sterling
Lstr
’reinfällt.
Gebäudegrundriss; Château ParetChâteauParetDoncheryChâteau Paret in Donchery.
Chateau Paretoben auf der Höhe.Einfaches Hausmit 2 FensternFront nachallen 4 Seiten;Parterre undBelle Etage;zwei Rundthürme,ein 6eckigerThurm, alle dreimit Spitze. DasGanze aus Backstein mit Stein-einfassung. Nach Rückkehr von Beaumontumgekleidet; dann zumCommandanten Major Ritgen.Um 3 Uhr großer Ritt umsSchlachtfeld in Gesellschaft desMajors, eines sächsischen Lieute-nants und eines Ulanen. Erstnach Goly (oder so ähnlich;) gegen-über von Glaires; diesseitsder Schleife) dann nach Floing,dann nach Illy, den Berghinauf durch das berühmtebois de garennes hindurch,nach links auf Govonne zu,Blick in die tiefe Niede-rung hier, die ganzerechte Seite des Angriffs charakterisirt,dann an den Lagerstellen derfranzös. Reservemassen vorbei, über Casale (?) in die Vorstadt vonSedan, dann nach Sedan selbsthinein. Die Umreitung desengern Zirkels war vollstän-dig; nur das Stück von Go-vonne (?) bis Bazeillesfehlte noch. Wir waren5 34 zurück.
Um 6 12 zu Tisch. Franzo-sen und Deutsche gesondert. DasGanze macht doch den Eindruckvon etwas Untergeordnetem.Es ist ein ewiges essen, trin-ken, kneipen, ein halbesDutzend verjohrener Citate,Gespräche von der letzten Reisenach London oder Brüssel,alles ohne Geist und Verständ-niß ’runtergearbeitet, blosum da gewesen zu sein und’mal in einem andern Hôtel gegessen zu haben. Friedethut noth. Der Brotkorbmuß diesen jungen Leutenwieder ein bischen höhergehängt werden.
Um 8 ins Café des Glaces.Viele sächsische Offiziere. Gesprächerst mit dem Brigadier Oberstv. Abendroth, dann mitdem Obersten des 107. Regiments(Leipziger) Lindemann. Dererstre soll soviel bedeutenwie die militairische ZukunftSachsens, als Generalstäbler undPraktiker gleich bedeutend.Er sagte mir: die Stellungbei Sedan im Osten (wo dieMaas-Armee angriff) wareigentlich unnehmbar; in-dessen entschied die Wegnahmevon Floing-Illy, die nur an jene Position grenzen, überden Tag.
Mit Oberst Lindemann undeinem jungen Offizier überLeipzig etc. und namentlich auchüber die Familie Neubertgeplaudert. Um 10 heim.

Mittwoch d.
dender
3. Ma i
.

Früh auf. An Emilie geschrie-ben. Zur Post. Um 9 aufden Weg nach Donchery.Erst nach der kleinen AubergeAu coq gallois; dann nachChateau Bellevue; dann nachFour aux Chauds (woBismarck und der Kaiser zu-sammentrafen) dann bisdicht an Donchery heran, dann hinaufnach Chateau Paret. Alle diese Lokalitäten hab ich theilsauf den vorstehenden Blättern, theils hinten beschrieben. ChateauBellevue ist aus gelbemSandstein gebaut, mit Schiefer-deckung. Chateau Paret istaus Ziegeln gebaut, mitSandstein-Einfassung, Dach und Thürmemit Schiefer gedeckt. DasDach des Hauses die üblicheForm, halb Giebelhaus, halbPavillon (wie in den Tuilerien).Chateau Paret liegt mehr ineinem bois drin, Bellevuein einem Park. Der Menschen-zustrom, namentlich wohl dervon Soldaten, ist sehr groß.Der König soll während derSchlacht nicht in Schloß Paretgewesen sein, sondern nur auf dem das Schloß umgehendenPlateau; ich glaube er wech-selte seine Position.
Chateau Paret giebtkeinen Ueberblick über dasGanze, aber zwei Drittelsieht man vorzüglich.
Die ganze Maaslinievon Donchery bis Bazeillesmit Chaussee und Eisenbahn undden nach dieser Seite hin einschließenden Höhen hatman theils zu Füßen, theilsneben sich. Ebenso die Maas-Schleife.
Aber auch die zweiteSeite des Dreiecks dieetwa von Glaires bis Illyin doppelter Dörferreihereicht, hat man vor sich;nur die dritte Seite, wo die Maas-Armee angriff, ver-steckt sich hinter der Höhen-masse, auf der und in inderen Mulden die
französische
franz.
Armee
stand.
Umgebungsplan; SedanSedanSedan. St. MengesFlenieuxFloingIllyGlairesSedanBa-zeilles.
  • 3. konnte man von derHöhe des Hauses aus (sonsthindern die umstehenden Bäume)die Aktion bei Bazeilles sehn
  • 4. alles das was sich un-mittelbar an der Maasliniediesseits und jenseits zutrug.
    Nur die Aktion des4. und 12. Corps, von denendas letztre glaub ich einenschweren Stand hatte, konntenicht gesehen werden.

  • Das Terrain, das die Fran-zosen inne hatten, war eine
völlige Erdfestung, die dieNatur hier gebaut hat;so genial Moltkes Planwar und so vorzüglich erin den Märschen der verschiede-nen Corps ausgeführt wurde,konnte er dennoch noch schei-tern, wenn die Franzosenihre Schuldigkeit thaten; − siedurften sich Floing und Illynicht entreißen lassen. Obes möglich war, diese beidenPositionen von den Höhengegenüber unter ein superioresFeuer zu nehmen, weißich nicht; Floing vielleicht,Illy aber und freilich nochmehr was sich nach Südostenanschließt sind dominirendeunkte, höher als die Höhengegenüber. Die Stellung war (gerade wie Königgrätz)gar nicht so übel, nurmußten nun auch die Kräfteda sein, die taktischen Vorzüge der Position der superioren Strategie des Gegners gegen-über geltend zu machen.Es konnte dann kommen, daßdas taktische Element überdas strategische siegte.
Um 4 12 nach Haus. Geschrie-ben. Zu Tisch. Langweilig. InsCafé. Noch langweiliger. Frühnach Haus.

Donnerstag d.
dender
4. Ma i
.

Gepackt, gezahlt. Um10 à la gare. Der ganzeEisenbahnbetrieb ist jetzt ver-loddert, nichts stimmt, nichtspaßt, die Züge verspäten sichum ein, zwei Stunden. Ab- fahrt nach 11. Der Weg gehtüber Montmedy und Longwy(oder so ähnlich) bis Diedenhofen.Wir fuhren gegen 4 Stunden.Bemerkungen über diese Fahrt,namentlich über Montmedy und überdie Landschaft, siehe hinten. InDiedenhofen lagen wir 5 Stun-den fest. Genug Zeit einen Ortkennen zu lernen, für den eben-so viel Minuten auch genügen. Dasübliche Nest, in das der Mili-tarismus und die Fortifikationeiniges Stattliche, eine Kaserne,eine Manège, eine hübsche Brücke, ein Offizier-Café mit leisem Residenz-Zuschnitt hineingetragen haben. Esist aber doch mehr Diedenhofengeblieben, als Thionville ge-worden; ganz kleinstädtischerCharakter. Im Café françaiseinen Imbiß genommen und Kaffegetrunken. Gang durch Stadt undUmgegend. Auch hier viel zer-stört. Fast 3 Stunden noch aufdem Bahnhof gewartet. Endlich9 12 Abfahrt. Ankunft in Metz11 Uhr. Abgestiegen im GrandHôtel de Metz, vorläufig ineinem „Salon“.

Freitag d.
dender
5. Mai
.

Briefe geschrieben an Emilieund Hofrath Herrlich. ZweiStunden geflickt, gestopft,genäht. Auf die Post. Zwei Briefe von Emilie, 1 von HofrathHerrlich. Im Café françaisbei einem Anisette alles ge-lesen. Flanirt. − Alles hier wiein Diedenhofen spricht französisch.Im ersten Moment ärgert mansich darüber und da sie deutschsprechen können, ist es immer-hin demonstrativ, oder wenigstenswenig verbindlich einem Deut- schen gegenüber französisch zu parli-ren. Man darf es aber andrer-seits so schlimm nicht nehmen,da sich die städtische Bevölkerung,wenn sie auch ganz ausreichenddeutsch spricht, doch vom deutsch-sprechen so zu sagen entwöhnthat. Regierung, Geschäftsver-kehr, Militair (grade hierein wichtiger Faktor) warendurchaus französisch, man istalso ganz gewiß ans „par-liren“ gewöhnt. Dies mußman gegenwärtig haben. Au-ßerdem mögen viele thörichtgenug sein anzunehmen,daß es nur „vorübergehend“ist. Aus Straßburg und Metzgeht nun Deutschland nichtmehr hinaus.
Um 2 nach Haus; noch einen Brief geschrieben; zur Post. Die reizende Esplanade; die Mu-sik; Stuhlvermiethen; klein-Paris à la champs Elysées.Place royale (?); das Caroussell;Leierkasten, Pauke, Trommel;Kinder, die braune Dame,der 5 er, der so verlegen aus-sah. Nachher wurde mirs klar.Commandantur. Nach
Hauptmann
Hptm.
Steffen
gefragt. Rue Noxerne 10.Nicht zu finden. ReizendeParthie an der einen Moselbrücke-, nahe der Kathedrale.Die Kathedrale sehr schön, vor-züglich renovirt. Die Thürme,namentlich der mit der Spitze, wirkenvortrefflich. Frühgothisch; sehrbreite Fenster, wie die
englischen
engl.
Kirchen z. B. Westminster;die Pfeiler kurz, dick, mehrerenoch rund; dennoch wirkt diesbesser wie die Pfeiler in Reims, die noch dicker, aber imVerhältniß zu ihrer Höhe aller-dings schlanker sind.
Um 6 zum Diner. Lang-weilig wie immer. Es istdoch furchtbar, daß man anstands-halber das immer durchmachenmuß. Zum Glück ist es nurnoch langweilig; ist es auchpeinlich, so ist es kaum ertragbar.Mir schräg gegenüber 3 Ulanen-Offiziere; gute Kerle; Pressiersim letzten Semester, die endlichmit durchgekommen waren; einerverheirathet; Kuchenkrümel-Dame,ganz Nähsputz, ganz kleine Ver-hältnisse, aber doch „Bewußt-sein“. Solche Gestalten, Mannwie Frau, giebt es nur beiuns. In andren Ländern ist manwas, oder ist man nichts; bei unsschiebt sich noch eine wunderbare Gruppedünner, nach absolut nichts aussehender Menschendie auch wirklich nichts sind und bedeuten,aber „Standesbewußtsein“ haben, ein. Körper undGeist und Allüren ent-sprechen nicht den Prätensio-nen.

Sonnabend 6. Mai

Schnell entschlossen dieFahrt auf die Schlachtfeldervom 16. und 18. hintereinanderweg zu machen. EinenWagen für 50 Francs enga-girt; da die Fahrt zweiTage dauert, nicht geradeallzuviel, namentlich ver-glichen mit meiner Fahrtvon Bukow bis Werneuchenfür etwas über 5
Reichstaler
eine Fahrtdie mir − weil es einHundefuhrwerk war − ewigunvergeßlich bleibt.
Die Fahrt ergiebt sichganz scharf aus der Karte,die gut ist. Die Bergzügeziehen sich (mit Fort St Quentin beginnend) am linken Mosel-ufer hin, erst bei Jouybeginnen sie auch rechts, abernicht so nah und nicht sohoch. Ars und Jouyaux arches sehr intressantwegen der römischen Bogen-brücke oder Viadukt. InJouy eine Villa von
Monsieur
Mr.
Drey-fuss
, qui a marié unenièce de
Monsieur
Mr.
Rothschild
.Ueberhaupt immer die „Proprie-taires“ die Hauptsache. Allesfeindselig. Das Wort „Brief-kasten“ ein Trost. Cornyein ziemlich großes Dorf;inmitten das Chateau woPrinz Friedrich Karl wohnte, Zeich nung und Beschreibung siehehinten. Bei Noveant überdie Brücke, die vor 10 oder12 Jahren unter zwei Wagenmit 2 Fuder Wein zusammen-brach; der Wein in die Mosel.Nun auf Gorze zu. Esgeht in die Berge hinein.Reizende Landschaft; bergauf,bergab, zur Seite, wechselndlinks und rechts der Bach,dann wieder das Chateauund Park eines proprietairede Metz (commandantdu Genie) dann in das„finstre Gorze“, einen kleinenBergort hinein. Es wargar nicht finster. Die Häuser hellgelb mit weißen Jalou-sieen, viele Gasthäuser, einsmit dem Blecharm: „Al’idée du monde“; ächtfranzösisch. Glücklicherweisehielten wir im „chevalblanc“. (Ist richtig) Ein Frühstück. „Dujambon avec choucrout“.Ich zog aber doch dasSichrere eines gigot vor.Unterhaltung. Le pire pourla France est encore decommencer, de payer desmilliardes. C’est un bon-heur pour vous, il nefaut pas que vouspayez. „J’aimeraismieux de payer et de resterchez la France. L’Alle-magne, oh − und dabeimachte er eine Handbewegungdie etwa ausdrückte „apage“oder va-t-en. Gorzeist eigentlich nur eine Straße,die von beiden Seiten durchBerge eingeschlossen ist. Dieeine Seite Weinberge. Obenein überall hin leuchtendesweißes Winzerhäuschen undin einiger Entfernung danebenhellblitzend das vergoldeteBild der Jungfrau Maria, diedas Thal und seinen Weinbausegnet. Teller; „Bauer undSonntagsjäger“. Bauer. Comment,un poulet!  . .  Jäger Je l’aipris pour un faisan. In Gorze befindet sich auch eingroßes Departemental-Armenhaus„pour les anciens“; für dieAltersschwachen und die Im-becilen. Ich plauderte nachhermit dem Wirthe weiter.Ich sagte ihm: wir verstündendas uns zu eigen machen. Vonden
historischen
histor:
deutschen Erinnerungenwollte er nichts wissen. Erlachte. Diese Dinge sind mause-todt im Volk. Es ist lächerlichauf diesen alten Hammelimmer zurück zu kommen. Daskann erst wieder geschehn undwerthvoll für sie werden,wenn sie modern-deutschgeworden sind, sich mit demDeutschland der Gegenwart aus-gesöhnt, zurechtgerückt haben, −dann, − wird man zu längst Zurückliegendem zurück-kehren und an die großedeutsche Zeit erinnernkönnen. Jetzt ist noch dienapoleonische Zeit alles; aberdie Zeit kann kommen, wosie eben auch nur ein Bild,eine Vorstellung, eine Erinnerungfür die Menschen ist, wiejetzt die Zeit der Franken-und Staufen-Kaiser.
Ich sagte ihm. „Wir ver-stehen es. Der Adel währtsich lange; hier wird sich diePlutokratieBourgeoisie lange währen,die eine Art modernen Adelvertritt; aber die Leuteauf dem Lande werden baldeinsehn, welch ein Segen eineordentliche, gerechte Regierungist, eine Regierung derenTräger für das Land da sind und nicht für die eigne Tasche.(Schon vorher hatte er mirgesagt − und mit ihm ein andrerBlaukittel − seit 40 Jahren undseit 20 gewiß haben wirimmer nur ein Gouvernement gehabt,das für sich da war, dassich bereicherte. Hieran knüpfteich an.) Auf diese meineAuseinandersetzung antwortete ersehr eingehend: „Nous savonsbien, votre gouvernementest juste; c’est beaucoup;mais nous sommes françaisnos sentiments sont tout-à-fait pour la France et − êtreAllemand, jamais!“ Nousverrons; j’espère de vousrevoir comme un „vraiPrussien“. So schieden wir.
Noch in Gorze selbst erhebtsich das Terrain wieder, steigt mehr und mehr und tritt ziemlichgenau bei einer im Gehölz (?)gelegenen Kapelle St Thiebaultauf ein Plateau. Diese Kapelleist ein berühmter Wallfahrtsort. Ichhatte wieder 2 Franzosen bei mir,einen Blaukittel im Fond, einenandren vorn neben dem Kutscher.Der Blaukittel sagte mir: es ist dort eine Heilquelle; am1. Juli ist Wallfahrt, viele Tau-sende nehmen Theil. Es ist eingroßer Festtag. „Wie kommt dies?die Franzosen sind nicht sehr kirchlichund doch diese Theilnahme.“ „Oh,on danse le soir.“
Nun waren wir alsoauf dem Plateau, drauf dieSchlacht vom 16. geschlagen wurdeund fuhren an der Südseitedesselben hin. Die Kartegiebt es im Wesentlichen ganz gut. Es ist durch wenigeLinien auszudrücken.
Lageplan des Schlachtfelds; Mars-la-TourMars-la-TourMars la Tour. MarsVionvilleRezon-villeTronvilleFlavignyLesBaraquesGorze.
Das Terrain ist ein Plateaumit großen und kleinen Ein-schnitten, Gehölzen, Wasserläufen,im Großen und Ganzen aber docheine Fläche. Auf dieser gingennun in der Richtung von Süd nachNord die Unsren vor. Die5. Division wohl zwischen Rezonvilleund Vionville, die 6. gegen Fla-vigny und Vionville und gegendie bois jenseit des Weges, gegenüber von Tronville, endlich das 10.Corps auf Mars la Tour.Eine der großen Cavallerie-Attacken (wie man mir hiersagte das westpreuß. Cürassier-Regiment
et cetera
etc
) fand statt zwischenRezonville und Villers aux bois,wohl in einer gewissen Schrägrichtungvon West nach Ost.
Der Weg auf der Linievon Mars la Tour bis Gravelotteläuft auf und ab
Profillinie; Mars-la-TourMars-la-TourGravelotteGravelotteWeg zwischen Mars la Tour und Gravelotte.
,das Terrain ist überhaupt welligsowohl in dieser Richtung von Westnach Ost, so wie auch in derRichtung von Süd nach Nord, inder wir kamen. Die Dörfer liegenalle in den Mulden des Terrains,zum Theil so, daß sie sich, wennman nicht hoch steht und einsehenkann, dem Auge entziehn. Mars la Tour, eine ArtFlecken, hab ich sammt Kirchehinten beschrieben.
Vionville ist das kleinste vondiesen Dörfern, zugleich das com-pakteste; es bildet drei kurze Parallel- Straßen von Steinhäusern (jede Straßenur 7 bis 8 Gehöfte lang) diealle Hof und Garten mit Stein-mauern haben, die in denKämpfen am 16.
und
u
18. solche Rollespielten. Der Kirchthurm ist hellgelbund leuchtet weit. Flavignyliegt ganz in einer Mulde; einoder zwei Gehöfte mit allerhandWirthschaftsgebäuden und den üblichenMauern. In Vionville wie überallviele Wirthshäuser. Eins: „Au lièvrevivant“; das andre: „A la Poulequi boit“. Diese Wirthshausschildersind oft sehr originell. Westlichvon Vionville, dicht an der Stellewo der Weg von Tronvilleeinmündet, die Gräber der OffiziereDie Namensiehe die Karte. vom 24. und 64. Oestlich vonVionville, etwa in Höhe vonFlavigny ein hübscher kleinerObstgarten mit 3 Gräbernvon 35 ern; darunter
Leutnant
Ltnt.
v. Budden-brock
.In Vionville oder Mars la Tour. Das Zicklein zumSonntag. Der Blasebalg. − AlleHäuser: Wein, Birnen, Aprikosen. Rei-Rezonville ist ein großes,
reiches Dorf; von allen aufdieser Linie am meisten zerstört.Hier das Haus, wo der Königübernachtete.A la Gloriette.
Königlich Preußisches Unter Offiziers
K. Preuß. U. Off:
Casino. 1870.
Gravelotte vielleicht kleiner
als Rezonville, aber auch wohl-habend. Gabelpunkt. Guter Gast-hof. „Au cheval d’or;
Monsieur
Mr.
Drouant
.“ Hier wohnte Goebenin der ersten Zeit; dann Man-stein die ganze Belagerungszeitüber. Hier, an der Kirche istauch der Punkt, wo Moltke demKönige die Nachricht vom endlichenSiege brachte. Der König kehrte dann8 Uhr, nach Rezonville zurück.
Die Schlachtfelder vom 16. und 18. gehen in einander über, sodaß man an der Grenze oft nichtweiß, sind das Gräber vom einenoder vom andren Tage. Im Großenund Ganzen kann man abersagen, der Ravin, die tiefe Schlucht, inder der Bach läuft, ist die Grenzeder beiden Schlachtfelder.
Die Stimmung ist überall durchausfranzösisch. Wenn die Vionviller
et cetera
etc
nach Mars la Tour kommen, werdensie von den Leuten und Kindernscherzhaft als „Prussiens“ begrüßt.Mars la Tour spielt die Rolle einesHafens des Glücks. „Ich arbeite nunnoch 3 Jahre, dann verkauf ichund ziehe nach Mars la Tour. MeinJunge hier wird nie den preußischenRock tragen.“ Dabei sind sie aberartig und umgänglich.
Kirche und Kirchhof vonGravelotte. „Den 18 August.Ruhet sanft.“ Mehrere Gräber. Eins:
Hauptmann
Hptm:
Denhard
vom29. Inf. Reg. Rheinischen.Ein andres: Hier ruhtPaul Barandon, Ritterdes eiser: Kreuzes, einjährigFreiwilliger, Gefreiter desGrenadier Regiments No 2aus Stettin.
Die Kirche ist sauber undeinfach im Innern; zwei Frauensaßen still auf einer Bankzunächst dem Altar. DasAeußre ist alt; am Chor,an den sich auch der Thurmlehnt, ein kleiner mesquinerBau mit einfacher Spitzkappe,sieht man noch die alte guteGothik, während sie an denFlanken durch Renovirungen ver-loren gegangen ist.Die Wetterstange steht schief. Gillet, Boulanqer, Epicerieet Mercerie; ein kleiner ParterreBau mit Flachdach; das andreEckhaus groß, mit zwei aufge-setzten Stockwerken.Diese ein-fache ThurmformhabendiemeistenKirchenhier.das große Hauswo der Königdie Nachrichtvom Siege am 18. empfangenhaben soll(durch Moltke).Andre meinendie ganze Szenespiele in Rezon-ville. So sagtenmir die Offizierein Rezonville.Andre (z. B.die Wirthsfrau)meinen: derKönig habean einer Seiteder Kirchhofsmauer aufeinem großenStein gesessenwährend der Schlacht.
Lageplan; GravelotteGravelotteGravelotte. Hauptdorfstraße in der Richtung von Rezonville auf Metz,also vonWest nach OstSeitenstraßeHôtelau chevald’or
Rezonville
.
Wennman von Vionville kommt,hat man rechts zuerst einniedergebranntes Haus, linkseine Scheune und dann ein Stallgebäude.. Dahinter, auchlinks, als erstes eigentlichesHaus kommt das Haus, indem der König die Nachtvom 18. zum 19. geschlafenhat, als er nach 8 oder 9Uhr von Gravelotte hiereintraf. Oben sind zweihübsche zweifenstrige Zimmer, mit Nußbaummöbeln,Bett und Schrank und Commode und Stühlengut möblirt. Alles tape-zirt. Im Zimmer linksschlief der Kronprinz, rechts daneben der Kronprinz,unten in einem Zimmer derPrinz Friedrich Karl. Die Ein-richtung der Zimmer ist überallziemlich dieselbe. Vor denBetten, Fuchsbälge hübsch rotheingefaßt. Auf dem Kamin-sims allerhand Kinkerlitzchen.Der Kaminschirm im Zimmer desKönigs: Ein kleiner Kochhat gelesen im Kochbuch,das vor ihm liegt und der-weilen verbrennen die Co-telettes.(Hinter dem Zimmerdes Kronprinzen der Korn undHaferbodenHier soll es auch ge-
wesen sein, wo der König auf einer Wagenleitersitzend
et cetera
etc
, die Nachricht durchMoltke empfangen hat.Aufgang eine einfache kleine Stiege.Das Haus ist groß und bestehtaus zwei Hälften; linksein Wirthschaftshälfte, rechtsdas eigentliche Haus wiederin zwei Hälften, einefensterlose und eine 4fenstrige,zwischen beiden die Thür.An der Wirthschaftshälfte 3schöne Spalirbirnen-Bäume.Im Thorweg zwischen den zweiHälften wurden jetzt Grabkreuzegemacht und beschrieben: Hierruht etc.
Gegenüber ein Haus, wo derGeneral Frossard am 15. gewohnt haben soll.
Ein wenig weiterins Dorf hinein, 4 Häuserabwärts, ist an der rechten Seite eine kleine Auberge miteinem rothen Wappenblech, das einenLorbeerkranz trägt. Hier wohnteFürst Bismarck.
Dahinter die Kirche, undder Kirchhof. Ein alter einfacherBau mit 4 eckigem dickenThurm, abgestützt, auf demThurm etwa mannshocheine aus Brettern genagelteEtage, die nun die Dach-stülpe mit ganz schiefstehender Wetterstange trägt,alles wie zum umfallen.In Front zwei Linden; kleineNische mit der Jungfrau u. dem Kinde.Venez, Adorons le Seigneur.Im Innern immer sauber. Fürdie Wohlhabenheit zeugen überall besonders hier, die großenreichen Grabmonumente.Die Häuser in den Dörferndieses Strichs sind überalldieselben. Aus Stein ge-baut, gemörtelt, gelb ge-tüncht, Parterre oder zweistöckig.Flachdach, Birnen- oder Apriko-sen-Spalier, Stein- Wassertrog,Reisigbündel, Misthaufen,zahllose Kneipen eingespren-kelt. Alles doch schmutzig,unordentlich; im Innernin der Regel besser.
Die Gräber hier sind meistvom pommerschen Armee-Corps,9.
und
u
49. Regiment; auch einzelneRheinländer (25er) wie mirsschien; alles schon verwischt.
Gebäudeaufriss; Kirche ba
  • a. Der alteStein-Unter-bau
  • b. Der lökrige,zerbröckelteHolzaufsatz,wahrscheinlich fürdie Glocken.

Sonntag d.
dender
7. Mai
.

Um 10 Uhr Aufbruch vonGravelotte um nun dasSchlachtfeld vom 18. zu befahren.
Erst zurück nach Rezon-ville.
Von Rezonville aufVillers au bois. Hierrücken wir nun in dieAngriffslinie, resp. das Angriffs-Terrain des IX. Corps ein.Gleich hinter Villers au boisfinden sich schon Gräber von84 ern, 85 ern und 11 ern, also
18. Division. Dann bogenwir rechts ein auf die großeStraße von d’Etain, passirendas hübsche ( dicht links am Wegebleibende) Chateau Bagneuxbis zu der großen Ferme vonMalmaison.
Hier biegen wir linksab auf einen kleinen Weg ein,der nach Verneville führt. Auchdies ist noch Terrain des IX. Corps.Verneville hat ein altes inte-ressantes Chateau, mit der
Gebäudegrundriss; Château VernevilleChâteauVernevilleVernévilleChâteau Verneville.
üblichen Dachform und vierrunden Eckthürmen, die dieeinfache Schiefer- Filzmütze als Dach tragen.Neben dem eigentlichen Bau einaltes Portal, das Ganze voneinem hübschen Park mit vielenSchwarztannen und der Parkwieder von einem Steinge-mäuer eingefaßt. Dies überallvoller Schießlöcher, so daß mansieht, hier war eine scharfe Ver-theidigung.
Hinter Verneville, nördlich, auf einemkleinen Höhenzuge der von Westnach Ost streicht finden sich Gräber
schleswig holsteinischer
schlesw. holst.
Kanoniere, vom 9.Feldartillerie Regiment. Hier hattewohl Oberst Puttkammer seine Stellungund feuerte gegen Nordost,zunächst wohl auf Champenoise.
Man passirt nun 800Schritt weiter die FermeChampenoise. Sie ist totaleingeäschert. Blos mit den Ziegelnist nachher noch 3 bis 400Schritt lang der Weg beschüttet,um ihn zu verbessern. Viel- leicht ging der Angriff oderdas Geschützfeuer auch überChampenoise hinaus weiteröstlich bis Montigny-la-Grange.Im Allgemeinen wird man sagenkönnen hier ist die Linie woIX. Corps und Garde-Corps aneinander grenzten.
Von Champenoise, nordöstlich,erreicht man Amanvillers. Dieswar schon rechter Flügel desGardeangriffs. Viele Häuser undMauern sind gründlich zerstörtund zerschossen. Der Kirchthurmist der übliche, gerade wie inGravelotte. Die Thürme zuMars la Tour und Rezonvillesind zwei Ausnahmen, diedadurch bemerkenswerth werden.
Hinter Amanvillers fangendie Gräber an in Masse aufzu-treten. Sie tragen nur die Inschrift: 18. August 1870.Mitunter ist etwas druntergekritzelt z. B. „il ne fautpas vous inquieter deces braves“. Vielleicht ernst-haft, vielleicht ironisch gemeint.Noch wahrscheinlicher ist es, daßes ein Franzosengrab ist, unddaß ein Franzose unsre Aus-zeichnung auf diese Weise ab-lehnt. Eins der nächstenGräber gleicht die Sache aberwieder aus. Sie trägt dieInschrift: 4 + 1 = 5 Franzosen.Man kann nicht leicht nüchterner ver-fahren.
Nun einmündend in diegroße Straße auf St Privatzu. Es sind vielleicht noch1500 Schritt. Man kannsagen es lagen in einemDreieck folgende 3 Punkte
Lageplan des Schlachtfelds; Saint-Privat-la-MontagneSaint-Privat-la-MontagneSaint-Privat-la-Montagne. St Marieaux ChenesSt PrivatAmanvillers
und wahrscheinlich von 2 Seiten hererfolgte der Angriff, vorausgesetztdaß man Amanvillers bereitshatte, was vielleicht nicht derFall war. Sonst war es ein-facher Frontangriff, der erstgegen Schluß hin von Roncourtund vielleicht auch von Aman-villers oder dessen Vorterrainaus flankirt wurde. Wenig-stens muß von einer Hügel-linie aus, die mit derStraße von Amanvillers aufSt Privat parallel läuft, einAngriff erfolgt oder von diesenHügeln aus ein Artilleriekampf geführt sein, dennauf der Crête dieses Hügelsbefinden sich zahllose große,rasendossirte Gräber, die manda liegen sieht wie Bastionen,oder Wallkrönungen.
Endlich erreicht manSt. Privat, wie Amanvillersein ziemlich unbedeutendes, ziemlichschmutziges, wenig einladend aus-sehendes Dorf. Die Kirche istklein wie die zu Amanvillers.Die Thurmspitze (wenn überhaupteine da war) ist weggeschossenoder verbrannt; man sieht nurnoch den kleinen tower, derfast Kegelform
Église Saint-PrivatÉgliseSaint-PrivatSaint-Privat-la-MontagneTurm der Église Saint-Privat.
hat. DieForm des Dorfes, das mitder Ferme Jerusalem zusammen-hängt, ist ein unregelmäßigesDreieck, etwa so
Lageplan des Schlachtfelds; Saint-Privat-la-MontagneSaint-Privat-la-MontagneSaint-Privat-la-Montagne. cabnachSt Marieaux chênesnachAmanvilliers
Die Eckhäuser sind die FermeJerusalem, die unmittelbaran St Privat anschließt. Es scheintfast, daß zuletzt von allen Seitenangegriffen worden ist, gegena vielleicht die Sachsen, gegenb vielleicht die 2. Garde Division,gegen c. sicherlich die 1. GardeDivision. Dies war der Hauptangriffvon Marie aux chênes aus.Die Entfernung beträgt wohl nichtmehr als 1500 Schritt.
Das Dorf selbst macht denEindruck als wären erstSteinmauern in beliebiger un-gezählter Menge dagewesen undals hätte man in diese Steinmauer- Quarrés hinterher Häuser hinein-gebaut, bis zuletzt eine Art unre-gelmäßiges Dorf zu Standegekommen sei.
Von allen Seiten her istdas Terrain derart, daß es sichim Angriff sehr schwierig macht;ganz besonders furchtbar ist aberdas Terrain zwischen St Marie undSt Privat wo die 1. Garde Divisionangriff. Das Terrain steigtleise allmälig an; Deckung existirtnicht, nicht Baum, nicht Strauch, keinHaus, keine Hütte, kein Graben,keine Mulde, − eine einfache Schräg-linie zu beiden Seiten der Chaussée.Man unterhielt ein Etagenfeuerwenigstens vierfach
  • 1. die Frontmauer
  • 2. die Back-Mauer
  • 3. die 1. Etage der Häuser
  • 4. die Luken-Etage der Häuser.
An manchen Stellen, wo doppelteMauer-Vierecks waren, oder höhreHäuser steigerte sich das Feuernoch. Die Wirkung warfurchtbar. Die Häuser habenhier (es ist die back-frontderselben) keine Fenster, blosLuken, so daß es unmöglichwar den Feind zu sehen.Schon beim Heraustreten ausdem Dorf, dann auf 1500,auf 1200 Schritt fielen unsreLeute, auf 1000 bis 800Schritt wie gemäht. Da lagendie schönen großen Leute vonden 4 Garde-Regimentern, namentlichvom 3. und 2., und rechtsdaneben, auf der andern Seite,die Gardegrenadiere vonKaiser Franz. Am Wege rechts(von St Marie aus) liegen13 Offiziere von Kaiser Franz. Hier ruht in Gott Richardv. Mirus, PortepéeFähnrich im Kaiser Franz Garde Grenadier Reget.Dann folgen: Adalbert v. Kehler;
Leutnant
Ltnt.
Menckevarn
(wahrscheinlichEnckefort),
Leutnant
Lnt.
Freiherr v. Patow
,
Seconde Lieutnant
Sec. Lnt.
v. Stückradt
,
Seconde Lieutenant
S. L.
v. Hatten
,
Secone Lieutenant
S. L.
v. Hallsleev
(?),
Seconde Lieutenant
S. L.
Kops
,
Reserve Unter Offizier
Res. U. Off.
Linau
(4 sind gar nichtzu lesen).
Roncourt liegt in derselbenLinie wie St Privat; warteteman das Eintreffen der Sachsenhier ab, so konnte viel Blutgespart werden; der Angriffnachdem man StMarie hatte,war eigentlich ein Unsinn, mankonnte ganz gut warten, denn manlag ja nun so, daß derFeind angreifen mußte,um zu entkommen.
St Marie ist ein ziemlichordentliches, wohlhabendes Dorfmit Kirche und einem gutenWirthshaus. Hier rastetenwir. Nie schmeckt es besser,als wenn man an 20 großenGräbern gestanden und 100 ge-sehen hat; denn „aus Gemeinemist der Mensch gemacht“. Hierhat er nun das vor sich hat,was seiner in Tagen oder Jahrenharrt, Heldengräber, die Gräberderer die für König und Vaterlandund für ihn selbst gefallen sind,ohne deren Heldentod er dieseheitre Fahrt „über Land“ nichtmachen könnte und er bedanktsich dafür durch nichts als durchgedoppelten Appetit.
St Marie ist jetzt eine ArtWallfahrtsort für sight-seeerswie die Engländer sagen, d. h.für Sehenswürdigkeiten-seher. Es fliegt aus und ein, Civil und Mili-tair, und ein paar Stunden hiergiebt einem unglaubliche Ein-blicke.
Endlich war ich allein. Es wurdefür mich gedeckt und ein opu-lentes Mahl aufgetragen. An derStelle wo gehungert und gedurstet,geblutet und gestorben war, ließman sichs gut schmecken. Diegroße Küche war neben an undich hörte dort das Geplauder. Wieoft hab ich solche Situationen durch-gemacht. In Aarhuus Volkslieder,in Marennes
und
u
Umgegend Kanarien-vögel, hier hört ich das Geplauderzwischen französischen Frauen undeinem
schleswig holsteinischen
schl. holst:
Kanonir. Wasist das Etappen-Französischgegen Kanonir-Französisch!Madame, St Privat brulée,Amanvilliers brulé, moncapitaine, Toul, – Toulaussi brulé, Madame, Mal-heur. Nun sprach Madameeine Menge und schloß „ vous compre-nez“? worauf er antwortete„oui, oui, oui Madame“in einem Ton als wollteer sagen: Madame, Siehören nun wie ich französischsprechen kann, und Sie zweifelnnoch! Dann fuhr erfort: Madame, café;mais, Madame, brulé, tou-jours brulé. Sie verspraches, worauf er wieder sagte„malheur“. und sie antwortetebonheur; worauf er die Conte-nance verlor und schnell sagte: „ich habe mir versprochen,bonheur.“ Nun war er entlarvt. Es konnte nach allemVorhergegangenen überhaupt nurein Berliner sein.
Gleich draußen links vormDorf (von St Marie kommend)ist ein Offizierskirchhof. Das Ganze ist wie eingroßes hohes Beet, dossirt,und kirchenschiff- oder allee-artigmit 5 Reihen junger Bäumebepflanzt, so daß es später einGarten, ein
kleines
kl.
Gehölz wird. Ein Graben ist umhergezogenund der Graben von einer Hecken-anpflanzung eingefaßt. 4 Erd-stufen führen zu der kleinenHöhe hinauf.
Die Form von St Privatund Jerusalem ist dochetwas anders als ich sie vor-stehend gezeichnet habe. Diesist richtiger
Lageplan; Saint-Privat-la-MontagneSaint-Privat-la-MontagneSaint-Privat-la-Montagne. abcStMa-rie

a und b. sind St Privat; dieStraße c,
inclusive
incl:
des Einzelgehöfteslinks am Wege, ist Jerusa-lem. Uebrigens bilden beide ein Ganzes. Was ich vorn überdie Entstehung aus Mauerwerkgesagt habe, ist richtig.
St Marie läuft in einerSchlängellinie, etwa so
Lageplan; Sainte-Marie-aux-ChênesSainte-Marie-aux-ChênesSainte-Marie-aux-Chênes. ab
oder so ähnlich. a ist eindreistöckiges, Parterre mitgerechnetes4 stöckiges Haus, das elegan-teste im Dorf; sehr zerschossen;b ist die Kirche, etwas tief ge-legen, mit hübschem Spitzthurm.Vielleicht liegen auf dem Kirch-hof noch Offiziere; v. Erckertz. B., doch ist er wohl auchabgeholt.
Die Leute fielen gleichbeim Debouchiren aus St Marie,doch ging es noch; bei 1500Schritt wurd es schlimm, bei 1200bis 800 unertragbar, auf dieser Strecke sind die Gräber massen-haft. Hier stockte wahrschein-lich der Angriff und die 1 oder1 12 stündige Pause trat ein. Wodie Truppen in dieser Zeitblieben, ist nicht recht ersichtlich.Viele gingen wohl nach St Mariezurück, oder hatten es überhauptnoch nicht verlassen; dievordersten Bataillone hattenkeine andre Deckung als denlinken Chausséegraben, derdann und wann aufhört einebloße Rinne zu sein undwirklich eine Wand kriegtdie 20 auch wohl 50 MannDeckung geben kann. Ander rechten Seite ist nureine Stelle die Deckung giebt,etwa da wo die Kaiser Franz-Offizierebegraben sind, aber etwas weiter vor gegen St Privat zu.Hier befindet sich plotzlicheine Steinmauer, wohl 80 bis100 Schritt lang, die guteDeckung geben konnte. Aberdiese Stelle war von St Privatnoch viel zu weit ab.
Genommen ist St Privatschließlich und man hat auchnoch in furchtbarem Zorndort gewirthschaftet. Dennochwar das Meiste wohl schonzurück und was man nochvorfand, war vergessen oderhatte die Umgehungen nichtbemerkt. Was schließlich ent-schied muß nothwendig
  • 1. das Artilleriefeuer
  • 2. die Umgehung durch dieSachsen von links her (Ron-court) und durch andre Gardebataillonevon rechts her (Amanvilliers)
gewesen sein. Auf demTerrain von 800 SchrittDistance bis an die Mauernheran sind keine Gräber mehr,oder kaum welche. Als manso nahe erst heran war, sahensie ein, daß sie verspielt hatten.Es war ein furchtbares Angriffs-feld.
Die Ansteigung des Terrainshat bei St Privat keineswegsden höchsten Punkt erreicht; gegen-theils, es ist nur Stufe, dieschärfere Steigung beginnt nunund erreicht hinter „Marengo“zunächst einen Höhenpunkt. Hierhaben wohl noch französischeBatterien gestanden und dasganze Terrain bis über St Privathinaus, beherrscht.
Dann tritt man in dieBergparthie ein, durchschneidet diese quer (hier sind dieLagerplätze der Unsren) undsteigt dann über den Kammmälig ins Moselthal nieder.Man passirt die Höhen- undAbhangsdörfer Saulny undWoippy, die beide schon untermFeuer von Fort Plappevilleund Fort St Quentin liegen.Bei Woippy überblickt manalle 4 Forts, diesseits diegenannten, jenseits der MoselSt Julien und Queuleu.


Als wir auf der RückfahrtSt Privat erreichten, standen dort3 sächs. Jäger vom 12. Bataillon imGespräch mit unsren „Privaterinnen“.Ah vous êtes Prussiens! DerSachse erwiederte „pas Prussien,mais Allemagne“.
Nachträge zu Gravelotte.
Au cheval d’or.
Monsieur
Mr.
Drou-ant
.
Nach einer Viertelstunde stelltesich mir „Le Chevalier de Guise“mit einer großen Mappe vor undforderte mich auf die „Schlachtbei Gravelotte zu kaufen. Ichhätt es wohl eigentlich thun sollen,aber es war zu schlecht. Auchhierbei verleugnete sich nicht die
französische
französ:
Wohlerzogenheit. Erplauderte ruhig weiter, erzähltemir daß er aus einer „lignecadet“ des Hauses sei, aberallerdings aus dem Hause stamme,das einst gestrebt habe d’êtreroi. Er hatte als Sergeant majorin einem Genie-Regiment gedient,den Abschied genommen und warnun Mairie-Schreiber. Erflößte mir doch Theilnahme ein,weil er „Haltung“ hatte. Das Souper bestand aus: Brühsuppe, Fisch, Kalbsmilch,Braten, Butter und Käse, Kuchen,alles sehr gut; und das in einemDorf.
Ich schlief dann in einemgroßen Zimmer, das 4 Bettschränkein der Wand hatte. Alles sauber,gut, ordentlich. So auch derCaffe. Und alles verhältnißmäßigbillig.
Nachtrag zu Rezonville.
In Rezonville blickt ich einenAugenblick in die Kirche hinein;es war Hochamt; der Geistlichebereitete am Altar das Aller-heiligste; die Kirche war gefüllt,aber nur Frauen. Nach einerViertelstunde, die ich auf demKirchhofe zubrachte, war dieKirche aus; ich ließ sie alledefiliren; nur Frauen, kein Mann.
Der Streit darüber, wo Bis- geschlafen hat, wie auchdarüber ob die Moltke-Meldungin Gravelotte oder Rezonvilleerfolgte, dauert fort. Diesist nur durch Fürst Bismarck undGraf Moltke selbst festzustellen.
Nachtrag zu St Marie aux Chênes.
Name der Auberge nicht no-tirt. Sehr freundliche Leute. VielBesuch. Das Schlachtfeld wirdeben eine Sehenswürdigkeit. ZumDiner folgendes: Suppe, Kalb-kotelett, Schinken, Eierkuchen,Brot und Käse. Alles sehr gut,auch gutes Bier.
Die Anordnung des Ganzen vielleicht so: Um 7 Uhr wieder in Metz. Gearbeitet.

Montag d
dender
8. Mai.

Morgenbesuch von HauptmannSteffen. Brief von Emilie;Mete wieder daheim. An Emilieim Café Heaume geschrieben.Flanirt. Eine bairische Marschkolonne.Brillante Truppen.D

er Kathedralen-Platz

(nirgendsein Name zu finden). Hier befindetsich die Kathedrale, die Mairie (?)die Hauptwache, die Flabert-Statue.
Grundriss; Place d'ArmesPlaced'ArmesMetzPlace d'Armes in Metz. KathedraleWacheMairie.Statue.Häuser
Die Statue trägt das geharnischteRitterkostüm etwa aus der Zeitdes 30 jährigen Krieges. Die Linkehat den Degen gefaßt, die Rechte hält ein halb entrolltes Perga-ment in Händen, auf dem manliest Gouverneur oder Gouver-nement (letztres scheint richtiger)de Sedan 1652. In Front,auf der Erzplatte diedie Statue trägt, steht A. Fabert.Am Steinsockel befindet sich eineErztafel: Si pour empêcherqu’une place, que le Roim’a confiée, ne tombât aupouvoir de l’ennemi, ilfallait mettre à la brêchema personne, ma famille ettout mon bien, je ne balan-cerais pas un moment àle faire. Mit welchen Augenmag Bazaine, wenn er vorüberkam diese Mahnung gelesen haben. Die Stadteintheilung ist wohl imWesentlichen die folgende.
Stadtplan (Ausschnitt); MetzMetzMetz. CarousselPlatzNeyPlatzSpringbrunnenBudenreihenZeltPalais de Justice.Café HeaumeEsplanadeHotel de l’EuropeRue des ClercsHotel deMetzStraßen die zum Fluß hinziemlich scharf abfallenMairieWacheCathedraleKastanien-Allee.Springbrunnen.Café Parisien.MoseloderCanal.
Am Nachmittag des 8. (Mon-tag) Fahrt auf die Schlacht-felder im Osten. Alle Aufzeichnungen hierübersiehe die Karte „Les Environsde Metz“ auf der Rück-seite.
Auf der Höhe von Noisse-ville traf ich
Hauptmann
Hptm.
Graffan-der
, der mich in seinen Wagenlud, durch die schöne Portedes Allemands mit mir in dieStadt zurückkehrte, und mich dannnach Chateau Fréscaty hinausfuhr.
Umgebungsplan; Chateau FréscatyChateauFréscatyMetzChateau Fréscaty. DörferWegeWiesenFortSt.QuentinTeichVierTrauer-weiden.Frescaty
Parterre, Sousterrain, 1 Stockeine zweiarmige, mit wildemWein
und
u
Epheu bewachseneTreppe führt in den Salon,
der die drei Mittelfenstereinnimt, das mittelste der3 zugleich die Thür. In diesemZimmer wurde die Kapitulationgeschlossen. Kukukrufe undNachtigallenschlag. Jenseit grad gegenüber glühtees über den Bergen.
Es führt vom großen Wegeeine geknickte Allee zum SchloßFrescati hin, erst junge roth-blühende Kastanien, dann jungeBuchen und Elsen, die sich zueinem Gehölz erweitern. Daslandschaftliche Bild ist sehrschön. Das Schloß hat 7 +4 Fenster Front, Parterre und1 Stock. Alles geschlossen; auchdie Jalousieen. Die Capitulationwurde in dem Zimmer rechts neben dem Salon, vonder Freitreppe aus gerechnet,abgeschlossen. Tisch, Schreib-zeug (?), Feder, sind als Sou-venirs nach Berlin gewandert.Das Schloß war damals vonmehreren unsrer Compagnieenbesetzt, so daß wir bereits dieHerrn, die Empfänger waren;Oberst Jarras war, glaub ich,der dritte der kam; erst Chan-garnier, dann ein Grobian, dannJarras mit Captain Fey und nocheinem. Jarras ruppig, kleinlich,Fey und der andre würdig. DieEinrichtung war noch geblieben,Fauteuils, Stühle, Tisch, selbstBibliothek und Lustre, dennochsah es schon ziemlich tolldrin aus, denn die Unsern hausten schon seit Wochendarin. Es war ein tollesWetter, furchtbarer Wind, derdie Ziegel umherwarf und indem Kamine rumorte. Dazukalt, zugig, da Schießschartengemacht waren. Man wollteein bischen Comfort herstellen,besetzte den Kronleuchter miteinigen Lichtern, die manauftrieb, suchte Feuer zu machen,und stellte eine an andrerStelle ausgehobne Thür von innen vor dieBalkonthür, um den Zug zumindern. Es ging auch eineViertelstunde; plötzlich setzte derSturm doppelt ein, fuhrdurch die Löcher und währendalles bei der Berathung war, warf der Sturm die vorgestellteThür mit ungeheurem Krachin den Salon hinein. Eswar wie eine Pulver-verschwörung.
Am Abend mit
Hauptmann
Hptm.
Steffen
im Café Heaumesehr angenehm geplaudert. Mannig-fache Aufschlüsse, wenn auchalles sehr vom Prinz FriedrichKarl-Standpunkt aus. Namentlichdie Schilderung am Morgen des 16.; das Erscheinen eines Zieten-Husaren aus der Gorze-Schluchtauf dem Plateau, das riesigeFeldlager, die Erregung, endlichStülpnagel und nun der Angriffder 5.
und
u
6. Division
(Buddenbrook).Der furchtbare Kampf bei Vionville.Mitleidslos über die Reiter-Attaquen.

Dinstag d.
dender
9. Ma i
.

Gepackt. An Emilie geschrieben.Buchpacket. Mit
Hauptmann
Hptm.
Graffan-der
flanirt; seine Wohnung,Palais de Justice etc. ImOffizier-Casino dinirt. Ritt-meister Werner von den Friede-berger-Dragonern (10.). InsCafé Heaume. Zeilen für Graffander geschrieben. Mitihm auf den Bahnhof. Assessor, Stadtrichter Lehfeldt. LobKlingners. Mit dem Herrn„Präfekten“ (v. Könneritz)bis Saarbrücken. Abgestiegenim Hôtel de la Poste.

Mittwoch d.
dender
10. Mai.

Gefrühstückt. Geschrieben an Emilie.Tagebuch in Ordnung gebracht. Auf die Post. Hinaus nachSpicheren. Das Terrain umdas sichs handelt, besteht einfachaus zwei Mulden.
Lageplan des Schlachtfelds; Spichern (frz. Spicheren)Spichern(frzASpichern. SaarbrückenWirthshaus.Exercirplatz.Höhenzugvon SpichernBlach- u. Ackerfeldstreifen diesich bis auf die Höhe ziehn, mit Baumparthieengesprenkelt.Dichte, mächtigeWaldhöhe. Laubholz.Dichte, mächtigeWaldhöheabcStraße nach Forbach
  • a. Douane. b. Etablissement
  • c. Große Fabrik von Stenay (?)
Der Angriff erfolgte zu beidenSeiten des Schlängelweges, der bis zurCrète aufsteigt und dann an derandern Seite bis nach Spichernhinuntersteigt. Von woher Goeben zu flankiren suchte, ist − vonder Front aus − schwer zu sehn.Ein Vorgehn durch die Wald-massen rechts oder links warwohl kaum möglich; wahrscheinlichwar es mehr ein in denRücken fassen (wohl von linksher) als eine einfache Flankirung.
Wenn man auf der neneuen Brückevon Saarbrücken steht, die vonder Eisenbahn aus in die Stadtführt, sieht man, daß die Vorder-Bergwand links von Saarbrückenabschneidet. Um diese herumdirigirte Goeben vielleicht.seine Truppen; die großreSpicheren Waldhöhe liegtzwar dahinter, schneidet abernach links hin wahrscheinlichähnlich ab wie diesevordere Bergwand, die Saar-brücken nach Westen hin um-spannt.
SaarbrückenSt Johann (welcheSaarseite den einen Namen undwelche den andern führt, stehedahin; wahrscheinlich ist die Seitemit der neuen ziemlich stattlichenKirche, mit Post, Hôtel de laPoste, Schule etc. St Johann umgekehrt bieten baulich wenig. Die Kirchensind nichts; die Straßen dürftig.Das Stattlichste ist das Bahnhofs-gebäude, das, in Form unsremHamb. Bahnhof ähnlich, aber ausdem schönen Stein aufgeführt derhier gebrochen wird, geradezuden Eindruck eines mächtigenChateau macht. Leidlich Hübsch sind dieBrücken und ein Quai der sichlinks und rechts an die St Johann-Seite (?) der älteren Brücke legt.Hier sind einige hübsche Häuser, einigeandre nah der Eisenbahn; c’est tout.Der „Schloßplatz“ wo sich Schloß, Rath-haus (??) etc. befinden, ist trist;alles öde, langweilig. Die Stadt ge-Da der schöne Bahnhof St Johanner Bahnhofheißt, so muß doch die Seite, die denBrunnen, den leidlich malerischen Markt-platz und das Hôtel Guepprat hat, SanktJohann sein. hört, etwa wie Ruppin, jenerEpoche an (von 1790–1815)wo die Baukunst auf ihrerallerniedrigsten Stufe stand, wo derSinn todt und der Beutelleer war. Es fehlt dasPittoreske der alten Städte undeine gewisse Elegance und Gefällig-keit der allerneusten. In einersolchen Gegend, links Metz, rechtsTrier, Aachen, Köln, dazu solchBaumaterial vor der Thür unddoch schmuck- und trostlose über-mörtelte Bauten, in der üblichenArt übertüncht.
Man ist hier schon wiederganz innerhalb der deutschen Weltund Lebensweise. Das große Bettmit den Vorhängen, indas man des Abends hinein-turnen muß, hört auf unddie kleine Knack- und Wackel-Bettstelle stellt sich, wenn auchnoch moderirt, in ihren ersten Exemplaren ein. Der Fauteuil der Kamin, die Pendule hören auf, derKanonenofenund das Sopha fangen an,; und der Wackel-ständer, dessen Horizontal-Speichen längst in einen heillosen Mittel- zustand zwischen wagrecht und senk-recht übergegangen sind. Vor allem regt sich wiederder Antimacassar und jenedintenfleckige Tischdecke, die,wie man es auch anfangenmag, immer sich schief schiebtund immer auf dem Punkt ist,das ganze Kaffegeschirr in denAbgrund zu reißen. Die telegra-phische oder elektromagnetische Klingelmit der Devise Pour sonner frappezpressez (?) trois secondes surle bouton hört auf, dieSchnur und die Quaste fangenwieder an. Im Ganzen aberist doch alles einheitlicher, alles mehr in einem bescheidenenEnsemble, während der französischeGasthof große Anläufe nimmt,Erwartungen weckt und sie schließlichnicht erfüllt.
Die Table d’hôte war so lang-weilig wie überall (es istwunderbar, daß die Menschheit fürtheures Geld diese Unsitte erträgtund mitmacht) dann suchte ich einCafé auf. Man wies mich ineine „Gartenwirthschaft.“ Die Lindenim ersten Grün: Tische, Bänke,Kegelspiel (ein ganz ächterKegeljunge) und drei 39 er mit2 Krücken und einem Bein.So saßen wir da, die Vögelsangen, der Kegeljunge schrie,endlich kam eine Kleine ange-trippelt in grünem Kattun undweißer Schürze und brachte mir denKaffe. Sie sprach ein paar Worte, dienicht rheinisch klangen, wenigstens nichtnach Saar und Mosel. „Sie sind nicht von hier.“ Nein, ich bin aus der Pfalz.„Wo denn da?“ Aus Neustadt a. d.Hardt. „Wie weit ist das?“Nun wir fahren von 7 bis 9,und dann ist Aufenthalt bis 12,und dann fahren wir wieder bis 3. „Dassind fünf Stunden“. „Ja, manmuß sichs doch ’mal versuchen.Mer denkt sonst leicht, daßeinem zu viel geschehn.“‘Also da lag es. Man sahmit einem Male in ein ganzes Leben. Ein Stiefmutter, odereine Zankmutter, was so ziemlichdasselbe bedeutet, − nun war siehier „ums zu versuche“. Ich hatte einen ganzen Tag inSaarbrücken zugebracht. Offenbar zulange. Auf der Eisenbahn. „Wenn i 2 Stund inS. bin, mach ich, daß ich hinauskomm.“ Dies waren dieWorte eines Weisen.
Von Saargemünd aus fuhr ichin Gesellschaft lauter Will-Franzo-sen, die Ergänzung zu den Muß-Preußen.Es berührt wenig angenehm. Um7 in Bitsch. Die Festung lag prächtig da;gar nicht klein. Als Felsen-nest sehrrespektabel. Zu stürmen wohl kaummöglich.
Die Stadt zerstört. Drei Hôtelsniedergebrannt. Nur das Hôtel deMetz übrig geblieben. Endlich einZimmer.
Gang um „Gottfrieds“ Vater auf-zusuchen. Gespräch auf der Steinbank, da-neben der rauschende Brunnen mit derJungfrau von Orleans, hinter uns eine Schuhmacher Werkstatt, in der alles fleißig bei der Ar-beit war. Der junge Mann. „KennenSie hier einen Weißgerber, dessen Sohn inLyon arbeitet; der Sohn heißt Gottfried.“ Eifreilich. Nun hin. Das Haus. Das dunkleZimmer. Drei Männer, zwei Frauen. Die Händegefaltet. Das Käpsel. „Ich war in Lyonmit einem jungen Mann zusammen, der –“In diesem Augenblick trat Gottfried vor.Nun Erzählung seiner Schicksale, dann von Bitsch,Bombardements-Nacht etc. Gottfried be-gleitete mich. „Dies ist unser Haus“. Die
Lageplan; Bitsch (frz. Bitche)Bitsch(frzABitsch. Wald- und Bergkranz der Vogesen.Große Kaserne. Untendie Kasematten.Wachlokal, (hierohngefähr.)OffiziersHaus.Bastion mit GeschützenKircheKaserneKleinesFort mitdenTurcosVorstadt.StadtVon hier aus, über Stadt und Vorstadt weg, die Beschießung durch die Baiern.
kleinen Kellerfenster, die durcheine Holzlade geschlossen waren. DerSchutt. Der rettende Bäcker. Alle Vor-räthe an Leder zerstört. Der Gang vordie Stadt. Die Werkstatt. Das Gewölbe. DieHängematten für Vater und Sohn.
Ins Hôtel. Abendessen. DieselbeWill-Franzosenschaft. Unangenehm.Parallele mit der
literarischen
literar:
Stuart-Begeisterungder presbyterianischen Schotten. DieseZustände hier sind aber noch konfuser.Sie sind Deutsche und haben ein vollesEinsehn von der Erbärmlichkeit
französischer
franz:
Gouvernements, ja, sie betonen diesmehr als nöthig. Dennoch sind siein Frankreich selbst verliebt undnennen sich mit Stolz die „bestenFranzosen.“

Donnerstag
dender
d.
11. Mai
.

Frühstück im Hôtel. Die Fahrt durchdie Vogesen zerschlägt sich. Also zu-nächst auf die Festung. Commandantur. Bil-let. „Wollen Sie sich an diesen rothbär-tigen Jüngling wenden.“ Ein Franken. Auch andieser glücklichen Ausbeutung der Aller-welts-Neugier erkannte ich meine Märker. Der Weg zieht sichleise ansteigend um den Berg herum.Auf einer Wiese unten zurLinken wurden 9 Spielleute eingeübt5 Trommler und 4 Pfeifer. Alles altewohlbekannte Klänge. Das Gerasselbeim Präsentiren des Gewehrs wenneine Prinzessin vorüberfährt. DasEcho antwortete aus den Vogesen.Als ich nach 10 Minuten eineBiegung machte, spielte mir die Akustik oder der Schall eineneigenthümlichen Streich; es trommeltedrüben aus den Bergen heraus,ich hörte erst die Töne des Echound dann erst das originale dum-didrum tieftonig um dieBergecke herum.
Oben führte mich ein 60 erherum. Er trat immer auf dieöde dastehenden Wandpfeiler, dienicht breiter waren als er selbst.„Sie sind wohl Maurer.“ „Dahaben Sies getroffen“. Nichtschwer zu errathen. Er lachte und plauderte weiter wie sodie Soldaten thun von drei TagenMittelarrest, vom Preise derButter, von einem Pollacken denman graulich gemacht habe, vonallem, nur nicht von dem was manwissen will. Aber bekanntlich darfman nie fragen. Man muß esnehmen, wies fällt. Bitsch selbst siehe die Zeichnung weiter vor. Ein Sachse gesellte sich uns zu. „WissenSe, Pietsch ist sehr fest; Pietsch ist ei-gentlich gar nicht zu nehmen.Das jeht ja über den Valerien.“
Zweiter Besuch. In Bitsch giebt es nur5 Protestanten-Familien; aber einigein der Umgegend, so daß sich in demBetsaale doch oft eine
kleine
kl.
Gemeindezusammenfand, die im Ganzen bis80 Seelen zählte. Der Betsaalwar im Hause des LohgerbermeistersHeller. Beim Bombardement wurdesein ganzes Haus, natürlich auch der Betsaalzerstört; es ist die einzige
protestantische
pro-test.
protestantische
Familie, deren Eigenthum durch das Bombardement zerstörtworden ist. Die Familie wünschteine Unterstützung aus dem Gustav-Adolf-Verein. −
An Emilie geschrieben. Briefzur Post. Bei Tisch die üblicheEnge und Langeweile. Erstaunlichist nur die Eß-Fülle. Suppe; Fleisch undSauce; Spargel; Hammelrücken; Kalbs-hirn; Kapaun und Salat ; Quarkkuchen; Butterund Käse; Biscuits. Abends ebenso-viel Gerichte. Und das in Bitsch. GegenEnde der Tafel wurde ich ins Ge-spräch gezogen. Ich plauderte mitder gesammten Bureaukratie der Stadt,alles Hierherverschlagne. Telegraphen-Direktor (Märker), 2 Intendanturbeamte(dito), Polizei-Direktor (dito), Post-Sekretair (Baier), 2 Forstbeamte (Rhein-land, Pfalz), Friedensrichter (Coburg-Gotha)wie es scheint ein Freund des Herzogs.Er machte im Gefolge des Herzogs dieganze Campagne mit, war mitGustav Freytag, Graf Harrach, Bleib-treu, Maler A. v. Werner viel zu-sammen; ist selbst Sohn eines Hofmalers.oder Hofmarschalls; er soll Schack heißen.
Bitsch vom Bahnhof aus
Lageplan; Bitsch (frz. Bitche)Bitsch(frzABitsch. abcdBahnhofEisenbahnFelsenwall.Erd-wall.Einige Häuser am Abhangder hohen dossirten Wand
  • a. die Wache
  • b. Kirche.
  • c. Große Kaserne(unter ihr dieKasematten)
  • d. Offiziers-Kaserne. Stadt.
  • Die andernGebäude dientenverschiednen Zwecken.
Abfahrt erst gegen 7. Die Fahrtbis Straßburg gliedert sich in dreiziemlich gleich große Theile. 1. VonBitsch bis Nieder-Bronn; 2. vonNieder-Bronn bis Hagenau;3. von Hagenau bis Straßburg.Die Fahrt von Bitsch bis Nieder-Bronn ist eine entzückendeFahrt durch die Vogesen, namentlichauf der zweiten Hälfte. DieAehnlichkeit mit Thüringen istfrappant; nur herrscht hier in den Vogesen dasLaubholz vor. Dicht vor Nieder-Bronn passirt man die RuineSchloß Wasenberg (?), die ähnlichda liegt wie der Lützelstein unddie Ruinen um Pfalzburg und Sa-vern. Die Ruine Wasenberggehört der Gräfin (?) zu Ober-Bronn. − Um 8 14 in Hagenau,um 9 14 in Straßburg. Wiedereingezogen in meinen alten„Rebstock“, der neu zu tragenscheint. Der Wirth, scheint es, hat gewechselt. 13. Offiziere von 24. Regiment. Die Inschriften zu dem Separat Grabevon Ebel und Max Krause siehezwei Blätter weiter, unter der Kirche vonMars la Tour. 9 Offizir von Regiment 64.1.
Bataillon
Bat.
Oberstlieutnant v. Winterfeld8.
Brandenburgisches Infanterie Regiment
Brand. Inf. Regim
No 64 PrFriedrich Karl v. Preußen
.
Seconde
Secon
Leutnant— — — — — —
Seconde Lieutenant
Sec Ltnt.
Glasemann
(??)
An der andern Seite desWeges Max Ebel etc. (siehedas folgende Blatt). Hier ruhen in Gott Kameraden
Königlicher
Königl
Großherzog v.
Mecklenburg
Meckleb.
Schwerin
gefallen am 16. August 1870 inTreffen beiVionvilleRiesiges Grab mitEpheu eingekränzt.Daneben ein einzelnes Grab.Dann eine zweite Umhegung.
Bilder in der KircheMars la Tour zu 
  • 1. Jesus est condamné àmort.
  • 2. — est chargé de sa croix.
  • 3. — tombe pour la 1. fois.
  • 4 — surmonte sa très caint-mère.
  • 5. — est aidé par Simonde Cyrene.
  • 6. Veronique essuie laface de Jesus.
  • 7. tombe pour la seconde fois
  • 8. — benit les saint femmex.
  • 9 — tombe pour la 3. fois.
  • 10 — est depouillé deses vetements.
  • 11. – est attaché a la croix.
  • 12 – meurt sur la croix.
  • 13 – est décendu dela croix.
  • 14 – est mis dansle sépulcre.
Die große Straße ist zugleich dieDorfstraße; in der Mitte buchtetein ganz kleiner latz aus mitjungen Kastanien bepflanztund dahinter erhebt sich die Kirche,ein einfacher Thurm ohne Spitze
Gebäudeaufriss; Église Saint-MartinÉgliseSaint-MartinMars-la-TourÉglise Saint-Martin in Mars-la-Tour.

Hier ruhen in Gottdie
Reserve
Res:
UnteroffiziereMax Ebel aus Neu-Ruppinunser geliebter Sohn, undMax Krause aus Berlin,neben 5 ihrer Kameradenvon preuß. Inf. Regiment No 64;gefallen am 16. Aug. 1870.ein brauner Sandstein mitschrägem Kreuz
Drei große Gräber. Eins mit weißem Kreuz: Hierruht in Gott Lieutnant undAdjutant v. Koppy vomInf Regmt 52.
. 1870.
Mars la Tour.Kleine gelbe flachdachige Häuschen, meistzweistöckig, aber der aufgesetzteStock sehr niedrig, nur Loch-fenster, dazwischen dann malein verhältnißmäßig stattliches Haus,so daß der Eindruck zwischen einemStädtchen und einem Dreckdorfbeständig wechselt; an vielenHäusern ranken sich Aprikosenam Spalier, Misthaufen davor,Betten und Wagen.An der Straße (wenn man von Gorze kommt) die mit Rezonville,Vionville,MarslaTour.parallelläuft. Die Hofseite von SchloßCorny. (Ein langertunnelartiger Thorweg führtdann in den Front-Hof.
Gebäudegrundriss; Château Corny-sur-MoselleChâteauCorny-sur-MoselleCorny-sur-MoselleChâteau Corny-sur-Moselle. 4 FensterThürWein anSpalier3 KastanienBrunnender fließt10 FensterEingang thorwegartigbis zur Front.
In Thionville.  „In Frankreich, deutsches Herzhast duGerächt die alte Schmach“.
Das Schloß zu Corny.
Gebäudegrundriss; Château Corny-sur-MoselleChâteauCorny-sur-MoselleCorny-sur-MoselleChâteau Corny-sur-Moselle. 5 Fenster44ParkundWieseParkundWieseMaute.
Schieferdach, zweistöckig, Ja-lousieen, Verzierungen aus der Zeit desverflachtesJahres 90, Roccoco.Ein Brunnen der beständig sich ergießt fallen müssen. Sie sind alsorelativ rathlos und wurdenuns nur, so lange wir keinschweres Geschütz zur Stelle hatten,unbequem, weil sie die Verkehrs-linie unterbrachen.
Eine Parallele ziehn zwischenden Sachsen (107 er) und der 17. Di-vision.
Scene auf dem Bahnhof von Mont-medy. Der Perron gefällt, allesschnabbert französisch; Verkäuferinnen.Plötzlich aus einem Waggon heraus: „Sie, Frau mit de Eier, kommen Siemal ’ran.“ Wirkte famos.
Die Scenerie von Montmedyan auf Thionville zu hat viel-fach den Charakter wie dieberühmte Tunnelparthie bei Verviers;auch hier viele Tunnel, Flußarme,immer neue Windungen, Hügel,Wiesen, Laubholz. Nur bei Verviersviel schöner.
Bei Bazeilles die berühmte bairischeAntwort anbringen. Madame, demainmatin, un enfant roti. Ne pleurezpas. Ces sont les traditions deIl faut.ma famille. hat hier mal eine Rollegespielt. (Erinnerung an das schöneDenkmal in Rouen.)
Der Weg führt über Mont-medy und Longuyon erstnach Thionville dann nachMetz. Montmedy isteine Bergfestung wie Bitsch undliegt auf einem steilen Hügel;innerhalb dieser Festung eine 2 thürmigeKirche und ein Bruchtheil der Stadt.Die Hauptsache von dieser liegtunten. Ein Tunnel führt durchden Berg auf dem die Festungliegt. Dann (nach Thionvillezu) passiert man eine gesprengteBrücke, später in der Nähe vonLonguyon noch eine. Mont-medy konnte sich wohl nichtlange halten; das sind allesPunkte, die heutzutage, wennman Ernst macht, in 6 Stunden befindet. Turenneist sehr häßlich, eine Art plinsigesaltes Weibergesicht, langes Haar(es sieht nicht aus wie eine Per-ücke), das Costüm mehr ein hof-männisches Kleid mit großemgestickten Fallkragen, wie esdie großen Generale damals trugen;dabei aber herabgesunken weiteReiterstiefel. Diese Statue istnun mal ganz malachitfarben,aber fast zu sehr, grün, stattgrünbraun und dabei noch nichtfest, so daß der Kopf aussieht alsliefen ihm grüne Thränen herunter,was unschön und lächerlich zugleichwirkt. Turenne wurde wahr-scheinlich zu Sedan geboren. DerSteinsockel trägt blos dieInschrift à Turenne. Es giebtein Buch in Sedan„Les deuxTurennes“, – was bedeutet das.Auch ein Marquis de Brèze,ein Sohn der Diana von PoitiersSedan ursprünglich klein, Nest;dann viele Vorstädte und sub-urbs, dann endlich auch Bau-reform im Innern, einigesnach Pariser Muster, in gelbemSandstein, in Tuilerien-Pavillonstyl. Die meisten Häuseraber alt und schmutzig; dieabgelaufnen Eichentreppen werdenmit einer Art Wachsseife gebohnertum Glanz zu geben, aberman glittert nur drüberhin. Kirchen unbedeutend. DieMaaß an der einen Brücke nachDonchery zu (Place de Turenneoder so ähnlich) sehr schön. HübschesCafè unter Kastanien. Turenne-Statue. Sie steht auf einemPlatz am Ende der Rue deNapoleon, in der sich das Hôtelde l’Europe Der eine dieser zwei Wälder, scharf abgegrenzt,liegt zwischen St Menges und Floing aufder Höhe, der andre hinter Illy, nochetwas höher, auf die Stadt zu. Beide,namentlich der letztre, sind schon mehr anSedan heran und beherrschen das Terrain,in dem die Franzosen massirt standen.Die Waldhöhe zwischen St Menges und Floingscheint keinen Namen zu haben, die andrehinter Illy ist der Wald von Garenne.Die Angaben, die ich unterm 3. Mai von ChateauParet aus gemacht habe, sind alle richtig. Das an-steigende Dorf unmittelbarhinter Sedan heißt Cassaleoder so ähnlich. Außerdem VorstadtBalan und eine Andre wie BalincourtMesmer, Bourgerievend à boire et à manger.Ein ausgehängtes Wappenblech„Au coq gaulois.“Steinhaus, zweistöckig, gelb.

St Menges - FloingFleigneux - IllyBeide Gruppen von Dör-fern theils in der Tiefetheils am Abhang; hinterihnen weg die Umgehung,dann die Wegnahme vonSt Menges u. Fleigneuxdann vonFloing und Illy.
Diese beiden letzten Dörfer selbstwaren es aber eigentlich nicht auf die es ankam,sondern zwei Wälderchen von einer dominirenden Position,
Gebäudegrundriss; Four à chaux (Haus eines Webers)Fouràchaux(HauseinesWebers)DoncheryFour à chaux in Donchery. GlaszimmerSalle àmangerCapitulationszimmer.SalonBegegnungzwischenKaiser
und
u
König
Chambreà c---xNapoleongeschlafenin Bett desEigen-thümersBibliothequeGeneralMoltkegeschlafenSalleàmangerDie
französischen
französ.
Generalegeschlafen
Glaszimmer.
Lageplan des Schlachtfelds; SedanSedanSedan. FleigneuxIllySt. MengesFloingGivo-neViller-CernayDaignyLaMoncelleRube-courtBazeilles5. 11.
Württembergische
Würtenb.
2.1.Baiern.Garde12.4.Mou-zon
Der Marsch geht an deräußeren Flußniederung links undrechts entlang. Rechts ohne Störung,links Kämpfe bei St Menges und Fleigneux.Nun besitzt man die Berglinie undhat nun einen neue Niederung und dahinter neue Berge, das eigentlicheDreieck vor sich. Nun beginntder zweite Angriff. Alle Dörferwurden gewonnen In diesen Dörfern ist abernicht zu bleiben, denn dieFranzosen stehen in dichtenMassen auf dem Dreieck undschießen in die unten gele-genen Dörfer. Zwar wurdensie von den Höhen der Außen-linie von einem superiorenFeuer gefaßt, dennoch genügtdies nicht, die Position mußgewonnen, an einer Stellewenigstens der Feind in seinemeigensten Winkel geschlagen werden. Sostürmt man dann Illy.

Beaumont

Lageplan des Schlachtfelds; Beaumont-en-ArgonneBeaumont-en-ArgonneBeaumont. 2 Divisionvon Corpsde FaillyBeaumontA.B.
  • A. drei kleine Etablissementseins davon das weiße Hausla maison blanche und einkleines Wäldchen.
  • B. Der große A---x Wald aus demdie Preußen plötzlich debouchiren. verte
1 Division vonCorpsde Failly, lagerttheils auf demPlateau, das etwa14 M. lang ist, theilsin der Senkung hintermPlateau auf Beaumont zu

Beaumont

. 
Das Terrain erklärt dieUeberraschung vollständig, natürlichwenn man davon ausgeht, daß derVorpostendienst schlecht gehand-habt wurde. Uns konntedas Ganze nicht gut passiren.Wir hätten eben Vorposten gehabt,Feldwachen, Replis und einehalbe Stunde Zeit hätte der Feindmindestens gebraucht, ehe er miterheblichen Kräften auf demPlateau hätte erscheinen können.Hier aber war die Ueberraschungso vollständig, daß man sagenkann, die Preußen fielen denFranzosen in die Suppe. Ulanenkamen bis auf 300 Schritt andie
französische
franz.
Aufstellung heran ohnebemerkt zu sein. Es war einriesiges Lager, in dem mankampte und sichs wohl seinließ, vor dem Lager schritten einigeSchildwachen auf und ab; das warDie Wichtigkeit des Kampfes bei Beaumont und die Verfolgung bisMouzon bestand darin, daß die Franzosen nun zwischen Maas und Belgienstanden. alles. Die Pferde der Geschützewaren losgespannt und fort umin Beaumont getränkt zu werden,die Generale waren zum Theil auchdort um zu frühstücken. Alsein Brigadier durch die Frau vonMaison blanche die Nachrichterhielt „die Preußen sind da“nahm ers leicht und sagte „desUlans.“ Beaumont war dasCentrum, links gingen dieBaiern, rechts die Sachsen vorund hatten ihre beiden ernstenKämpfe an den Flügeln, be-sonders die Baiern
Zychlinski stieß nun nocheine Meile weiter vor, ver-folgte bis Mouzon; ob ersnahm und in Händen behieltstehe dahin.
Die Franzosen standen dann(vielleicht am 31.) auf den jenseitigendominirenden Höhen bei Mouzon,vor, südlich, gegenüber.Die Reihenfolge wird so sein: am 29. Nouart; am 30. Beaumont;am 31. Aufstellung der Franzosen bei Mouzon; am 1. Sedan. Durch Buschmann (Ueber letztre auch nochGeneral v. Strubbergfragen.Wegen Agnes Sorelan
Doktor
Dr
Roquette
inRouen schreiben. ReimsSedan.Reims . . . . 6.25.Mohon . . . 8.57.

Mohon Abgang 9.35. früh Sedan . . . . 10.20.
Gewidmet von der5. Privat Colonnedes 9. Ar: Corps 1871.Hier ruht ein
Königlich
K.
SächsischerCavallerist.Zwischen Mouzon -Mairyund Douzy.an derBrückeunten. Kloster JumiègesGrabstein derAgnes Sorel ineiner kleinen Kapelle.Schloß Robert le Diable.

Rheims, Rethel, MezinisDonchery, Sedan.Sedan, Montmedy, Lon-guyon (?) , Thionville, Metz.Metz, Nancy, bei Luneville,Epinal, Pont d’Atelier, VesoulGray, Dijon.

Walter & Franck.Buchhandlung in Berlin. Die Windmühle vor St Quen-tin, wo Faidherbe hielt,heißt Moulin tout vent(„die mit vollem Wind“).Es ist die hölzerne, totalzerschossene, mit den 2 klei-nen massiven Häuschen.Die dahinter stehende (näherzur Stadt heran) massiverThurm mit Spitzdach istes nicht.
Das Terrain, das dieEisenbahn durchschneidet, istdem von Westen, wo die 15.
Division
Div.
angriff sehr ähnlich: Einschnitte,Mulden, kleine Wasserläufe; aber im Ganzendoch keine besonders glücklichePosition für eine Armee dienur in der Defensive ihr Heilversuchen kann. Alle diese Einschnitte etc. sind auf ebensovieleRuhe- und Stützpunkte für den Angreifer. Mit Amiens gar nicht zu ver-gleichen.
Grundriss; Marktplatz Saint-QuentinMarktplatzSaint-QuentinSaint-QuentinMarktplatz in Saint-Quentin. Hotel de VilleKathedralekleine KircheTheaterZiehbrunnen.
Der Brunnen, rund, von Stein,Eisenstäbe, Eisenkuppel, kurze PfeilerEisenfassung und nun wird gewunden.Theater modern, Renaissance. Hotel deVille, gothisch, Anklänge an die schönenbelgischenmanigfacherarten.
Basilika von Saint-QuentinBasilikavonSaint-QuentinSaint-QuentinDetail der Basilika von Saint-Quentin.
Das Ganze nicht übel, frank,leicht, hofmännisch, ebenHofmalerA. Lenglet 1854.Untre Palette und ein BündelPinsel, was jetzt gerostet wie ein Cigarrenpacket,sogenannte „Rattenschwänze“aussieht.
Die Kirche ganz gothischinnen und außen; stattdes alten, wahrscheinlich gothischenThurms jetzt die Jesuiten-Facade, und statt des Dach-reiters ein Ding wieeine Krone desaber in der Entfernung gut und eigenthümlichaussieht, besser als ein gewöhnlicher Thurm.

St Quentin. 

Gebäudeaufriss; Basilika von Saint-QuentinBasilikavonSaint-QuentinSaint-QuentinFassade Basilika von Saint-Quentin.
Ecclesia collegiatain honore 6. Mariae virginiset S. Quintini MartyrisVeromanduorum Apostoli.Portal und Thurm bis zu Mittelhöhefrüh gothisch, drauf setzt sich danndie geschnitteneJesuiter-Styl-Facade; in ihrer Erschei-nung hier decent und nicht un-würdig. Ueber dem Portalwohl die Statue S. Quintius.

Mariae Quentin Delatora né à St Quentin 1704e, † 1788.Peintre de Louis XVconseiller de l’academie de pein-ture et de sculpture.Fontane an Emilie Fontane, 30. April 1871 aus St. Quentin; vgl. FEF, Bd. 2, Nr. 464, S. 567f. In HBV, nicht verzeichnet.Fontane an Emilie Fontane, 3. Mai 1871 aus Sedan; vgl. FEF, Bd. 2, Nr. 465, S. 568f. In HBV, nicht verzeichnet.Fontane an Emilie Fontane, 5. Mai 1871 aus Metz; vgl. FEF, Bd. 2, Nr. 467, S. 570f. HBV, 71/36. Fontanes Brief an Hofrat Herrlich ist nicht überliefert.Emilie Fontanes Briefe und der Brief von Hofrat Herrlich an Fontane sind nicht überliefert.Nicht ermittelt.Emilie Fontanes Brief an Fontane ist nicht überliefert.Fontane an Emilie Fontane, 8. Mai 1871 aus Metz; vgl. FEF, Bd. 2, Nr. 468, S. 572f. In HBV, nicht verzeichnet.Fontane an Emilie Fontane, 9. Mai 1871 aus Metz; vgl. FEF, Bd. 2, Nr. 469, S. 573f. In HBV, nicht verzeichnet.Fontanes Mitteilung an Graffander ist nicht überliefert.Vgl. die eingeklebte Visitenkarte auf der hinteren inneren Einbanddecke.Fontane an Emilie Fontane, 10. Mai 1871 aus Saarbrücken; vgl. FEF, Bd. 2, Nr. 470, S. 574f. In HBV, nicht verzeichnet.Vgl. Notizbuch D9, Blatt 54r.Fontane an Emilie Fontane, 11. Mai 1871 aus Bitsch; vgl. FEF, Bd. 2, Nr. 471, S. 575. In HBV, nicht verzeichnet.
Stadtrichter Lehfeldt.zur Zeit bei der Praefekturevon Deutsch-Lothringengrüßt Herrn Dr. Mühl vonHerzen.